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DocBY
24.08.2012, 08:20
hi zusammen,

ich würde gerne an dieser stelle wissen, wie ihr darüber denkt bzw. damit umgeht. ich bin assi im 2. ausbildungsjahr, habe in bayern studiert und auch unmittelbar nach meiner approbation meine promotion gemacht. die arbeit, welche für meine promotion erforderlich war, hat mich fast 3 jahre beschäftigt. meine meinung dazu ist, dass es nicht schadet, wenn man während des studiums (oder danach) auch mal eigenverantwortlich und wissenschaftlich selbstständig arbeitet und einen forschungsbeitrag leistet.

jetzt ist es so, dass ich im grenzgebiet zu österreich arbeite und bei uns viele assis aus österreich kommen. bei mir gibt es einige kollegen, die nicht promoviert haben, somit steht auch unter den arztbriefen nur der name. ein freund von mir hat seine verteidigung im dezember (arbeitet auch schon seit 2 Jahren an seiner diss) und darf logischerweise auch noch keinen titel führen.

meine kollegen aus österreich jedoch schreiben vor deren namen einen "dr. med.". wenn man sie darauf anspricht, dass dies nicht korrekt ist, kommen antworten wie "unser dr. med. ist äquivalent zu eurem, deswegen kann man das univ. weglassen" oder "es ist ja doof wenn da nur der name ohne titel darunter steht".

da würde ich gerne wissen, welche leistung mehr erbracht wurde? antwort einer kollegin "mein titel wurde mir nach einem 2 wöchigen praktikum auf einer station verliehen" Oo. mich ärgert das jedes mal ohne ende. es geht mir hier nicht um titelgeilheit oder eine profilneurose, sondern um korrektheit. als kollege ohne promotion würde ich mich dumm verkauft fühlen. auch die klinikleitung unternimmt nichts dagegen, sondern stellt auch noch namensschilder mit einem "dr. med." aus.

es ist mir auch klar, dass es einige arbeiten mit minimalen arbeitsaufwand gibt, aber da wurde wenigstens eine leistung erbracht. mich hat es damals viel freizeit gekostet und ich war oft bis in der nacht im klinikum. auch klar, dass ein titel nichts mit der kompetenz als arzt zu tun hat, wohl aber mit engagement. aber als deutscher fühle ich mich im hinblick was beispielsweise meine österreichischen kolleginnen/kollegen betrifft echt verarscht.

wie seht ihr das?

Solara
24.08.2012, 08:45
Deine österreichischen Kollegen müssen schlicht und ergreifend das univ. dazuschreiben, ob ihnen das passt oder nicht, allerdings schreiben auch die Österreicher eine (Diplom)Arbeit, so ganz ohne irgendwas zu produzieren bekommt man auch dort den Studienabschluss und damit den dr med univ auch nicht.

Herzkasperl
24.08.2012, 09:03
Die ATs dürfen mW nicht mal einfach "Dr." schreiben, da es sich nicht um ein "wissenschaftlichen Promotionsverfahren" handelt. Sie dürfen den "Dr. med. univ." jedoch ohne Nennung der verleihenden Hochschule führen, da es sich um EU-Ausland handelt.
z.B. hier:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-wissenschaft/berliner_hochschulen/fuehrung_von_auslaendischen_hochschulgraden.pdf?st art&ts=1324294317&file=fuehrung_von_auslaendischen_hochschulgraden.p df

Keinesfalls dürfen ATs "Dr. med." schreiben.

Im Zweifel hilft auch ein anonymer Hinweis mitsamt ein paar Kopien an die BLÄK (die freundlichere Varainte) oder die Staatsanwaltschaft (unfreundlicher)

Stiles
24.08.2012, 10:09
Im Zweifel hilft auch ein anonymer Hinweis mitsamt ein paar Kopien an die BLÄK (die freundlichere Varainte) oder die Staatsanwaltschaft (unfreundlicher)

Staatsanwaltschaft?! Am besten gleich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg [\IronieOFF]

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24.08.2012, 11:09
Ich glaube Deutsche und Österreicher nehmen sich nicht soviel was Titelhuberei angeht... Sofern nicht allzu überraschend :-nix

Am Ende geht es 90% um den Titel und nicht um "Forschungsbeitrag bla blub...", auch wenn jeder was anderes erzählt. Die Jungs/Mädels, von denen du berichtest, haben nen geschmeidigen Weg für sich gefunden. Interessant wird es, ob sie es schaffen soetwas langfristig wohlmöglich in eine deutsche Niederlassung hinein zu retten und der falsche Zusatz zum "echten/dauerhaften" Bestandteil des Namens wird - dann wäre ihnen nur zu gratulieren.

