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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ-Stipendium vom zukünftigen Arbeitgeber???



xuz69
17.09.2012, 21:44
Hallo zusammen,

ich habe zwar eigentlich noch ein paar Monate Zeit bis zum PJ und erst recht bis zur Bewerbung um eine Assistentenstelle, aber seit meiner letzten Famulatur beschäftigt mich folgendes:

Kurz vor Ende der Famulatur bekam ich einen Termin beim Geschäftsführer der Klinik, der mir eine Art "PJ-Förderungsvertrag" vorlegte, soll heißen die Klinik fördert den Studenten im PJ mit einem monatlichen Betrag, wenn dieser sich verpflichtet nach dem Examen dort für min. 2 Jahre eine Assistentenstelle anzutreten. Rückzahlung bei Nichteinhaltung des Vertrages etc. also ähnlich wie die Stipendien, die mittlerweile einige Gemeinden an Studenten vergeben, die sich verpflichten später als Hausarzt in der Region tätig zu werden.

Habe den Vertrag erstmal nur zur Kenntnis genommen, da es die von mir gewünschte Fachrichtung in o.g. Klinik nicht gibt.

Nun meine Fragen:
1: Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit solchen Stipendien gemacht?
2: Sinnvollerweise sollte man sich ja wohl rechtzeitig vor dem PJ bewerben...wann und wie habt ihr das gemacht? Initiativ oder erstmal auf den Seiten verschiedener Kliniken gegooglt, ob die sowas überhaupt anbieten?
3: Was haltet ihr davon, sich "vorzeitig zu binden"? Vorteile/Nachteile?

Komme aus einer strukturschwachen Gegend, wo die Stellen gerade an mittleren und kleinen Häusern relativ reich gesät sind und bin mir ziemlich sicher, dass ich auch hier bleiben möchte...Zitat eines Profs: "Früher kamen 170 Bewerber auf eine Stelle, heute ist es anders rum..!"...also eigentlich gute Vorraussetzungen, oder?

Bin gespannt auf Eure Erfahrungen, Tipps und Diskussion...danke schon mal!:-)

L.

fallenangel30487
17.09.2012, 22:02
Ich weiß von einem Haus bei mir in der Nähe, das so etwas auch anbietet, jedoch für die Zeit nach dem Physikum. Du bekommst 500 EUR jeden Monat und musst dafür 3 Jahre nach dem Studium dort arbeiten und es wird erwartet, dass du auch deine Famulaturen dort machst... Also ich persönlich würde mich für eine Förderung von "nur" einem Jahr nicht an einer Klinik verpflichten, wenn ich nicht vorher sicher wüsste, dass ich sowieso in dieser Regio wohnen und arbeiten möchte.

xuz69
17.09.2012, 22:29
Das "nur" eine Jahr ist natürlich ein Blickwinkel auf den ich noch gar nicht gekommen bin...vom Fach und der Gegend her muss es natürlich passen (s.o.).
Hab sogar von Leuten gehört, die sich schon vorm Physikum initiativ bei Klinikum A im Ort B für Fachrichtung C beworben haben und nun zu solchen Bedingungen (Verpflichtung etc.) quasi ihr gesamtes Studium finanzieren...vielleicht muss man sich einfach mal trauen, wenn man weiß, was man will...

fallenangel30487
17.09.2012, 22:52
Das habe ich auch schon gehört. Sogar dass es Kliniken gibt die vom 1. Semester an Stipendien vergeben + sichere Famulaturplätze im Wunschfach usw....
Ich persönlich kenne jetzt nur dieses konkrete Krankenhaus:
http://www.kh-pirmasens.de/krankenhaus/cms/upload/pdf/informationen/stipendium-studium-foerderung.pdf

Nurbanu
17.09.2012, 23:16
Ich persönliche finde es uninteressant, da die Stipendien soweit ich informiert bin, auf's Bafög angerechnet werden. Die 10.000 € Grenze wird früh erreicht und Bafög sozusagen ohne weitere Verpflichtungen gezahlt. Wieso sollte ich mich da an einen Ort binden, weil ich Geld dafür bekomme, das ich so oder so bekäme? Auch wenn nicht alles angerechnet werden sollte, ist das persönliche Plus nicht so hoch wie die reale Förderhöhe und lohnt sich somit noch weniger. Wenn ich später an der Klinik arbeiten will, würde ich mir eher einen Unterschriftenbonus + Umzugs-/Maklerkosten gönnen.

Generell sollte man sich informieren und ggf. vertraglich festhalten, in welchem Bereich die Assistentenstelle sein wird. Nicht, dass die Klinik einen einsetzen kann, wo gerade Bedarf besteht. Das würde nur die eigene Weiterbildungsdauer verzögern.

Vorteil ist: Jobgarantie für 2-3 Jahre

Lakemond
18.09.2012, 05:44
Vorteil ist: Jobgarantie für 2-3 Jahre

Jobgarantie bekommst du zusammen mit deiner Approbation und nicht nur für 2-3 Jahre, sondern bis zur Rente.

