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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeiten in einer Großstadt



Loewenzahn
10.09.2012, 19:57
Hallo liebe Kollegen,
Ich arbeite jetzt schon seit über drei Jahren in in einer akut Klinik in einem kleinen Städtchen bzw. einem kleinen Nest, ich möchte nun mal sehr gerne in einer Großstadt arbeiten sowas wie München, Hamburg oder Berlin.

Weis jemand wie die Stellensituation in den Krankenhäuser dort so ist.
Ich habe die Befürchtung ich kündige hier und finde dann nichts passendes in Berlin oder München.
In meiner aktuellen Klinik besteht die volle Weiterbildung für Innere Medizin.

Falls mir jemand mir hier einen Rat geben könnte wäre ich sehr ankbar :-party

dreamchaser
10.09.2012, 20:26
Bewerbe dich doch einfach mal in diesen Städten und warte die Resonanz ab. Und wenn du eine Stelle gefunden hast, dann kündigst du deine jetzige Stelle. Somit gehst du kein Risiko ein.

EntenFreundin
10.09.2012, 23:46
Meiner Erfahrung nach ist es vor allem für Anfänger schwierig was zu bekommen, da die in den großen Städten genug Bewerbungen haben um sich die Leute aussuchen zu können und denn oft lieber einen nehmen, der gleich Arbeit abnehmen kann, als einen, der erstmal Arbeit macht.
Denke aber in der Inneren mit drei Jahren Berufserfahrung dürfte es mit etwas Glück irgendwo klappen.... Würde einfach an alle Häuser, die Dich interessieren, etwas schicken und denn mal abwarten ob sich was tut. Oder vielleicht auf deren Websites gucken ob grad was ausgeschrieben ist.

Kenne einige, die nach dem Examen erstmal woanders hin sind, weil sie hier in der Großstadt nichts bekommen haben und sich denn mit 1-3 Jahren Berufserfahrung anderswo erfolgreich zurück beworben haben.

Slippengringo
11.09.2012, 14:35
Arbeite in einer der genannten Städte. Richtig viel hat man nicht davon, weil man einfach megaviel malochen muss. Ich denke, die Kliniken in den beliebten Großstädten können sich halt schlechtere Arbeitsbedingungen leisten, da einfach ein großer Andrang da ist. Sonst ists natürlich schon ganz angenehm weil man mal was unternehmen kann - wenn man die Zeit dazu hat ;)

stennadolny
11.09.2012, 20:20
In München haste kaum etwas von der Kohle und stehst, wenn Du überhaupt frei hast, mit allen im Stau, balgst Dich mit vergleichsweise vielen um mehr oder weniger vorgestrige Arbeitsbedingungen (insbes. an den Unikliniken) mit teils vorsintflutlicher Kollegialität, aber es ist in den Malocherklitschen durchaus immer mal ´was frei - zum Beispiel für Blondies frisch von der Uni, die sich entweder bis zum Burnout, zur Schwangerschaft oder zur Selbstkündigung in einer Neurologie so ein Jahr halten. Arztbriefe (Romane) dann ab 8,9 abends herum, keine Uniklinik.

In der Psychiatrie in Haar draußen ist hingegen immer etwas frei, was in etwa dem zeitgemäßen "Flair" dieser Großstadtpsychiatrie ganz gut entspricht. Und was die Münchner selbst dorthin "anzieht" wie den Teufel das Weihwasser - oder doch die Motten das Licht ?

med_in_1
12.09.2012, 10:36
Lieber Löwenzahn

ich selbst arbeite in einer Großstadt und möchte dir folgende Punkte zu bedenken geben:

- Ich überlege in die "Peripherie" zu wechseln, da der praktische Teil der Arbeit (ZVK legen, Shaldon, Doppler, von der Endoskopie ganz zu träumen) de facto nicht stattfindet. Dieses "nicht vorhanden sein von Lehre" scheint - so mein Eindruck - an größeren städtischen Häusern häufiger usus zu sein, als an kleinen Häusern
- Stellensituation: man hört immerwieder von der angespannten Lage in den 3 von dir genannten Städen, allerdings steigen auch dort tendenziell die Fallzahlen, es gibt Gewerbeaufsichtsämter u.s.w. - also - auch da wird immermal wieder etwas frei - v.a. mit 3 Jahren Berufserfahrung solltest du da gute Chancen haben
- bzgl. der Lebenshaltungskosten v.a. in München: siehe Vorredner

