PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 2 - A/155 B/47 - Partizipative Entscheidungsfindung



Seiten : [1] 2

dnu72
26.08.2012, 11:22
Hallo zusammen!

Also um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht so genau, was denn Patient Empowerment mit der partizipativen Entscheidungsfindung zu tun haben soll... Habe mich für Lösung A (Compliance) entschieden, da ich der Meinung bin, dass es nur zu einer gemeinsamen Entscheidungsfindung kommen kann, wenn der Patient auch bereit ist, mit dem Arzt zusammenzuarbeiten. Außerdem wird Patient Empowerment in den Medilearnskripten doch wie folgt beschrieben:
"Idealerweise vermittelt man chronisch Kranken die nötigen Informationen und Fähigkeiten, selbstverantwortlich mit der Erkrankung umzugehen. Im Zusammenhang mit der Erkrankung verhilft man ihnen zum Selbstmanagement. Diese Anleitung zum Selbstmanagement bezeichnet man als Empowerment."

Was hat das denn nun bitte mit partizipativer Entscheidungsfindung zu tun? Könnte mir das jemand erklären? :-) Würde die Frage nämlich gerne anfechten, da ich mir selbst allerdings nur Lösung A erklären kann und wir ja noch nicht wissen, was von IMPP als richtig bewertet wird, sollte ich ja auch Lösung E als mögliche Antwort begründen können... :-)

Ist zufällig noch jemand anderes an der Frage dran? Wurde schon mal irgendwo erwähnt, aber in dem "allgemeinen Brief", der verfasst wurde ist sie leider nicht mit aufgeführt... Habe leider auch keine Psycholehrbücher daheim, wenn also jemand schon Quellen dazu gefunden hat, wäre es toll, wenn er sie hier nochmal posten könnte! :-)

Vielen Dank schon mal im Voraus!

Desperado 1893
26.08.2012, 12:05
Ich kann dir leider auch nicht mit einem Lehrbucheintrag dienen, tut mir leid.
In der Klausur saß ich auch eine Weile an dieser Frage und trug mich schwer mit dem Gedanken, Compliance (A) anzukreuzen. Das Empowerment (C) war meine Alternative.
Nach langem Überlegen entschied ich mich aber für Antwort C. Ich habe mir das so hergeleitet, dass die Compliance erst "nach" der Entscheidungsfindung der entscheidende Faktor wird, denn um eine eigene fundierte Meinung zu haben, braucht man eigentlich keine Compliance. Und eine partizipative Entscheidungsfindung kann nur gelingen, wenn auch der Patient gut über seine Krankheit Bescheid weiß und eigenverantwortlich mit ihr umgehen kann. Also auch eigenverantwortlich über die weitere Therapie mitentscheiden kann.
Ob das ganze dann im weiteren Verlauf klappt, hängt von der Compliance ab. So habe ich mir das zu begründen versucht. Die Frage fand ich aber auch etwas nebulös formuliert. Bin auf die IMPP-Lösung gespannt.

qqm17
26.08.2012, 13:09
In einem anderen Thread hab ich folgendes gepostet :

"Hallo,

Tag2 : A/155 B/47 Laut Dozenten ist "(E) Patient Empowerment" die Voraussetzung um in der Arzt-Patienten-Beziehung partizipative Entscheidungsfindung zu praktizieren. Ich meine "(A) Complianceförderung" ist ebenfalls eine zulässige Antwort. Der Pschyrembel 260. Auflage S.339 definiert Compliance als "Bereitschaft eines Pat. zur Zusammenarbeit mit dem Arzt". Eine bessere Quelle habe ich leider nicht zur Hand, vielleicht findet ja jemand noch was."

dnu72
26.08.2012, 13:26
Ja, das habe ich auch schon gesehen und mich genau aus diesem Grund auch für die Antwort Compliance entschieden. Mein Problem gerade ist eben noch, dass ich die Frage bei IMPP schlecht anzweifeln kann ohne eben auch eine 2. Antwortmöglichkeit anzugeben und zu begründen, da wir wie gesagt zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht wissen, welche Antwortmöglichkeit IMPP für richtig erachtet... Und weil mir selbst im Moment eben noch nicht so klar ist, warum Patient Empowerment überhaupt etwas zu tun hat mit partizipativer Entscheidungsfindung, kann ich gerande eben schlecht begründen, warum ich dies außer Compliance auch für eine mögliche Antwort halte und somit die Frage anfechtbar macht... Wäre deswegen eben sehr dankbar über Quellen zu beiden Definitionen, da ich selbst Psycho nur mit Medilearn gelernt habe, das wohl aber nicht als Quellenagabe ausreichen wird...
Wirst du dich denn damit auch an IMPP wenden?

