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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aus der Kirche austreten - in unserem Job besser nicht?!



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roger rekless
13.11.2012, 19:14
Moin,

arbeite derzeit als Assistent an einer Uniklinik, habe mit der Kirche privat nichts am Hut und möchte mir dementsprechend auch die Kirchensteuer gerne sparen. Die Frage ist nun: ich weiß ja nicht wo es mich in ein paar Jahren hin verschlägt. Wie schaut das heute an kirchlichen Häusern aus? Kirchenmitgliedschaft immernoch Pflicht um eine Stelle zu bekommen, eher nicht oder handhabt das jedes Haus nach Gusto (und Personalsituation)?

Lieber auf die Zähne beißen und angesichts der unklaren Zukunft besser drin bleiben? Oder kann man sogar bei Bedarf wieder rasch und problemlos zurück? Ich möchte keine Diskussion über Kirche und moralische Bewertungen solcher Überlegungen lostreten ;)

Danke für Eure Infos!

Gruß
Roger

Keenacat
13.11.2012, 19:19
Kirchenmitgliedschaft immernoch Pflicht um eine Stelle zu bekommen,

Nö, das nicht... Nur ausgetreten darfst du nicht sein. :-)) Wenn du von vornherein kein Christ bist, müssen sie dich zwar nicht einstellen (Juhu, kirchliches Arbeitsrecht...), tun es aber in aller Regel doch. Kirchenaustreter sind aber offenbar ZOMG ANTICHRIST oder so, jedenfalls geht das garnicht.

Ich bin trotzdem ausgetreten. Arbeiten unter der Fuchtel kirchlichen Diskriminations- ääääh, Arbeitsrechts mag ich eh nicht.

Michael72
13.11.2012, 19:23
Soweit ich es bisher mitbekommen habe, ist es an kirchlichen Häusern problematisch, ausgetreten zu sein. Vollkommen religionslos wird ebenso toleriert, wie jedwede andere Religion. Möchte man sich also den Weg an jedes kirchliche Haus offen halten, empfiehlt es sich, nicht auszutreten.

Mal eben schnell wiedereintreten wird schwierig und sicherlich für jemanden, der mit Religion gar nichts am Hut hat eine echte Geduldsprobe.

Letztlich ist die Frage, die man ganz unmoralisch stellen muss, ist: überprüft das potenzielle zukünftige Haus tatsächlich, ob man ausgetreten ist, oder nehmen sie die Behauptung, man sei nie Mitglied gewesen einfach so hin? Persönlich glaube ich eher letzteres...

EKT
13.11.2012, 19:29
Kommt auch ein bißchen auf Position (bei höheren schauen möglicherweise medizinfremde Obrigkeiten des Unternehmens genauer hin) und Fach (in absoluten Mangelfächern ziemlich egal) an.

Bin selbst Anfang des Jahres ausgetreten, habe danach (!) OA-Stelle in Haus mit kirchlichem Träger bekommen.

Und über 100 Euro Netto-Ersparnis im Monat lohnt schon sehr!

aschenputtel1977
13.11.2012, 19:48
Nööö, das stellte nun wirklich kein Problem dar. (Allerdings auch alte "Arbeiter- und Bauernstaat"-Region :) Vielleicht ein nicht zu vernachlässigender Faktor, keine Ahnung!

EntenFreundin
13.11.2012, 19:50
S
Letztlich ist die Frage, die man ganz unmoralisch stellen muss, ist: überprüft das potenzielle zukünftige Haus tatsächlich, ob man ausgetreten ist, oder nehmen sie die Behauptung, man sei nie Mitglied gewesen einfach so hin? Persönlich glaube ich eher letzteres...

Ja, das frage ich mich bei der Sache auch gerade: Wie sollen die denn, wenn man angibt mein sei kein Mitglied, wissen, dass man vorher Mitglied gewesen ist ? Kann mir auch nicht vorstellen, dass die da so genau nachhaken.

