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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie - kleine Sinnkrise



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altervogel
04.08.2012, 13:50
Hallo an alle Narkosemenschen da draußen,

meine fünfte Woche als Frischling ist jetzt rum, und ich habe im Großen und Ganzen einen wirklich guten Start gehabt. Die Arbeit macht Spaß, die Kollegen sind weiterhin nett (ob trotz oder wegen Käsekuchen, keine Ahnung ;-) ) und ich fühle mich wirklich wohl. Meine Intubationstrefferquote liegt bei ca. 43,74 %, da ist noch ordentlich Luft nach oben :-blush, aber sie lassen mich jetzt zunehmend alleine stehen, und (gesunde) LAMAS mach ich komplett allein, wenn eine fitte Pflegekraft dabei ist.
Und da wären wir auch schon beim Thema *vorsorglichwegduck*: ich habe grad den Eindruck, dass eine Pflegekraft mit Fachweiterbildung und vielen Jahren Berufserfahrung den Job, den ich momentan mache, genauso gut oder besser machen könnte. Die wissen wann sie welche Medis in welcher Dosis geben müssen, die können intubieren, Lamas versenken, mit dem Gastopf umgehen, lagern, wissen wann der Schnorchel wieder raus kann undsoweiterundsoweiter... Hm. Und dafür hab ich jetzt fast sieben Jahre lang studiert? Andersherum gefragt: wann kommt der Punkt, an dem mir mein mühsam erlerntes Wissen in Physio/ Innere/ Pharma zugute kommt? Erst auf Intensiv? Oder wenn ich mal statt den 20min-LAMA-ASA1-Eingriffen was anspruchsvolleres bekomme?
Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin keinesfalls unterfordert oder gelangweilt und bin abends immernoch ordentlich platt. Wollte nur mal hören, ob Euch das am Anfang auch so ging, dass Eure Anästhesiepflege recht viel "souffliert" hat. Ich nehme die meisten Tipps gerne an, möchte ja auch nicht als klugscheißend und besserwisserisch dastehen...
Und noch was anderes (viele von Euch denken jetzt wahrscheinlich "willkommen im Club"), ich hab den Eindruck, viele Chirurgen haben wenig bis null Respekt vor dem was wir da tagtäglich tun. Zwar bedanken sie sich meistens brav bevor sie mit wehenden Fahnen den Saal verlassen, aber Wertschätzung zu erwarten macht wahrscheinlich auf Dauer unglücklich :-nix Das wußte ich zwar vorher schon (im PJ oft beobachtet), aber das so am eigenen Leib zu erfahren ist halt doch nochmal was anderes. In Musikerkreisen gibts ja folgenden Orchesterwitz: was ist der Unterschied zwischen einem Dirigenten und einem Kondom? Es gibt keinen: mit ist sicherer, ohne ist schöner. Glaube das würden die Chirurgen in Bezug auf uns so unterschreiben ;-)

Freu mich über Eure Meinung/ Beobachtungen! Schönen Samstag :-kaffee

Lava
04.08.2012, 14:09
Ganz ehrlich: was der Anästhetist da auf der anderen Seite vom Tuch macht ist mir schei*egal. Hauptsache der Patient schläft und ich kann operieren. ;-) Dankbarkeit kommt eher auf, wenn sie mir einen ZVK oder PDK legen, im Schockraum sind oder ne Kurznarkose in der ZNA machen, wenn ich da irgendwas Kompliziertes reponieren muss. Allerdings habe ich ein freundschaftliches Verhältnis zu den meisten Anästhesisten und noch nie erlebt, dass sich einer aufregt, wenn man nicht "Danke" sagt. Narkosen sind schlichtweg deine Aufgabe. Das, was von dir erwartet wird. Du wirst wohl damit leben müssen, keine Anerkennung von den Chirurgen zu bekommen. Die wissen halt nicht, wann eine Narkose schwierig ist und wann nicht. Für uns muss der Patient schlafen. Fertig.

