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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medikamentenwahl bei MS



Mangokind
27.11.2012, 14:37
Eine 23-jährige Patientin mit der Diagnose MS seit 2008 beklagt, dass ihre derzeitige Medikation (Fingolimod) nicht mehr wirkt. Unter diesem Medikament war sie weitestgehend beschwerdefrei. Nun bekommt sie häufige Schübe und die Krankheit scheint schnell voranzuschreiten. Der Arzt empfiehlt Natalizumab. Eine Interferonbehandlung kann aufgrund der Schwere nicht in Betracht bezogen wurden. Auch Mitoxantron zeigte keine Wirkung.
Jedoch werden im Plasma Antikörper gegen den JC-Virus identifiziert. Das Risiko PML unter der Behandlung mit Natalizumab zu entwickelt in sehr hoch. Was empfehlt ihr der Patienten?
Und auch eine ethische Frage: Muss die Patienten die Entscheidung selbst treffen?

Bin auf eure Antworten gespannt.

jeannie
27.11.2012, 15:43
hallo Mangokind,

vorab ich hoffe du bist nicht selber die in deinem post geschilderte Person.
da wir hier ja keine Behandlungshilfen geben dürfen und ich dies auch sicher nicht tun werde hier nur ein paar kurze Anmerkungen
1. ja falls deine Freundin wirklich eine hochaktive MS mit vielen Schüben Therpieversagen unter Fingolimod (sprich was für Schübe hat sie und wer hat den Krankheitsprogress objektiviert) so wäre Natalizumab sicherlich eine Therapieoption.
2.und ja das Risiko für eine PML ist bei Nachweis von JC-Antikörpern erhöht, jedoch ist die Rate an Antikörper pos. Menschen altersabhängig, da es generell eine relativ hohe Durchseuchung mit JC in der Bevölkerung gibt. weiterhin gibt es eine klare Abhängighkeit der PML Inzidenz von der Therapiedauer mit dtl. Risikoanstieg nach 24h Monaten..
3. Ich denke ihr solltet euch doch auf jedenfall (nochmal) in einer Spezialambulanz beraten lassen auch mit der Frage nach weiteren Therapieoptionen (z.B. Rituximab aber auch mit PML Risiko assoziiert oder andere ON oder sogar OFF-Label Therapie
4. und ja, letztich kann der Arzt nur beratend und empfehlend tätig sein, die endgültige Entscheidung über die nun folgende Therapie liegt immer bei der Patientin (nach zuvor erfolgter ausführlicher Erklärung und Darlegung der verschiedenen Möglichkeiten)
optionen)
mfg jeannie

Mangokind
27.11.2012, 20:18
Danke für deine Antwort Jeannie. Es handelt es sich tatsächlich um eine Patientin die ich getroffen habe, die mich nach Rad gefragt hat, weil der Arzt sie ziemlich allein mit der Entscheidung hat stehen lassen. Und ich finde nun auch, dass es absolut ein Fall für den Spezialisten ist. Dennoch hoffte ich einige Anregungen zu finden, die mir nicht selbst in den Sinn kamen. Ich bedanke mich über die Info über den Risikoanstieg nach 24 Monaten, das wusste ich noch nicht.

yoann
27.11.2012, 21:41
hat die patientin denn schon mitoxantron gehabt? ein weiterer risikofaktor neben behandlung über 24 monaten, JC positivität auch die vorherige mit anderen immunsuppresiva zb cyclophosphamid oder mitoxantrone.

Mangokind
28.11.2012, 10:00
Ja ich weiss, diese Behandlung hat sie probiert, hat jedoch nicht funktioniert. Braucht es denn eine lange Behandlungsdauer, damit Mitoxantron als Risikofaktor gilt?

Reflex
06.12.2012, 20:55
Es fehlt eine genaue Anamnese incl. Medikamentenanamnese, klinische Befunde und bildgebende Diagnostik um so eine Frage nur ansatzweise beantworten zu können. Hochaktive Patienten sind am besten in einem guten Ms-Zentrum angebunden, weil dort auch die Erfahrung und Optionen mit Off-Label Gebrauch von Medikamenten bestehen. Das ist eigentlich der einzige und beste Ratschlag, den du ihr mit auf den Weg geben kannst.