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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Innere Medizin und Schwerpunkt: eine Frage



teopiuo
06.09.2012, 10:09
Hallo Leute!

Ich hab noch eine kurze Frage ueber die Facharztausbildung, ich hoffe ihr konnt mir helfen.

Ich werde bald (hoffentlich) meine Approbation bekommen (ich bin ein italiener arzt), ich habe naemlich die B2 Pruefung bestanden und die Unterlagen aus Italien bekommen.
Danach werde ich beginnen, mich zu bewerben.

Ich moechte gerne in der Innere arbeiten, vielleicht mit schwerpunkt in Pneuomologie, aber ich bin noch nicht sicher.

Das ist die Frage: wenn ich zum beispiel eine Stelle als Assistenarzt mit Schwerpunkt in einem anderen Bereich (woran ich keine interesse habe, z.b. angiologie) finde, soll ich mich trotzdem bewerben?

Ich meine, die ersten drei Jahre sind gleich fuer jede Art von Innere Medizin (mit oder ohne Schwerpunkt), deshalb koennte ich mich bewerben und nach drei Jahren etwas anders suchen, oder?

Ich werde mich ueber eure Antwort sehr freuen!

Matteo

dreamchaser
06.09.2012, 16:46
Du arbeitest ja meistens hauptsächlich in der Abteilung, in der du angestellt bist, auch wenn es Rotationen in anderen Teilgebiete der Inneren gibt - und wenn du in der Angiologie anfängst, dann arbeitest du eben hauptsächlich angiologisch. Und je nach Haus sind die Rotationen auch unterschiedlich geregelt: manchmal rotierst du in deiner mehrjährigen Ausbildung nur ein Jahr in eine Fremdabteilung, in anderen Häusern rotierst du jedes halbe Jahr in eine andere Abteilung. Somit solltest du dich für einen Klinik entscheiden, in der du gerne hauptsächlich arbeitest.

teopiuo
06.09.2012, 18:03
Danke fuer die Antwort!

Dieses deutsche System finde ich sehr kompliziert... deiner Meinung nach ist es sinnlos, eine Stelle in einer Weiterbildung mit einem unerwuenschten Schwerpunkt anzunehmen.

Aber vielleicht kann es mit deinem Chefarzt vor der Anstellung diskutiert werden, oder? Zum beisipiel, ich wuerde sagen, dass ich nur einen Basisweiterbildung in der Innere Medizin brauche... Klingt es unfreundlich / arrogant?

dreamchaser
06.09.2012, 18:11
Die Ausbildung in Deutschland ist komplett anders, als die in Italien. Man sagt grundsätzlich, dass sich der FA mit Schwerpunkt aus 3 Jahren Basis und 3 Jahren Schwerpunkt zusammensetzt, aber es ist nicht geregelt, wann welcher Abschnitt der Ausbildung stattfindet - du wirst von Anfang an sicher den Schwerpunkt haben, den du gewählt hast. Ich will Internist werden, habe aber in der Kardiologie gearbeitet - habe in den letzten 5 Jahren 4 Jahren in der Kardiologie gearbeitet, davon war ein Jahr noch etwas gemischter auf der Intensivstation. Nur ein Jahr war in Fremdabteilungen.
Bewerbe dich am besten in einer Pulmonologie, wenn dich das am meisten interessiert. Du kannst ja immer noch die Stelle wechseln und natürlich sollst du auch rotieren um mehr kennenzulernen.

WackenDoc
07.09.2012, 22:10
Mal ne blöde Frage: Wie läuft das mit der Facharztausbildung denn in Italien?
Ich bin übrigens nen großer Freund von einer fundierten Basisausbildung (grad in der Inneren) bevor man in die Spezialisierung geht. Ich hab das in meinem ersten Haus nie verstanden, warum man schon im ersten WBJ in die Katheterbereitschaft geht und dafür für die normalen "Schlammzonendienste" befreit wird. Bei uns ist die klinische Weiterbildung eh in 2 Phasen geteilt.

dreamchaser
07.09.2012, 22:39
In Italien ist die Weiterbildung sehr schulisch. Man kann die Weiterbildung nur an Universitäten machen, dort nur nach einer Prüfung, in der man für das Fach zugelassen werden muss. Dann hat man in dieser Zeit auch Vorlesungen aller möglichen Fachrichtungen (z.B. mussten die Herzchirurgen auch zu Histologievorlesungen), das Anfangsgehalt ist deutlich niedriger als in Deutschland (dort wo ich war hat ein Herzchirurg im 1. WBJ für 13 Std. Arbeitszeit am Tag nur 800 Euro netto/Monat verdient).
Wie das speziell für die Innere aussieht, weiss ich nicht, aber in der Herzchirurgie hat man gesehen, dass die mit jedem Weiterbildungsjahr dann etwas mehr durften (aber doch nicht selbstständig operieren, das haben die erst nach dieser Weiterbildung dort gelernt). Ich kann natürlich nur für die Uni sprechen, wo ich war und das ist auch schon 6 Jahre her.

