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Smibo
18.07.2003, 17:16
Makabrer US-Rekord

Die USA halten einen Rekord, auf den die wenigsten Bürger stolz sein dürften: Sie sind laut Amnesty International weltweit das einzige Land, das im Rahmen seines offiziellen Rechtssystems Straftäter hinrichtet, die zur Tatzeit minderjährig waren. Zwei Drittel aller minderjährigen Straftäter, die in den vergangenen zehn Jahren weltweit hingerichtet worden sind, starben nach Angaben der Organisation in den USA.

Die internationale Menschenrechtsorganisation fordert, dass das Verbot der Todesstrafe für minderjährige Straftäter als unbedingt geltende Norm des Völkerrechts anerkannt wird, die alle Staaten bindet. Mehrere internationale Menschenrechtskonventionen schließen ausdrücklich jugendliche Straftäter von der Todesstrafe aus.

Alle 4 in den letzten 18 Monaten vollzogenen Hinrichtungen von minderjährigen Straftätern fanden in den USA statt. Weitere 80 Menschen sitzen in den USA im Todestrakt für Verbrechen, die sie als Kinder oder Jugendliche begangen haben.

Dieses Schicksal könnte auch einen kanadischen Staatsangehörigen erwarten, der auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo Bay festgehalten wird. Berichten zufolge war der Mann erst 15 Jahre alt, als er 2002 in Afghanistan festgenommen wurde. Er wird verdächtigt, einen US-Soldaten erschossen zu haben. Im Falle einer Verurteilung droht ihm die Hinrichtung.

Quelle NTV

Lava
18.07.2003, 17:59
Mal davon abgesehen, dass nicht im jedem US Staat minderjährige Täter hingerichtet werden können, bin ich sowieso gegen jede Art von Todesstrafe. Es ist nicht billiger, es ist nicht besser. Punkt.

hibbert
18.07.2003, 18:00
Zwei Jugendliche entführen einen 2 Jährigen aus einem Supermarkt und gehen mit ihm zu einem abgelegenen Bahngleis. Dort wird der Junge dann zu Tode gequält. Was damals geschah, daran erinnern wir uns glaub ich noch recht gut. Die Leiche des 2 Jährigen war so zugerichtet, dass der Gerichtsmediziner bei der Autopsie des Jungen weinte....
Haben diese Jungen ihre mehrjährige Haftstrafe abgesessen, sind sie 18 und 19 Jahre alt und nach ihrer Tat wieder auf freiem Fuss. Wenn ein solches Verhalten in Amerika anders(oder gerechter?) bestraft wird, kann ich nichts furchtbares daran finden. Und das schliesst auch den 17 Jährigen ein, der in seiner Schule ein Blutbad anrichtet und 7 seiner Mitschüler hinrichtet. Was hat ein solcher Jugendlicher denn verdient? Eine lebenslange Haftstrafe scheint mir für solche Taten einfach nicht gerechtfertigt.

Lava
18.07.2003, 18:15
Ich denke einfach, dass mit einer Todesstrafe niemandem geholfen ist! Weder dem Opfer noch dem Täter noch der Gesellschaft noch den Hinterbliebenen des Opfers. Klar muss man grausame Taten hart bestrafen. Eine lebenslange Haftstrafe (und damit meine ich nicht 15 Jahre plus Bewährung) scheint mir da hart genug. Wieso maßen wir uns an, über das Leben von jemandem zu richten, wenn er selber es auch nicht darf? Ich habe mal ein Buch über Serienmörder gelsen, dass von jemandem geschrieben wurde, der Profile von Serienmördern erstellt und sie mit dem FBI jagt. Auch der ist davon überzeugt, dass die Todesstrafe sinnlos ist. Jemanden von der Gesellschaft fern halten. Ist das nicht Schutz genug? Lebenslanger Freiheitsentzug - ist das nicht Strafe genug? Vielleicht hat ja doch mal jemand ein Einsehen. Wieso ihm dann nicht eine zweite Chance geben? Vielleicht kann er noch was Sinvolles tun.