Wenn ein KH für das PJ mehr Geld als andere anbietet, da muss irgendwas nicht stimmen. (Vielleicht kriegst du dann als Assistenzarzt weniger, oder werden deine Dienste nicht bezahlt? )

Nurbanu
18.09.2012, 13:43
Wenn ein KH für das PJ mehr Geld als andere anbietet, da muss irgendwas nicht stimmen. (Vielleicht kriegst du dann als Assistenzarzt weniger, oder werden deine Dienste nicht bezahlt? )

Nicht so negativ ;-) Die wollen Personal rechtzeitig binden, vor allem in ländlichen Regionen. Aber auch in Städten, da sie die angehenden Ärzte bereits kennen und Potential an sich binden möchten. Mittlerweile haben anscheinend sogar gute KH Probleme mit der Stellenbesetzung. Ist eine langfristige Personalplanung und senkt die Recruitingkosten. Solange man sich nicht an private Träger bindet, sehe ich persönlich kaum künftige Probleme.

MuluGulu
18.09.2012, 15:22
Überleg dir gut, ob du das Geld so dringend brauchst (und nicht irgendwie anders verdienen kannst), dass du für 12 Monate Gehalt, dich anschließend in einer Klinik UND in einem Fach bindest, das dich gar nicht interessiert.
Ich behaupte mal ganz einfach: Wenns nötig ist, bekommt man das Geld schon irgendwie zusammen und startet dann glücklich und zufrieden, von Anfang an in seinem Wunschfach.

xuz69
18.09.2012, 20:17
@ Nurbanu: nicht jeder bekommt Bafög und da ich davon ausgehe, dass ich während des PJs nicht mehr zum Arbeiten komme, jedenfalls nicht im kostendeckenden Umfang, könnte es tatsächlich eng werden

@ MuluGulu: das oben genannte Angebot hat mich nur überhaupt darauf gebracht über sowas nachzudenken, ich werde es aus eben dem Grund, dass das Fach für das man dann angestellt wird nicht Inhalt des Vertrages ist, nicht annehmen. Aber ich werde mich weiter umhören und sollte irgendwo alles passen: Ort+Fach+Geld+Kollegium, würde mir das eine Menge Stress ersparen

Vielen Dank für die zahlreichen Wortmeldungen :-)

Nurbanu
18.09.2012, 20:39
Das PJ wird teilweise vergütet: Helios bis zu 700 €, Klinikum Emden 400 €
http://www.klinikum-emden.de/index.php?id=165 (das wurde hier im Forum mal gepostet). Das ganze ohne weitere Verpflichtung. Stipendium mit Verpflichtung käme bei Emden obendrauf.

SuperSonic
18.09.2012, 20:47
Mit der Änderung der ÄAppO wurde die PJ-Vergütung aber auf den BAFöG-Höchstsatz beschränkt, bis zu 700 € pro Monat sind damit leider passé.

Nurbanu
18.09.2012, 20:59
Aber doch erst ab April 2013 soweit ich informiert bin? Aber bei PJ Beginn im Feb. nicht lange von Nutzen.

PS:
Bafög Höchstsatz wäre toll (597 bzw. 670)... leider nur 373 € inkl. Sachleistungen.

SuperSonic
18.09.2012, 21:05
Stimmt, dann ergänze ich: "leider bald passé".

fallenangel30487
18.09.2012, 21:15
...aber bei diesen Stipendien geht es in der Regel ja nicht um eine Vergütung an dem PJ-Haus, sondern um irgendeine Klinik an der man sich verpflichtet nach dem PJ zu arbeiten. Ich habe mich auch schon über ein solches Stipendium informiert und auch beim Bafög Amt angefragt und in solchen Fällen wird das Geld nicht aufs Bafög angerechnet, da es sich nicht um ein leistungsgebundenes Stipendium handelt. Das Stipendium darf nur einen bestimmten Betrag nicht übersteigen. Laut dem Krankenhaus bei dem ich angefragt hatte ist dies bei einem Stipendium von 500 EUR nicht der Fall. Bei diesem konkreten Haus ist es so, dass in dem Vertrag eine Stelle in deiner Wunschfachrichtung garantiert wird, sofern diese in dem Haus angeboten wird.

theAnatomie
18.09.2012, 21:19
Mittlerweile haben auch du subventionierenden Kliniken das Problem mit der Bafög-Anrechenbarkeit entdeckt und zum Teil auf Darlehensverträge umgestellt. Damit kann man weiter Bafög beziehen. Ich persönlich konnte eines dieser Angebote eines großen regionalen Versorgers nutzen und habe im Anschluß ohne Probleme mein Wunschfach bekommen. Bei uns werden diese Stipendien nur an Studenten mit Bezug zur Region vergeben, man möchte das Personal auch gerne länger als die Pflichtzeit halten und so ist das Programm auch ausgelegt.
Man muss halt wissen, was man im Anschluß an das Studium machen möchte und ob dies an der jeweiligen Klinik mgl. ist. Alle meine Kollegen die ebenfalls in diesen Vorteil gekommen sind haben es nicht bereut und würden diesen Weg wieder einschlagen

xuz69
18.09.2012, 21:49
Demnach lohnt es sich tatsächlich nachzufragen...Helios anektiert hier gerade die Umgegend...fragt sich, ob man dort arbeiten möchte...plane gerade noch ein paar Famulaturen in kleineren Häusern, mal sehen, was sich so ergibt...