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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie viel Innere Medizin steckt in der Pädiatrie?



Manubrium
17.12.2012, 21:58
Hallo allerseits,

Differentialdiagnosen, detektivische Gespürarbeit, Kombination verschiedener Befunde - ich finde diesen Prozess toll und mir gefällt die Innere Medizin. Mit schreckt allerdings das in der Regel hochbetagte Patientenklientel ab und ich möchte gerne mit Menschen in ihrem "besten" Alter arbeiten - also in der Pädiatrie.

Wie stark sind diese beiden Fächer miteinander verwandt und wie viel von der internistischen Denk- und Arbeitsweise fehlt in der Pädiatrie?

ful32
17.12.2012, 22:17
Also Innere als Vorerfahrung kannst du eigentlich für alle konservativen Fächer wunderbar nutzen (und ist nie umsonst). Leider ist es tatsächlich vorwiegend Rentnerklientel, welches man behandelt... das nervt manchmal, aber andererseits sind die alten Omis oft auch erstaunlich dankbar, was einen dann bestätigt.

Deshalb mein Vorschlag: mach erst Innere, ggf dann später Pädiatrie. Ist glaub ich, einfacher als anders rum ... wobei bei der heutigen Job-Situation sehr viel mehr möglich ist, als man denken mag :)

EntenFreundin
17.12.2012, 22:19
Die Denk- und Arbeitsweise ist schon ähnlich, nur die Schwerpunkte sind anders. Wie viel Kombination von Befunden, Medikamenten etc. die Pädiatrie beinhaltet hängt sehr davon ab wie schwer die Kinder krank sind. Das ist an der Uni in irgendeinem Spezialgebiet ggf. vollkommen anders als in einem kleinen Haus oder in der Praxis.
Was die Pädiatrie anspruchsvoll macht, ist dass in jedem Alter die Dinge ein bisschen anders sind, angefangen von der Anatomie, denn die Dosierung von Medikamenten, die man je nach Alter, Größe, Gewicht, etc indiveduell berechnen muss, der Umgang mit dem Patienten, usw.
Blut abnehmen, Zugänge legen ist alles etwas komplizierter als beim Erwachsenen.... Zum einen weil die Venen mitunter schwerer zu finden sind und zum andere wegen der Reaktion der Kinder,,,, Da müssen im Extrenfall drei Leute festhalten und das Kind brüllt und wehrt sich...
Das anstrengendste sind aber die Eltern.... Und die Verantwortung ist extrem.... Bei eventuellen Fehlern hat man da schneller eine Klage am Hals als bei den Omis.
In vielen Punkten ist Innere denn doch entspannter.... Pädiatrie ist auf eine andere Art anspruchsvoll als Innere würd ich sagen (siehe oben).

EntenFreundin
17.12.2012, 22:24
Deshalb mein Vorschlag: mach erst Innere, ggf dann später Pädiatrie. Ist glaub ich, einfacher als anders rum ...

Definitiv... Pädiatrie machen ohne vorher am Erwachsenen gelernt zu haben macht wenig Sinn.... Denn anstatt der dankbaren Omi, die froh ist wenn sich einer mit ihr befasst, hat man denn da gleich die Eltern, die einen vor allem als Anfänger kritisch beäugen und jeden Handgriff genau beobachten....

Es reicht natürlich die Erfahrung aus Famulaturen und PJ; auf der Inneren arbeiten muss man nicht unbedingt vorher wenn man im Studium genug mitgenommen hat, aber schaden kann es nicht...

ful32
17.12.2012, 22:27
Die alte Leutchen sind in der Inneren oft so multimorbide, dass die Angehörigen es auch (meistens) irgendwie nachvollziehen können, wenn mal jemand schlechter wird oder jemand verstibt (obwohl es trotzdem hart und plötzlich für alle ist, versteht sich).

Mit den Klagen kann ich mir somit echt bildlich vorstellen, dass übereifrige Eltern einen Zacken schärfer sind. Alle wollen ja immer gesunde Kinder mit nach hause nehmen... und wehe da geht etwas schief. Und die Eltern kann man bei Eingriffen ja auch nicht so beliebig aus dem Zimmer bitten, wie Angehörige.

epeline
18.12.2012, 18:32
Und die Verantwortung ist extrem.... Bei eventuellen Fehlern hat man da schneller eine Klage am Hals als bei den Omis.


naja, die klagequote ist doch in den operativen fächern am höchsten. hab neulich erst ne statistik gesehen, in der herz- und neurochirurgen ganz weit vorne lagen. pädiater dann doch noch hinter den gynnies.


Definitiv... Pädiatrie machen ohne vorher am Erwachsenen gelernt zu haben macht wenig Sinn....

