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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Augenarzt mit Brille



Kaffee_Caro
22.12.2012, 11:40
Hallo!

Ich hoffe die Frage ist nicht zu seltsam. Ich überlege meine derzeitige Assienzarztstelle zu wechseln und in die Augenheilkunde zu gehen. Ich bin Brillenträgerin (Astigmatismus) und kann leider keine Kontaktlinsen für längere Zeit tragen. Ist es überhaupt möglich gute Diagnostik und Operationen als Brillenträger in der Augenheilkunde zu bewerkstelligen oder ist man durch die Brille stark eingeschränkt? Ich mache mir da wirklich sorgen. Nicht das ich mich bewerbe und dann deshalb Probleme im Klinikalltag habe. Sind hier Augenärzte unter Euch, die auch Brillenträger sind bzw. mir weiterhelfen können, ob es überhaupt Sinn macht sich in der Opthalmologie zu bewerben?

Viele Grüße!

Feuerblick
22.12.2012, 11:46
Wie kommst du denn auf diese Idee? Ein sehr großer Teil der Augenärzte ist selbst Brillenträger... Überhaupt kein Problem! Hast du denn schon mal eine Famulatur oder dein PJ in der Augenheilkunde gemacht? Dann hättest du gesehen, wie viele Augenärzte Brille tragen :-nix

Muriel
22.12.2012, 12:37
Wenn ich mal die mir bekannten Kollegen durchgehe in Gedanken, haben ca. 80% eine Brille. Die Okulare der Spaltbare versauen vielleicht mal die Gläser, ansonsten habe ich bisher keinerlei Nachteil erlebt.
Bei dem Threadthema dachte ich zuerst, es käme mal wieder die Frage "warum lassen sich Augenärzte nicht lasiken? " :-))

Kaffee_Caro
22.12.2012, 12:57
Nein, Famulatur oder ähnliches habe ich nicht in der Augenheilkunde gemacht. Sonst hätte ich gleich vor Ort fragen können ;) Ich gebe zu, eine seltsame Frage, die mich aber leider nicht losgelassen hat. Ich finde das Fach schon seit Längerem interessant und durch Seminare über erbliche Augenerkrankungen habe ich mich immer mehr mit der Ophthalmologie beschäftigt, so das ich überlege zu wechseln.
Muriel: Ich möchte meine Brille auch lieber dem Lasiken vorziehenn. Die Frage kommt aber sicher häufig oder?

Thomas24
22.12.2012, 13:04
Bei dem Threadthema dachte ich zuerst, es käme mal wieder die Frage "warum lassen sich Augenärzte nicht lasiken? " :-))

It´s a classic...:-))

Habe bislang wg. meiner Brille nie Probleme im Job gehabt-

joggi
23.12.2012, 14:46
Falls du mikrochirurgisch tätig sein möchtest, solltest du räumlich sehen können. Früher gab es einige Chefs, die das beim Einstellungstest auch geprüft haben. Andererseits hatte ich während der Ausbildung einen Kollegen mit einer deutlichen Anisometropie. Der hat gerne den Patienten im Nachtdienst erzählt, dass er ja lieber Pilot geworden wäre, wenn er den Sehtest dafür geschafft hätte.
Im Ernst Brille stört weder beim Arbeiten noch beim Operieren!

Kaffee_Caro
30.12.2012, 13:16
Ne ne, räumlich sehen klappt ;-) Habe beidseitigen Astigmatismus bis ca. -2dpt.

Mal eine andere Frage. Angenommen ich würde in einer Uniklinik anfangen, wie sehen da die ersten 2 Assistenzjahre in etwa aus? Fängt man auf Station an? Wann wird man so in der Regel Nachtdienste machen? Und ist man am Anfang schon häufig im OP oder ist OP eher etwas, wo sich die Assistenten drum bemühen müssen assistieren zu dürfen?
Was unterscheidet eine Uniklinik von anderen Augenkliniken? Gibt es da wesentliche Unterschiede im Ablauf?
Uniklinik wäre für mich erste Wahl wegen der vermutlich besseren Stellensituation und der geregelten Einarbeitung als Anfänger. Ich kann mich da natürlich irren.

