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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ständige Ortswechsel - Karriere oder Leben?



seefahrer
16.12.2012, 13:15
Ich hab da mal ne Frage an all jene, die sich entschieden haben, ihre Ausbildung weit weg von ihrem Heimatort aufzunehmen. Ich hätte ein super Angebot in meinem Wunschfach ca. 2 Autostunden von meinem Lebensmittelpunkt entfernt, und das obwohl ich grad mal wieder vom Studium (das auch weit entfernt war) zurückgekehrt bin und nun in meiner Heimatstadt die alten Freundschaften wieder halbwegs revitalisiert und auch neue geschlossen habe. Meine Beziehung ist seit Jahren eine Fernbeziehung, das wäre nicht das Problem, da der Dienstort dafür sogar günstiger liegt. Nun müsste ich aber erneut die Zelte abbrechen, am neuen Arbeitsort eine Dienstwohnung mieten, zusätzlich zu meiner Wohnung in der Heimatstadt, da ich meine Wohnung am Heimatort keinesfalls aufgeben kann, weil ich irgendwann wieder zurück will u nie wieder eine so günstige Wohnung bekommen würde.

Die Ausbildungsstelle ist aber wirklich super, tolles Klima, super netter Chef, geregelte Arbeitszeiten, etc.

Meine Bedenken gehen in die Richtung, dass ich mein soziales Umfeld nun schon wieder neu aufbauen muss und grad am Anfang fühlt man sich meist irgendwie verloren - neue (kleinere) Stadt, winzige Dienstwohnung, keiner da, mit dem man am Tagesrand mal auf ein Bierchen gehen könnte... Ich weiß, das klingt alles ein wenig wie ängstliches Gejammere. Ich bin halt eher der schüchterne Typ, der nicht ganz so schnell Bekanntschaften schließt... mir sind soziale Kontakte und ein Leben nach der Arbeit aber extrem wichtig!

Ist schon klar, dass 200 km heutzutage keine Entfernung mehr sind und wer Karriere machen will, muss flexibel sein. In der freien Wirtschaft werden Manager alle 2 Jahre rund um den Globus geschickt...

Aber muss das unbedingt so sein? Läuft man nicht durch diesen unsteten Lebenswandel Gefahr, irgendwann allein dazustehen? Man hat dann zwar überall viele, aber nur sehr oberflächliche Bekanntschaften oder mein schlimmstes Horror-Szenario: nur noch Facebook- "Freunde"? Mich würde Eure Meinung zu dem Thema interessieren. Wie geht ihr mit sowas um? Wie vertreibt ihr euch die anfängliche Zeit in einer fremden Stadt? Wie fühlt man sich dort möglichst schnell wohl? Ist das ein so starkes Argument, die Stelle nicht anzunehmen?

Evil
16.12.2012, 13:32
Ich bin vor einigen Jahren für 3 Jahre 650km entfernt ans andere Ende der Republik gewechselt und dann wieder zurückgekehrt.

Naja, es dauerte halt ein bissl, bis ich mir dort einen Freundeskreis aufgebaut hatte. Das ging dann in erster Linie über den Kollegenkreis und MEDI-LEARN ;-) Außerdem bin ich regelmäßig ausgegangen und hab vor Ort einiges unternommen, auch sportliche Aktivitäten mit den örtlichen Vereinen, wobei ich aber auch nicht grad der kontaktfreudigste Mensch bin.
Mittlerweile bin ich da schon wieder rund 2 Jahre weg, aber die Freundschaften sind geblieben, so daß ich mehrmals jährlich dort bin, u.a. im Rahmen von Urlauben.
Und zum Aufrechterhalten der Verbindung eignet sich Fressebuch sehr gut, aber auch das gute alte Telefon :-)

ful32
16.12.2012, 17:11
Naja, du musst halt sehen, dass dich die Arbeit in der neuen Stadt, deine Heimat und die Fernbeziehung unter einen HUt kriegen lassen... weil sonst bist du ja nur noch mit organisieren und umherfahren beschäftigt. Und das kostet Kraft, Geld und Zeit...