Anti-MG
26.08.2012, 13:33
Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit (Pschyrembel) betrifft doch allerdings erst die Umsetzung der ausgearbeiteten Therapie!

Es war doch gefragt nach der Möglichkeit der Mitbestimmung der Therapie!Dieser Schritt liegt doch eindeutig VOR der Compliance!!!

dnu72
26.08.2012, 14:15
Naja, aber wenn ein Patient überhaupt nicht bereit dazu ist mit dem Arzt zusammenzuarbeiten, ist es meiner Meinung nach aber doch auch schwer gemeinsam die beste Therapiemöglichkeit zu finden. Da muss doch von Anfang an die Bereitschaft zur Zusammenarbeit da sein, damit das funktioniert... Und wenn man laut Medilearn unter Patient Empowerment versteht, dass man "chronisch Kranken die nötigen Informationen und Fähigkeiten, selbstverantwortlich mit der Erkrankung umzugehen" vermittelt, ist das für mich auch ein länger andauernder Prozess, der nicht vor der Therapie sondern eher währenddessen stattfindet. Oder verstehe ich da irgendwas völlig falsch?

larry22
26.08.2012, 14:32
was meint ihr, hätte man bei der Frage eine Chance?

Anti-MG
26.08.2012, 14:36
Ja,ich verstehe deine Argumentation auch irgendwie und finde diese Frage ebenfalls unglücklich gestellt.Aber:Es ging doch (ich hab das AUfgabenheft egrade nicht vorliegen...) um das Verhältnis Arzt-Patient?!

Ich kann doch zB ein Patient mit theoretisch hoher Compliance sein,der von seinem Arzt total "bevormundet" wird (PAternalistisches Modell).Das heißt,ich bin bereit,mitzuarbeiten,obwohl ich auf die EntscheidungsFINDUNG keinen EInfluss hatte...

Ist schwer,das hier in schriftlicher FOrm verständlich rüberzubringen ;_)

dnu72
26.08.2012, 14:48
Ja natürlich, dein Beispiel oben schließt ja aber meine Argumentation nicht aus... Genauso denke ich nämlich, dass es eben nicht möglich ist GEMEINSAM eine Entscheidung zu finden, wenn der Patient überhaupt nicht dazu bereit ist mit dem Arzt zusammenzuarbeiten, was für mich dann die Compliance als notwendige Bedingung für das partizipative Modell macht...
Ich denke schon, dass man bei der Frage vllt sogar eine Chance haben könnte, mir fehlen bisher eben nur die notwendigen Quellen für 2 verschiedene Antwortmöglichkeiten, da ich eben nur die Definitionen aus Medilearn parat habe und das IMPP nicht reichen wird... Vllt könnte jemand, der ein Psycholehrbuch daheim hat ja einfach mal die Definitionen für Compliance und Patient Empowerment hier posten? Damit wäre mir schon sehr geholfen, versuchen kann man es ja auf jeden Fall mal!

larry22
26.08.2012, 15:13
medizinische psychologie und soziologie von hermann faller, hermann lange springer verlag s. 212: "Heutzutage versteht man Compliance jedoch in einem weiterem Sinne, nämlich als Mitarbeit bei der Behandlung, so dass dieser Begriff auch mit einem partnerschaftlichen Arzt- Patienten- Modell kompatibel ist."

larry22
26.08.2012, 15:13
http://books.google.de/books?id=6vKFEk1FqFwC&pg=PA212&lpg=PA212&dq=psychologie+compliance&source=bl&ots=sMR_OstVqD&sig=jyi7QBXVH0z-f_BDwUXO4fCSOq0&hl=de&sa=X&ei=_y46UM6FA6rP4QTVhYDwDg&ved=0CDgQ6AEwAA#v=onepage&q=psychologie%20compliance&f=false

studi2010
26.08.2012, 15:26
ich denke damit hat man auf jeden fall eine gute chance! vllt kann man das ja noch in den Brief mit reinpacken?!

dnu72
26.08.2012, 16:26
Vielen Dank larry22! Findet sonst niemand was zu Patient Empowerment? Was sagt denn der Faller/Lang dazu? Irgendjemand muss den doch Daheim rumliegen haben... :-)

studi2010
26.08.2012, 16:32
http://books.google.de/books?id=Jx_cqiABifYC&pg=RA1-PA1991&lpg=RA1-PA1991&dq=patient+empowerment+faller+lang&source=bl&ots=oz4ITYBatU&sig=sYaEiKjgBVh1H3uKwZPX3g1tOqY&hl=de#v=onepage&q=patient%20empowerment%20faller%20lang&f=false



es gibt zum patient empowerment komischerweise kaum quellen, hab nur diese hier gefunden, ebenfalls von herrn faller!

