PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : bekannte absolute Arrhythmie



Seiten : [1] 2 3

WackenDoc
26.07.2012, 12:41
So- ich hab akutell noch was Feines für euch.

Zur Vorgeschichte: 71 Jahre alte Patientin hatte ne absolute Arrhythmie, welche vor mehreren Monaten mittels Ablation behoben wurde- bzw. man hatte versucht sie zu behandeln, war aber nicht so ganz erfolgreich.
Auch nach der Ablation hatte die Patientin immer wieder intermittierende absolute Arrhythmien- kommt aber soweit damit zurecht.

Wesentliche Vormediktion:Marcumar und Metoprolol
Keine anderen Vorerkrankungen, die für diesen Fall wichtig wären.

Diese Patientin stellt sich jetzt wieder beim Hausarzt(für hier quasi bei euch) wegen Kurzatmigkeit und rez. Herzrasen seit mehreren Tagen vor.

So- und was macht ihr jetzt mit der Patientin?

Eilika
26.07.2012, 13:32
Erstmal befragen: Wie schnell "rast" das Herz denn? Kann sie den Rhythmus mit den Fingern auf dem Tisch klopfen? Wann tritt das Herzrasen auf? Kommt die Kurzatmigkeit gleichzeitig oder hat beides nichts miteinander zu tun? Hat sie auch Schmerzen? Auslösende Faktoren? Kann sie die Symptome irgendwie beenden/vermindern? Irgendetwas "Aussergewöhnliches" in den letzten Tagen?

WackenDoc
26.07.2012, 13:48
Also es rast einfach nur. Die Patientin kennt ja ihre Absoluta schon, ist aber jetzt anders. Die Kurzatmigkeit kommt dann zeitgleich.Schmerzen hat sie keine, pectanginöse Beschwerden auch nicht. Nein- beenden kann sie es von alleine nicht. Tritt mehrfach am Tag auf und hört wieder von alleine auf. Dauer ist auch unterschiedlich.
Was Außergewöhnliches war auch nicht.

Achso- jetzt akut hat sie es auch.

Edit: Gut außer Atem ist sie schon. Aber echte Dyspnoe gibt sie nicht an.

Sebastian1
26.07.2012, 14:05
JETZT hat, dann gerne mal als erstes ein EKG, bevor es weg ist ;-)

WackenDoc
26.07.2012, 14:09
Guter Plan- wir haben übrigens vorher noch ne Sättigung dran gehängt und siehe da:
Frequenz von 160- ob das rhythmisch ist oder nicht, könnt ihr auf dem Dingen nicht er kennen. Sättigung 100% unter Raumluft.

denkstdu
26.07.2012, 17:11
Ist der Block bekannt, oder neu?

WackenDoc
26.07.2012, 18:24
Die Vor-EKGs sind bis auf nen ÜLT und die bekannte Absoluta unauffällig.

Aber was genau haben wir hier?
Kennt ihr das Prüfschema für Notfall-EKGs vor allem bei Rhythmusstörungen?

denkstdu
26.07.2012, 18:53
Hm also ich sehe einen Linksschenkelblock und über einen ÜLT kann man sich streiten für mich, wenn sie den schon vorher gehabt hat, würde ich sage, sie hat ihn auch noch. Ist das zusammen dann Bifaszikulärer Block? Sorry ich check das selbst noch nicht so richtig, drum frage ich mal so doof nach. Bei dem Prüfschema steh ich auf dem Schlauch, da weiß ich nicht worauf du hinaus willst.

WackenDoc
26.07.2012, 18:59
Achso- das ist ein Schema, wie man Rhythmusstörungen auf den Grund gehen kann:
I. Um was für eine Rhythmusstörung handelt es sich?
1. Schnell oder langsam?
2. Regelmäßig oder unregelmäßig?
3. Kammerkomples breit oder schmal?
4. Vorhofaktivität vorhanden?
5. Verhältnis P-Welle zu QRS- Komplex?

II. Besteht eine Behandlungsindikation?
III. Was muss ich tun?

Eilika
26.07.2012, 19:09
Tachykard, regelmässig, Breitkomplex, P-Wellen seh ich keine auf Deinem Anhang (was aber nicht heisst, das keine da sind)
Wenn dem so wäre, ist es eine ventrikuläre Tachykardie (dd halt immer die supraventrikuläre Tachykardie mit Leitungsblock). Und dann besteht eine Behandlungsindikation. Und bei stabiler Patientin (was macht denn der Blutdruck?) würde ich mit Amiodaron beginnen (sofern keine ernsthaften Kontraindikationen vorliegen)

teletubs
26.07.2012, 19:20
Ich würde den Kardiologen holen :-))

Und dann würde ich die INR checken...wieviel Betablocker nimmt sie denn? Andere Laborparameter vorhanden? Rö-Thx? Die Schilddrüse wurde sicherlich mal gecheckt!