Was das Wissen und die Sicherheit angeht, kann ich dich beruhigen. Das wird schon. Irgendwann merkt man, dass die Pflege vieles "nur" aus Erfahrung weiß, aber oft das wieso weshalb warum dahinter fehlt. Und irgendwann kommt der Tag, wo mal eine neue, unerfahrene Schwester neben dir steht, und diese Tage werden immer häufiger werden.

Kackbratze
04.08.2012, 14:36
...oder wenn Du einer Pflegekraft (egal welcher Erfahrungsstand):
Nein, das machen wir heute nicht so wie sonst, weil mit Schema-F bringen wir diesen Patienten um.

WalterSobchak
04.08.2012, 18:42
Ganz ehrlich: was der Anästhetist da auf der anderen Seite vom Tuch macht ist mir schei*egal. Hauptsache der Patient schläft und ich kann operieren. ;-) [...] Du wirst wohl damit leben müssen, keine Anerkennung von den Chirurgen zu bekommen. Die wissen halt nicht, wann eine Narkose schwierig ist und wann nicht. Für uns muss der Patient schlafen. Fertig.

Ganz ehrlich? Genau SO stell ich mir den Klischee-Chirurgen vor... *gefaelltmirnicht*

Lava
04.08.2012, 18:47
Ganz ehrlich? Genau SO stell ich mir den Klischee-Chirurgen vor... *gefaelltmirnicht*

??? Bedankt sich die Anästhesie bei mir für irgendwas?? Die machen ihren Job, wie machen unseren. Und wie gesagt: unser Verhältnis ist gut, die Arbeit macht Spaß.

Skalpella
04.08.2012, 18:54
Wie viel die Anästhesie-Pflege kann und darf hängt auch stark von der Politik des Hauses ab. In dem Haus, in dem ich Anästhesieschwester war (fachweitergebildet), war es ausschließlich ärztliche Aufgabe Narkosen zu fahren. Pflege konnte auch nicht im Saal bleiben, außer bei Kindernarkosen oder wenn der Patient instabil war. Ein Arzt durfte noch nicht einmal Pinkeln gehen, ohne von einem anderen Arzt abgelöst zu werden. Intubieren hab ich dort auch nicht gelernt, allenfalls Arterien legen. Wenn Du in so ein Haus kommst (und das sind in der Regel die großen Häuser) entscheidest Du, weil die Pflege gar nicht da ist. Wen man nicht an Profilneurotiker gerät, kann man von Erfahrung auf beiden Seiten nur profitieren.
Warte auf den Zeitpunkt, wo Du mit den jungen, unerfahrenen Pflegekräften einleitest und Dir das geballte Unwissen ohne Hintergrundwissen entgegenschlägt. Dann merkt man schnell, was man gelernt hat.

Das mit der Wertschätzung ist die andere Sache. Ich denke damit muss man leben -in jedem Fach. Bei den Operateuren bedankt man sich ja auch nicht überschwänglich, weil sie operiert haben. Ich kenne nun beide Seiten und weiß es mittlerweile sehr zu schätzen, wenn die Anästhesie zügig arbeitet. Und daraus, damit sich der Kreis schließt, kann man auch die persönliche Motivation ziehen.

ehemalige Userin 24092013
04.08.2012, 19:51
Ganz ehrlich: was der Anästhetist da auf der anderen Seite vom Tuch macht ist mir schei*egal.

Das war aber vor einiger Zeit noch net so, als Du Dich hier im Forum mal darüber beschwert hast, dass die Anästhesie hinterm Tuch Zeitschriften liesst, während Du arbeiten musst ;-).

