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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Innere Medizin und Rheumatologie - wo ist der Haken?



Rheumatica
11.12.2012, 22:03
Hallo

Ich trage mich mit dem Gedanken, meinen Facharzt in Innere Medizin mit Subspezialisierung Rheumatologie zu machen. Gründe sind in etwa folgende:

- Innere Medizin = richtige Medizin - man beherrscht die wesentlichen Inhalte des klassischen Faches der Medizin.
- Rheumatologie = elektive Medizin - im Wesentlichen wird man selbst im Krankenhaus später nur selten Dienste machen müssen, z.B. keine Endoskopie-Rufbereitschaft, kein Herzkatheter. Als Oberarzt wird man sicher allgemeine Hintergrund-Dienste machen müssen, aber auch nicht mehr.
- wenn man kein Bock auf Klinik mehr hat -> Niederlassung
- spannend - sicherlich Geschmackssache, aber Autoimmunerkrankungen, Entzündungsmedizin - da passiert gerade sehr viel (Genetik, Biologika). Und zumindest in meinem Haus ist es so, dass die Rheumatologen auch gerne gefragt werden, wenn man bei Patienten nicht weiter kommt - quasi die Light-Version von Dr. House.

Für mich also lauter gute Gründe, warum man Rheumatologie machen sollte. Wenn ich mich dann aber bei Kommilitonen umhöre, hat da kaum einer Bock drauf. Werden die irgendwie besonders mies bezahlt? Lohnt die Niederlassung nicht? Übersehe ich irgendetwas? Oder sind die Leute, die kein Bock auf Dienste haben, eh alles Augenärzte und wer sich überhaupt mit Innere anfreunden kann eh Hardcore-Intensivmediziner?

Ich würde mich über etwas Feed-back sehr freuen.

Beste Grüße,
Rheumatica

Kackbratze
11.12.2012, 22:47
Du bist als Rheumatologe kein Chirurg. Das Allein sollte Grund genug sein. ;-)

EntenFreundin
12.12.2012, 09:28
Wenn ich mich dann aber bei Kommilitonen umhöre, hat da kaum einer Bock drauf. Werden die irgendwie besonders mies bezahlt? Lohnt die Niederlassung nicht? Übersehe ich irgendetwas? Oder sind die Leute, die kein Bock auf Dienste haben, eh alles Augenärzte und wer sich überhaupt mit Innere anfreunden kann eh Hardcore-Intensivmediziner?


Es interessieren sich einfach wenige für das Fach.... die meisten haben wahrscheinlich auch noch nie genauer damit befasst... Dass man da keine Dienste machen muss (das höre ich jetzt das erste Mal.... ), das wissen die denn sicher auch nicht... Wobei ich das nicht ganz glauben kann.... Du musst ja während der Assistenzarztzeit auch in andere Bereiche und auch auf der Rheumatologie kanns ja nachts auch Notfälle geben...

Ist doch eigentlich gut wenn es nicht so viele wollen.... Um so mehr Chancen für Dich ! Das sollte Dich jetzt nicht abschrecken, da steckt wahrscheinlich nicht viel mehr dahinter, außer dass die das Fach vielleicht niicht so interessiert, bzw. eher dass sie sich noch nie damit befasst haben

flopipop
12.12.2012, 17:19
das problem besteht auch darin, dass in diesem fach meistens seltene krankheiten behandelt werden, weswegen es relativ wenige spezialisierte zentren gibt, die dann wiederum klein sind...die stellensituation ist somit nicht so prickelnd....ich habe mal in der rheumatologie praktikum gehabt und fand die arbeit sehr gechillt, fast schon zu gechillt....für mich käme das fach nicht in frage, weil die stellensitaution schlecht ist, aber auch das fach an sich mir ziemlich öde erscheint, aber das ist natürlich ansichtssache und muss nciht für jeden gelten.