Bei uns in der Klinik hat jeder OA in Teilbereichen des täglichen Papierwerkes "automatisiert" berechtigt wie unberechtigt nen Doktor vor'm Namen und alle Assistenten (z.T. tatsächlich mit Titel) finden nur ihren Nachnamen - Ehre wem Ehre gebührt ;-)

Scheiß drauf.

Herzkasperl
24.08.2012, 11:13
Ich spreche da aus Erfahrung, ja, Staatsanwaltschaft. War sehr nett damals mit der Dame, ein Kollege von mir wurde angeschwärzt. War gar nicht ohne...

"Retten" können die das nie, Bestandteil des Namens sind Dr.-Titel in Deutschland nie, auch deutsche Dr.-Titel nicht. Einzig eine Verjährung der Vergehen kommt in Betracht, falls sie irgendwann einmal damit aufhören.

Wie gesagt, ich würde das nicht machen - die Folgen können durchaus ernst sein und so ein Verfahren verschlingt erstmal n Haufen Anwaltskosten. Von "geschmeidig" kann keine Rede sein. Das, was die da machen, ist eine Straftat...

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24.08.2012, 11:21
Kasperl, es ist mir klar, das faktisch Dr.-Titel nicht Namensbestandteil sind und sein können. Deswegen auch die Anführungszeichen an richtiger Stelle... Letzlich reicht es aber im Alltagsgeschäftle, wenn soetwas sich ausreichend verselbstständigt hat sodass man es ohne Probleme am Praxisschild auszeichenen kann, es den Briefkopf etc. ziert und keiner mehr nachfragt, weil "der schon irgendwie immer den Titel hatte und das schon so stimmen wird...".

Das ist letzlich nämlich "harte Währung" im Niederlassungsgeschäft. Dabei geht es nur peripher um "rechtlich i.O."...

SuperSonic
24.08.2012, 13:53
Staatsanwaltschaft?! Am besten gleich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg [\IronieOFF]
Du weißt aber schon, dass in Deutschland der Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen eine Straftat darstellt und nach § 132a StGB mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden kann?

Haru
24.08.2012, 14:56
Du scheinst echt nicht ausgelastet zu sein, wenn du Zeit hast dir über sowas Gedanken zu machen.
ist doch egal wie ihren Titel einsetzen. Fakt ist, sie haben das Recht das "Dr." zu führen ( und hinterhergeworfen bekommt man den in AT bestimmt auch nicht )
wenn dich das so sehr stört kannst du ja in die Personalabteilung gehen und dich beschweren ( und lächerlich machen ) oder dich einfach darauf besinnen ( und aufgeilen ), dass dein Titel ein richtiger deutscher Titel ist für den du drei Jahre hart gearbeitet hast und du deshalb was besseres bist.
Übrigens mein bester Freund hat seine Arbeit in 8 Monaten fertig gehabt und nach dem Examen direkt geführt, ihm ging es tatsächlich nur um die Buchstaben...ist das jetzt auch weniger wert ?

Kindisches Thema...meine Meinung

MuluGulu
24.08.2012, 16:31
Was hier schon gesagt wurde:
Welche Arbeit (die deutsche Doktorarbeit oder die österreichische Diplomarbeit) den größeren wissenschaftlichen Wert hat, ist individuell unterschiedlich. Man kann 3 Jahre an seiner Diplomarbeit forschen und mit ner 20 Seiten Abhandlung einen deutschen Doktor-med. bekommen, oder eben umgekehrt.
Aus den zahlreichen Messeveranstaltungen, bei denen deutsche Kliniken und Landesregierungen (bzw. i.V.i.A.) österreichische Absolventen nach Deutschland locken, weiß ich aber, dass in NRW der Dr.med.univ. gleichwertig dem Dr.med. anerkannt wird. Und damit es nicht zu einfach ist, ist die RWTH Aachen, die einzige Universität, die dies nicht so betrachtet.