hobbes
18.07.2003, 20:44
Es ist doch nichts als einfach billig, mal wieder tüchtig über den bösen Ami herzuziehen. Ein 15-Jähriger Terrorist und Jugendliche die einen Zweijährigen brutal hinrichten, wissen sehr wohl was sie tun. Sie sind somit fähig ihre Tat zu verstehen und waren in der Lage die Folgen ihrer Handlung für das Opfer und für sich zu beurteilen. Ich sehe nicht ein, weshalb hier mit anderen Ellen gemessen werden soll. Allenfalls haben Straftäter, die weniger üble Taten verrichtet haben und reintegriert werden sollen, im Sinne der erleichterten Reintegration ein anderes (leichteres?) Strafmass verdient. Dies gilt jedoch m.E. nicht für Mörder und Terroristen mit niederen Absichten.

Ob nun ein Täter lebenslang verwahrt werden soll (und zwar wirklich lebenslang, d.h. z.B. von 23 bis zum Tod im 92. Lebensjahr ---- gibt es ja kaum oder gar nicht hierzulande) oder ob er hingerichtet werden soll, ist eine ganz andere Frage. Meines Errachtens spricht die Möglichkeit einer Falschverurteilung gegen die Todesstrafe, weil eine solche nicht mehr reevaluierbar ist. Aber hierüber lässt sich diskutieren und zwar ohne, eine Meinung kategorisch als diejenige des Teufels hinzustellen. Schliesslich kannten die meisten Länder irgendwann mal die Todesstrafe.

:-meinung

Rico
18.07.2003, 22:21
Original geschrieben von Smibo
Sie sind laut Amnesty International weltweit das einzige Land, das im Rahmen seines offiziellen Rechtssystems Straftäter hinrichtet, die zur Tatzeit minderjährig waren. Immerhin haben sie ein offizielles Rechtssystem...

Original geschrieben von Smibo
Zwei Drittel aller minderjährigen Straftäter, die in den vergangenen zehn Jahren weltweit hingerichtet worden sind, starben nach Angaben der Organisation in den USA.Das liegt vermutlich an den wenig transparenten Justizsystemen der einiger Länder, die sich der Todesstrafe bedienen.
So wie es in China offiziell lange kein SARS gab, wird eben in Land XYZ kein Minderjähriger hingerichtet... Papier is ja geduldig...

Die Amis veröffentlichen ihre Zahlen und kriegen dafür ordentlich Haue - was in China und Gott weiß wo passiert und wo Leute sonst so für "Verbrechen" wie freie Meinungsäußerung verurteilt werden, interessiert wieder mal keinen.

Warum fällt beim Stichwort Todesstrafe eigentlich allen Pawlowmäßig die USA ein?
Die sind doch wahrlich nicht das "Musterland" für die Todestrafe.

Achja... ich selbst bin übrigens gegen die Todesstrafe...

Und wenn irgendeiner hier diesen bescheuerten Britney Spears-Ausspruch postet, dann dann.... :-D

PEACEKEEPER
19.07.2003, 05:22
Original geschrieben von Rico
Immerhin haben sie ein offizielles Rechtssystem..

Welches für die Gefangenen in Guatanamo offensichtlich nicht gilt.


Original geschrieben von Rico
Warum fällt beim Stichwort Todesstrafe eigentlich allen Pawlowmäßig die USA ein?
Die sind doch wahrlich nicht das "Musterland" für die Todestrafe.[/B]

Na ja wer sich als "Musterland" für Freiheit, Demokratie und Meschenrechte empfindet, und diese Werte weltweit auch mit Gewalt durchsetzten will, darf sich nicht wundern, wenn es an diesen Werten gemessen wird.

Und es stimmt einfach nicht, dass Hinrichtungen in anderen Ländern hier auf Desintersse stoßen.
Es gibt neben Amnesty noch eine Reihe von anderen Menschenrechtsorganisationen, die die brutalen, und unmenschlichen Hinrichtungen in China , Iran usw . sehr wohl anprangern, und auch nicht müde werden dies zu tun.