Ulle
12.12.2012, 17:31
Natürlich muss man während der Facharzt-Ausbildung Dienste machen. Natürlich muss man auch z.B. auf die Intensivstation. Aber danach schaut es dann netter aus, selbst wenn man an der Uni bleiben möchte (da ist z.B. Kardio dann der Horror für mich).

Omi-Dok
12.12.2012, 21:03
Also ich kann nur für mich sprechen: Ich habe mich eigentlich das gesamte Studium schon für die Innere interessiert, aber Rheumatologie blieb da irgendwie etwas außen vor. Zum einen, weil zumindest bei uns v.a. Kardio aber auch Gastro, Nephro und Pulmo eindeutig den Großteil der Vorlesungszeit ausmachten, zum anderen, weil ich Rheuma irgendwie immer so wenig anschaulich fand. Ich denke, jeder kennt wen mit einer Herzerkrankung o.ä. - das war mir irgendwie präsenter. Das erste mal eindringlich damit beschäftigt hab ich mich jetzt zum Examen, da der Innere-Prüfer Rheumatologe war. Und siehe da, ich fand es plötzlich interessant :-)

P.S.: Leider kam dann keine einzige Frage zu dem Themengebiet dran :-D

PMR-Doc
12.12.2012, 21:10
Ich war damals zum Praktikum Innere Medizin in der Rheumatologie. Mir hats gefallen, hätte ich als Fach auch sofort gemacht, wenn nicht der Rest der Inneren dran gehangen wäre....;-)

EntenFreundin
12.12.2012, 21:15
Ich hatte im Kurs einen sehr guten Rheumatologie Dozenten, der einem das Fach gut nahe bringen konnte.... Da hab ich auch zum ersten Mal festgestellt dass es ein interesssantes Fach ist.... Ansonsten ging es eher unter neben den "großen" Innere Fächern.... Von daher ist es klar, dass sich wenige dafür interessieren, wenn es im Studium nur am Rande behandelt wird,,,,Wenn es Dich interessiert würd ich auf jeden Fall erstmal in die Richtung gehen.... Man kann ja später immer noch Allgemein-Internist werden

Muriel
12.12.2012, 21:34
Mich hat immer dieses ganze Anca-Gedöns abgeschreckt. Wenn man als Student keine klinische Erfahrungen hat und dann immer nur von irgendwelchen abstrusen Laborparametern Diagnosen ableiten soll, finde ich das furchtbar, für mich hörte sich immer alles irgendwie gleich an. Dann NSAR, MTX, Cortison. Mittlerweile finde ich die Theorie hinter so einigem Rheumatologischen echt spannend, einige Schnittstellen hat mein Fach ja auch, so dass man zumindest am Rande damit in Berührung kommt. Was mich jedoch sehr abschrecken würde, ist das teilweise sehr anstrengende Patientengut in dem Bereich.

LMD
14.12.2012, 12:47
ich habe mich für den oben beschriebenen Weg entschieden. Mache meine FA für Innere und will dann Rheuma dran hängen und dort ist auch mein haupteinsatzgebiet. Momentna absolviere ich gerade die Rotationen...leider muss ich dir aber ein paar Zähne ziehen:
Als FA für Innere Medizin, auch mit subspezialisierung, musst du je nach Größe des Hauses auch Dienst machen, nicht nur Hintergrund. Unsere Rheumatologen absolvieren alle Anwesenheitsdienste (außer die CÄ). Letztendlich musst du auch das gesamte Spektrum der Inneren beherrschen, wg. oben angesprochener Notfälle u.ä.
Die niederlassung lohnt sich aktuell nur bedingt. Es gab in letzter Zeit immer Kürzungen im Laborkatalog. Weiterhin hat man sowohl in der klinik als auch der Ambulanz ständig MDK-Einsprüche, weil es Overlap-Syndrome gibt und vieles nicht eindeutig ist.