Auch wenn ich mich darauf einstellen muss, find ich es auch eine echte Unverschämtheit, dass ich während meiner Berufstätigkeit noch eine Doktorarbeit machen muss, obwohl ich eine wissenschaftliche Arbeit (Diplomarbeit) in vergleichbarem Umfang bereits beendet habe. Allerdings wird es wohl auf die ein oder andere wissenschaftliche Arbeit mehr oder weniger später dann auch nicht mehr ankommen.... ;)

McDreamy
24.08.2012, 17:01
Also Ich möchte da jetzt mal der Annahme bzw. Behauptung des Thred-Erstellers entschieden entgegentreten, dass man den Dr. med. univ. in Ö nachgeschmissen bekommt. Fakt ist, dass unsere Diplomarbeit sicherlich mit einer deutschen Doktorarbeit vergleichbar ist. Es ist auch ganz schön beschi**en, die mal so nebenbei im Studium schreiben zu müssen, ich hab an meiner insgesamt 2 Jahre gearbeitet. Man muss forschen und wissenschaftlich arbeiten.

Und was der Unterschied zwischen einem Dr. med. und einem Dr. med. univ. ist, weiß von euren Patienten sowieso niemand. Die sehen nur die zwei "Anfangsbuchstaben".

Stiles
24.08.2012, 19:30
Also ich verkrafte es ganz gut, wenn ein österreichischer Kollege mit "Dr." statt mit "Dr. med. univ." unterm Arztbrief steht. Auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass es sich formal nur um das Ergebnis eines Wochenendkurses handelt. Den Schamanen im Forum macht diesbezüglich (Wochenendkurs) ja auch keiner Vorwürfe.
Dass ein außerbayerisches Studium, ebenso wie ein nicht-bayerisches Abi, natürlich minderwertig, wenn nicht gar an der Grenze zur Fälschung ist, weiß sowieso jeder. Ganz zu schweigen von Qualifikationen aus Österreich, wo wir regelmäßig Ärzte ohne Grenzen hinschicken müssen, um die Stammes-Medizinmänner zumindest in Grundlagen der Ersten Hilfe auszubilden...

Nein im Ernst, ich würde mir die Energie sparen und damit eine neue Stelle suchen. Denn so gut scheint das Klima im Haus ja nicht zu sein, wenn sich die Assistenzärzte gegenseitig Staatsanwaltschaft und Landesärztekammer an den Hals hetzen wollen.

PS: Ich erlaube mir übrigens, unter meinem Dr. im Arztbrief auch noch eine Veröffentlichungsliste aufzuführen. Damit die Hausärzte wissen, wie klug ich bin, denn ansehen tut man es mir leider nicht.

Stiles
24.08.2012, 19:31
Ach so, bevor ich Post aus Österreich bekommen... Ironie?!

denkstdu
24.08.2012, 19:35
Sag mal regst du dich da auch darüber auf, wenn dann im Ausweis "nur" Dr steht? Weil mehr steht da auch nicht drin, wenn du das beantragen würdest.

stennadolny
24.08.2012, 21:32
Wo ist bitteschön das Problem ?

In der EU sind die Titel zu führen, will heißen: Dr. med. univ. (Universität XY) für Ösis.

Unterm Arztbrief ist es wirklich egal.

Übrigens - an den Threadersteller: Wieviele apl. Professoren ( ist etwa in Bayern nichts anderes, als als Privatdozent das zu tun, was man tun MUSS, um die venia docendi zu erhalten, nämlich: Billigst publizieren und Pseudolehrveranstaltungen durch andere im PampaKH durchführen zu lassen....und nach 6 jahren bekommt man den apl nachgeschmissen !) "VERGESSEN" das apl. und sind bloß Professor alleine, gerade in den größten Klitschen ?

Machste da auch Anzeigen gegen Deine Chefs und OÄ ?

Das Problem mit den Ösis wird man bald nicht mehr haben - die kommen auch nicht mehr nach Bayern.....



aber als deutscher fühle ich mich im hinblick was beispielsweise meine österreichischen kolleginnen/kollegen betrifft echt verarscht.