Die Todesstrafe ist schlicht ein Verstoß gegen die Menschenrechte, und da ist es mir völlig egal, ob eine "Musterdemokratie" diese anwendet, oder eine Diktatur.

Grüsse

Alles wird gut
19.07.2003, 07:17
Original geschrieben von hibbert
Die Leiche des 2 Jährigen war so zugerichtet, dass der Gerichtsmediziner bei der Autopsie des Jungen weinte....

Wo hast Du das gesehen/gehört!? RTL2 Action News, Sat1 Vorabend-tränendrüsen-ausdrück-Schicksale
:-???
Whatever... ein weinender Gerichtsmediziner ist noch lange kein Grund für die Todesstrafe und rechtfertigt diese auch nicht!



Original geschrieben von hibbert
Was damals geschah, daran erinnern wir uns glaub ich noch recht gut.

Ohne Witz! - Ich hab keine Ahnung wovon Du eigentlich geredet hast....
Mein Speicher für "extrem-böser-Mensch-tut-total-harmlosen-grundlos-was-an-Speicher" ist leider begrenzt und hoffnungslos überfüllt.


Original geschrieben von Rico

Warum fällt beim Stichwort Todesstrafe eigentlich allen Pawlowmäßig die USA ein?
Die sind doch wahrlich nicht das "Musterland" für die Todestrafe.


Und ob sie das sind! Kein anderes Land schafft es, so in der Welt den Zeigefinger gegen Menschenrechtverletzungen und nicht-demokratische Regierungen zu schwingen, sogar einen Krieg gegen "das Böse" vom Zaun zu brechen und gleichzeitig Menschen hinzurichten, 12 jährige Jungs wegen sexueller Belästigung einzusperren und im Ausland KZ-würdige Lager wie in Guantánamo zu errichten. :-( Aber der Irak wurde befreit und demokratisiert.... :-sleppy
Aber lasst uns ruhig auch alle Verbrecher umbringen, damit das Böse endlich aufhört- irgendwann müssen die sich doch mal verbrauchen! :-top

Rico
19.07.2003, 08:43
Original geschrieben von PEACEKEEPER
Na ja wer sich als "Musterland" für Freiheit, Demokratie und Meschenrechte empfindet ... Freiheit steht per se erstmal nicht im Widerspruch mit dem Anwenden der Todesstrafe...
Demokratie auch nicht. Wenn die Mehrheit der Leute in Texas das so will, dann is das im Grundsatz "urdemokratisch".
Bei uns sieht das GG halt gewisse Sperren vor, solchen demokratischen Auswüchsen entgegenzuwirken - das is vom Liberalismus her gesehen weniger demokratisch, aber wir haben ja auch eine Sozialdemokratie.

Original geschrieben von PEACEKEEPER
Und es stimmt einfach nicht, dass Hinrichtungen in anderen Ländern hier auf Desintersse stoßen.
Es gibt neben Amnesty noch eine Reihe von anderen Menschenrechtsorganisationen, die die brutalen, und unmenschlichen Hinrichtungen in China , Iran usw . sehr wohl anprangern, und auch nicht müde werden dies zu tun.Die mein ich auch gar nicht... ich rede hier vom Forum... zähl mal die Threads seit dem 11. September 2001 in denen es hier um undemokratische oder unmenschliche Zustände in Ländern geht, die nicht in Zusammenhang mit den USA erwähnt wurden...

Original geschrieben von PEACEKEEPER
Die Todesstrafe ist schlicht ein Verstoß gegen die Menschenrechte, und da ist es mir völlig egal, ob eine "Musterdemokratie" diese anwendet, oder eine Diktatur.Da hast Du recht; es geht mir - wie oben erwähnt - auch gar nicht darum hier die Todesstrafe zu verfechten. Mir geht es draum, daß aus der berechtigten Kritik nicht eine Universalkritik an den USA zu machen.