Rheumatica
21.04.2013, 10:41
Man brauch mir wegen der Dienste keine Zähne ziehen - das man die ganz normalen Standard-Dienste macht, liegt auf der Hand (und steht auch im ersten Post). An der Klinik, wo ich arbeite, werden aber z.B. die Gastroenterologen und Pneumologen zusätzlich Notfall-Endoskopien aus dem Bett gerissen. Bei den Kardios ist der Herzkatheter zur Nacht eh Standard. Und da kommen dann noch die ganz normalen Hintergrunddienste hinzu (und ich rede immer nur von der Zeit nach dem Facharzt, die Jahre bis dahin muss man eh rotieren etc. - gar keine Frage).

Weiss jemand mehr, wie sich finanziell die Niederlassung als internistischer Rheumatologe rechnet? Lohnt es sich z.B., sich auf die Gabe von Biologica (ggf. mit praxiseigenem Infusionsraum für i.v.-Gaben)?

herrdoktor0815
23.04.2013, 09:43
Was macht man nach der Facharztausbildung ? Für die stationäre Versorgung vom Rheumapatienten gibt es durch bessere Versorgung kaum einen bedeutenden Zukunftsmarkt. Die Kostenprobleme ( Medikamentenkosten ) sind erheblich. Die Rheumaabteilung am UKT in Tübingen wurde letztes Jahr geschlossen. Die Niederlassung ist zur Zeit sicherlich attraktiv. Es bestehen aber erhebliche Med-Budgetprobleme. Eine Überschreitung der Budgets um 100 Prozent ist wohl normal. Das System erscheint mir insgesamt pervers zu sein.

Relaxometrie
23.04.2013, 10:05
@Rheumatica:

Organisiere Dir doch mal einen Beratungstermin bei einem derzeit niedergelassenen Rheumatologen. Ich denke, daß jemand, der in dem Gebiet aktuell an der Front arbeitet, Dir guten Rat geben kann, das Fachgebiet entweder zu verfolgen, oder es besser sein zu lassen.
Wobei der Rat, es sein zu lassen, dann wohl am ehesten aufgrund der finanziellen Situation gegeben wird. Rein fachlich kann das Gebiet wohl sehr spannend sein.
Ich sollte mal zur Abklärung meines Raynauds zum Rheumatologen und war in der Terminbeschaffungssituation extrem (!!!) froh, daß ich nur einen Termin zur Abklärung haben wollte, und daß kein akuter Behandlungsbedarf bestand. Denn in der ersten rheumatologischen Praxis hätte ich einen Termin in 9 Monaten haben können. Eine weitere Praxis hatte einen kompletten Annahmestop. Sooo viele rheumatologische Praxen gibt es ja nun nicht in jeder Stadt, so daß ich dann also schon auf Praxen in weiterer Entfernung zurückgegriffen habe. Letztlich habe ich einen Termin in zwei Monaten in einer ca. 30km entfernten Praxis bekommen, der aber NUR der Abklärung dienen konnte. Mir wurde direkt gesagt, daß ich nicht zur Weiterbehanldung bleiben könne, wenn sich eine rheumatologische Diagnose ergeben sollte.
DIe Ärztin war sehr nett, aber organisatorisch völlig überfordert, wie sie selbst sagte. Sie war kurz vor der Dekompensation, weil ihr die Praxis eingerannt wurde und sie der Patientenflut kaum noch Herr wurde.
Und genau DAS sind die Gründe, aus denen ich mich an Deiner Stelle mit einem Niedergelassenen unterhalten würde, der Dir nämlich genau sagen können wird, wohin die Reise mit den rheumatologischen Praxen geht.
Wenn Du aufgrund der wohl sehr teuren Medikamente ständig Dein Budget überschreitest, obwohl maximal leidenden Patienten mit den entsprechenden Medikamenten gut geholfen werden kann, fände ich es auf Dauer psychologisch sehr unentspannt, mich für jede Medikamentenverordnung gegenüber der Krankenkasse, dem MDK und sonstigen Stellen rechtfertigen zu müssen.