Ich hatte mich 2 mal an kirchlichen Häusern beworben; bei einem musste man so einen Fragebogen zu dem Thema ausfüllen, aber da konnte man nur ankreuzen zu welcher Religion man gehört (inkl. so Optionen wie Freikirche oder Scientology, u.ä.), aber ob man ausgetreten sei haben die da glaube ich nicht gefragt. Denn musste man noch unterschreiben, dass man sich mit dem "christlichen Menschenbild" indentifizieren kann und hatte die Möglichkeit anzugeben, ob Familienmitglieder bei einer kirchlichen Organisation arbeiten.
Im Vorstellungsgespräch saß denn noch jemand von der Verwaltung und hat etwas zu diesem Thema erzählt.

Ich bin in der Kirche und hab tatsächlich jemanden in der Familie, der bei einer kirchlichen Organisation arbeitet, aber zu der Stelle verholfen hat mir das auch nicht....
Also danach gehen die letztendlich wohl nicht, oder nur im Zweifelsfalle.

Kenne auch genug Nicht-Kirchenmitglieder und auch Moslems, die in christlichen Häusern arbeiten.

Beim zweiten wollte die Personalabteilung das nur im Vorfeld wissen, aber einen Fragenbogen gab es nicht.

epeline
13.11.2012, 20:15
cool, dann hab ich als schon-immer-konfessionslose ja doch noch chancen in süddeutschland :-D

Relaxometrie
13.11.2012, 20:32
Wie schaut das heute an kirchlichen Häusern aus? Kirchenmitgliedschaft immernoch Pflicht um eine Stelle zu bekommen, eher nicht oder handhabt das jedes Haus nach Gusto (und Personalsituation)?
Meiner Erfahrung nach ist es so:
Wenn Du getauft bist, Kirchenmitglied warst und ausgetreten bist, und das so zugibst, bekommst Du keine Stelle am kirchlichen Haus (mir so an einem katholischen Haus passiert).
Warst Du nie Kirchenmitglied, bekommst Du die Stelle vielleicht. Eine Kommilitonin von mir, die nicht getauft ist, hat an eben dem Krankenhaus, an dem ich keine Stelle bekommen habe (trotz mündlicher Zusage der Chefs direkt im Vorstellungsgespräch), eine Stelle bekommen.



Lieber auf die Zähne beißen und angesichts der unklaren Zukunft besser drin bleiben?
Das ist nicht nötig, denn


Oder kann man sogar bei Bedarf wieder rasch und problemlos zurück?
meiner Erfahrung nach ist es zumindest in der evangelischen Kirche absolut gar kein Problem, wieder Mitglied zu werden.
Die Pfarrer sind so verblendet, daß sie entweder meinen, sie hätten ein Schäfchen zurückgewonnen. Selbst wenn es der Kirche nicht um die Rückkehr einer verlorenen Seele geht, ist es einfach, wieder einzutreten, denn die Kirche hat auch die Dollar-, bzw. die Eurozeichen in den Augen.
Ich bin bisher 2x wieder eingetreten. Einmal war es im Nachhinein doch nicht nötig, weil ich dann doch eine Stelle an einem nicht-kirchlichen Haus bekommen habe. Also bin ich wieder ausgetreten. Danach habe ich eine Stelle am kirchlichen Haus angetreten und bin nach den Erfahrungen, daß die Kirchen echt am längeren Hebel sitzen, wieder eingetreten. Und freue mich schon auf den Tag, an dem ich wieder austreten kann.

Thomas24
13.11.2012, 20:53
Kann man denn nach Belieben ein und austreten, oder gibt es da einen gewissen Papierkram zu erledigen?

Relaxometrie
13.11.2012, 21:06
Beim Eintritt in die ev. Kirche war kaum Papierkram zu erledigen. Ich musste irgendwo unterschreiben, das war's. Was nie so ganz eindeutig war, war das mit der Lohnsteuerkarte. Da meine Ein-/Austritte zuletzt relativ schnell hintereinander geschahen, musste ich auch mal die "unpassende" Lohnsteuerkarte (die 2010er ist ja noch gültig) beim Arbeitgeber abgeben, auf der steht, daß ich konfessionslos bin. Ich habe mir zuletzt beim Finanzamt noch zusätzlich einen bzgl. des Kirchenzugehörigkeitsmerkmals aktualisierten Lohnsteuerkartenersatz geben lassen, und diesen beim Arbeitgeber abgegeben.

