PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf in den MANV



Seiten : [1] 2 3 4 5

lupina81
29.08.2012, 17:47
Geht weiter :-)

Sonnabend, ca. 22:30 Uhr. Insel Rügen. Ihr begleitet gerade eine Patientin mit bekannter aplastischer Anämie und eigenanamnestisch 20.000 Thrombos in die Klinik. Sie hatte am Vortag ein banales Kopftrauma (stumpfer Anprall gegen Küchenschranktür), habe nun Kopfschmerzen und macht sich aufgrund ihrer Vorerkrankung wegen einer möglichen ICB Sorgen. Die Dame ist Kollegin und wünscht eure Begleitung. Es kam wie es kommen musste: die Leitstelle fragt, ob ihr abkömmlich seit. Es gäbe einen VU mit einer unklaren Anzahl an Verletzten auf einer Landstraße ca. 20 km entfernt. Tja .. sind wir´s?

Hellequin
29.08.2012, 18:29
Tja .. sind wir´s?
Wenn wir jetzt nein sagen ist der Fall dann vorbei?:-))

Ehrlich gesagt sehe ich bei der Patientin keine harte NA-Indikation. Patientin ist wach, ansprechbar, orientiert. Ich gehe mal davon aus das sie orientierend auch kein neurologisches Defizit hat. ICB halte ich aufgrund des Banaltraumas für unwahrscheinlich, allenfalls eine subdurale Blutung wäre im Bereich des möglichen, bei fehlender neurologischer Symptomatik aber ohne dtl. Hirndruck. Im Rahmen der Priorisierung würde ich mich von der Pat. verabschieden, den Rettungsdienstler satteln und Richtung Autounfall reiten (oder wie auch immer man sich auf Rügen fortbewegt).

Brutus
29.08.2012, 18:34
Jo, sehe ich genauso. Die Kollegin sollte angesichts obiger Meldung auch verstehen, dass man jetzt die Prioritäten neu sortieren muss... Also ab zum Verkehrsunfall. Wie sieht denn die lange Meldung aus?
Kann man sich ja auf dem Weg zur Einsatzstelle mal diktieren lassen...

epeline
29.08.2012, 18:35
wahrscheinlich trübt sie ein, wenn wir uns abkömmlich melden wollen ;-)

mainzer
29.08.2012, 20:49
wahrscheinlich trübt sie ein, wenn wir uns abkömmlich melden wollen ;-)

:-)) hehe, war klar...

lupina81
29.08.2012, 21:03
Natürlich melden wir uns frei :-). Ich erkläre der Patientin ruhig die Situation und frage sie der Form halber ob es in Ordnung wäre. Was geschehe, falls es ihr schlechter gehen würde. Dann haben sie hier sehr gute Rettungsassistenten, die bei Ihnen sind. Ich glaube aber, es wird alles gut gehen. Ging es auch .. soviel zu euren Spekulationen ;-).

Im NEF dann nochmal die Leitstelle: VU 2 PKW frontal auf einer Landstraße (100km/h Bereich). Bislang keine Einsatzkräfte vor Ort. Laut Anrufer mindestens 4 verletzte Personen. Wohl niemand mehr im Auto. Unterwegs aktuell: Feuerwehr, 3 RTW, 2. NEF wird noch gesucht.

lupina81
29.08.2012, 21:13
Was geht euch auf solch einer Anfahrt durch den Kopf? Voraussichtliche Fahrtzeit 20 Min.

Hellequin
29.08.2012, 21:41
Bin kein Notarzt. Vermute aber mal das einem Bilder von mindestens 4 Polytraumen im Kopf rumspuken und man den Tag verflucht an dem man seinen Notarztschein gemacht hat. Da es letztendlich aber müßig ist, ohne weitere Informationen über mögliche Verletzungsbilder zu spekulieren, würde ich überlegen was es in näherem Umkreis an Versorgungsmöglichkeiten mit jeweiligen Versorgungsspektrum und Anfahrtszeiten gibt und wo der nächste RTH stationiert ist.

mainzer
29.08.2012, 23:17
sichtungskategorien, abcde-schema, aufnahmekapazitäten umliegender kh, rth, überblick am einsatzort, orga am einsatzort, an lna denken...