Original geschrieben von Alles wird gut
und gleichzeitig Menschen hinzurichten, 12 jährige Jungs wegen sexueller Belästigung einzusperren und im Ausland KZ-würdige Lager wie in Guantánamo zu errichten.Daß es in Amerika grundsätzlich die Möglichkeit gibt, 12-jährige zu verurteilen ist eine Sache, über die man streiten kann, wobei ich persönlich die deutsche Regelung mit Strafünmündigkeit bis 14 etwas zu lasch finde, denn auch ein 12-jähriger sollte schon soweit sozialisisert sein, daß er Verbrechen von Nicht-Verbrechen unterschieden kann.
Soweit dieses.
Daß jetzt ein 12-jähriger wegen sexueller Belästigung verurteilt wird is schon ein bisserl strange, kannst Du aber Amerika als Staat nicht vorwerfen. Denn als demokratischer Staat sind dort auch Exekutive, Legislative und eben auch die Judikative voneinander getrennt.
Was also jetzt irgendein Richter aus den Gesetzten rausholt obliegt nicht mehr der Kontrolle der Politikmacher.
Ich bin mir fast sicher, daß das deutsche StGB Minderjährige nicht als Täter der sexuellen Belästigung ausschließt und somit ein ähnliches Urteil (vielleicht eher bei einem 14-jährigen) zumindest theoretisch in Deutschland auch möglich wäre.
Praktisch würde das bei uns wohl daran scheitern, daß sich kein Staatsanwalt finden würde, der das anklagt.

Und nur noch als Nachsatz: Sex und 12-jährige sind gar nicht soweit auseinander, wie das vielleicht auf den ersten Blick in den Köpfen ist... Das durchschnittliche Alter für das "erste Mal" liegt irgendwo bei 13,irgendwas, d.h. hat schon ein ganzer Haufen vorher Sex... Da kann es doch durchaus sein, daß es in diesem Zusammenhang auch zu Ungewolltem, zu Nötigung und zur sexuellen Belästigung kommt...

Und zwischen Guantanamo und einem KZ gibt es noch ein paar elementare Unterschiede.
Nur um mal die wichtigsten zu nennen:
Die Gefangenen werden nicht wahllos vergast.
Die Gefangenen müssen keine Sklavenarbeit leisten.
Die Gefangenen werden ausreichend mit Nahrung und Büchern versorgt.
Die Gefangenen haben die Möglichkeit der Ausübung ihrer Religion.
Die Gefangenene sind nicht auf Grund einer ethischen Zugehörigkeit da (zwar sind sie alle Muslime, das is aber obligate Bedingung um für die Taliban und Al Kaida zu kämpfen).

Den Vergleich mit dem KZ finde ich unangebracht und übertrieben.

hibbert
19.07.2003, 14:35
@awg

Das war damals ein Artikel im Stern, nicht RTL2, auch wenn Du das gerne möchtest.

Ferner finde ich es mehr als heuchlerisch gegen die Todesstrafe zu sein. Würde so etwas Deinen Kindern wiederfahren, würde ich Deine Meinung gerne nochmal hören.

Zu dem Gerichtsmediziner:
Ich finde dies ist durchaus ein Grund. Dem Jungen wurden Angelhaken in die Augen gedrückt. Bei vollem Bewusstsein. Danach wurde er gesteinigt. Das Bischen was dann noch an Leben übrigblieb wurde dann vor einen einfahrenden Zug geworfen. Was dann auch zu seinem Tod führte.
Tut mir Leid diese Art von Verbrechen rechtfertigen die Todesstrafe.

Lava
19.07.2003, 15:34
Warum fällt beim Stichwort Todesstrafe eigentlich allen Pawlowmäßig die USA ein?

Weil die USA das einzige (?) oder zumindest fast das einzige Land der 1. Welt ist, in dem die Todesstrafe für Zivilisten angewendet wird. Selbst wenn es nicht das einziuge Land ist, ist es zumindest das, wo sie am häufigsten angewendet wird.

@hibbert: Sorry, aber ich kann nicht verstehen, wie man derartig pro Todesstrafe sein kann. Mag ja sein, dass ich als Betroffener anders darüber denken würde, aber das ist meiner Meinung nach keine Rechtfertigung. An sowas muss man mit den höchsten ethischen und moralischen Maßstäben rangehen und nicht mit Emotionen.

