Dragon82
25.11.2012, 17:45
Heute fand eine große MANV-Übung im Münchner Richard-Strauß-Tunnel statt. Ich selbst war als Mime mit vor Ort und möchte ein paar Eindrücke schildern.
Geplant war ein Szenario "VU mehrere PKW und umgestürzten Bus in Tunnel" mit ca. 50 Verletzten aller Sichtungskategorien. Vor Ort waren die BF und FF, sowie alle Münchner Hilfsorganisationen mit mehreren SEGs und 16 Rettungsmitteln (RTW, KTW, B-KTW). Die Erstversorgung auf dem Behandlungsplatz im Tunnel klappte relativ gut, der Transportraum erwies sich dann als Nadelöhr. Die Patienten wurden über die ganze Stadt verteilt, bis nach Pasing und Großhadern.
Selbst hatte ich eine Thoraxverletzung, die sich dann zum Spannungspneumothorax ausweitet und bis zur Reanimationspflicht führen kann, wenn nicht entlastet wird. Ich lag mit der Masse der anderen Üb-Verletzten im hinteren Drittel des (rammelvollen) Busses. Der Ablauf bei mir war:
09:00 Übungsbeginn
09:15 Die ersten Einsatzkräfte beginnen im Bus mit der Sichtung.
09:30 Ich bin gesichtet und erhalte eine rote Karte
10:00 Meine Bergung aus dem Bus beginnt
10:15 Ein Notarzt setzt mir eine Entlastungspunktion und stuft mich auf "Gelb" herab.
11:55 Ich werde zum Transport in das Klinikum Rechts der Isar verladen.
12:00 Im Tunnel ist Übungsende.
12:05 Ich treffe im MRI ein, werde sofort in den Schockraum geschoben und dort erstversorgt. Dort wird eine zusätzliche Thoraxdrainage gelegt und zusätzlich eine Unterschenkelfraktur sowie ein Perikarderguss (der mich laut dem Arzt wohl umgebracht hätte bei der Wartezeit) diagnostiziert.
12:30 Auch im Rechts der Isar ist Übungsende. Ich darf mich wieder anziehen, werde verpflegt und zurück zum Sammelpunkt gefahren.
Meine Eindrücke:
- Wärmeerhalt war ein schwieriges Thema. Ich hatte mehrere Schichten Kleidung und drei Decken, trotzdem habe ich gefroren, weil es in dem Tunnel ziemlich gezogen hat.
- Ebenso ein schwieriges Thema war die Rettung aus dem umgestürzten Bus, da die nun querliegenden Haltestanden erst aufwendig durch die Feuerwehr entfernt werden mussten.
- Die Sicherung auf Trage/Spineboard/Rolltrage wurde in allen Fällen eher vernachlässigt, stellenweise wäre ich fast heruntergefallen.
- Das Team der Notaufnahme im MRI war extrem schnell und sehr kompetent. Und die können einen in einer Geschwindigkeit ausziehen, meine Fresse :grins:
- Die "Drehbücher" für die Mimen waren rein fürs Krankenhaus geschrieben und haben die notfallmedizinische Versorgung überhaupt nicht abgedeckt.
- Interessant war hier das unterschiedliche Outcome der gleichen Verletzungen. Ein anderer Mime mit dem selben Verletzungsmuster verstarb relativ früh im Krankenhaus, da bei ihm keine Thoraxdrainage erfolgte.
Für mich war es ein spannendes Erlebnis, das sehr interessant war und bei dem ich mal wieder mitmachen werde. Hier gibt es bereits erste Impressionen der Übung:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/notfalluebung-in-muenchen-katastrophe-mit-ansage-1.1532338
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.feuerwehr-kliniken-rettungskraefte-alarm-im-tunnel-bilder-von-der-grossen-uebung.c94bd080-3669-434f-b015-01c0890c34fe.html
http://www.merkur-online.de/aktuelles/muenchen-ost/katastrophen-uebung-richard-strauss-tunnel-fotostrecke-meta-2636366.html
http://www.facebook.com/media/set/?set=a.337049196358429.79395.142271912502826&type=1
Und mein besonderer Dank gilt dem CT-Team des Krankenhaus Rechts der Isar, das mich den CT auf dem Klo durchführen ließ, welche Erleichterung:grins:
Viele Grüße
dragon82
Geplant war ein Szenario "VU mehrere PKW und umgestürzten Bus in Tunnel" mit ca. 50 Verletzten aller Sichtungskategorien. Vor Ort waren die BF und FF, sowie alle Münchner Hilfsorganisationen mit mehreren SEGs und 16 Rettungsmitteln (RTW, KTW, B-KTW). Die Erstversorgung auf dem Behandlungsplatz im Tunnel klappte relativ gut, der Transportraum erwies sich dann als Nadelöhr. Die Patienten wurden über die ganze Stadt verteilt, bis nach Pasing und Großhadern.
