PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufsalternativen für Mediziner nach dem Staatsexamen?



Seiten : [1] 2

ckmb
21.11.2012, 12:31
Ich frage mich, welche beruflichen Alternativen gibt es,abseits der unmittelbaren Patientenversorgung bzw. Facharztausbildung? Am Beginn des Studiums wurde damals noch vermittelt, dass es
diverse Alternativen abseits der unmittelbaren Patientenversorgung bzw. Facharztausbildung gäbe, leider habe ich hierbei das Gefühl, dass fast überall mehrere Jahre Berufserfahrung dafür vorausgesetzt
werden z. B. im Medizin-Controlling. Ist es daher nahezu unmöglich in alternativen Berufsfeldern ohne weitere Zusatzqualifikationen oder Berufserfahrung zu arbeiten?

Relaxometrie
21.11.2012, 12:53
Am Beginn des Studiums wurde damals noch vermittelt, dass es
diverse Alternativen abseits der unmittelbaren Patientenversorgung bzw. Facharztausbildung gäbe
Das ist eine Theorie, die leider häufig verbreitet wird, die ich jedoch schon immer kritisiert habe. Daß man mit diesem Studium ja angeblich soooo viele Alternativen zur Patientenversorgung habe, sagt sich leicht, und wird hier im Forum auch immer wieder mal in den entsprechenden Diskussionen verbreitet. Ich glaube aber nicht daran.
Natürlich KANN man als Arzt direkt nach dem Studium abseits der Patientenversorgung arbeiten. Dann konkurriert man aber mit Bewerbern, die andere Studiengänge oder Ausbildungen hinter sich haben, welche zumindest nicht schlechter auf den "patientenfernen Job" (was auch immer das im Einzelfall sei) vorbereiten, als es das Medizinstudium getan hat.
Und für medizinische, aber patientenferne Jobs (das von Dir angesprochene Controlling, oder andere Bereiche) gibt es garantiert genug Bewerber, die gewisse klinische Erfahrung vorweisen können, von der klinischen Arbeit frustriert sind, aber dennoch ihre Erfahrungen sinnvoll einbringen können.
Von daher halte ich die Aussage "das Medizinstudium ist vielseitig und patientenfern anwendbar" für schnell hingesagt, aber wenig substanziell.

Aber probieren geht über studieren. Ich möchte mit meinen obigen Ausführungen nicht schwarzmalen, aber das angeblich so universell einsetzbare Medizinstudium in ein realistisches Licht rücken. Denn Absolventen anderer Ausbildungsgänge sind auch nicht doof, und gegen die konkurriert man nunmal, wenn man nicht die klassische Krankenhausarztkarriere einschlägt.

ole_cranon
21.11.2012, 15:22
- Forschung
- Pharmaindustrie: entweder dort in der Forschung oder eben in der "Verwaltung". Viele Pharmafirmen bieten Traineeprogramme (auch extra für Mediziner) zum Managementeinstieg.
- Pharmaberater
- (medizinische) Verlage


Ist doch klar, wenn man sich in der Wirtschaft bewirbt, hat man Konkurrenz aus anderen Studiengängen. Dann zählt eben nicht nur die Approbation sondern auch Noten, Praktika, Auslandaufenthalte und außeruniversitäres Engegement. Da wird es eben schwer, wenn man nicht frühzeitig geplant hat und in den Semesterferien auch mal außerhalb der Patientversorgung in die Praxis geschnuppert hat.

Feuerblick
21.11.2012, 16:19
In medizinischen Verlagen konkurriert man um eine Volostelle mit allen anderen, die gerne "schreiben" wollen. Als Mediziner hat man da keinen wirklichen Vorteil. Es sei denn, man hat schon während des Studiums nachweisbar Schreiberfahrung bei Verlagen gesammelt :-nix Und da die Stellen für Schreiberlinge zunehmend rar werden und immer mehr kleinere Verlage eingehen, kann man die Alternative inzwischen mal nach ganz hinten stecken...
"Forschung" ohne im Studium bereits geknüpfte Kontakte ist bei der heutigen Sparwut auch nicht mehr so einfach zu bekommen. Auch hier hat man gerne Leute mit ein bißchen klinischer Erfahrung.
Pharmaberater (sprich: Praxisklinkenputzer) kann man aber vermutlich wirklich noch mehr oder weniger problemlos werden :-))

EKT
21.11.2012, 16:31
Die Bewerber aus anderen Fächern sind nicht nur nicht doof, sie haben während ihres Studiums auch denken, sprechen und schreiben gelernt und sind damit i. A. wesentlich besser für "alternative Bereiche" vorbereitet als Medizinabsolventen.