WackenDoc
26.07.2012, 19:41
Ähm- Kardiologen kriegste aber ned so einfach in die Hausarztpraxis ;-). Also bisher sind wir noch der Hausarzt, bei dem die Patientin bisher in Behandlung war.
INR kriegste akut ned hin- aber sie war bisher regelmäßig zur Kontrolle: Werte stabil und im therapeutischen Bereich.
Einzig anderen Laborparameter, den wir kriegen können ist der BZ- 124 mg/dl.
RöThorax gibbet auch ned in der Praxis.
Keine Ahnung, wann die SD gecheckt wurde- ich nehm mal an, dass das damals im Rahmen der TAA-Abklärung gelaufen ist.Jedenfalls gibt´s diesbezüglich nix in den Dauerdiagnosen.

Also wir haben uns tatäschlich auf ne Breitkomplextachykardie mit regelmäßigem Rhythmus und nicht erkennbaren P- Wellen geeinigt gehabt.
Jetzt ist die Frage- was tun? Was fehlt denn noch? Besteht ne aktue Behandlungsindikation? Wovon würdet ihr die abhängig machen?

denkstdu
26.07.2012, 19:46
Hat das Herzrasen denn in der Zwischenzeit wieder aufgehört (hast ja geschrieben, geht von alleine wieder weg)? Wenn ja würde ich nochmal ein EKG machen.

WackenDoc
26.07.2012, 20:04
Nö- wir haben das EKG gleich als Monitoring dran gelassen und ist unverändert.

Eilika
26.07.2012, 21:07
Den Blutdruck würde ich immer noch gern wissen... Und wie ist die Sättigung?
Edit: Sättigung gefunden, die war ja perfekt...

WackenDoc
26.07.2012, 21:14
Blutdruck ließ sich nicht messen-nein wirklich nicht- ich hab´s selber versucht. Der Grund DAFÜR kann aber erstmal nicht gefunden werden.
Sättigungssignal war sofort da, peripherer Puls auch tastbar und klinisch sah die Patientin jetzt ned so aus, als ob sie keinen Druck hätte.

Eilika
26.07.2012, 21:18
Wir sind immer noch in der Praxis? Dann würde ich einen Rettungswagen organisieren und die Gute in ein Spital mit Kardiologie verfrachten.

WackenDoc
26.07.2012, 21:20
Jo- das ist schonmal ein guter Plan.
Was genau fordert ihr denn an und was macht ihr in der Zwischenzeit?

Sebastian1
26.07.2012, 21:20
Hm, ich kenne ja die Perspektive des Hausarztes am wenigsten, aber ich denke nicht, dass das etwas ist, womit man die Patientin nach Hause schicken sollte.
Mit der Kammertachykardie ist sie aktuell oligosymptomatisch, zwar subjektive Dyspnoe, aber die erklärt sich ja. Kreislauf ist offenbar über mehrere solche (spontan limitierenden) Episoden stabil geblieben, von daher erwarte ich mir jetzt beim Druck am ehesten einen etwas erniedrigten (im Vergleich zu ihren sonstigen), aber nichts dramatisches.
Ich kann das natürlich behandeln, aber ist die Frage, wie es um mein Wissen und Equipment bestellt ist. Und ausserdem: wieso sollte ich herumprobieren, wenn die Patientin leidlich stabil ist? Im schlechteren Fall mache ich Sie instabil und habe dann irgendeine Akutsymptomatik und muss kardiovertieren/defibrillieren oder schlechteres. Dann lieber in die Klinik fahren (wenn der Kardiologe nicht zum Patienten kommt, dann halt andersrum).
Von daher würde ich bei so einer Symptomatik mit dem EKG, ohne dass das vorbekannt war und bei Z.n. EPU eine notarztbegleitete KH-Einweisung veranlassen.

Ich hab da ja einen Verdacht, was da passiert sein könnte, aber da ich den Fall hier nicht schon beenden will, falls ich richtig liege, schreibe ich den mal Wacken per PN ;-)

WackenDoc
26.07.2012, 21:33
Genau die Überlegungen hatte ich zusammen mit meinem Chef auch.
Der Gedanke war erstmal Amiodaron zu geben, was bei ner Breitkomplextachykardie ja indiziert wäre- aber dadurch dass wir nur begrenzte Möglichkeiten haben falls was schief geht und die Patienin soweit stabil war, haben wir das erstmal verworfen.

Dadurch dass diese EKG-Veränderungen ja auch nicht vorbeschrieben waren und ne Frequenz von 160 für ne Dame in dem Alter auch ned grad so der Bringer ist, haben wir dann auch nen NEF angefordert.

Aber zum Amiodaron ne Frage: In welcher Dosierung? Wie gebt ihr es und was müsst ihr ggf. beachten?
Welches naheliegende Medikament wäre in dieser Situation denn nicht unbedingt indiziert? (Einer der Gründe, warum ich euch den Fall präsentiere, weil ich auch mal drauf reingefallen bin)
Wir haben uns übrigens zu ner anderen Maßnahme entschieden- was könnte das gewesen sein?