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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zukunftsperspektiven HNO vs. Innere



fragensteller
09.12.2012, 10:36
Hallo Leute,
ich befinde mich gerade im PJ und werde im nächsten Frühjahr Stex machen. Demnächst möchte ich mich für eine Assi-Stelle in Berlin bewerben. Abgesehen davon, dass der Stellensituation dort eh angespannt ist, kann ich mich nicht so recht zwischen der HNO und der Inneren (v.a. Pneumologie) entscheiden. Beider Fachgebiete interessieren mich (eine gewisse Affinität zum Respirationstrakt und der Allergologie hat sich im Studium herauskristallisiert), in beiden kann man sich gut niederlassen.

An der HNO interessiert mich das Operative (es gibt doch nichts ästhetischeres als eine schöne Parotis oder Neck ;)), das Patientenspektrum (Kinder-Greise) und der physikalisch-sinnesphysiologische Aspekt (Audiologie).
Dafür ist man eben 5-Löcher-Arzt, auf sein Fachgebiet beschränkt und hat m.E. nach eine nicht so starke Patientenbindung, da man einen hohen Patientendurchsatz hat.

An der Inneren interessieren mich Ganzheitlichkeit und Patientenkontakt. Außerdem hat man denke ich sehr viele Möglicheiten sich weiterzuentwickeln, z.b. Notfallmedizin, Tropenmedizin etc. Man bekommt „mehr“ von der breiten Medizin mit und ist Ansprechpartner für den gesamten Patienten (wie geht es weiter, Heimunterbringung, Lebensende, Angehörigengespräche). Außerdem kann man sich als Fachinternist oder als Internist mit hausärztlicher Tätigkeit niederlassen.
Dafür sind die Dienste anstrengender, je nach Haus wahrscheinlich mehr Überstunden, insgesamt vielleicht eine psychisch belastendere Tätigkeit als die HNO?

Wie gesagt, ich kann mir beides gut vorstellen. Was ich aber definitiv möchte ist die Möglichkeit ein Leben neben der Arbeit und Familie zu haben (Work-Life-Balance). Ich strebe also nicht den Chefsessel an, sondern orientiere mich eher in Richtung Oberarzt an mittlerem/ kleinen Haus oder Niederlassung.

- in welchem Fach sind die Niederlassungsmöglichkeiten besser? Kennt jemand niedergelassene Internisten/ Hausärzte/ HNOler?
- auch wenn die Frage immer nicht so gern gehört wird, wo sind die Verdienstmöglichkeiten besser? (finde ich übrigens eine ganz legitime Frage, auch Mediziner, die sich gut um ihre Patienten kümmern und den Job nicht nur wegen des Geldes machen müssen irgendwovon leben, oder?)
- in welchem Fach wird man schneller Oberarzt und kann vielleicht doch an der Klinik bleiben (denke ne Oberarztstelle an einem (kleinen) Haus mit geregelten Arbeitszeiten ist eine gute Alternative zur Niederlassung)

Vielen Dank für eure Eindrücke!

netfinder
09.12.2012, 10:45
Bitte keine Doppelthreads. Da sich das ganze ja mehr mit der Zeit nach dem STEX befasst, habe ich den anderen Thread gelöscht.

netfinder - Moderator

ful32
09.12.2012, 13:18
Mit Work-life-balance ist es in der Inneren so eine Sache ... da bist du nie so richtig fertig und kannst dich entsprechend abgrenzen. Ich glaube HNO ist auftragsbezogener und damit besser zu händeln. Ich selbst bin in der Inneren und verfluche die Arbeitszeiten öfters :-(

Mark-Alexander
09.12.2012, 16:12
Dafür verdienst du als Facharztinternist das Doppelte als ein HNO-Arzt und kannst z.B. durch eine Gemeinschaftspraxis sehr wohl eine bessere Work-life-balance erreichen. Ich verwiese auf die Einkommensstatistiken der KBV. Durch eine Gebührenreform versucht man aktuell eine gewisse Angleichnung zu erreichen. Viele HNO-Ärzte sind mit ihrem Einkommen sehr unzufrieden ! Das Problem ist die Niederlassungssperre für Facharztinternisten.

fragensteller
10.12.2012, 14:33
Danke erstmal für eure Beiträge.

Man hört ja oft, dass man in der Inneren nie so richtig fertig wird und deshalb Überstunden macht. Aber liegt das nicht vielmehr an der Verwaltung des Krankenhauses (wie viele Patienten komen auf einen Arzt, wie gut sind die Abläufe optimiert, muss selbst kodiert werden) als an der Fachrichtung?
Im PJ in der Inneren war ich in einem kleinen Haus, dort gingen die Ärzte fast immer pünktlich nach Hause, Überstunden wurde aufgeschrieben und sie konnten sogar in der Arbeitszeit Notarzt fahren.
In der HNO in der Uniklinik werden jeden Tag 2-3 Überstunden gemacht und nicht aufgeschrieben. Ok, der Vergleich hinkt wg. Uniklinik.

Primär geht es mir um die Zukunftsperspektiven in der späteren Niederlassung. Die KH-Zeit muss man einfach durchstehen, das denke ich ist in allen Fachrichtungen kein Zuckerschlecken, aber wie geht es danach weiter?

