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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen zur Facharztausbildung



Gaelle
06.10.2012, 10:58
Hallo,

ich studiere noch nicht Medizin, überlege es mir aber ernsthaft. Da mir der Bereich der Psychiatrie und Neurologie doch etwas mehr zusagt, als der der Psychologie.
Auf die Gefahr hin, dass ihr mich für vorschnell haltet, habe ich jetzt einige Fragen zur Facharztausbildung...


Kann sich jeder eine Facharztausbildung aussuchen, oder gibt es für jeden Bereich nur begrenzte Plätze?

Wenn es nur begrenzte Plätze gibt, worauf bezieht sich die Auswahl der Leute?

Habe ich es richtig verstanden, dass es jetzt "nur" noch den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gibt und nicht mehr den für Psychiatrie und Neurologie. Irgendwie blicke ich da nicht so ganz durch.

Wenn ja, heißt das, dass man keine Ausbildung zum Psychotherapeuten zusätzlich machen müsste (so ist es in der Psychologie)?



Danke für das Beantworten und einen schönen, wenn auch verregneten :-heul, Tag!

Gaelle

Feuerblick
06.10.2012, 11:48
Zu deinen beiden ersten Fragen: Du kannst dir das Fach, in dem du nach deinem Studium die Facharztausbildung machen möchtest, frei aussuchen. Einzige Voraussetzung: Du musst eine Stelle als Assistenzärztin in diesem Fach finden. Das ist allerdings in der Regel angesichts des Ärztemangels kein Problem.

Hoppla-Daisy
06.10.2012, 12:30
Naja, in der Pädiatrie und in der Derma soll es nach wie vor bescheiden sein, es sei denn, man knüpft bereits im PJ gute Kontakte.

Feuerblick
06.10.2012, 12:47
Auch da findest du etwas... wenn du örtlich flexibel (und eventuell auch leidensfähig :-)) ) bist...

SuperSonic
06.10.2012, 14:35
Aktuell gibt es die Weiterbildungsmöglichkeit zum Facharzt für
- Psychiatrie und Psychotherapie
- Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Neurologie

Details kannst du in der Weiterbildungsordnung der zuständigen Ärztekammer finden.

Gaelle
06.10.2012, 17:57
Danke euch für die Infos! Das man das Fach frei wählen kann, hilft mir bei der Entscheidungsfindung enorm.
Es scheint ja ein breites Feld an Möglichkeiten im psychiatrischem Bereich zu geben.
Die Weiterbildungsordnungen führe ich mir mal zu Gemüte.

hiddl
06.10.2012, 19:57
Aktuell gibt es die Weiterbildungsmöglichkeit zum Facharzt für
- Psychiatrie und Psychotherapie
- Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Neurologie

Details kannst du in der Weiterbildungsordnung der zuständigen Ärztekammer finden.
Und natürlich kannst Du auch zwei Facharzt-Weiterbildungen absolvieren. Gerade Psychiatrie und Neurologie wird schon noch oft kombiniert. Für eine Niederlassung vielleicht auch gar nicht so verkehrt.

EKT
07.10.2012, 13:19
Neurologie und Psychiatrie werden deswegen oft kombiniert, weil die Neurologen in ihrem Austauschjahr im Gegenfach die Psychiatrie erst für sich entdecken, aber oft genug auch einfach, weil sie sehen, daß man mit vergleichsweise wenig Arbeit durchkommen und Karriere machen kann. Letzteres ist sehr zu bedauern.

Was die Frage der Psychotherapie innerhalb des FA für Psychiatrie und Psychotherapie angeht: Das Engagement in der Ausbildung durch die Verantwortlichen im Bereich Psychotherapie ist sehr vom Haus abhängig und fast überall hochgradig mangelhaft. Die geforderten Zahlen bekommt man ohne viel Aufwand zusammen bzw. sie werden mehr oder weniger einfach abgehakt. Man darf damit dann eigenständig, auch ausschließlich, psychotherapeutisch arbeiten.
Wenn man sich wirklich für Psychotherapie interessiert, erfordert das weitaus mehr und es liegt in der Eigenverantwortung, sich entsprechend fortzubilden und vor allem, umfassende eigene Selbsterfahrung bzw. Psychotherapie zu absolvieren!

Approbierten Psychologen (=Psychologische Psychotherapeuten) ist man als Facharzt mehrfach überlegen, wenn man sich um eine vernünftige Psychotherapieausbildung kümmert: man hat nämlich dann zusätzlich eine grundlegende akademisch-medizinische Grundlage für die körperliche Versorgung und ein (hoffentlich) sehr gutes Wissen im Bereich der Pharmakotherapie u. a. biologischer Verfahren im Bereich des eigenen umfassenden Fachgebietes Psychiatrie.

Patella
07.10.2012, 13:24
Früher konnte auch der Facharzt für Nervenheilkunde erworben werden, meines Wissens nach waren das jeweils drei Jahre Neurologie und Psychiatrie, die dafür absolviert werden mussten. Diese Facharztbezeichnung gibt es aber inzwischen nicht mehr zu erwerben; der von hiddl angesprochene Doppelfacharzt Neurologie & Psychiatrie dauert insgesamt 8 Jahre, weil sich das im jeweiligen Fach erforderliche Fremdjahr natürlich "aufhebt". Einzeln dauern die genannten Facharztweiterbildungen je 5 Jahre.

VG Patella

StellaMaris
07.10.2012, 13:25
Welche Möglichkeiten gibt es eigentlich, die Psychotherapie-Ausbildung zu absolvieren? Macht man die am eigenen Haus, gibt es da auch externe Möglichkeiten oder kann man die gar nur extern machen? Und was wäre zu empfehlen, wenn man sich ernsthaft dafür interessiert, und was eher nicht?

Gaelle
07.10.2012, 15:59
Es liegt also auf der Hand, die Ausbildung zum Psychiater und Psychotherapeut würde für mich, nach all den Informationen, mehr Sinn ergeben.

@EKT: Im Grunde finde ich die Weiterbildung (Ausbildung zum Psychotherapeuten) auch gar nicht so dramatisch, hätte ich nach dem Master ja auch gemacht.
Ich bin etwas erstaunt, warum wird denn während der Facharztausbildung so wenig Wert auf eine psychotherapeutische Ausbildung gelegt? Das ist wirklich schade, schließlich ist das doch, meiner bisherigen Auffassung nach, das Handwerk eines Psychiaters.

@Patella: Der Doppelfacharzt liest sich sehr interessant.

@StellaMaris: Ich weiß nicht, ob es bei Ärzten anders ist, aber Psychologen machen die Ausbildung an einer Weiterbildungsstätte. Sie kostet um 20.000€ (je nach Stätte und Therapieform) und dauert 3, oder 5 Jahre in teilzeit.