studi2010
26.08.2012, 16:42
okay und dann hab ich noch im Faller Lang folgende Angabe gefunden:

medizinische psychologie und soziologie von hermann faller, hermann lange springer verlag
S.166

da findet man die definition, die ich aber aufgrund von urheberrechten nicht veröffentlichen kann hier.dnu77 schick mir mal deine emailadresse oder sonstwas per pn!oder erlaub pns;)

dnu72
26.08.2012, 16:53
Okay, vielen Dank! Jetzt verstehe ich auch, warum die ML-Dozenten das als richtig empfunden haben. Habe wie gesagt Psycho nur mit den Medilearnskripten gelernt und dort wird Empowerment etwas anders definiert oder vllt habe ich es auch einfach nur falsch verstanden... So deutlich stand das mit den partizipativen Entscheidungen auf jeden Fall nicht drin... Naja, vllt klappt´s ja trotzdem, einen Versuch ist es auf jeden Fall mal wert! :-)

studi2010
26.08.2012, 16:56
naja aber der zuvor gepostete beitrag zur Compliance belegt, dass diese auch als mögliche Richtigaussage in Betracht kommt. du meldest das dem IMPP oder? Probieren kann mans ja:)

http://books.google.de/books?id=6vKFEk1FqFwC&pg=PA212&lpg=PA212&dq=psychologie+compliance&source=bl&ots=sMR_OstVqD&sig=jyi7QBXVH0z-f_BDwUXO4fCSOq0&hl=de&sa=X&ei=_y46UM6FA6rP4QTVhYDwDg&ved=0CDgQ6AEwAA#v=onepage&q=psychologie%20compliance&f=false

larry22
26.08.2012, 17:49
ok, dann berufen wir uns auf diese quellen, oder? umso mehr leute impp einen brief schreiben, umso besser!!!
wie könnte man dies am besten formulieren?

dnu72
26.08.2012, 17:56
Also ich hab das jetzt mal folgendermaßen gemacht, wusste aber auch nicht so recht wie man das am besten macht... :-)

"Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich an Sie, um Fragen aus dem aktuellen 1. Staatsexamen (Herbst 2012) im Fach Humanmedizin zu beanstanden. Folgende Fragen sind meiner Meinung nach mit den gegebenen Antwortmöglichkeiten nicht eindeutig zu beantworten und müssten daher eliminiert werden.

Tag 2: Frage Nr 47 Auflage B:
Auch bei dieser Aufgabe bin ich der Meinung, dass es zwei potentielle Richtigantworten gibt, nämlich sowohl A) Complianceförderung als auch E) Patient Empowerment. Compliance wird in der Pschyrembel 260. Auflage S.339 definiert als "Bereitschaft eines Patienten zur Zusammenarbeit mit dem Arzt". Und auch "Medizinische Psychologie und Soziologie" von Hermann Faller und Hermann Lang, Springerverlag, definiert den Begriff Compliance als "Mitarbeit bei der Behandlung, so dass dieser Begriff auch mit einem partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Modell kompatibel ist." (s. Kapitel 5.5.2, S. 212) Eine partizipative Entscheidungsfindung, also eine von Patient und Arzt gemeinsam getroffene Entscheidung, ist meiner Meinung nach somit nur möglich, wenn der Patient von vornherein eine gewisse Compliance aufweist, da er ja nur dann auch gewillt ist, mit dem Arzt zusammenzuarbeiten und gemeinsam eine Entscheidung zu treffen. Somit wäre Antwortmöglichkeit A) anzukreuzen. Für Antwortmöglichkeit E) Patient Empowerment spricht jedoch Folgendes, ebenfalls aus "Medizinische Psychologie und Soziologie" von Hermann Faller und Hermann Lang, Springerverlag: "Patienten dazu zu befähigen, bei medizinischen Entscheidungen als gleichberechtigte Partner aktiv zu partizipieren, wird als Empowerment bezeichnet. Patienten sollen zu Experten für ihre Krankheit werden. Sie sollen in die Lage versetzt werden, die Bewältigung ihrer Krankheit in die eigene Regie zu übernehmen und selbst zu entscheiden, wann sie professionelle Hilfe benötigen." (s. S. 166) Nach dieser Definition wäre Antwort E) Patient Empowerment anzukreuzen.

Ich bitte hiermit um Überprüfung der Fragen.

Mit freundlichen Grüßen"

Was haltet ihr davon, ist das so okay und ausreichend? Faxen geht doch in Ordnung, oder? Dann kommt's wenigstens auch noch auf jeden Fall rechtzeitig an...

larry22
26.08.2012, 18:06
Jap das klingt doch gut:-) ist es ok, wenn ich es auch noch in der gruppe "fragen rügen" einfüge? dann können es vielleicht auch noch andere übernehmen....
ich werde es morgen faxen und auch per einschreiben schicken. ich weiß nicht, wie es mit der rechtlichen grundlage beim faxen ist...