Ganz ehrlich: mir ist es net scheissegal, was der Chirurg hinter seinem Tüchlein mauschelt und ich bin ihm ebenso dankbar, wenn er mir kurz Bescheid über heiklere Operationschritte gibt, wie über die versehentlich angeritzte Arterie - ebenso "dankbar" kann man auch über eine gescheite Narkose sein, wobei man das ganze Danken der ach so tollen Arbeit eigentlich mal beiseite lassen darf und sich lieber um die ganze Sache kümmern sollte - den Patienten, der am zerbrösmelten Knochen oder was auch immer mit seiner Aortenklappeninsuffizienz noch dran hängt und aus seiner heiklen Lage mehr oder weniger heile wieder raus kommt.

Dank in dem Sinne erwarte ich erst garnet, ich erwarte eigentlich "nur" ein vernünftiges Zusammenarbeiten mit einer gescheiten Kommunikation - gern auch auf Augenhöhe.

(und mir persönlich ist es da auch schei-ss-egal ob da n Arzt, Oberarzt, Chefarzt, Lagerungspflege oder meinesgleichen (Anästhesiepflege) vor mir steht)


Zur Pflege selbst:
es wird welche geben, die habens drauf, bis hin zur Physiologie / Pathophysiologie usw.
es wird welche geben, die wissen und können viel...sind aber schnell mal an der Grenze.
es wird welche geben, die haben schier keine Ahnung, tun aber so.
es wird welche geben, die keine Ahnung haben, denen das aber auch egal ist, die nur stupide zudienen.
Und net zu vergessen die ganzen Untergruppen...und jeder wird seine eigene Marotte haben und dabei auch mehr oder weniger angenehm oder unangenehm bei der Zusammenarbeit sein.
Geht uns mit Euch Ärzten ja net anders ;-).

Fr.Pelz
04.08.2012, 20:05
Hey Altervogel :-)
Hier die Sicht von der anderen Seite vom Tuch :-)
Für mich gehören die Anästhesisten genauso zum OP-Team wie die Chirurgien, Instrumentisten, Springer etc. Und das Schöne am OP-Team ist, dass im besten Fall jeder weiß, was er zu tun hat, es gerne macht und im allerschönsten Fall Konzentration UND kollegiales Geschwätz möglich ist...

Was ich vorletzte Woche erlebt hat, hat mir auf jeden Fall größeren Respekt beschert: Ich hab assistiert in der Kinderchirurgie, ein LeistenhodenEingriff beim 3-jährigen. Wir waren nur durch die Haut, grad auf der Faszie, da bewegt sich der Kleine. Wir fragen den Anästhesisten ob alles ok ist. Er sagt, ja er hat alles im Griff. Wir schneiden also durch die Faszie. Da bewegt sich der Kleine schon wieder. Irgendwas stimmt hinter dem Tuch nicht. Die Anästhesieschwester soll den Oberarzt rufen. Auf einmal ist helle Aufregung, wir treten vom Tisch zurück, viele Anästhesisten strömen in den Saal, auf einmal drücken sie auf die Brust vom Kleinen, reißen unsere Tücher weg. Erst da hab ich geschnallt, dass da grad eine Rea in vollem Gange ist.
Es war der furchtbarste Moment in meinem Arbeitsleben bisher.
Im Nachhinein war die Narkose wohl nicht tief genug, der Kleine hatte einen Laryngospasmus und nur eine Lama.
Mit zitternden Händen sollten wir nach mehrmaligem Rückversichern sogar noch zu Ende operieren und dem kleinen gehts gut jetzt. Was mich beeindruckt hat, war, dass der Anästhesist sagte "Ich hab gesagt, ich hab alles im Griff, aber im Endeffekt hatte ich das nicht. Man hat nie "alles im Griff". Man kann nur das tun, was man grad für richtig hält".
Fand ich gut. So ist es ja bei den Chirurgen auch. du denkst du hast alles im Griff, dann reißt eine Vene und du hast Mühe, den Mist wieder heil zu machen :-D

