Ileum_Conduit
26.09.2012, 13:14
Hallo,
der Thread-Name verrät im weitesten Sinne schon, worum es geht. Trotzdem möchte ich kurz ausschweifen, bevor ich zur eigentlichen Frage komme:
Ich habe Anfang der 11. Klasse das Gymi hingeschmissen, weil ich seelisch und körperlich am Ende war. Hatte eine ziemlich unschöne Zeit damals. Genau genommen hab ich die 11. Klasse erst einmal unterbrochen, um in stationäre Behandlung zu gehen wegen nicht mehr alltagstauglichen psychosomatischen Einschränkungen. Danach war zurück gehen allerdings keine Option mehr, also bin ich so weit weg gezogen, wie es mir möglich war. In der neuen Umgebung und Situation (alleine wohnen etc) kam ich mit meinen 16 erst mal auch nicht so gut klar, also hab ich ein Jahr lang damit verbraucht, mich selbst, mein Leben und meine Psyche halbwegs zu ordnen. Dann hab ich verzweifelt versucht, eine Ausbildung zu finden. Aber niemand wollte jemanden einstellen mit einer miserablen mittleren Reife (meine Noten waren leider meinem Zustand entsprechend..) und Lücken im Lebenslauf. Also hab ich aus Verzweiflung ein FSJ an der örtlichen Uni-Klinik gemacht. Und da hat´s mich dann erwischt – aber richtig. Mir wurde im Laufe des Jahres klar: ich brauche einen Beruf, der zumindest auch nur im Entferntesten was mit Medizin zu tun bzw einge gewisse Nähe zur Medizin hat. Und wenn´s nur Reinigungskraft an ner Klinik ist...
Also hab ich mich in sämtlichen Pflegeschulen beworben – der einzige Medizinalberuf, der mir mit meinen Bewerbungsunterlagen erreichbar erschien. Hab nach gefühlten tausenden Absagen dann eine Zusage von meinem Favoriten bekommen.
Die ersten zwei Semester hab ich locker gepackt. Anatomie lernen hat mir mehr Spaß gemacht, als alles andere (was nicht zuletzt daran liegt, dass ich mit dem Talent gesegnet bin, problemlos auswendig lernen zu können). Hab im ersten Halbjahr meinen 1er-Schnitt im Theoretischen problemlos gehalten, auch wenn ich zugegebenermaßen nicht viel gelernt habe.
Im zweiten Halbjahr hab ich dann richtig angefangen zu lernen. Lerne schon seit einer Weile mindestens eine Stunde am Tag, einfach weil ich das Wissen ins Langzeitgedächtnis verfrachten will. Und weils Spaß macht...
Allerdings wurde ich immer frustrierter. Denn genau da, wo es für mich „spannend“ wird, hören unsere Lektüren auf. Genau da, wo ich mehr wissen will, wo ich mich tiefer mit der Materie beschäftigen will, krieg ich von unseren Dozenten immer nur das selbe zu hören: „Das wird jetzt zu speziell, so genau müsst ihr es für eure Ausbildung gar nicht wissen.“ Ich will es aber so genau wissen!
Unterschwellig war die ganze Zeit über der Traum vom Medizinstudium da. Aber ich hab mich fast dafür geschämt, fand es lächerlich und naiv. Mit meiner 3,5(?)er mittleren Reife und meinem hingeschmissenen Gymi... Eine Ärztin, die bei uns Krankheitslehre unterrichtet hat, hat mich dann zum ersten mal drauf angesprochen. Sie würde in mir Potential dahingehend erkennen und ob ich nicht schon mal dran gedacht hätte.
Ich hab mich just for fun und ohne große Hoffnung ein bisschen schlau gemacht. Und dann das entdeckt, worauf ich eigentlich hinaus will: Studium für beruflich Qualifizierte. Hab meinen Augen kaum getraut, sah irgendwie zu schön aus um wahr zu sein. Es gäbe also tatsächlich die Möglichkeit, die Berufsausbildung (die mir wirklich unglaublich viel Spaß macht, trotz der temporären Frustration) abzuschließen und mich dann nach 2-3 Jahren Berufserfahrung bei einer Uni zu bewerben? Das wäre für mich einfach nur Perfekt. Ich würde noch meine 5 Jahre lang intensivst Erfahrungen sammeln und hätte nebenher Zeit, mir das Abiwissen in Physik, Bio, Chemie, Mathe etc zu erarbeiten.
Wieso dieser Weg und nicht einfach Ausbildung hinschmeißen, Abi nachholen? Weil mir Erfahrungen das allerwichtigste im Leben sind. Und weil Zeit für mich keine Rolle spielt. Ich will nicht hoch hinaus durchs Studium. Ich will einfach nur studieren.
Und jetzt, nachdem ich euch aufs Heftigste zugetextet hab und euch eure wertvolle Zeit gestohlen habe, komme ich nun endlich zu meiner eigentlichen Frage:
Gibt es unter euch jemanden, der den oben genannten Weg gegangen ist? Irgendwelche Studenten mit Pflegausbildung + Berufserfahrung ohne Abi unter euch? Oder kennt ihr jemanden (der jemanden kennt, der jemanden kennt,....), der dahingehend Erfahrung gemacht hat?
Ich möchte einfach wissen, ob es realistisch ist, auf diesen Weg zu setzen. Wenn es nur theoretisch vielleicht irgendwie unter ganz vielen Umständen möglich ist, am Ende aber einfach kein Mensch ohne Abi jemals eine Uni von innen gesehen hat, dann werde ich wohl nicht drum herum kommen, nach dem Examen mein Abi irgendwo zu machen.
Und bitte keine Grundsatzdiskussionen, ob ihr studieren ohne Abi sinnvoll findet. Bitte um Erfahrungsberichte!