@Mark-Alexander: Ich kenne diese KVB-Statistik. Allerdings geht es da nur um die Einnahmen der GKV. Dort schneiden die HNOler tatsächlich recht schlecht ab. Von anderer Seite her (bezogen auf Daten des Statistisches Bundesamtes) liest man, dass die HNO-Ärzte mit 144tsd/a im Mittelfeld liegen und damit im Vgl. zu den Internisten mit 158tsd/a gar nicht so schlecht dastehen (http://www.news.de/wirtschaft/855076142/kassenaerzte-bekommen-satte-lohnerhoehung/1/). Allerdings habe ich die Primärdaten des Statistischen Bundesamtes nicht finden können. Wenn das stimmen würde, dann würde mir das ehrlich gesagt reichen, man will ja einfach gut leben können, nicht reich werden.

Weißt du, wie die Niederlassungsmöglichkeiten für HNO-Ärzte in Berlin aussehen? Gibt es da auch eine Niederlassungssperre?

FirebirdUSA
10.12.2012, 18:17
An der HNO interessiert mich das Operative (es gibt doch nichts ästhetischeres als eine schöne Parotis oder Neck ;)), das Patientenspektrum (Kinder-Greise) und der physikalisch-sinnesphysiologische Aspekt (Audiologie).
Dafür ist man eben 5-Löcher-Arzt, auf sein Fachgebiet beschränkt und hat m.E. nach eine nicht so starke Patientenbindung, da man einen hohen Patientendurchsatz hat.

Ich denke das du als Niedergelassener Arzt in beiden Fächern einen ähnlich hohen Patientendurchsatz hast. Außerdem wirst du als Niedergelassener HNO-Arzt nur kleine, schnelle Eingriffe operieren, da sich die "große" HNO Chirurgie mit Belegbetten gar nicht kostendeckend durchführen lässt. Die HNO Ärzte die ich kennengelernt haben operieren in der Praxis vorallem TEs, einfache Septen und NNHs. Wenn du also wirklich operieren willst musst du in der Klinik bleiben.



An der Inneren interessieren mich Ganzheitlichkeit und Patientenkontakt. Außerdem hat man denke ich sehr viele Möglicheiten sich weiterzuentwickeln, z.b. Notfallmedizin, Tropenmedizin etc.

Ich denke es gibt auch in der HNO Möglichkeiten sich Weiterzubilden (Allergologie, Schlafmedizin, etc.), auch Notfallmedizin ist sicherlich möglich an Unikliniken in denen die HNO eine eigene Intensivstation hat. Zumindestens die Intubation können die meisten HNO Ärzte die ich in der Klinik kenne genauso gut wie Anästhesisten, wenn nicht sogar besser bei schwierigen Atemwegen, da sie regelmäßig bei Tumorpatienten Panendoskopien mit anschließender Intubation durchführen und einfach die Anatomie deutlich besser kennen.



Dafür sind die Dienste anstrengender, je nach Haus wahrscheinlich mehr Überstunden, insgesamt vielleicht eine psychisch belastendere Tätigkeit als die HNO?
Ich denke das ein Regeldienst in der Inneren deutlich anstrengender ist als in der HNO. Psychisch belastend kann beides sein, in der HNO zum Beispiel das auf dem Weg in den OP verstorbene Kind nach TE-Nachblutung, die Karotistumorblutung die dir um die Ohren spritzt, etc. Das sind natürlich alles Extremfälle die in der Realität in einer großen HNO aber durchaus vorkommen.

Am Ende haben sicher beide Fächer spannende und interessante Seiten. Wenn du als HNO-Arzt in der Niederlassung keine Belegbetten hast ist der Verdienst aber laut Info von Bekannten relativ niedrig (je nach Privatanteil).

Muriel
10.12.2012, 20:20
Das typische Patientenklientel in einer HNO-Praxis ist auch eher vom Spektrum überschaubar. Eine Freundin, mittlerweile FÄ, schreckt nach diversen Praxisvertretungen derzeit vom eigentlichen Traum einer Praxis ab. Cerumen en masse, Tinitus, mal ne Schwindeldiagnostik und Rotznasen. Spaßmachende HNO, so ihre Aussage, finde man fast nur in der Klinik.

Dr. Glucosidase
11.12.2012, 16:14
Viele treffen die Entscheidung, welchen FA sie anstreben auch unter weiteren Gesichtspunkten. Bis du dich niederlassen kannst, könnte es sowohl in Sachen Gehalt als auch NIederlassungsmöglichkeiten gaaanz anders aussehen als heute...

Andere stellen sich dann auch Fragen wie: Wo halte ich die 5 Jahre als Assi entspannter durch? Wo sagt mir die Mentalität eher zu (vgl. Gyns vs. Unfallchirurgen)? Wo hab ich das nötige Basiswissen schneller drauf und komme eher selbständig zurecht (HNO > Innere?)? Wo finde ich schneller ne Ass-Stelle, v.a. wenn Partner/Familie nicht einfach überallhin umziehen können/wollen (Innere > HNO?)? usw...