Und dass die Pflege besser bescheid weiß als ich, ist für mich absolut normal :D Letztens sollte ich etwas machen, was ich nicht konnte. Die Schwester konnte das, durfte es aber nicht. Da haben wir es einfach zusammen gemacht und gut war :-D

altervogel
04.08.2012, 20:08
??? Bedankt sich die Anästhesie bei mir für irgendwas??
Ja sehr, nämlich dann wenn der Chirurg mit seinen Fingern von der Cava runter- und der Blutdruck meines Patienten wieder hochgeht :-D
Nein im Ernst, natürlich müssen wir uns im OP nach getaner Arbeit nicht tränenüberströmt und gegenseitig beglückwünschend in die Arme fallen, aber ich hab in den letzten Tagen vereinzelt den Eindruck gewonnen, dass der Grad der Geringschätzung unseres Jobs mit der Hierarchiestufe des Operateurs negativ zu korrelieren scheint, andersrum, je jünger der operierende OA desto netter (oder auch: freundschaftlicher) der Umgang. Bitte korrigiert mich, wenn dieser Eindruck täuscht. Muß mich halt in meiner Dienstleister- Rolle noch zurechtwurschteln. :grins:

@ Kaddel, Fr. Pelz: hab Eure Beiträge vor Verfassen meines Postings noch nicht gelesen, danke für Eure Sicht der Dinge. Kaddel, das mit der Augenhöhe gefällt mir. Und Pelz, bin froh dass es dem Kleinen wieder gut geht. Vor Laryngospasmus hab ich auch eine Heidenangst. Wie vor so vielem anderen :-notify

die Giraffe
04.08.2012, 20:24
textext

Meuli
04.08.2012, 20:37
was mich immer tierisch nervt, ist, dass wenns bei uns mitm Einleiten mal bissi länger dauert (schlechte Venen, Arterie geht net, Magensonde problematisch, Nervenblockade schwierig, der ganze Kram halt), immer gleich rumgemotzt und gedrängelt wird und an den Überleitungszeiten rumkritisiert wird; wenn dagegen die Bandscheibe statt geplanten 2 mal 4 Stunden dauert oder die Fraktur halt doch etwas komplizierter ist und länger zu versorgen dauert, sagt keiner was ... dann wars halt schwierig, wir hingegen sind ja immer gleich unfähig oder so :-( (klar sind wir ganz viele ganz junge, aber wir müssens ja auch lernen und manchmal gehts halt net ganz so einfach, auch bei erfahrenen Kollegen net ... das interessiert aber keinen :-(()

eve05
04.08.2012, 20:42
Auch wenn das jetzt etwas off-topic ist, aber die Überleitungszeiten der Anästhesie werden zumindest in unserem Haus aufs Op-Kontingent der operierende Abteilung eingrechnet und in Zeiten der Gewinn- und Auslastungsoptimierung ist das natürlich immer die erste Meckerstelle, da man da so wenig Handhabe und letztlich Kontrolle drüber hat.

Schlußendlich kann ich aber eure Seite durchaus nachvollziehen (obwohl ich zugegebenermaßen auch gerne mal durchs Einleitungsfenster gucke ;-))- auf chirurgischer Seite wollen die Anfänger ja auch mal ran und da kann so ein Standardeingriff ja auch mal gerne länger dauern.

Skalpella
04.08.2012, 21:25
Im Idealfall gibt es keine Überleitungszeit. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe in einem Haus gearbeitet, wo es läuft. Dies setzt aber genügend Personal auf allen Seiten und in allen Berufsgruppen voraus. Je nach Erfahrung der Betäuber wird so früh bestellt, dass bereits eingeleitet werden kann, wenn die andere OP noch läuft. Setzt eben voraus, dass mehr Anästhesisten, als Säle vorhanden sind. Nach kurzer Wischdesinfektion fährt der neue Patient in den Saal.
Blöcke aller Art können auch bereits im Aufwachraum/vorgeschalteten Räumen gestochen werden, ohne den Patienten bereits auf dem OP-Tisch zu lagern. Mehr Zeit für den Anfänger und somit auch weniger Zeitdruck. Allerdings mehr Zeitdruck auf der operativen Seite. Und da gibt es ja auch Anfänger . . .