Michael72
21.11.2012, 16:36
Das weite Feld des Consultings steht prinzipiell jedem offen, der ein abgeschlossenes Studium hat. Handelt es sich dabei nicht um BWL, wird man entsprechend geschult bzw. bekommt die Möglichkeit den MBA zu machen. Für's Consulting muss man allerdings ein spezieller Typ sein, die wissen recht genau, wen sie wollen und wen nicht.

Colourful
21.11.2012, 16:41
Die Bewerber aus anderen Fächern sind nicht nur nicht doof, sie haben während ihres Studiums auch denken, sprechen und schreiben gelernt und sind damit i. A. wesentlich besser für "alternative Bereiche" vorbereitet als Medizinabsolventen.

Stimmt, kann man zwar auch nebenbei lernen, aber eben nicht im Studium. :-)

Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich nichts Anständiges gelernt habe, das mit dem "Schreiben" war bei mir auch immer eine Option, hätte ich richtig Lust zu, aber da konkurriert man eben auch mit Leuten, die einfach nützlicheres Handwerkszeug gelernt haben.

@Michael72
Ja, genau, da muss man der Typ für sein. Wenn man jedoch klug ist und sich für noch klüger hält und sich selbst gut verkaufen kann, dann könnte das klappen, wurde mir jedenfalls so berichtet.

Feuerblick
21.11.2012, 16:44
Tja... ist für mich auch immer noch das, was ich gerne machen würde (obwohl der letzte Versuch aus verschiedenen Gründen als gescheitert betrachtet werden muss...), aber die Stellen sind in Zeiten zunehmend pleite gehender Verlage halt nicht mehr allzu leicht zu bekommen.

Michael72
21.11.2012, 16:51
Ja, genau, da muss man der Typ für sein. Wenn man jedoch klug ist und sich für noch klüger hält und sich selbst gut verkaufen kann, dann könnte das klappen, wurde mir jedenfalls so berichtet.

Ach, so speziell muss man da gar nicht sein. Man sollte halt die Arbeit (und davon viel) mögen. Hier (http://www.mckinsey.de/html/karriere/darum_mckinsey/profile/then_florian.asp) und hier (http://www.mckinsey.de/html/karriere/darum_mckinsey/profile/hartmann_jan.asp) gibt es exemplarisch die Geschichte zweier Mediziner bei McKinsey zum Nachlesen.

EntenFreundin
21.11.2012, 18:40
In medizinischen Verlagen konkurriert man um eine Volostelle mit allen anderen, die gerne "schreiben" wollen. Als Mediziner hat man da keinen wirklichen Vorteil. Es sei denn, man hat schon während des Studiums nachweisbar Schreiberfahrung bei Verlagen gesammelt :-nix


Hm, aber wenn es sich um einen Medizinverlag und das schreiben von Fachbüchern handelt ? Das dürfte es für Nichtmediziner schwer sein ein medizinisches Fachbuch zu schreiben. Oder werden die Fachbücher grundsätzlich "nebenbei" von klinisch tätigen Ärzten geschrieben ?
Eine ehemalige Komilitonin von mir hat während des Studiums als Lokalredakteurin für via medici gearbeitet und hat da denn die Möglichkeit bekommen ein Kurzlehrbuch zu schreiben.... Das konnte sie auch nur aufgrund ihrer medizinischen Kenntnisse.... Aber klar, das war schon als Studentin so "nebenher". Die hatte nichtmal von dem Fach besonders viel Ahnung, sondern hat sich halt rein gearbeitet. Ob diese Kurzlehrbücher immer Leute so "nebenbei" schreiben, oder obs auch welche gibt, die das hauptberuflich machen, ist eine gute Frage.
Und wer lektoriert die ganzen Medizinbücher ? Mediziner oder Nichtmediziner ?
Kürzlich war im Ärzteblatt eine Stelle für ein Voluntariat bei einem Medizinverlag ausgeschrieben.

