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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : In den Niederlanden sind Medizinstudenten nur 12 Stunden die Woche in der Uni?!



JMakai
08.11.2012, 17:53
Was ist denn da los?

http://www.maastrichtuniversity.nl/web/Main/ProspectiveStudents/HomepageNewPortalProspectiveStudents/ChooseYourProgramme/BachelorsProgrammes/Medicine.htm

12 Stunden Uni die Woche für ein Medizinstudium an der Uni Maastricht. Hab ich da was falsch verstanden?! Und wie kann es sein, dass das dort so wenig und bei uns so viel mehr (was war noch mal so eine durchschnittliche Stundenzahl in DE?) ist?

Kandra
08.11.2012, 17:56
"12 hours of classes, 28 hours of individual study: 40 hours total"

Die müssen halt viel zu Hause lernen. Wäre für mich ideal, mich nervt es unheimlich, ständig zu irgendwelchen relativ sinnlosen Pflichtveranstaltungen in die Uni fahren zu müssen.

pvdb
08.11.2012, 18:17
Ich studiere selbst seit September in Maastricht in einem speziellen Doppelmaster Medizin-Klinische Forschung (A-KO Master) in dem ich in vier Jahren sowohl einen Abschluss in Medizin als auch noch einen Forschungsmaster mache.
Nun haben wir sicherlich etwas mehr als 12 Kontaktstunden im Schnitt, aber auch nicht extrem viel mehr. Das ganze variiert natürlich auch von Woche zu Woche. Der Unterschied liegt eindeutig im System, denn man setzt hier im Vergleich zu Deutschland (habe selbst 3 Monate in Berlin an der Charité studiert) mehr auf die Eigenverantwortung des Studenten und die Tatsache das Studenten vor allem viel von und miteinander lernen können. Es ist sicherlich nicht so, dass wir außerhalb der Kontaktstunden nur alleine über unseren Büchern sitzen sondern vielmehr erarbeiten wir in Kleingruppen einen Fall, präsentieren die Ergebnisse dann wieder in der Kleingruppe unseren Mitstudenten, diskutieren Probleme und Fragen die dabei auftauchen und können diese an Tutoren und Experten im Anschluss stellen.
Ich würde einfach mal sagen, dass es insgesamt individueller ist und weniger frontal ausgerichtet ist, aber sicherlich nicht weniger arbeitsintensiv. ;)

epeline
08.11.2012, 18:26
also es gab semester, da musste ich nur 2h in der woche in der uni sein ^^

Gesocks
08.11.2012, 18:36
Semesterferien gibt's doch auch vieeeel weniger in Maastricht. Eine Freundin, die da was WiWi-mäßiges studiert hat was von sechs Wochen plus Feiertagsferien erzählt.

pvdb
08.11.2012, 18:40
Wir haben sicherlich weniger "Ferien" als der durchschnittliche Student in Deutschland. Ist hier eher an den Schulferien orientiert. Im Sommer sind es hier aber auch gut zwei freie Monate im Juli und August. Und sonst halt ganz normal Weihnachten und Neujahr, eine Woche Karneval und dann meist Anfang Mai noch ne Woche. Wer Glück hat, hat im Herbst noch ne Woche frei. Tja und sonst noch ein paar Feiertage.
Ich muss sagen, dass es ich das System mit immer mal ne Woche frei eigentlich ganz gut und durchaus erholsam finde. Man gewöhnt sich ganz gut daran mit der Zeit. ^^

Nessiemoo
11.11.2012, 13:46
Zum Vergleich... in Kanada (zumindest in der Vorklinik) gibt es auch nur 2 x Woche uni, je 3-4 h. Der Rest der Zeit ist halt lernen angesagt, nach den Lernzielkatalogen.

JMakai
12.11.2012, 17:22
@pvdb: Wie heißt dein Studiengang genau (Link?) und hast du vorher was anderes studiert?
Wirst du mit deinem Abschluss problemlos in Deutschland arbeiten können?

pvdb
12.11.2012, 19:54
Handelt sich im Prinzip um einen Niederländischen Master MD/MSc Arts-Klinisch Onderzoeker. Link (http://www.maastrichtuniversity.nl/web/Faculties/FHML/TargetGroup/ProspectiveStudents/MastersProgrammes/Programmes/PhysicianClinicalInvestigator.htm)

Sind seit diesem Jahr 55 Studienplätze hier in Maastricht auf die man sich bewirbt. Im Auswahlverfahren gibt es erst einen Wissenstest und danach einen Tag mit 6 Mini-Interviews. Die besten erhalten dann den Studienplatz. Voraussetzung ist ein Bachelor mit mindestens 90 EC an biomedizinischen Fächern in verschiedenen relevanten Bereichen und Sprachkenntnisse (NT2). Habe selber vorher in Nijmegen Molecular Life Sciences studiert und dann da das Auswahlverfahren doch sehr selektiv ist mich zum letzten Sommersemester in Berlin beworben für Medizin und dort 3 Monate studiert, bevor doch die Zusage kam für Maastricht.

Ich bin am Ende der vier Jahre ganz regulär "Basisarts" wie das hier so schön heißt und kann mich ganz normal spezialisieren, promovieren oder beides parallel. Ist nach EU-Richtlinien auch in Deutschland absolut anerkannt und falls ich zurück wollen würde, was ich angesichts der Vorteile des Systems die ich hier sehe momentan nicht glaube, wäre es zumindest überhaupt kein Problem.
Falls noch Fragen sind, ich beantworte sie gerne. Gibt diese Art des Masters übrigens auch noch in Utrecht wo der Master dan SUMMA heißt.

SineNomine
21.11.2012, 09:56
"12 hours of classes, 28 hours of individual study: 40 hours total"

Die müssen halt viel zu Hause lernen. Wäre für mich ideal, mich nervt es unheimlich, ständig zu irgendwelchen relativ sinnlosen Pflichtveranstaltungen in die Uni fahren zu müssen.

Aye, wenn ich die Unzahl höchst unsinniger Praktika bedenke, die ich über mich ergehen ließ ... der Curriculum gehört diesbezüglich tatsächlich mal ausgemistet. Physik- oder Chemiepraktika sind wundervolle Beispiele irrelevanter Kultus-Absurdität.

Desiderius
21.11.2012, 10:18
Um Dich Basisarts zu nennen musst Du auch dort Co-schappen lopen neme ich mal an? Anders bist du nur klinisch onderzoeker und kein Arzt? Waere mal interessant zu wissen.

pvdb
21.11.2012, 16:26
Die ersten anderthalb Jahre des Masters sind Theorie und Fertigkeiten der Klinik und Forschung. Danach folgen knappe 2 Jahre Co-schappen. Ist gegenüber dem regulären Humanmedizin-Master an einigen Stellen dann etwas komprimiert und gekürzt. Das vierte Jahre arbeiten wir dann als semi-arts sowohl in der Klinik als an einem hieran angelehnten Forschungsprojekt über das wir unsere Masterthesis schreiben.
Wie gesagt es ist ein doch recht forderndes Programm an dessen Ende dann halt ein Doppelabschluss steht mit basisarts (MD) und klinisch onderzoeker (MSc).

Desiderius
21.11.2012, 18:12
Das ist ja interessant wenn man in die Forschung moechte, aber schoen das es diesem Studiengang gibt. War nur Interesse.