altervogel
04.08.2012, 21:30
was mich immer tierisch nervt, ist, dass wenns bei uns mitm Einleiten mal bissi länger dauert (schlechte Venen, Arterie geht net, Magensonde problematisch, Nervenblockade schwierig, der ganze Kram halt), immer gleich rumgemotzt und gedrängelt wird und an den Überleitungszeiten rumkritisiert wird; wenn dagegen die Bandscheibe statt geplanten 2 mal 4 Stunden dauert oder die Fraktur halt doch etwas komplizierter ist und länger zu versorgen dauert, sagt keiner was ... dann wars halt schwierig, wir hingegen sind ja immer gleich unfähig oder so :-( (klar sind wir ganz viele ganz junge, aber wir müssens ja auch lernen und manchmal gehts halt net ganz so einfach, auch bei erfahrenen Kollegen net ... das interessiert aber keinen :-(()

Ja, das ist ein altes Lied, das auch bei uns immer gerne wieder gesungen wird. Bin mal gespannt wie es mir ergehen wird wenn ich meinen eigenen Saal habe (möge dieser Zeitpunkt noch etwas hin sein :-blush)... Gut auch der Moment, wenn die Chirurgen nach einer großen Bauchgeschichte selbigen gerne zumachen möchten und der Patient "jetzt aber nochmal dringend nachrelaxiert werden muß". Ja nee is klar, kurz vor Schluß... :-nix

eve05
04.08.2012, 21:49
Im Idealfall gibt es keine Überleitungszeit. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe in einem Haus gearbeitet, wo es läuft. Dies setzt aber genügend Personal auf allen Seiten und in allen Berufsgruppen voraus. Je nach Erfahrung der Betäuber wird so früh bestellt, dass bereits eingeleitet werden kann, wenn die andere OP noch läuft. Setzt eben voraus, dass mehr Anästhesisten, als Säle vorhanden sind. Nach kurzer Wischdesinfektion fährt der neue Patient in den Saal.
Blöcke aller Art können auch bereits im Aufwachraum/vorgeschalteten Räumen gestochen werden, ohne den Patienten bereits auf dem OP-Tisch zu lagern. Mehr Zeit für den Anfänger und somit auch weniger Zeitdruck. Allerdings mehr Zeitdruck auf der operativen Seite. Und da gibt es ja auch Anfänger . . .

Das ist natürlich der Idealfall- bei uns leider nur sehr selten der Fall, dass überlappend eingeleitet werden kann, aber wenn es mal geht ist das super!

dreamchaser
04.08.2012, 23:15
Ich als Internist verstehe ja nicht, warum es so schlimm ist, sich beim Team zu bedanken - und da gehören dann eben die Mitoperateure, die OP-Pflege und die Anästhesie dazu. Auf der Intensivstation habe ich mich z.B. nach Intubation, Rea oder auch einfacher ZVK-Anlage bei denen, die mitgemacht und geholfen haben bedankt. Ebenso bedanke ich mich auch in Notaufnahme oder Station, wenn jemand etwas für mich tut (auch wenn es zehnmal deren Job ist). Gehört für mich einfach zum guten Ton dazu.

Fr.Pelz
05.08.2012, 08:59
Bei uns ist auch normal, dass sich der Operateur beim ganzen Team bedankt. Und Ein- und Ausleitungszeiten find ich (mit meinen 5 wochen Arbeitserfahrung) irgendwie wichtig. Ich möchte sehen, ob der Patient einigermaßen gut aufwacht, ich helfe beim Lagern und wenns nichts zu helfen gibt, schreibt man den Kram, dens zu schreiben gibt.