Fr.Pelz
15.09.2012, 11:58
Hi, ich hab in Berlin studiert und bin bewusst zum Arbeiten von dort weg. Klar kannst du in der Großstadt mehr unternehmen, aber denk auch dran, dass du dort auch wohnen musst. In der Großstadt haben die Menschen mehr Probleme, sind kränker, abeitsloser...
Und dann gehst du abends vielleicht wirklich mal aus, und musst dich dann auf dem Rückweg in der S-Bahn mit besoffenen Jugendlichen, stinkenden Obdachlosen und Flaschensammlern um den Platz streiten, oder du läufst, tritts in die obligatorische Hundekacke oder rutschtst auf einem vorm ersten Mai von Randalen geockerten Pflasterstein aus etc etc

Das nur so als weiterer zu bedenkender Punkt. Abgesehen davon denke ich auch, dass man in einem etwas perpipherer liegenden Haus mehr Ausbildung bekommt. Vielleicht kannst du ja aus deinem Nest raus und in das größte Haus der Region?
Was mich speziell in der Charité noch gestört hat: Viele Ärzte aus dem Ausland drängen dort rein wegen dem vermeintlich guten Ruf, als Zierde im Lebenslauf und bleiben nicht lange - einen guten kollegialen Zusammenhalt hab ich dort nirgends mitgekriegt.
Hingegen in meinem jetzigen Haus werden neue Ärzte, natürlich auch Ausländer, besser integriert, weil es eben nicht zuviele sind und jeder gebraucht wird- und es gibt ein Teamgefühl.:-)

EntenFreundin
15.09.2012, 13:52
Und dann gehst du abends vielleicht wirklich mal aus, und musst dich dann auf dem Rückweg in der S-Bahn mit besoffenen Jugendlichen, stinkenden Obdachlosen und Flaschensammlern um den Platz streiten, oder du läufst, tritts in die obligatorische Hundekacke oder rutschtst auf einem vorm ersten Mai von Randalen geockerten Pflasterstein aus etc etc

Öhm naja, kommt wohl ganz drauf an WO in Berlin man wohnt.... Also so krass find ich das nun nicht, zumindest nicht in allen Bezirken.... Naja wenn man schon immer in B. gelebt hat und nicht zum studieren her gezogen ist und vorher was anderes kannte, nimmt man das vielleicht auch als "normal" wahr.... Trotzdem, das trifft nicht auf ganz Berlin zu, nur auf bestimmte Ecken.... Die genannten Personengruppen (Obdachlose, Flaschensammler, besoffene Jugendliche) sind zwar am WE in bestimmten Ecken immer irgendwie unterwegs, aber man streitet sich nicht mit allen auf einmal um einen Platz; das ist total überzogen und entspricht nicht der Realität...in der Regel ist gerade abends und nachts genug Platz, dass alle sitzen können.... Stehen muss man vielleicht zu Berufsverkehrzeiten, aber da sind keine besoffenen Jugendlichen und Flaschensammler unterwegs....
Nur Obdachlose, die in der Ubahn betteln, gibts vielleicht überall, aber die sind ja meist friedich und gehen da nur durch. Naja gut, wenn man gar keine Obdachlosen in der UBahn ertragen kann, denn sollte man vielleicht wirklich nicht nach B. ziehen, aber der Rest ist m.E. übertrieben wenn man ganz Berlin betrachtet.