Rico
19.07.2003, 15:35
Original geschrieben von hibbert
Ferner finde ich es mehr als heuchlerisch gegen die Todesstrafe zu sein. Würde so etwas Deinen Kindern wiederfahren, würde ich Deine Meinung gerne nochmal hören. genau deshalb steht bei uns im GG fest verankert, daß die Todesstrafe abgeschafft ist, denn sonst wäre nach einen (unbestrittenerweise wirklich sehr tragischen) Mord an einem Kind sicherlich mal eine Stimmungslage in Deutschland möglich, in der sich eine demokratische Mehrheit für die Todesstrafe aussprechen könnte...

Da wir aber beiden deutschen Diktaturen wissen, wie leicht die Todesstrafe mißbraucht werden kann ist sie zurecht abgeschafft.
Ein Staat hat probatere Mittel Täter zu bestrafen...

Von den "üblichen Nebenwirkungen" wie Justizirrtümern oder dergleichen will ich mla gar nicht anfangen...

Rico
19.07.2003, 15:46
Original geschrieben von Janine
Weil die USA das einzige (?) oder zumindest fast das einzige Land der 1. Welt ist, in dem die Todesstrafe für Zivilisten angewendet wird. Selbst wenn es nicht das einziuge Land ist, ist es zumindest das, wo sie am häufigsten angewendet wird.
Das is mir jetzt aber neu...
Amnesty International redet in ihren Jahresbericht von 1996 (neuren hab ich nicht gefunden) von 2931 Gefangene, die 1995
in immerhin 41 Ländern (!!!) hingerichtet wurden.
Auch ist Amerika bei weitem nicht das Land, in dem die Todesstrafe am häufogsten angewendet wird.
So schreibt Amnesty:

Wie schon für die Vorjahre gilt auch für 1995, daß die weitaus meisten registrierten Hinrichtungen in nur einigen wenigen Staaten vollzogen worden sind. So erhielt amnesty international Berichte über 2190 in der Volksrepublik China, 192 Exekutionen in Saudi Arabien und über mehr als 100 Hinrichtungen in Nigeria. Diese drei Staaten allein sind für mehr als 85% aller von amnesty international weltweit erfaßten Hinrichtungen verantwortlich.
Sieht jeder, was ich meine ???
Hand hoch: Wer glaubt, daß Amerika das Hauptproblem der Todesstrafe ist???

Lava
19.07.2003, 16:11
China, Nigeria und Saudi Arabien gehören auch nicht zur 1. Welt. (Wenn man nach der Einteilung in die 5 Kategorien nach der UNO/Weltbank geht) Die USA sind halt die einzige hochentwickelte, reiche, zivilisierte und demokratische Nation.... OK? In Europa wurde in vielen Ländern die Todesstrafe für Zivilisten abgeschafft und in den meisten auch für militärische Gefangene.

Alles wird gut
19.07.2003, 16:15
Original geschrieben von Rico

Volksrepublik China, 192 Exekutionen in Saudi Arabien und über mehr als 100 Hinrichtungen in Nigeria.

Sieht jeder, was ich meine ???
Hand hoch: Wer glaubt, daß Amerika das Hauptproblem der Todesstrafe ist???

Das sind auch alles Länder, mit denen man sich gerne vergleicht...(besonders Amerika!)

Und noch mal zu dem KZ.... auch wenn ich es leidig finde, jeden Vergleich mit den Nationalsozialisten sofort im Sinne von Massenvernichtung und Völkermord gleichzusetzen...

Die Gefangenen werden nicht wahllos vergast.

Ein KZ wurde/wird nicht durch das Vorhandensein einer Gaskammer definiert....

Die Gefangenen müssen keine Sklavenarbeit leisten.

Es gab auch nicht nur "Arbeitslager"...

Die Gefangenen werden ausreichend mit Nahrung und Büchern versorgt.

Das lass ich mal so dahingestellt.... in dem Bericht vorgestern wurde allerdings was anderes behauptet.