Feuerblick
21.11.2012, 18:47
Das "Schreiben" von Fachbüchern erledigen in der Tat fast immer Ärzte/Dozenten "nebenher". Jeder ein Kapitel, einen Teil eines Buches oder über Jahre hinweg sogar das ganze Buch. Die Arbeit im Verlag beschränkt sich bei Fachbüchern zum größten Teil aufs Überarbeiten und dafür brauchst du, gescheiten ärztlichen Beirat vorausgesetzt, nun wirklich keine Mediziner. :-nix Ein Volo zu bekommen, ist die eine Sache (den Hungerlohn fürs Volo vergessen wir da schon mal vorsichtshalber...). Übernommen zu werden dann schon was ganz Anderes. Volo-Stellen sind immer mal wieder ausgeschrieben, aber ohne Vitamin B und ordentliche schreiberische Vorerfahrung nutzt dir ein Medizinstudium schlicht gar nichts! Und fürs schlichte Lektorieren kann man nur Leute gebrauchen, die wirklich sattelfest in der deutschen Sprache sind. Auch hier wird man eher Menschen einstellen, die da ein entsprechendes Studium aufweisen. Mediziner und Orthographie sind ja doch recht häufig zwei unterschiedliche Welten :-))

EntenFreundin
21.11.2012, 20:07
Na ich bin eigentlich auch ganz froh, dass ich mich nicht - so wie manch Absolventen aus geisteswissenschaftlichen Fäcchern - um Voluntariate und schlecht bezahlte Praktika kloppen muss.
Es gibt ja in der Medizin auch Facharztausbildungen "ohne" Patienten.
Derjenige in diesem Bericht hat allerdings auch schon früh im Studium seine außerklinische Karriere geplant, denn die ganze Auslandserfahrung, usw. Das ist nicht der Durchschnittsmediziner, der nach dem Studium auf einmal feststellt, dass er nicht in der Klinik arbeiten möchte.
Vielleicht am ehesten noch in Pharmaunternehmen oder bei Krankenkassen ?
Da kannte ich mal einen, der nach dem Medstudium bei einer Krankenkasse angefangen hat.

EntenFreundin
21.11.2012, 20:16
Hier mal paar Beispiele:
http://www.thieme.de/viamedici/medizin/beruf/uebersicht.html

Weiss aber nicht wie realisierbar und aktuell das ganze ist.
Gibt ja auch noch Aubaustudiengänge, die einem spezielle Kenntnisse in bestimmten Bereichen vermitteln; heisst aber noch 2 Jahre Schulbank drücken und kein Geld verdienen.

blackcat86
21.11.2012, 21:30
Weiß jemand von euch, wie es in der Pharmaindustrie und bei Krankenkassen aussieht? Irgendwas wirds doch auch da geben, was man ohne großartig viel Klinikerfahrung und mit einem einigermaßen guten Gehalt machen kann, oder? Und was ist mit Postdoc stellen? Wie gut muss die Promotion dafür gewesen sein?

Feuerblick
21.11.2012, 21:34
Krankenkassen/MDK suchen Fachärzte, gerne mit Promotion...

EntenFreundin
21.11.2012, 21:39
Und was ist mit Postdoc stellen? Wie gut muss die Promotion dafür gewesen sein?

weiss nicht, vermutlich mind. magna cum laude.... da konkurriert man ggf. mit den Naturwissenschaftlern, also muss schon methodisch eine ganze Menge drauf haben.... Man muss sich in der Forschung aber klar machen, dass es da kaum einen "Mittelbau" gibt, d.h. entweder man schafft es bis zum Prof. oder man muss irgendwann denn doch was anderes machen.... Reine Forschung (ohn zusätzlichen Facharzt, von dem man denn leben kann) Ist meines erachtens nur für Leute, die das wirklich wollen und nicht für solche, die "nur" irgendeine Alternative zur Klinik suchen.....

EntenFreundin
21.11.2012, 21:42
Krankenkassen/MDK suchen Fachärzte, gerne mit Promotion...

also erst nach der Facharztausbildung ?

Feuerblick
21.11.2012, 21:43
Jepp... Geht ja in der Regel um gutachterliche Fragestellungen. Da sollte man schon Facharzt sein.

blackcat86
21.11.2012, 21:44
Dass scheinbar alle nichtklinischen Arbeitgeber Fachärzte wollen ist klar; nur kriegen die genug, um alle Stellen mit solchen besetzen zu können?

Postdoc Stellen kriegen dann wahrscheinlich auch nur diejenigen, die summa cum laude gekriegt haben und alle Methoden perfekt können, die in der dortigen Arbeitsgruppe benötigt werden...oder gibts nicht doch selbst da vielleicht Ausnahmen?

Feuerblick
21.11.2012, 22:02
Soooo viele Stellen sind das dann auch wieder nicht...