. Abgesehen davon denke ich auch, dass man in einem etwas perpipherer liegenden Haus mehr Ausbildung bekommt.

ja, das stimmt wohl. Kommt in B. zwar immer auch sehr aufs Haus und die Abteilung an, aber insgesamt ist glaub ich auch der Umgangston mit den Schwestern etc. weniger freundlich als woanders hab ich mir sagen lassen.
Kenne einen, der hat außerhalb angefangen und ist nach nem halben Jahr nach B. zurück, weil er unbedingt in B. leben wollte und denn da was frei war.... Der meinte wenn er das halbe Jahr Erfahrung in dem Haus außerhalb nicht gehabt hätte, wärs in B. sehr schwer geworden mit dem Einstieg, weil halt einfach der Umgangston mit den Schwestern anders ist, man weniger erklär bekommt, etc. Den hab ich mal in der Bib getroffen, da saß er (in seiner Freizeit wohlbemerkt) mit nem Stapel Patienten Akten und hat Briefe diktiert. War aber auch nen sehr kleines Haus; das kannte ich vorher nichtmal. Also würd wenn, denn auch eher an die großen oder mittelgroßen Haus. Ist halt schwer mit den Stellen, quasi alles Initiativbewerbungen, aber mit 3 Jahren Berufserfahrung müsste es mit etwas Glück irgendwo klappen.



Was mich speziell in der Charité noch gestört hat: Viele Ärzte aus dem Ausland drängen dort rein wegen dem vermeintlich guten Ruf, als Zierde im Lebenslauf und bleiben nicht lange - einen guten kollegialen Zusammenhalt hab ich dort nirgends mitgekriegt.
Hingegen in meinem jetzigen Haus werden neue Ärzte, natürlich auch Ausländer, besser integriert, weil es eben nicht zuviele sind und jeder gebraucht wird- und es gibt ein Teamgefühl.:-)

Also das mit dem Teamgefühl, das kann gut sein, aber dass an der Charite viele Ausländer nur für kurze Zeit dort sind, das hab ich da ehrlich gesagt nicht so erlebt. welche Abteilung war denn das und welcher Campus ? Kommt aber auch dort immer auf die Abteilung und auf den Chef an wie es dort ist. Aber klar, ist größer und anonymer als woanders.

SchweizerKäse69
17.09.2012, 16:21
Charite ist der letzte Dreck zum arbeiten.

Grossstadt vs. Kleinstadt: Ich lache Grosstädter immer noch aus, ich habe in den Metropolen gelebt und studiert. Für jemanden ohne auto sind natürlich Grosstädte besser, da man mit der Bahn überall hinkommt, in den dörfern und Kleinstädten ist eben alles langweiliger. Aber mit dem Auto und das sollte sich jeder Assistenzarzt locker leisten können (gute Gebrauchtwagen gibt es für 5000€ = 2-3 Monate arbeit). Und dann sieht die Rechnung ganz anders aus: Brauchst du eine Grossstadt fährste mit dem Auto hin, ansonsten haste täglich den Frieden, die Natur und die Idylle einer Kleinstadt. Und wann braucht man denn schon die Grossstadt? Ich brauche sie fast nie, ausser um Leute zu treffen, aber das tue ich nicht täglich.

Michael72
17.09.2012, 16:50
Nur Obdachlose, die in der Ubahn betteln, gibts vielleicht überall, aber die sind ja meist friedich und gehen da nur durch. Naja gut, wenn man gar keine Obdachlosen in der UBahn ertragen kann, denn sollte man vielleicht wirklich nicht nach B. ziehen, aber der Rest ist m.E. übertrieben wenn man ganz Berlin betrachtet.

Wenn ich an die Berliner S-/U-Bahn denke, fallen mir vor allem 2 Dinge ein: "Mein Name ist Ede und ich verkaufe die neuste Ausgabe der Motz." und diese verdammten Akkordeonspieler.


Aber mit dem Auto und das sollte sich jeder Assistenzarzt locker leisten können (gute Gebrauchtwagen gibt es für 5000€ = 2-3 Monate arbeit).

Also entweder kriegst Du Klamotten, Essen und Wohnung immer noch von Papa bezahlt oder Du lebst nur von Luft und Liebe unter der Brücke. Oder wie legst Du von 5000 Euro in 2 Monaten 5000 Euro zurück? :-)

SchweizerKäse69
17.09.2012, 17:57
ich schaffe sogar 6000€ in 2 Monaten als Gewinn... Wie? Ich bin nicht so dumm und zahle 50% meines Lohnes an den Verbrecherstaat, sondern arbeite in der Schweiz.

