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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Als Assistenzarzt in die USA - ohne amerikanisches Staatsexamen



Lava
27.08.2012, 16:29
Ich habe nie geplant, in die USA zu gehen und eigentlich bin ich auch jetzt nicht wirklich scharf drauf. Ich hab mich auch nie damit beschäftigt, wie es abläuft, wenn man dort arbeiten will. Es ist nur so, dass mein Freund vielleicht dort ein Jobangebot bekommen könnte, das er unbedingt annehmen will.

Stimmt es, dass ich zwangsläufig das amerikanische Staatsexamen machen muss, wenn ich dort klinisch tätig sein will?
Wieviele Prüfungen sind das, was kosten die, und wieviel Zeit muss ich insgesamt einplanen? (Ich hab in D 2008 Examen gemacht und 2003 Physikum!!!)
Hab ich irgendeinen Vorteil, wenn ich in Deutschland schon 3 Jahre Berufserfahrung habe?
Wie gut stehen überhaupt die Chancen, dort in einem bestimmten Gebiet (Burbank, Kalifornien) einen Job in einem KH zu bekommen (Unfallchirurgie)?
Braucht man einen Sprachtest?

GOMER
27.08.2012, 17:05
Ohne US Examina geht nix (respektive das ECFMG Certificate, weches man erhält, wenn man die Examina gemacht hat).

Du brauchst USMLE Step 1, Step 2CK und Step 2CS. Zusammen etwa 3000USD plus Vorbereitungsmaterial. Aufwand würde ich mit mind. zwei Monaten für Step 1 und Step 2CK beziffern, für CS reichen wenige Wochen.

In den USA gibt es Unfallchirurgie, wie wir sie kennen, nicht. Diese Arbeit wird von traumatologisch spezialisierten Orthopäden erledigt.

Zeit aus Deutschland wird nicht anerkannt, wenn Du die Ausbildung dort machen möchtest, müsstest Du von vorn anfangen, die Chancen, daß Du in Südkalifornien in eine Orthopedic Surgery Residency reinkommst, kann man genau beziffern: Sie liegen bei 0%. Orthopedic Surgery ist eins der begehrtesten Fächer in den USA und auch für amerikanische Absolventen nur schwer zu bekommen, davon abgesehen ist Südkalifornien eine der begehrtesten Regionen.

Es würde m. E. mehr Sinn machen den Facharzt in Deutschland fertig zu machen, nebenher die Steps zu absolvieren und dann anschließend in den USA ein (oder mehrere) Fellowships zu machen. Allerdings musst Du dafür schon ganz ordentlich operieren können.

Lava
27.08.2012, 17:44
Ist es wirklich SO aussichtslos? Ich meine, ich hab ja immerhin einen OP Katalog mit etlichen Eingriffen!

GOMER
27.08.2012, 17:56
Ist es wirklich SO aussichtslos?

jup...

Lava
27.08.2012, 18:00
Und was hab ich für Alternativen? Forschung?



Hm... ich könnte auch erst mal ein, zwei Kinder bekommen und die großziehen :-blush

dantheg
27.08.2012, 19:16
Es würde m. E. mehr Sinn machen den Facharzt in Deutschland fertig zu machen, nebenher die Steps zu absolvieren und dann anschließend in den USA ein (oder mehrere) Fellowships zu machen. Allerdings musst Du dafür schon ganz ordentlich operieren können.

Sähe ich auch als den zielführendsten Weg wenn du in den USA klinisch tätig sein willst - müsste in der Chirurgie doch eine Reihe von Fellowships geben wo es nicht zwingend ist eine amerikanische Residency gemacht zu haben. Mei, Alternativen ... Forschung wäre auf jeden Fall machbar aber definitiv eine persönliche Entscheidung ob man so was will. Ich habe ein Jahr Forschung nach dem Examen und vor der Klinik gemacht und muss schon sagen, jetzt nach ein Paar Klinikjahren würde mir die Klinik richtig fehlen. Bei Chirurgen wäre das wahrscheinlich noch ausgeprägter nehme ich an.

Die andere Alternative wäre die Industrie...

Kackbratze
27.08.2012, 20:46
Oder Kinder, aber auch das muss gut überlegt sein und ist schwieriger als die amerikanischen Examina (und teurer...;-) ).