Miss
29.08.2012, 23:41
sichtungskategorien, abcde-schema, aufnahmekapazitäten umliegender kh, rth, überblick am einsatzort, orga am einsatzort, an lna denken...
Mir war gerade nicht klar, wer oder was INA sein soll. Aber ich denke, Du meinst den LNA?
Und: müssen wir das selbst bedenken? In unserer Stadt würde ab ner bestimmten Verletztenerwartung automatisch einer informiert, dauert ja eh a bissl.
Da ich absolut MANV-unerfahren bin, würde ich glaub ich erstmal versuchen, mich zu entspannen. Das mit den KHs in Reichweite finde ich gut. An richtige Ausrüstung denken, also vollständig anziehen meine ich ;-) (nicht nur leger das Westchen), an Eigenschutz und Schutz der beteiligten Einsatzkräfte denken, das muß man ja auch mitorganisieren.

mainzer
30.08.2012, 00:20
leider schafft unsere leitstelle es nicht von sich aus den lna=LNA (war n kleines "l" :-) auszulösen...sodass WIR da schon dran denken müssen...schon n paar mal böse auf die schnxxxx gefallen...(vu mit 7 personen..."ls ist der lna auf anfahrt..?"..."lna..wieso?!" *grrrr*
aber unsere ls hat auch keinen gescheiten fragen-katalog für anrufer...wird zeit, dass es ne integrierte ls gibt...aber ich wechsel ja eh bald das einzugsgebiet...

WackenDoc
30.08.2012, 07:41
Ich würde erstmal meinen RettAss fragen: Duhuuu- hattest du schonmal nen MANV?

Sebastian1
30.08.2012, 10:10
Wenn wir eingetroffen sind und sich bestätigt, dass mehrere Personen verletzt sind, unter Beachtung des Selbstschutzes Erstsichtung durchführen. Nicht zu lange an einzelnen Personen aufhalten. Anzahl Patienten je Kategorie, ggfs schon mal darauf gucken, ob jemand Transport Priorität hat. Bevor wir das nicht wissen, können wir eh nicht gescheit organisieren. Frühzeitig mehr Leute anfordern, falls notwendig, gerade bei langer anfahrt würde ich dem LNA auch vor eintreffen alarmiert haben wollen bei der Meldung.

Brutus
30.08.2012, 10:15
Tja, Nachts ist sowas irgendwie doof. Den RTH wirste eher nicht kriegen, es sei denn, Du hast da einen vom BGS / Luftwaffe oder einen Intensivverleger à la Christoph Westfalen, die anderen machen mit Einbruch der Dunkelheit die Rolläden runter...
Ansonsten kann man doch mit den Einheiten, die vorerst alarmiert wurden, schon mal was anfangen. Zumal man ja, sollten die Feuerwehrler mit Rettung fertig sein, auch diese als Rettungskräfte mitbenutzen kann. :-)
Ansonsten mache ich mir mittlerweile nicht mehr soviele Gedanken auf der Anfahrt. Denn was bringt das ganze Spekulieren, wenn man an der Einsatzstelle merkt, dass alles doch ganz anders ist... LNA/Orgel wird bei uns zum Teil vor Ort mit dem E-leiter entschieden, nur wenn von vorneherein klar ist, dass da ein Bus umgekippt ist, oder das 26-Mitparteienhaus gerade abraucht, dann schickt die LS den von sich aus mit...

Evil
30.08.2012, 13:12
In unserer Stadt würde ab ner bestimmten Verletztenerwartung automatisch einer informiert, dauert ja eh a bissl.
Als ersteintreffender NA bist Du quasi kommissarischer LNA, solang bis einer kommt. Es gibt da ganz gute Algorithmen zur Vorgehensweise, ich häng die aus unserem Kreis mal als pdf an (hab das Dingen immer als Talisman dabei ;-)).