EKT
14.11.2012, 07:52
die Kirche hat auch die Dollar-, bzw. die Eurozeichen in den Augen.

:-))


Ich bin bisher 2x wieder eingetreten.

Man könnte ja mal einen Wettbewerb starten: wer schafft die meisten Austritte? :-party

Evil
14.11.2012, 09:36
denn die Kirche hat auch die Dollar-, bzw. die Eurozeichen in den Augen.
Du nicht? :-))

Rico
14.11.2012, 10:15
Also ich hab einen Aeskulapstab in den Augen.
Um's Geld geht es mir nicht... ich will doch Menschen helfen...

EVT
14.11.2012, 17:38
warum ist denn austreten schlimmer als nie drin gewesen zu sein? kommt doch aufs gleiche raus.
in der katholischen kirche kann man auch relativ problemlos wieder eintreten.

Feuerblick
14.11.2012, 17:48
Nö.... auszutreten war deine eigene Entscheidung (sprich: du hast dich aktiv GEGEN die Kirche entschieden). Nie drin gewesen zu sein, war die Entscheidung deiner Eltern. Dafür kannst du nichts und hast damit nicht "gesündigt" ;-)

Rico
14.11.2012, 18:29
Genau, kirchenrechtlich kann man nämlich nicht "austreten" wie aus einem Fitnessstudio, sondern man wendet sich von der Kirche ab, begeht somit einen Akt der Häresie und es kommt zu einem Schisma - in deren Folge die Kirche die Exkommunikation verhängt.
Deshalb ist sojemand dann für die Kirche ein rotes Tuch (siehe ja auch Abendmahl & Co.).

Feuerblick
14.11.2012, 18:41
Allerdings verstehe ich eins nicht: Wenn ich mich absolut nicht mit kirchlichen Werten anfreunden kann und daher aus der Kirche austrete, warum will ich dann einen Job an einem kirchlichen Haus, das ja nun diese Werte vertritt und deren Anerkennung sogar von den Angestellten fordert? Und warum trete ich dafür dann auch noch wieder in die Kirche ein... Kommt mir irgendwie SEHR inkonsequent vor in Zeiten, wo man nach Jobs nun nicht gerade verzweifelt über Jahre hinweg suchen muss. :-nix

epeline
14.11.2012, 18:56
warum ist denn austreten schlimmer als nie drin gewesen zu sein? kommt doch aufs gleiche raus.
in der katholischen kirche kann man auch relativ problemlos wieder eintreten.


Nö.... auszutreten war deine eigene Entscheidung (sprich: du hast dich aktiv GEGEN die Kirche entschieden). Nie drin gewesen zu sein, war die Entscheidung deiner Eltern. Dafür kannst du nichts und hast damit nicht "gesündigt" ;-)

naja, ich bin ja schon mündig und könnte ja nun als volljährige eintreten, wenn ich wöllte...

Keenacat
14.11.2012, 18:59
Allerdings verstehe ich eins nicht: Wenn ich mich absolut nicht mit kirchlichen Werten anfreunden kann und daher aus der Kirche austrete, warum will ich dann einen Job an einem kirchlichen Haus, das ja nun diese Werte vertritt und deren Anerkennung sogar von den Angestellten fordert? Und warum trete ich dafür dann auch noch wieder in die Kirche ein... Kommt mir irgendwie SEHR inkonsequent vor in Zeiten, wo man nach Jobs nun nicht gerade verzweifelt über Jahre hinweg suchen muss. :-nix
Nicht jeder hat den Luxus, sich völlig frei aussuchen zu können, wo in Deutschland er einen Job annimmt.

Feuerblick
14.11.2012, 19:04
Aber ich wage zu bezweifeln, dass es Gegenden gibt, in denen es in erreichbarer Entfernung ausschließlich kirchliche Häuser gibt. Aber gut, muss jeder wissen, wie er sich seine "Ideale" zurechtbiegt und was ihm wichtiger ist :-nix