EVT
27.08.2012, 23:03
ist dein freund auch arzt? wenn ja, würde mich interessieren, wie er an das jobangebot gekommen ist^^ ich würde gerne in die usa gehen, wenn auch nicht unbedingt für immer. oder meine kinder müssten in deutschland studieren^^
ist das angebot befristet? wenn ja, würde sich die kindervariante doch anbieten. ;-) wobei es solche sachen wie elterngeld in den usa natürlich nicht gibt.
rauszögern, bis du den facharzt hast geht nicht, ne?

harmink
21.09.2012, 14:33
also prinzipiell ist der von GOMER angesprochene weg derjenige der genommen werden muss.

dennoch lasse dir deine hoffnung nicht kaputt reden. es sind immer die gleichen leute in den foren unterwegs und deshalb bekommt man häufig nur einseitige schilderungen. oft welche die es versucht haben, und auf halbem wege merken wie schwer es ist, nicht durchhalten oder einfach finanziell scheitern.

d.h. aber nicht dass GOMER unrecht hat oder einer dieser online-user ist!

mein aussage: 1.) deine chancen sind nicht 0%, egal wo, auch als sogenanter IMG. 2.) berufserfahrung ist immer besser als keine! 3.) wenn du es wirklich willst, musst du viel arbeit, zeit und geld auf dich nehmen und vllt den ein oder anderen umweg gehen, aber dann steigen die aussichten erheblich.

es hängt natürlich auch davon ab wie unabhängig man von geld ist, wie lange man forschen kann oder wie lange der "umweg" zurück in die klinik dauern darf. viel erfolg

Thomas24
21.09.2012, 18:19
Sähe ich auch als den zielführendsten Weg wenn du in den USA klinisch tätig sein willst - müsste in der Chirurgie doch eine Reihe von Fellowships geben wo es nicht zwingend ist eine amerikanische Residency gemacht zu haben. Mei, Alternativen ... Forschung wäre auf jeden Fall machbar aber definitiv eine persönliche Entscheidung ob man so was will. Ich habe ein Jahr Forschung nach dem Examen und vor der Klinik gemacht und muss schon sagen, jetzt nach ein Paar Klinikjahren würde mir die Klinik richtig fehlen. Bei Chirurgen wäre das wahrscheinlich noch ausgeprägter nehme ich an.

Die andere Alternative wäre die Industrie...

Ja, aber dann hätte Sie hier den FA (parallel zu den USMLE Steps) und dort 1-2 Fellowships gemacht und dürfte dann immer noch nicht dauerhaft dort praktizieren, weil keine US/ Kanadische Residency = keine Zulassung zur Board Certification = kein Job. Natürlich könnte es dann mit den absolvierten Fellowships "einfacher" sein in ein Internship + Orth. Surgery Residency zu kommen (aber das wären ja auch mal eben ein paar Jährchen, und nicht zwingend die angenehmsten...finanziell und belastungstechnisch mit 80-90 h+ Arbeit/ Woche). Oder seh ich das falsch und überseh da was?

GOMER
22.09.2012, 16:04
Zunächst mal habe ich Lava so verstanden, daß es sich um einen begrenzten Aufenthalt handelt, also eine Beschäftigung jedweder Art gesucht wurde. Zum Anderen ist es so, daß man mit zwei bis drei Fellowships zumindest mal ne License beantragen kann, insbesondere wenn man auf einem Gebiet spezialisiert ist, kann das schon für nen ordentichen Job in einem akademischen Center reichen. Aber für einen langfrsitigen Aufenthalt muß das Ziel natürlich Boards lauten.

dantheg
23.09.2012, 19:23
Ja, aber dann hätte Sie hier den FA (parallel zu den USMLE Steps) und dort 1-2 Fellowships gemacht und dürfte dann immer noch nicht dauerhaft dort praktizieren, weil keine US/ Kanadische Residency = keine Zulassung zur Board Certification = kein Job. Natürlich könnte es dann mit den absolvierten Fellowships "einfacher" sein in ein Internship + Orth. Surgery Residency zu kommen (aber das wären ja auch mal eben ein paar Jährchen, und nicht zwingend die angenehmsten...finanziell und belastungstechnisch mit 80-90 h+ Arbeit/ Woche). Oder seh ich das falsch und überseh da was?

So eine weiterführende Fellowship ohne Residency könnte karrieretechnisch nicht schlecht sein falls zukünftig eine Rückkehr nach Deutschland geplant wäre. Ich versuche da nur an Alternativen zu denken. Falls man dauerhaft in den USA als Chirurg praktizieren will muss man den Weg über die Residency gehen aber wenn es vielleicht nur um ein Paar Jahre USA Aufenthalt geht dann nicht unbedingt.

Ausnahmen bei fachlichen Koryphäen gibt es wohl aber da ist man eher schon Prof in Deutschland.