JJ*
30.08.2012, 14:29
4 Patienten sind ja Gott sei Dank noch weit weg von einem echten MANV. Gedanken würde ich mir über die Entfernung der anderen Rettungsmittel und eventuell weitere verfügbare machen, damit man ungefähr abschätzen kann, wer wann eintreffen könnte.

Das in meinen Augen aller wichtigste bei so einer Meldung: Ruhe bewahren. Bei Ankunft erste Rückmeldung auf Sicht, also noch vor Verlassen des Fahrzeugs, mit der Angabe, dass eine genauere Rückmeldung nach Erkundung der Einsatzstelle folgt. Auf die Eigensicherung achten und dann die Einsatzstelle strukturiert erkunden. Bei Patienten Bewusstseinslage und ABC erheben und eventuelle dringliche Probleme (unstillbare Blutung, verlegte Atemwege) beheben. Die eigentliche Untersuchung würde ich pro Patient auf eine grob orientierende körperliche Untersuchung beschränken, in etwa analog der "schnellen Traumauntersuchung" des ITLS-Konzeptes: Kopf, Hals, Oberkörper, Becken, Oberschenkel. Damit habe ich in bisher erlebten zwei realen Einsätzen dieser Art gute Erfahrungen gemacht, die Verweilzeit pro Patient lässt sich auf <30 Sekunden beschränken und man hat trotzdem einen Anhaltspunkt für die Verletzungsschwere. Wenn man alles erfasst hat genaue Rückmeldung an die Leitstelle (kann der Fahrer übernehmen), mit etwas Glück ist zu diesem Zeitpunkt bereits weitere Hilfe eingetroffen.

Den Algorhitmus von Evil finde ich gut, da steht alles Wesentliche drin.

lupina81
30.08.2012, 17:02
Ich würde erstmal meinen RettAss fragen: Duhuuu- hattest du schonmal nen MANV?
Genau DAS habe ich ihn dann gefragt. Er meinte nur, wir gucken erstmal. Okay, Ruhe bewahren ist immer die beste Lösung. Vielleicht noch schnell ein Eis bei McDonalds und dann aber mal los ;-)

lupina81
30.08.2012, 17:05
Zum Thema örtliche Ressourcen: nächster Maximalversorger etwa 30 Minuten Fahrtzeit vom Einsatzort, Grundversorgung etwa 10 Minuten. RTH mit Nachtflugerlaubnis steht in Rostock und braucht etwa 60-90 Minuten. Nebenbei meldet sich der ELW der Feuerwehr als "eingetroffen". Lage folgt .. die Schweißhände auch ;-)
PS: LNA soll bei Bedarf alarmiert werden, OrgL-RD sitzt auf dem eigetroffenen ELW.

epeline
30.08.2012, 17:12
ja gut, wir kommen jetzt an????

Miss
30.08.2012, 17:15
Als ersteintreffender NA bist Du quasi kommissarischer LNA, solang bis einer kommt. Es gibt da ganz gute Algorithmen zur Vorgehensweise, ich häng die aus unserem Kreis mal als pdf an (hab das Dingen immer als Talisman dabei ;-)).
Das ist mir schon klar, allerdings gibts zumindest hier einen Pool von speziellen und erfahrenen LNAs, die dann informiert werden. Bis dahin müßte ich dann halt durchhalten *knieschlotternbekommbeidemgedanken* :-oopss (wahrscheinlich ist das wirklich auch so, daß ich bei Bedarf einen LNA dazu bestelle, wenn es nicht wirklich von vornerein ein Großschadensereignis ist, ich werde mal unsere Ärztliche RD-Leitung fragen)
Aber danke für den Anhang, das werde ich mir auch mal ausdrucken :-)
Ansonsten schließe ich mich Wacken an, Duuuuhuuu, mein lieber Partner, RettAssi und Fahrer (mit tausendmal mehr Erfahrung im Einsatz): Hattest Du so was schon mal? (hat sich bisher bei allem bewährt: ob nun Verkehrsunfall, Brand, Kind etc.) :-)