Selbst hatte ich eine Thoraxverletzung, die sich dann zum Spannungspneumothorax ausweitet und bis zur Reanimationspflicht führen kann, wenn nicht entlastet wird. Ich lag mit der Masse der anderen Üb-Verletzten im hinteren Drittel des (rammelvollen) Busses. Der Ablauf bei mir war:
09:00 Übungsbeginn
09:15 Die ersten Einsatzkräfte beginnen im Bus mit der Sichtung.
09:30 Ich bin gesichtet und erhalte eine rote Karte
10:00 Meine Bergung aus dem Bus beginnt
10:15 Ein Notarzt setzt mir eine Entlastungspunktion und stuft mich auf "Gelb" herab.
11:55 Ich werde zum Transport in das Klinikum Rechts der Isar verladen.
12:00 Im Tunnel ist Übungsende.
12:05 Ich treffe im MRI ein, werde sofort in den Schockraum geschoben und dort erstversorgt. Dort wird eine zusätzliche Thoraxdrainage gelegt und zusätzlich eine Unterschenkelfraktur sowie ein Perikarderguss (der mich laut dem Arzt wohl umgebracht hätte bei der Wartezeit) diagnostiziert.
12:30 Auch im Rechts der Isar ist Übungsende. Ich darf mich wieder anziehen, werde verpflegt und zurück zum Sammelpunkt gefahren.
Meine Eindrücke:
- Wärmeerhalt war ein schwieriges Thema. Ich hatte mehrere Schichten Kleidung und drei Decken, trotzdem habe ich gefroren, weil es in dem Tunnel ziemlich gezogen hat.
- Ebenso ein schwieriges Thema war die Rettung aus dem umgestürzten Bus, da die nun querliegenden Haltestanden erst aufwendig durch die Feuerwehr entfernt werden mussten.
- Die Sicherung auf Trage/Spineboard/Rolltrage wurde in allen Fällen eher vernachlässigt, stellenweise wäre ich fast heruntergefallen.
- Das Team der Notaufnahme im MRI war extrem schnell und sehr kompetent. Und die können einen in einer Geschwindigkeit ausziehen, meine Fresse :grins:
- Die "Drehbücher" für die Mimen waren rein fürs Krankenhaus geschrieben und haben die notfallmedizinische Versorgung überhaupt nicht abgedeckt.
- Interessant war hier das unterschiedliche Outcome der gleichen Verletzungen. Ein anderer Mime mit dem selben Verletzungsmuster verstarb relativ früh im Krankenhaus, da bei ihm keine Thoraxdrainage erfolgte.
Für mich war es ein spannendes Erlebnis, das sehr interessant war und bei dem ich mal wieder mitmachen werde. Hier gibt es bereits erste Impressionen der Übung:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/notfalluebung-in-muenchen-katastrophe-mit-ansage-1.1532338
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.feuerwehr-kliniken-rettungskraefte-alarm-im-tunnel-bilder-von-der-grossen-uebung.c94bd080-3669-434f-b015-01c0890c34fe.html
http://www.merkur-online.de/aktuelles/muenchen-ost/katastrophen-uebung-richard-strauss-tunnel-fotostrecke-meta-2636366.html
http://www.facebook.com/media/set/?set=a.337049196358429.79395.142271912502826&type=1
Und mein besonderer Dank gilt dem CT-Team des Krankenhaus Rechts der Isar, das mich den CT auf dem Klo durchführen ließ, welche Erleichterung:grins:
Viele Grüße
dragon82