Komisch: Ich würde mich von der deutschen Gesundheitspolitik und den KH-Trägern verarscht fühlen, wenn sie einen derartigen Mangel an Herren.....Ärzten haben, daß man sogar Ösi-Jungaffen als Basistrottel an die Pat. dranläßt. echt traurig, dieses Deutschland und seine Probleme, nicht ? :-))

ole_cranon
24.08.2012, 23:20
Ich bin dafür, dass der Titel für D- und Ö-Ärzte in Dipl. med. umgewandelt wird ... dann triffts meist eher den wahren Sachverhalt und wir sind alle wieder gleich.

Jemanden für soetwas beim Staatsanwalt zu verpetzen finde ich außerdem unter aller sau ...

Thomas24
25.08.2012, 13:59
Glücklich der Mensch, der keine anderen Sorgen hat.

Just my 2 cents...

ARIhl
25.08.2012, 17:20
Ich habe für meine Diplomarbeit (eine Studie mit insgesamt 80 Patienten) 2 Jahre Arbeit investiert und vieler meiner Kollegen aus AT ebenfalls, daher kann man guten Gewissens behaupten, dass der Dr.med.univ. dem deutschen Dr.med. sehr wohl ebenbürtig ist.

Was mich traurig macht ist die Tatsache, dass es noch Kollegen gibt bei denen Neid eine Rolle spielt...echt kindisch.... der hat dieses oder jenes leichter bekommen als ich....
Wichtig ist doch das was man beherrscht und wie der einzelne Patient davon profitiert egal ob jemand vor seinem Namen ein Dr.med. oder Dipl.med. oder Dr.med.univ. stehen hat oder sogar Prof...... es gibt genügend Idioten mit einem Titel

P.S. sei froh, dass überhaupt noch österreichische Medizinabsolventen bei euch anfangen, wenigstens können sich diese noch mit den Patienten verständigen

Andi1234
25.08.2012, 19:58
Also der vermeintliche bayrische Kollege muss entweder Forumstroll sein oder mental irgendein Problem haben... Also Ösi-Doc (selbst seit ein paar Jährchen in Deutschland tätig) möchte ich mal was zum Verständnis erklären:

In Österreich liefen über die letzten Jahre 2 Medizinstudien parallel (201er und 202er)... Der alte Studienplan (den hab ich noch gemacht) war von Beginn an als Doktoratsstudium deklariert, dh. ich habe per Gesetz promoviert. Dazu musste man entweder noch während des Studiums eine Diss schreiben oder (so hab ichs gemacht und viele andere auch) eine sogenannte vertiefte Ausbildung (was wissentschaftlich natürlich wertlos ist), dh. Zusatzprüfungen/Vorlesungen von 2 Wochen bis 2 Semster, jenachdem was man sich aussucht... Weil ich wissentschafltich völlig desinteressiert bin und meinen Titel nur fürn Grabstein brauch, wählte ich diesen einfacheren Weg- pasta. Geschenkt wurde mir im Studium def. nix, da waren einige Knock-outprüfungen dabei (Anatomie, Patho - Lernaufwand mind. je 2 Semster)...

So, und seit 2002 gibts den neuen Studienplan (202), das ist per def. ein Diplomstudium, man schliesst trotzdem mit dem Dr.med.univ. ab (obwohl jetzt nicht promoviert, sondern vergleichbar mit nem Masterabschluss), ABER wie eben bereits vorher schon beschrieben machen diese Absolventen eine Diplomarbeit, wo einige sicher mind. Diss-Charakter haben und sich vor vielen dt. Arbeiten nicht verstecken müssen. Auch nicht jede dt. Diss geht über 3 Jahre!
Und ja, wir Ösis müssen in D den Zusatz des Titels voll ausschreiben oder einfach nur Dr. Und ein deutscher Dr.med dürfte in Ö nicht Dr.med.univ. schreiben - und is jetzt sowieso egal, weil lächerlich.

Und zu guter letzt lieber Kollege DocBy: Sei froh, dass noch österreichische Med.absolventen aufgrund der Sprache und der geographischen Nähe nach Deutschland kommen, so manche Klinik-Klitsche hätte da große Probleme personell - Aufgrund der Ausbildungsqualität kanns nämlich meist nicht sein, da gäbe es in Europa bessere Alternativen (manchesmal auch in Ö).

Andi1234
25.08.2012, 20:03
Ach, und 6 semestrige Vollzeit Dr-Programme (Dr.sci.med) und PhD-Studien gibts in Ö natürlich auch ;-) Wir sind ja nicht vom Mond...