Die Gefangenen haben die Möglichkeit der Ausübung ihrer Religion.

Das Letzte, was Du einem auf 2x3m verbieten kannst ist das hinknien und verbeugen

Die Gefangenene sind nicht auf Grund einer ethischen Zugehörigkeit da (zwar sind sie alle Muslime, das is aber obligate Bedingung um für die Taliban und Al Kaida zu kämpfen

Und da sind wir bei dem entscheidenden Punkt- laut dem Anwalt von einem der Häftlinge, werden ihm nichtmal die Anklagevorwürfe mitgeteilt. Geschweige den Beweise vorgelegt.
Auch als DeutscheR konnte man ins KZ kommen, wenn man als "Judenfreund", Kommunist ect. deklariert wurde- heute sind's halt Ossama- und Saddamfreunde!
Die Menschen werden Tag und Nacht verhört und hatten bis vor kurzem noch nicht mal ein Wellblech über dem Kopf und Wände aus Drahtzaun... da war so manches KZ besser ausgestattet.
Und "in dubio pro reo" zählt hier sowieso schon mal gar nicht mehr.

Ich kann diese Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn Philosophie einfach nicht mehr ertragen: If something's not working properly- get rid of it....

maja
19.07.2003, 16:40
Zweifelsohne ist die Abschaffung der Todesstrafe einer große Errungenschaft eines demokratischen Rechtsstaates. Mit streng juristischem Auge gesehen, erweist sich dieser Umstand auch als einzig richtiger Weg einer Gesellschaft, in der die Würde des Menschen unantastbar ist und in der keiner Henker des anderen sein kann.

Aber. Meiner Meinung nach ist die Todesstrafe in bestimmten Fällen gerechtfertigt. Und da spreche ich nicht mit den emotionsbelasteten Worten einer Frau, sondern auf grund rationaler Überlegungen. Wie viel kostet ein Straftäter den Staat (nur als Beispiel: unter 70 € pro Tag geht kein Häftling in einer deutschen Vollzugsanstalt aus; über Zahlen in anderen Ländern kann ich nur spekulieren) und wie groß ist die Möglichkeit einer Resozialisierung? Muss ein Täter immer und immer wieder zeigen, dass er keiner Einsicht fähig ist und eine immer größer werdende Gefahr für die Gesamtgesellschaft darstellt, ehe man den Schlußstrich zieht? Das Todesurteil kann nur ultima ratio sein. Soviel scheint klar. Deshalb bin ich auch nur grds. für die Todesstrafe. Grds. impliziert aber Ausnahmen: so muss zunächst eine viel stärkere Abwägung von Schuld und Strafe erfolgen, um zu einem möglichst gerechten Strafmaß zu kommen. Vielleicht kann so erreicht werden, dass der jew. Täter noch irgendeinen Nutzen für die Gesellschaft bringt und so auch die Möglichkeit eingeräumt wird, eine Resozialisierung zu ermöglichen. I.Ü. wäre ich auch nicht für die Todesstrafe nach dem Auge-um-Auge-Prinzip, sondern finde die Methode, die am wenigsten Leiden und Qual bedeutet (welche auch immer das sein mag) angebracht.

Die Frage, wie sich diese Ansicht mit dem christlichen Glauben rechtfertigen läßt, wurde mir schon oft gestellt und war auch wieder Grundlage einer neuerlichen Seminardiskussion, bei der ich teilgenommen habe. Dazu kann ich anfügen, dass christliche Grundüberzeugungen damit zunächst einmal nicht zu vereinbaren sind. Das ist aber auch für mich kein ausschließlicher Ansatzpunkt, die eine oder andere Meinung zu vertreten. Ich meine, wenn die Todesstrafe nur ultima ratio ist und wenn eine vollständige Täteranalyse erfolgt ist, wenn dann der Täter mehrfach rückfällig geworden ist, erscheint eine Erwägung der Todesstrafe angebracht. Die Diskussion kann hier natürlich ins Unermessliche fortgeführt werden, indem eingewandt wird, wieso ein einzelner Richter das Recht haben zu soll, sich zum Henker eines anderen aufzuschwingen und das erlaubt wäre, was dem Täter untersagt war / ist. Letztlich wäre auch jener Richter uU wegen Mordes zu verurteilen, was schließlich in ein nicht endendes Hinrichten führen würde. ... u.dgl. ... Das ist auch das einzige Argument, an dem klar wird, dass es eine Todesstrafe nicht mehr geben darf. Durch die fundamentale Verankerung der Menschenrechte (was zweilsfrei eine der größten Errungenschaften der heutigen Zeit ist) ist also eine Todesstrafe nicht mehr mit den meisten internationalen Verfassungen zu vereibaren.