Danke im Voraus
der Thread-Name verrät im weitesten Sinne schon, worum es geht. Trotzdem möchte ich kurz ausschweifen, bevor ich zur eigentlichen Frage komme:
Ich habe Anfang der 11. Klasse das Gymi hingeschmissen, weil ich seelisch und körperlich am Ende war. Hatte eine ziemlich unschöne Zeit damals. Genau genommen hab ich die 11. Klasse erst einmal unterbrochen, um in stationäre Behandlung zu gehen wegen nicht mehr alltagstauglichen psychosomatischen Einschränkungen. Danach war zurück gehen allerdings keine Option mehr, also bin ich so weit weg gezogen, wie es mir möglich war. In der neuen Umgebung und Situation (alleine wohnen etc) kam ich mit meinen 16 erst mal auch nicht so gut klar, also hab ich ein Jahr lang damit verbraucht, mich selbst, mein Leben und meine Psyche halbwegs zu ordnen. Dann hab ich verzweifelt versucht, eine Ausbildung zu finden. Aber niemand wollte jemanden einstellen mit einer miserablen mittleren Reife (meine Noten waren leider meinem Zustand entsprechend..) und Lücken im Lebenslauf. Also hab ich aus Verzweiflung ein FSJ an der örtlichen Uni-Klinik gemacht. Und da hat´s mich dann erwischt – aber richtig. Mir wurde im Laufe des Jahres klar: ich brauche einen Beruf, der zumindest auch nur im Entferntesten was mit Medizin zu tun bzw einge gewisse Nähe zur Medizin hat. Und wenn´s nur Reinigungskraft an ner Klinik ist...
Also hab ich mich in sämtlichen Pflegeschulen beworben – der einzige Medizinalberuf, der mir mit meinen Bewerbungsunterlagen erreichbar erschien. Hab nach gefühlten tausenden Absagen dann eine Zusage von meinem Favoriten bekommen.
Die ersten zwei Semester hab ich locker gepackt. Anatomie lernen hat mir mehr Spaß gemacht, als alles andere (was nicht zuletzt daran liegt, dass ich mit dem Talent gesegnet bin, problemlos auswendig lernen zu können). Hab im ersten Halbjahr meinen 1er-Schnitt im Theoretischen problemlos gehalten, auch wenn ich zugegebenermaßen nicht viel gelernt habe.
Im zweiten Halbjahr hab ich dann richtig angefangen zu lernen. Lerne schon seit einer Weile mindestens eine Stunde am Tag, einfach weil ich das Wissen ins Langzeitgedächtnis verfrachten will. Und weils Spaß macht...
Allerdings wurde ich immer frustrierter. Denn genau da, wo es für mich „spannend“ wird, hören unsere Lektüren auf. Genau da, wo ich mehr wissen will, wo ich mich tiefer mit der Materie beschäftigen will, krieg ich von unseren Dozenten immer nur das selbe zu hören: „Das wird jetzt zu speziell, so genau müsst ihr es für eure Ausbildung gar nicht wissen.“ Ich will es aber so genau wissen!
Unterschwellig war die ganze Zeit über der Traum vom Medizinstudium da. Aber ich hab mich fast dafür geschämt, fand es lächerlich und naiv. Mit meiner 3,5(?)er mittleren Reife und meinem hingeschmissenen Gymi... Eine Ärztin, die bei uns Krankheitslehre unterrichtet hat, hat mich dann zum ersten mal drauf angesprochen. Sie würde in mir Potential dahingehend erkennen und ob ich nicht schon mal dran gedacht hätte.
Ich hab mich just for fun und ohne große Hoffnung ein bisschen schlau gemacht. Und dann das entdeckt, worauf ich eigentlich hinaus will: Studium für beruflich Qualifizierte. Hab meinen Augen kaum getraut, sah irgendwie zu schön aus um wahr zu sein. Es gäbe also tatsächlich die Möglichkeit, die Berufsausbildung (die mir wirklich unglaublich viel Spaß macht, trotz der temporären Frustration) abzuschließen und mich dann nach 2-3 Jahren Berufserfahrung bei einer Uni zu bewerben? Das wäre für mich einfach nur Perfekt. Ich würde noch meine 5 Jahre lang intensivst Erfahrungen sammeln und hätte nebenher Zeit, mir das Abiwissen in Physik, Bio, Chemie, Mathe etc zu erarbeiten.
Wieso dieser Weg und nicht einfach Ausbildung hinschmeißen, Abi nachholen? Weil mir Erfahrungen das allerwichtigste im Leben sind. Und weil Zeit für mich keine Rolle spielt. Ich will nicht hoch hinaus durchs Studium. Ich will einfach nur studieren.
Und jetzt, nachdem ich euch aufs Heftigste zugetextet hab und euch eure wertvolle Zeit gestohlen habe, komme ich nun endlich zu meiner eigentlichen Frage:
Gibt es unter euch jemanden, der den oben genannten Weg gegangen ist? Irgendwelche Studenten mit Pflegausbildung + Berufserfahrung ohne Abi unter euch? Oder kennt ihr jemanden (der jemanden kennt, der jemanden kennt,....), der dahingehend Erfahrung gemacht hat?
Ich möchte einfach wissen, ob es realistisch ist, auf diesen Weg zu setzen. Wenn es nur theoretisch vielleicht irgendwie unter ganz vielen Umständen möglich ist, am Ende aber einfach kein Mensch ohne Abi jemals eine Uni von innen gesehen hat, dann werde ich wohl nicht drum herum kommen, nach dem Examen mein Abi irgendwo zu machen.
Und bitte keine Grundsatzdiskussionen, ob ihr studieren ohne Abi sinnvoll findet. Bitte um Erfahrungsberichte!
Danke im Voraus