Lava
05.08.2012, 10:10
Hm, aus Famulaturen kenne ich dieses "Vielen Dank" am Ende der OP vom Operateur auch noch, aber es kam mir schon immer aufgesetzt und formal vor. In meiner jetzigen Abteilung gibt's das eher selten.

Wie Kaddel schon gesagt hat: viel wichtiger als Platitüden ist doch ein kollegiales Verhältnis! Und ich erwähne es nochmal: DAS herrscht bei uns sehr wohl. Ich treffe mich auch privat mit mit einigen Anästhesisten und seit meinem halben Jahr auf der Intensivstation kenne ich die Ober- und Fachärzte viel besser als vorher. Die meisten duze ich auch.

Nochmal zum Problem Meckern bei den Überleitungszeiten. Bei uns ist es leider NICHT so wie von Skalpella beschrieben, dass überlappend eingeleitet wird. Es gibt genau einen Anästhesisten pro Saal und der kann erst in die Einleitung gehen, wenn der vorherige Patient ausgeschleust ist. Ich halte eigentlich immer meine Füße still, wenn ein weniger erfahrener Assistent einen Plexus stechen soll und etwas länger dafür braucht, weil ich für meine OPs ja auch länger brauche. Aber manchmal ist es eben doch einfach schlechte Planung. Besonders ärgerlich ist es, wenn man eine Stunde auf einen verdammten Plexus warten muss für eine OP, die 5 Minuten dauert (Ringbandspaltung, Karpaltunnel).

Und umgekehrt funktioniert das Meckern nicht! Die Anästhesisten gehen um 16Uhr nachhause. Egal, wieviele Punte vom OP Programm geschafft wurden. Denen kann es also schnurzpiepegal sein, ob eine OP statt der geplanten 2 Stunden 4 Stunden dauert. Den Druck, alles zu schaffen, damit sich nicht alles am nächsten Tag aufhäuft, haben einzig und allein die Chirurgen.

Sebastian1
05.08.2012, 11:14
Wenn die Kapazitäten nicht da sind, um zu überlappen, liegt das aber am Stellenschlüssel, und nicht an der Anästhesie. Und ich würde mich als Patient bedanken, wenn mir jemand für's KTS aus organisatorischen Gründen was anderes als einen Plexus anbieten würde. Es dauert, so lange es dauert, und das nicht nur auf operativer Seite. Kein Mensch meckert, wenn der verwachsene Bauch halt nicht 2, sondern 4 Stunden dauert etc.
Und wenn dann das Programm nach hinten überläuft - Pech gehabt. In meinem Arbeitsvertrag stehen 40h/Woche, und ich werde den Teufel tun, regelhaft länger zu bleiben, um elektive Punkte abzuarbeiten. Notfälle - gern, jederzeit. Die OP dauert länger und keine Ablösung bereit, pünktlich zu übernehmen? Klar, kommt vor, kein Problem. OP-Programm ist schon vorher unschaffbar geplant? Not my problem.
Und was mich unsagbar nervt, ist, wenn in der Einleitung schon Leute zum drängeln kommen, oder rein- und rausrennen, um irgendwas zu holen, und genauso nervt es, wenn die Ausleitungsphase (insbesondere bei Kindern, da ist das nämlich nicht nur nervig, sondern gefährlich) nicht in Ruhe gemacht werden kann, weil irgendjemand meint, da irgendwas zu tun zu haben. Das ist genauso störend und respektlos, als würde ich während der OP unsterile Sachen in den Situs werfen.

Meuli
05.08.2012, 11:22
:-meinung Vollste Zustimmung, Seb!! :-meinung :-top Der Beitrag hätte genau so von mir kommen können :-))

Es gibt da so eine Fachrichtung bei uns, da ist es gang und gebe das Programm "unschaffbar zu planen". Da wird regelmäßig der 3. Punkt im Laufe des Tages abgesetzt, weil die ersten beiden *oh wunder* länger dauern als geplant ... und grad deren OA ist einer von der schlimmeren Drängler-Sorte ... :-kotz