Wie wärs denn mit der Wohnung am Heimatort untervermieten (komplett) oder zur WG machen und dir einen Mitbewohner suchen ? (ich weiß.... ich bin dem studentischen Milieu erst kurz entwachsen ) ;)

dreamchaser
16.12.2012, 17:39
Denk daran, dass du auch am Wochenende arbeiten wirst. Vielleicht ist das ein Wochenende, vielleicht aber auch mehr. Dann geht noch Zeit für deine Fernbeziehung ab und schon hast du erstaunlich wenig Zeit, die du an deinem Heimatort verbringen wirst. Du wirst dir dann eben einen neuen Freundeskreis aufbauen (was ja nicht bedeutet, dass du die alten Freunde nicht ab und zu mal siehst, aber eben nicht so oft) - es sei denn, du willst an deinem Arbeitsort immer isoliert in einer kleinen Wohnung sitzen. Leute lernt man bei der Arbeit problemlos kennen.
Die Idee mit der Untervermietung deiner jetzigen Wohnung ist nicht schlecht, damit hast du die auf jeden Fall noch sicher im Verlauf.

EntenFreundin
16.12.2012, 18:19
Was hast Du denn für Alternativen ?
Gibt es denn eine realistische Chance an Deinem jetzigen Ort etwas zu bekommen ?
Wenn Nein, denn vielleicht besser "nur" 200 km weg als vieleicht noch weiter.
Und denn kommt es vielliecht noch auf die Verbindung zwischen den beiden Orten an... Wenn das z.B, beides ICE Haltestellen sind und man im Idealfall in einer guten Stunde von A nach B kommt, denn ist das einfacher zu realisieren als wenn die Verbindung komplzierter ist....

PMR-Doc
17.12.2012, 20:24
Ich bin in den letzten Jahren vom Studienort ca. 150km entfernt in meinen Heimatort gezogen, von dort nach wenigen Monaten ca. 350km entfernt zu meiner ersten Weiterbildungsstelle und dann einmal vom südlichsten ans nördlichste Ende Deutschlands. Bin jetzt also ca. 1300km von zuhause entfernt.
Natürlich verliert man auf diese Art eine Menge Bekannte. Aber die echten Freunde bleiben, auch wenn man sich nur im Urlaub und beim Skypen sieht. Dank Skype und diversen Flatrates kann man ja ziemlich günstig in Kontakt bleiben.
Meine Facebook-Freunde sind übrigens zu 95% ehemalige Arbeits-, Studien- und SchulkollegInnen, inzwischen über fast ganz Europa verstreut, mit Ausnahmen in Japan und den USA - ich kann mich also fast überall mal zum Kaffee einladen:grins:

LasseReinböng
17.12.2012, 22:31
Mir wäre zunächst nach Studienende eine Stelle mit guten Arbeitsbedingungen am wichtigsten - neue soziale Kontakte knüpft man in dieser Altersphase immer noch, allerdings muß man dafür auch Zeit haben ( in einer Klinik, wo man sich halb tot schuftet eher ungünstig).

Und gute Freunde bleiben einem auch bei räumlicher Distanz erhalten. Bei mir haben sich nach Studienende die Freunde in alle Himmelsrichtungen verstreut und in meinem Heimatort ist sowieso niemand geblieben, bin also diesen Zustand gewohnt.

Relaxometrie
17.12.2012, 22:35
und dann einmal vom südlichsten ans nördlichste Ende Deutschlands
Niebüll? Helgoland?

ful32
17.12.2012, 22:38
Ist mittlerweile auch meine Meinung- was nützt dir der gute Ruf der KLinik (zB Uni), wenn die Arbeitsbedingungen mies sind. Fünf Jahren leiden für den Facharzt können nämlich auch ganz schön lang werden.

Dann lieber ein nettes persönliches Haus mit guter Ausbildung, egal was für eine Reputation. Nur leider weiß man das erst meist dann, wenn man schon dort arbeitet.