Unabhängig persönlicher Überzeugungen halte ich aus Gründen des Respekts und Achtung vor der Menschenrechtskonvention und deren nationalen Ausprägungen i.E. eine Todesstrafe nicht mehr für probates Mittel der Justiz.

Vielen Dank fürs Lesen. Das wars.

Rico
19.07.2003, 16:49
Das is ja wohl mal oberheuchlerisch, einfach alle Länder, die einem nicht passen aus der Statistik auszuklammern :-???
Amerika hat auch die meisten Hinrichtungen aller Staaten, die zwischen Kanda und Mexico liegen - geile Statistik, was?

Wen interessieren schon Chinesen???
Die haben ja eh bloß Kommunismus, da wundert's ja auch keinen...

Jedes Leben zählt gleichviel, egal in welchem Land und unter welchen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen...

Auch andere tolle zivilisierte Länder wie Japan, Indien, Taiwan, Singapur führen die Todesstrafe aus und das kümmert Euch nicht, weil sie nicht zur 1. Welt, sondern zur 2., 3. oder 4. gehören??

Was unterschiedet den Japan von den USA?
Nicht reich genug?
Nicht hochentwickelt?
Unzivilisert?
Nicht demokratisch?

Wo ist der "Japan ist doof, weil es die Todestarfe hat"-Thread?

Lava
19.07.2003, 16:49
Wie viel kostet ein Straftäter den Staat

WAS für ein Argument! Geld vor Menschenleben, jawoll. Warum nicht auch die Arbeitslosen abmurksen und die Rentner? Die kosten ja auch nur! OK, OK, der Vergleich hinkt. Aber es ist klar, was ich meine, oder?


und wie groß ist die Möglichkeit einer Resozialisierung?

a.) Wer weiß das schon?

b.) Selbst wenn man sich aufgrund von Erfahrungen und Statistiken sicher sein kann, ist das ein Grund zu töten?

maja
19.07.2003, 17:43
Wie gesagt, ich bin nicht für die Wiedereinführung der Todesstrafe (aus o.g. Gründen). Es sind nur persönliche Überlegungen, die ein differenziertes Bild ergeben.


Warum nicht auch die Arbeitslosen abmurksen und die Rentner?

In der Tat: dieser Vergleich hinkt. Meine Meinung zu der Todesstrafe spiegelt nicht meine Auffassung zu unseren anderen gesellschaftlichen Problemen wieder!!!

Alles wird gut
19.07.2003, 19:36
Original geschrieben von Rico
Das is ja wohl mal oberheuchlerisch, einfach alle Länder, die einem nicht passen aus der Statistik auszuklammern :-???


Öööööhhh............. NÖ!

Wir klammern hier nicht willkürlich "irgendwelche" Staaten aus, die uns nicht in die Statistik passen! Da verdrehst Du etwas...
Wir beziehen lediglich nur die Staaten ein, die von sich behaupten die freisten und demokratischsten Staaten der Welt zu sein. Und darüber hinaus es sich zur Aufgabe gemacht haben, der ganzen Welt, als "Weltpolizei" und Ober-Moralapostel, diesen Segen auch zu bringen, ob sie's wollen oder nicht!
Genau das beinhaltet vor allem die Vereinigten Staaten- das hat dann mit 1., 2.,3.... Welt eigentlich gar nichts mehr zu tun!