Atropin
11.11.2012, 20:29
Hallo!
Bei mir ergibt sich nächstes Jahr evtl eine ähnliche Situation. Mein Mann hat ein berufliches Angebot in Houston (er ist Nicht-Mediziner) für ca. 2Jahre. Werde also mitgehen. Nur was mache ich dort in der kurzen Zeit? Das Examen zu machen lohnt sich ja nicht so richtig. Also bleibt noch Forschung. Hat jemand sowas schonmal gemacht? Worauf muss ich achten? Und wie und wo Bewerbe ich mich? Über ein paar Infos wäre ich sehr dankbar!!!

Viele Grüße,

Atropin

GOMER
11.11.2012, 21:15
Bist Du Facharzt? Dann könnten die Examen schon Sinn machen, bei den vielen medizinischen Einrichtungen in Houston ergibt sich vielleicht die Möglichkeit ein (oder zwei) Fellowships zu machen.

Atropin
12.11.2012, 19:17
Ne, viel schlimmer :-)
Habe 1,5 Jahre innere gemacht und bin seit nem halben Jahr in der Radio, möchte aber wieder in die Innere wechseln...und dazu kommt dass ich meine Doktorarbeit während dem Studium abgebrochen habe, lange Geschichte. Geplant hatte ich eigentlich nächstes Jahr wenn der geplante fachwechsel ansteht ein paar Monate zu unterbrechen und was neues anzufangen. Jetzt kommt dieses USA- Angebot dazwischen...überlege schon ob ich irgendwas hier anfangen könnte und dann in den USA weiter machen könnte. Wenn die Daten schon vorhanden sind müsste das ja prinzipiell gehen...?! Habe eigentlich aber Lust die Forschung für mich mal zu probieren, aber ich habe halt GAR nix vorzuweisen, insofern wird das wohl sehr schwierig nach all dem was ich gelesen habe. Das ist schon sehr frustrierend, auf einmal ist (dort) nichts mehr wert was man hat!
Lg

fatman
13.11.2012, 18:11
Magst Du einmal erläutern, warum der Fachwechsel aus der Radiologie zurück in die Innere erfolgen soll?

Atropin
13.11.2012, 19:07
Mir fehlt schlicht und einfach die Patientenbetreuung. Und klar, in der Radio sehe ich auch Patienen (mache vor allem Sonos, also hab ich sogar recht viel Kontakt). Aber mir fehlt halt der Weg vom Symptom über die Diagnostik zur Therapie. Die reine Dienstleistung fühlt sich für mich unvollständig an. Auch wenn ich echt spannende Befunde erlebe! Noch dazu stelle ich fest (das war mir eigentlich auch vorher schon klar) dass mir der Technik-Teil nicht wirklich liegt...an sich ist es ein super Fach und aufgrund der wesentlich entspannteren Arbeitsbedingungen schwanke ich auch immer mal wieder. Letztendlich ist das aber nicht alles, wie ich jetzt feststelle!

dantheg
13.11.2012, 22:35
In Houston gibt es sehr viele Institute, da wird es nicht schwer sein eine Forschungsgruppe zu finden. Klar ist es besser wenn man schon geforscht hat aber ich denke mal mit mehreren Jahren Berufserfahrung kann man schon was finden.

Wenn es (zurück) in die Innere gehen soll kannst du ja wirklich überlegen ob du nicht die Residency in den USA machen willst - ist eine gute, breitbasige 3-jährige Ausbildung und du kannst dich im nächsten Jahr um die nötigen Sachen kümmern (ie USMLE) und dich für 2014 bewerben. Wenn du schon so viel in Deutschland gemacht hast werden dir auch die 3 Jahre sicherlich für den deutschen Internisten anerkannt. Und Innere ist nun wahrhaftig nicht sehr kompetitiv in den USA... Wäre eine Überlegung wert!

Atropin
14.11.2012, 20:24
Meinst du? Das klingt ja schonmal etwas aufmuntert! Auch wenn man nie geforscht hat und keinen Doktor, geschweige denn irgendwelche Publikationen?!? Muss ich unbedingt so ein Forschungsstipendium haben? Das bekomme ich sicher nicht...

Ob ich das USMLE in so kurzer zeit schaffe? Wie lange muss man sich realistischerweise darauf vorbereiten? Und Mein englisch ist zwar ganz okay aber eben nur gutes Schulenglisch. Und wir werden ja (voraussichtlich) nach 2 Jahren zurück kommen...lohnt sich das? Kostet ja auch viel geld! und Chemie und Physik erinner ich wirklich nicht mehr so gut :-) na, ich muss nochmal drüber nachdenken, vielen dank für die Antworten auf jeden fall!!

dantheg
15.11.2012, 02:18
Naja, es fängt oft an mit nur zwei Jahren ... dann werden aus den zwei Jahren ein Paar mehr und so weiter... Bei 2 Jahren lohnt sich der Aufwand nicht aber falls 5-10 Jahre drinnen sind dann auf jeden Fall!