EntenFreundin
17.12.2012, 22:59
Niebüll? Helgoland?

Flensburg ?

Relaxometrie
17.12.2012, 23:10
Flensburg ?
Sylt?

Kackbratze
18.12.2012, 15:59
Ich bin für meine Weiterbildung und Karriere nicht weit weg von zu Hause (40km).
Die Uni war weiter weg.

Ausbildung und Möglichkeiten sind gut, warum sollte ich dann weit weg gehen?

EntenFreundin
18.12.2012, 16:38
Ich bin für meine Weiterbildung und Karriere nicht weit weg von zu Hause (40km).
Die Uni war weiter weg.

Ausbildung und Möglichkeiten sind gut, warum sollte ich dann weit weg gehen?

Tja, so viel Glück hat aber nicht jeder.... Wenn das beim Threadersteller auch so wäre, denn hätte er den Thread nicht erstellt,

Kackbratze
18.12.2012, 20:33
Frage des Threaderstellers:


Aber muss das unbedingt so sein?

Meine Antwort: Nein

EntenFreundin
18.12.2012, 20:40
Frage des Threaderstellers:



Meine Antwort: Nein

Sicher, dass jeder wenn er nur will, heimatnahe einen passenden Job findet ? Ist vielleicht in Niedersachsen so, aber nicht in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, usw.... Hab da wirklich schon ganz andere Sachen mitbekommen....

blackcat86
18.12.2012, 22:29
Hab darüber auch schon nachgedacht; mir würde es schon reichen, wenn ich es auf eine Hälfte Deutschlands beschränken könnte. Man merkt durchaus, dass man sich in manchen Regionen einfach sehr schnell extrem unwohl fühlen würde. Insofern kann ich das verstehen.

Ich kann mich im PJ noch an einen Assistenzarzt erinnern, der bei uns im Wohnheim gelebt hat und auch eine Fernbeziehung hatte (bei dem bekam ich es vor allem dadurch mit, dass seine Freundin oft da war). Er versuchte eben die freien Tage zu bündeln, und dann kam entweder seine Freundin in die durchaus attraktive Gegend dort, oder er fuhr zu ihr (wo er auch studiert hatte). Nach einem Jahr wechselte er allerdings wieder an den alten Ort, und das ging problemlos. Mit mehr Berufserfahrung wächst wohl auch die Auswahlbreite (wenn auch vielleicht auch nicht absolut uneingeschränkt überall und in jedem Fall).

Kackbratze
18.12.2012, 22:54
Sicher, dass jeder wenn er nur will, heimatnahe einen passenden Job findet ? Ist vielleicht in Niedersachsen so, aber nicht in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, usw.... Hab da wirklich schon ganz andere Sachen mitbekommen....

Komisch, bei mir sprechen die gefühlten Zahlen genau das Gegenteil aus.
Meine Bekannten haben genau dort, wo sie wollten bzw. wohnten ihre Traumstellen gefunden.

Wie gesagt, die gefühlten Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache!

Kandra
19.12.2012, 05:57
Sicher, dass jeder wenn er nur will, heimatnahe einen passenden Job findet ? Ist vielleicht in Niedersachsen so, aber nicht in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, usw.... Hab da wirklich schon ganz andere Sachen mitbekommen....

Direkt IN München den Traumjob zu finden ist vielleicht in einigen Fächern nicht direkt möglich. Aber wenn man mal über den Stadtrand rausguckt und seinen Radius so um ca. 50-70km ausweitet hat man schon wieder einige auch sehr gute Kliniken mehr zu Auswahl und da geht dann auch (in den meisten Fächern) was.

JJ*
19.12.2012, 09:07
Für Hamburg gilt selbiges.

GOMER
22.12.2012, 07:13
Hab mich dagegen entschieden ne gute Stelle 2h von meinem Heimatort (wohin ich eigentlich zurück wollte) anzutreten und bin an meinem Studienort geblieben (4h von meinem Heimatort), Hauptgrund waren die sozialen Kontakte.