Das hieße ja, dass jeder Pädiater vorher in der Inneren gearbeitet haben muss. das ist doch Quatsch und macht meiner Meinung nach auch wenig Sinn.
Die Schwerpunkte der Krankheitsbilder sind doch sehr unterschiedlich, genauso deren Therapie und der Umgang mit den Patienten.
Kinderheilkunde umfasst auch einen großen Teil der Dermatologie, soll man dann vorher auch schon an Erwachsenen Derma "üben"?
Es gibt unzählige Überschneidungen mit anderen Fachbereichen. Und zwar nicht nur in der Pädiatrie, das wird dir in so gut wie jedem Fachgebiet so gehen.

chillersanny
18.12.2012, 18:35
ich finde schon, dass man eltern hinausbitten kann, wenn man ihnen vernünftig erklärt warum, weshalb , wieso....meist sind die kleinen panischer mit eltern im raum als ohne und ich finde nicht, dass eltern unbedingt zusehen müssen, wenn ich bei ihrem säugling am kopf blut abnehme...die nehmen ja an, dass man ins gehirn piekst :D...

ich finde auch nicht, dass man innere "gemacht haben muss" vor pädi....denn wie heißt es so schön: kinder sind keine kleinen erwachsenen....

stellen sind in der pädi sicher sehr viel schwieriger zu finden als für innere medizin...

WalterSobchak
19.12.2012, 08:45
Also, was die Ausgangsfrage angeht, ist es denke ich tatsächlich so, dass Innere und Pädiatrie sich sehr ähneln, wenn man sich Arbeitsweise, den Umfang an Interventionellem (wenn man es denn überhaupt so nennen möchte ;-) ), die Arbeitszeiten etc. anguckt. Dass natürlich jedes Fach seine Eigenarten hat, ist logisch.
Was die Pädiatrie m.M.n. gegenüber der Inneren so spannend macht, ist die Verteilung der Patienten über verschiedenste Altersstufen (mit ihren spezifischen Erkrankungen) und der Fakt,dass man (meist) gesunde Kinder entlässt, die man mit Glück (und im Gegensatz zu den Omis und Opis, die nach 4 Wochen wieder ne dekompensierte HI haben) nie wieder sieht :-)
Zudem hat man mitunter auch mit völlig gesunden "Patienten" zu tun (Stichwort Vorsorgen, Impfungen etc.)

Noch kurz zum Thema "Eltern rausschicken":
wenn man ganz ehrlich ist, möchte man doch die Eltern nur deshalb nicht dabei haben, weil man Angst hat, das ne BE/ein Zugang/K-Urin etc. nicht klappt und die Eltern (und konsekutiv irgendwann auch man selber) dann ungeduldig werden und evtl. anfangen zu mosern.
Ich rede vorher mit den Eltern, weise drauf hin, dass bestimmte Sachen nötig sind, damit man vernünftig arbeiten kann (Einwickeln von Säuglingen zur BE z.B.), dass es auch nötig sein kann, mal etwas fester zuzupacken und zuletzt auch darauf, dass mitunter mehr als ein Versuch nötig ist, um zum Erfolg zu kommen. Konsequent raus schicke ich Eltern eigentlich nur bei LPs - allerdings auch nur, weil sie dabei tatsächlich nichts fürs Kind tun können, es nicht schön ist, dabei zuzusehen (ne BE hat ja auch jeder Erwachsene schon mal irgendwie erlebt) und nicht zuletzt aus hygienischen Gesichtspunkten :-)
Das Argument "ihr Kind freut sich viel mehr, wenn sie hinterher trösten kommen, als wenn es sehen muss, wie sie tatenlos daneben stehen, wenn ihm wehgetan wird" zieht in der Regel immer :-)

THawk
19.12.2012, 21:17
Ich sehe es mal wieder wie Walter. Den Spruch bringe ich auch häufiger. Zu BE's, iv-Zugängen etc. biete ich den Eltern beide Möglichkeiten an und sage ihnen, dass es mir egal ist, ich es aber für's Kind sinnvoller halte wenn sie nachher trösten. Damit verstehen die Eltern, dass ich nichts vor ihnen verstecken möchte.
Konsequent rausschicken für Lumbal- und Knochenmarkpunktionen sowie Blasenpunktionen. Bis die Sedierung wirkt sollen sie drin bleiben, dann rausgehen.

Innere und Päd haben viele Parallelen; die Päd ist aber breiter als die Innere (durch Neo-/Päd-ITS mit zumindest bei uns auch postoperativen Patienten sowie der Neuropädiatrie und den Stoffwechsel-Erkrankungen). Du brauchst für die Dienste am großen Haus ein breites Fachwissen. Die Kinder haben i.d.R. eine Erkrankung, die du behandelst mit relativ wenigen Begleiterkrankungen. Und die Motivation der Kinder gesund zu werden ist eine andere als bei vielen Innere-Patienten. Breite Differentialdiagnostik kannst du in beiden Fachgebieten haben.