WackenDoc
07.09.2012, 22:49
Danke für die Info- dann ist das bei uns ja deutlich einfacher.
Ist denn in Italien dann die Lehre besser? Bei uns kann ja jeder Weiterbilder so weiterbilden, wie er lustig ist, Hauptsache am Ende stimmen die Zahlen.

Evil
08.09.2012, 07:42
Du meinst, die dokumentierten Zahlen ;-)

dreamchaser
08.09.2012, 10:44
Ich kann die Frage nach der Lehre nicht wirklich beantworten, dafür war ich ja viel zu kurz da. Aber das Studium alleine ist dort sehr viel theoretischer, im 5. Studienjahr konnten die Studenten einen Patienten noch nicht untersuchen. Was ich beobachtet habe war, dass die im Berufsleben dann langsam an die Praxis herangeführt wurden (also wie in der ersten Famulatur) - nur manche Studenten haben damals schon kostenlos in der Klinik dort mitgearbeitet, um ihre Chancen auf einen Platz dort zu erhöhen. Aber die waren dort nicht besser ausgebildet, die Praxis fehlte gleichermassen. Und in der Herzchirurgie durften die Weiterbildungsassistenten nicht selbst Bypässe legen oder die Klappen einbringen, sie durften in fortgeschrittener Weiterbildung eben mehr assistieren. Die eine "Oberärztin" dort (war gerade OÄ geworden) hat damals das erste Mal Bypässe gelegt.
Vielleicht hat sich da in der Zwischenzeit aber auch noch einiges verändert.

teopiuo
08.09.2012, 11:45
Ich weiss es nicht, wie es jetzt in der Herzchirurgie funktioniert, aber in Italien war ich Assistentarzt in einer Infektiologie Abteilung. Ich hab da nur ein Jahr lang gearbeitet, und dann habe ich gekundigt, da die Ausbildung sehr schlecht war (wir waren 5 Assistenaerzte fuer eine kleine Abteilung mit 2 Betten und ein Day - Hospital, d.h. es gab nicht viel zu tun).

Aber es ist nicht wahr, dass das Anfanggehalt so niedrig ist. Jetzt ist es gleich in ganz Italien, und das Gehalt ist ungefaehr 1750 euro/Monat netto, mit einer Erhoehung in den folgenden Jahren.

In Italien gibt es auch noch ein grosses Problem: die Weiterbildungen sind alle getrennt, d.h. Infektiologie ist z.B. keine Zusatzweiterbildung von der Innere. Wenn man in der Infektiologie arbeiten will, braucht man keine Basisweiterbildung in der Innere Medizin.

dreamchaser
08.09.2012, 12:05
Ich weiss es nicht, wie es jetzt in der Herzchirurgie funktioniert, aber in Italien war ich Assistentarzt in einer Infektiologie Abteilung. Ich hab da nur ein Jahr lang gearbeitet, und dann habe ich gekundigt, da die Ausbildung sehr schlecht war (wir waren 5 Assistenaerzte fuer eine kleine Abteilung mit 2 Betten und ein Day - Hospital, d.h. es gab nicht viel zu tun).

Aber es ist nicht wahr, dass das Anfanggehalt so niedrig ist. Jetzt ist es gleich in ganz Italien, und das Gehalt ist ungefaehr 1750 euro/Monat netto, mit einer Erhoehung in den folgenden Jahren.

In Italien gibt es auch noch ein grosses Problem: die Weiterbildungen sind alle getrennt, d.h. Infektiologie ist z.B. keine Zusatzweiterbildung von der Innere. Wenn man in der Infektiologie arbeiten will, braucht man keine Basisweiterbildung in der Innere Medizin.

Danke für die Info. Ich war eben vor 6 Jahren dort, habe all diese Informationen damals von den Assistenzärzten bekommen. Aber es ist ja super, wenn sich einiges schonmal ändert zum Guten, wie das Gehalt.