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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Falschbeschuldigungen wegen angeblicher Vergewaltigung



milz
14.10.2012, 11:25
Es gibt zwei prominente Beispiele, Jörg Kachelmann und Andreas Türck:

http://diepresse.com/home/leben/mensch/1300995/Echte-Vergewaltigungen-werden-oft-nicht-angezeigt?_vl_backlink=/home/index.do

http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article109781531/Andreas-Tuerck-nach-acht-Jahren-zurueck-im-Fernsehen.html

Ich finde es schon extrem perfide, auf diese Art jemanden ruinieren zu wollen. Interessant auch, dass die Justiz auf solche Situationen offensichtlich gar nicht eingerichtet ist. Und desaströs für Frauen, die wirklich vergewaltigt wurden und aufgrund solcher Fälle evtl. nicht ernst genommen werden.

Gibt es dazu irgendwelche Zahlen, wie häufig das vorkommt?
Kauft ihr euch das Buch von Kachelmann? Mich würde es schon interessieren, auch wenn ich eig. kaum noch (nicht fachbezogene) Bücher lese.

Kackbratze
14.10.2012, 11:30
Das Kachelmann-Buch interessiert mich so garnicht.

Zahlen sind schwierig, die Realität ist durch die Medien sicherlich auch arg verschoben.

Oder irgendwie nicht nachvollziehbar...
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/serienvergewaltigung-in-frankreich-freispruch-und-milde-strafen-a-860998.html

Relaxometrie
14.10.2012, 11:36
Ich finde es schon extrem perfide, auf diese Art jemanden ruinieren zu wollen. Interessant auch, dass die Justiz auf solche Situationen offensichtlich gar nicht eingerichtet ist. Und desaströs für Frauen, die wirklich vergewaltigt wurden und aufgrund solcher Fälle evtl. nicht ernst genommen werden.
Diese Meinung teile ich voll und ganz!!!

Aber das Kachelmann-Buch interessiert mich absolut null, da ich keine Lust habe, mich in die Schlammschlachten fremder Personen einzuarbeiten. Um einfach nur die Sichtweise der einen Partei zu lesen, reicht mein Interesse an Kachelmann absolut nicht aus. Und um den Fall von allen Seiten zu beleuchten, wie man es korrekterweise machen müsste, um sich ein objektives Urteil zu bilden, reichen weder mein Interesse, noch meine Möglichkeiten.

Kandra
14.10.2012, 11:49
Das Problem ist, dass Vergewaltigung hierzulande (und wie man am französischen Beispiel sieht) auch in anderen Ländern viel zu lasch bestraft wird. Oft auch gar nicht. Die meisten Vergewaltigungen werden nicht von Fremden begangen, sondern von Bekannten/Freunden. Gerne auch ohne Zeugen in einer Wohnung. Hier stehen sich dann im Gericht (falls es so weit kommt) eine Frau und ein Mann gegenüber, die im schlimmsten Falle sogar eine Beziehung hatten und es steht Aussage gegen Aussage. Ohne weitere Zeugen oder Beweise bleibt dem Gericht oft nichts anderes übrig, als den Angeklagten aus Mangel an Beweisen freizusprechen. Ich habe früher in einem Gericht gearbeitet und die Vergewaltigungsprozesse, die ich mitbekommen habe, endeten vielleicht zu 10-20% mit einer Verurteilung. Ins Gefängnis kam fast keiner.
Sowas sendet natürlich ein fatales Signal aus. Wenn ich davon ausgehen kann, dass der Täter mit großer Wahrscheinlichkeit nicht oder nur sehr milde bestraft wird, muss man sich als Geschädigte natürlich die Frage stellen, ob es das dann Wert ist. Du sitzt in einem öffentlichen Gerichtssaal (am besten mit ner Schulklasse im Zuschauerraum) und musst (es gibt nur sehr wenige Ausnahmen) die ganze Geschichte wieder und wieder erzählen. Der Verteidiger wird immer wieder nachhaken und versuchen einen in Widersprüche zu verwickeln (was sein Job ist..). Das ist sehr hart und ich wünsche es wirklich niemandem. Und wenn dann trotz allem, am Ende niemand bestraft wird, ist das umso bitterer.
Natürlich darf man aber auch nicht ausser acht lassen, dass es durchaus auch Frauen gibt (nicht nur bei Prominenten), die eine Vergewaltigung vortäuschen um dem Mann warum auch immer eine reinzuwürgen. Auch das habe ich erlebt. Deswegen muss man immer sehr sehr vorsichtig sein um niemanden vorzuverurteilen. Deshalb sehe ich die Berichterstattung über solche Fälle in der Zeitung sehr kritisch.

StellaMaris
14.10.2012, 15:58
Ich finde es fürchterlich, dass diese Fälle, sobald sie Prominente betreffen, medial immer so ausgeschlachtet werden müssen. Gerade bei so einem heiklen Thema, wo es oft so wenig stichhaltige Beweise gibt und oft nur Aussage gegen Aussage steht.
Einerseits kann man jemanden mit einer fälschlichen Beschuldigung vorsätzlich ruinieren, andererseits möchte ich gar nicht wissen, wieviele Vergewaltiger ungestraft davonkommen, weil sie sich eben darauf berufen, falsch beschuldigt worden zu sein und die Klägerin (oder der Kläger, gibt ja auch männliche Vergewaltigungsopfer) einfach nicht genügend Beweise hat.

Mir fällt da auch noch der Fall Strauss-Kahn ein, das war ja genau so eine undurchsichtige Sache.

Schlimm finde ich auch, wie überhaupt das ganze Procedere in solchen Fällen abläuft, so wie Kandra es unten beschrieben hat... da braucht man sich nicht wundern, dass viele Vergewaltigte überhaupt nicht zu Polizei gehen.
Wenn sogar ein Ex-Staatsanwalt sagt, er würde seiner eigenen Tochter in so einem Falle abraten, zur Polizei zu gehen. (Hansjürgen Karge bei Anne Will: http://netplosiv.com/201048589/kriminalitaet/staatsanwalt-bei-anne-will-vergewaltigung-lieber-nicht-anzeigen)
Finde ich jetzt auch nicht richtig, aber nachvollziehen kann ich es andererseits auch irgendwo.

Maja85
16.10.2012, 07:13
An meiner Uni nannte die Chefin der Rechtsmedizin eine Zahl von mindestens 10 % Falschaussagen - damit gibt es um ein Vielfaches weniger Falschaussagen als die Dunkelziffer derer, die trotz erlebter Vergewaltigung gar keine Schritte einleiten. 10 % ist auf der anderen Seite nicht wenig und für die andere Seite eine Katastrophe.