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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An alle praktisch Tätigen: Anamnese



Kyutrexx
10.11.2012, 19:03
Hallo Leute,

ich habe mal eine Frage an alle praktisch Tätigen. Zeitdruck ist ja der konstante Feind des Klinikers.

Meine Frage daher: wenn ihr wenig Zeit habt (was ja eher der Normalfall ist), welche Fragen stellt ihr dann im Rahmen einer Anamnese, nachdem der Patient seine Beschwerden geschildert hat und ihr noch mehr über ihn, seine persönliche Situation usw. erfahren wollt?
Ggf. sei noch dazu angenommen, dass der Patient sich etwas gesprächsfaul zeigt oder immer nur ganz kurze, knappe Antworten gibt.

Befinde mich da gerade im Gespräch mit einem Mitstudenten und würde da gerne wissen, wie ihr vorgeht (Assistenzärzte, Fachärzte usw.).

Keenacat
10.11.2012, 19:19
Kommt drauf an, was du mit dem Patienten machen willst.
Beim Prämedizieren in der Ambulanz hangel ich mich am Aufklärungsbogen lang. Der Vorteil ist, dass Patienten manche Sachen beim Ausfüllen vergessen, und auf direkte Nachfrage auf einmal doch erinnern, dass sie mal eine Koro mit Stent bekommen haben. ;-)
Wenn ich im OP notfallprämediziere, sind die zentralen Fragen:
Größe/Gewicht?
Herzerkrankungen?
Kreislauferkrankungen?
Lungenerkrankungen?
Blutungsneigung?
Allergien?
Hausmedikation? Heute eingenommen?
Letzte Mahlzeit/letzte Flüssigkeitsaufnahme?
Schon mal Narkose gehabt und wenn ja, sind dabei Besonderheiten aufgetreten?
Gibts familiäre Muskelerkrankungen oder Narkosekomplikationen bei Blutsverwandten?

Das Ziel ist, auf eventuellen Shit vorbereitet zu sein, der bei der OP passieren kann, und ggf. die Medis zu modifizieren, wenn es KIs gibt.

WackenDoc
10.11.2012, 19:33
Kommt auf das Fachgebiet und die Krankheit an:
1. Im Krankenhaus hatten wir oft vorgefertigte Anamneseformulare, die wir dann mehr oder weniger detailiert ausgefüllt hatten.
2. Im ambulanten Bereich und in der Notaufnahme beschränkt man sich- gerade bei Zeitdruck- auf eine symptom- bzw. krankheitsbezogene Anamnese.

Was meiner Meinung immer rein muss:
- Welche Beschwerden, wie lange, welcher Art (halt je nach Krankheit)
- Fragen, um wichtige DDs abzuklären
- Größe/Gewicht
- Vormedikation
- Vorerkrankungen
- Allergien, Medikamentenunverträglichkeiten


- ggf. soziale Anamnese (z.B. wichtig beim Entlassungsmanagement zu wissen, ob jemand alleine wohnt oder nicht)
- je nach dem auch Familienanamnese (v.a. Krebserkrankungen, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen)
- weitere Lebensumstände nur sofern für die Behandlung erforderlich

Fr.Pelz
11.11.2012, 09:18
Bei uns in der Chirurgie halten wir die Anamnese auch recht kurz, weil die elektiv aufgenommenen Patienten ja oft schon diagnostiziert sind- und die akut aufgenommenen schon den Notaufnahmeschein mitbringen, auf dem das Wichtigste steht.

Dann beschränkt sich die Anamnese auf aktuelle Beschwerden, Nebendiagnosen, Vor-OPs, Allergien. Bei Zeitdruck gibts auch Tricks, z.B erheben bei uns die Schwestern die Hausmedikation und das meist bevor wir den Patinten sehen. Wenn man dann in der Kurve die Medis sieht, erinnern sich dann doch auch die Gesprächsfaulen, dass sie einen Hypertonus oder ne Hypothyreose haben. Was ich auch immer mache, ist mir die Epikrisen der Voraufenthalte im System anzugucken, gerade bei vergesslichen oder richtig dementen Patienten, wo niemand für eine Fremdanamnese zur Verfügung steht. Wenn nichts im System ist->Schweigepflichtsentbindung und Infos vom Hausarzt.
Was ich halt bei Zeitdruck nicht mache, ist nach Dingen zu fragen, die ggf längere Erklärungen seitens des Patienten mit sich ziehen, z.B bei Rentnern nach dem früheren Beruf fragen oder bei Nicht-Kolonkarzinom-Patienten nach der Familienanamnese...

Wenn jemand zum Ausschweifen neigt, stell ich geschlossene Fragen, also nicht "Haben Sie Allergien?" sondern "Haben Sie Allergien gegen Medikamente, Kontrastmittel oder Pflaster?"

mainzer
11.11.2012, 09:54
Kommt drauf an, was du mit dem Patienten machen willst.
Beim Prämedizieren in der Ambulanz hangel ich mich am Aufklärungsbogen lang. Der Vorteil ist, dass Patienten manche Sachen beim Ausfüllen vergessen, und auf direkte Nachfrage auf einmal doch erinnern, dass sie mal eine Koro mit Stent bekommen haben. ;-)
Wenn ich im OP notfallprämediziere, sind die zentralen Fragen:
Größe/Gewicht?
Herzerkrankungen?
Kreislauferkrankungen?
Lungenerkrankungen?
Blutungsneigung?
Allergien?
Hausmedikation? Heute eingenommen?
Letzte Mahlzeit/letzte Flüssigkeitsaufnahme?
Schon mal Narkose gehabt und wenn ja, sind dabei Besonderheiten aufgetreten?
Gibts familiäre Muskelerkrankungen oder Narkosekomplikationen bei Blutsverwandten?

Das Ziel ist, auf eventuellen Shit vorbereitet zu sein, der bei der OP passieren kann, und ggf. die Medis zu modifizieren, wenn es KIs gibt.

1-zu-1 mein Schema :-)