SchweizerKäse69
17.09.2012, 17:58
kein edit?
wollte noch hinzufügen, selbst in deutschland würde ich 5000€ in 3 monaten schaffen, sind ja nur ca. 1700€ Gewinn im Monat. Bei ca. 2800€ Nettogehalt im Monat müsste es klappen.

Bille11
17.09.2012, 17:59
ich schaffe sogar 6000€ in 2 Monaten als Gewinn... Wie? Ich bin nicht so dumm und zahle 50% meines Lohnes an den Verbrecherstaat, sondern arbeite in der Schweiz.

ich bitte doch um einen gemässigteren Tonfall!!! Sonst auch hier Schlösschen!

Bille11
Mod ML

EntenFreundin
17.09.2012, 20:13
Wenn ich an die Berliner S-/U-Bahn denke, fallen mir vor allem 2 Dinge ein: "Mein Name ist Ede und ich verkaufe die neuste Ausgabe der Motz." und diese verdammten Akkordeonspieler.


Das ist anscheinend die Ansicht eines zugezogenen Berliners. Ich bin schon in B. geboren und dort schon UBahn gefahren bevor es die Motz überhaupt gab, Ich denke beim Stichwort UBahn weder an Obdachlose noch an Akkordeonspieler, sondern lediglich daran, wie ich von A nach B komme. Aber ich starte mal eine Umfrage in meinem Freundeskreis (da sind viele Zugezogene), woran die beim Stichwort UBahn denken.
Klar ist das manchmal nervig sich das anhören zu müssen, aber man braucht ja nicht drauf einzugehen. Die sind doch abgesehen vom Betteln total friedlich und tun keinem was. In anderen Ländern ist das viel extremer und man muss wirklich Angst haben, dass die einem was tun wenn man nichts gibt. Das braucht man in Berlin nicht.

@SchweizerKäse: Das ist jetzt aber wirklich Ansichtssache wer welche Lebensform bevorzugt. Ich könnte mir schon allein deswegen nicht vorstellen auf dem Dorf zu leben, weil ich diese Anonymität brauche. Ich hätte keine Lust meine Patienten auf der Straße zu treffen und somit privat auch noch diese "Frau Doktor-Rolle" spielen zu müssen. Das ging echt gar nicht.

LasseReinböng
18.09.2012, 21:32
In Hamburg und Berlin kann man sehr gut leben, ich verstehe die Kritik hier nicht. Alkis und Hundehaufen gibt es in Kleinstädten auch en masse. Es sind doch gerade die Kleinstädte, die heute verstärkt verwahrlosen, weil die jungen, gut ausgebildeten Einwohner in die Metropolen abwandern.

Ich wohne selber in einer "großen Kleinstadt", d.h. von der Einwohnerzahl nicht klein, vom Charakter her aber ziemlich provinziell. Kaum gleichaltrige Akademiker.... auf Dauer nicht so optimal, wer will und kann schon ständig mit den Kollegen abhängen ? Partnersuche ist da auch nicht ganz so easy.

Fr.Pelz
22.09.2012, 10:02
Ja ich bin zugezogene Berlinerin gewesen und am Anfang hat mich die U-Bahn auch nicht so gestört, aber nach 15 Jahren tut sie es. Man kann keinem einen Vorwurf machen, dass die Großstadt so ist wie sie ist, man muss sich halt nur klar machen, dass es dort mehr Menschen gibt, die so viele eigene gravierende Probleme haben, dass sie eben nicht die netten Nachbarn darstellen können, von denen man sich mal ein Ei borgen kann. (Im Gegenteil, meine Schwester musste letztens wochenlang die 8 Kaninchen ihres Nachbarns hüten, weil der die nicht mit in die Entzugklinik nehmen konnte....)
Und klar gibts auch schöne Ecken in Berlin, ruhige im Grünen, aber wie gesagt, sobald man abends mal wegwill, wird man eben doch mit vielem konfrontiert, was man anders wo nicht IN DEM AUSMASS hat: Besoffene, Drogensüchtige, brüllende Psychisch Kranke, Touristen en masse, pöbelnde Jugendliche, Taschendiebstahl, unfreundliche Verkäufer/Busfahrer/Beamte etc etc etc