Danke schon mal für die Antworten :-)

Feuerblick
30.12.2012, 13:40
Einarbeitung? Vergiss es ;-) Schon gar nicht an Unikliniken... Meistens kaltes Wasser, meistens als Anfänger auf Station. OP in der Regel im ersten Jahr nicht - es sei denn, du hast Glück. Assistieren muss man ja in der Regel bei Augenoperationen nicht bzw. die notwendigen Sachen werden fast immer von der instrumentierenden Schwester gemacht. Dienste sind unterschiedlich... irgendwo zwischen vier Wochen und sechs Monaten liegt die Wahrheit. Kommt sehr aufs Haus an. Aber da man in Diensten erstmal niemanden umbringen kann, ist das ganz gut machbar ;-)
Große Unterschiede zwischen Unikliniken und anderen Häusern gibts vom Ablauf her eher nicht. Höchstens das Spektrum kann in städtischen Häusern mal etwas anders sein.

Relaxometrie
30.12.2012, 13:45
Aber da man in Diensten erstmal niemanden umbringen kann, ist das ganz gut machbar ;-)
Aber man kann mangels Erfahrung vielleicht eilig behandlungspflichtige Befunde nicht als solche erkennen, und das langfristig zu erzielende Ergebnis aufgrund der verzögerten Behandlung verschlechtern?

Kaffee_Caro
30.12.2012, 13:48
Was kommt denn so in der Nacht meist an Notfällen?

Wenn man dann das erste Mal in den OP kommt, womit fängt man denn in der Regel an? Wie häufig sind denn große TumorOPs? Davor gruselt es mich ehrlicherweise etwas, bin nicht so ein "OP-Junki" ;-)

Feuerblick
30.12.2012, 13:52
@Relaxo: Es gibt wenig, was man SOFORT behandeln muss. Und diese wenigen Erkrankungen kann man auch als Newbie eigentlich schnell erkennen...
@Caro: Nachts bzw im Dienst kommen meist Fremdkörper, Verblitzungen, Verletzungen, Gefäßverschlüsse, Druckentgleisungen (wahre Glaukomanfälle sind eher seltener, hatte ich den Eindruck),vereinzelt auch mal eine Ablatio oder ein Foramen. Klar, gibt auch Kolibris und Unspezifisches, aber die sind seltener und im Notfall ruft man den Hintergrund an. Operieren ist nicht die Regel. Wenn, dann wirst du Chalazien aufpopeln, kleinere benigne Tumoren entfernen und mit viel Glück intravitreale Injektionen machen. Außerdem Augenmuskeloperationen (weil die im Katalog stehen)... Große Tumor-OPs werden fast nur in Zentren gemacht - wirst du also weniger sehen. Insgesamt wirst du in der Augenheilkunde eher nicht wirklich operieren lernen während der Facharztausbildung. Wenn du kein OP-Fan bist, kommt dir das entgegen ;-)

Kaffee_Caro
30.12.2012, 14:01
Danke für die ausführlichen Antworten!
Eine Uniklinik hat aber meist ein Zentrum für Tumoroperationen oder?

Wie sieht denn die Stellensituation für Anfänger aus? Gibt es mehr Stellen an Unikliniken (weil die größere Abteilungen haben)?
Ich würde mich gerne in NRW bewerben. Welche Kliniken könnt ihr empfehlen bzw. von abraten?

Danke :-)

Feuerblick
30.12.2012, 14:08
Nein, eine Uniklinik ist nicht primär Zentrum für Tumoroperationen. Ich weiss ja nicht, welche Tumoren du meinst... Klar, Basaliome werden entfernt, die eine oder andere Enukleation... aber ansonsten? Ausgedehnte OPs finden meist im Zusammenspiel mit der HNO statt - die wirst du nicht sehen, weil da der OA hingeht und Assistenz nicht üblich ist (wie fast immer in der Augenheilkunde...). Andere Sachen machen spezialisierte Unikliniken. Sooo oft wie du glaubst, sind Tumoren in der Ophthalmologie nicht.
Stellensituation ist eigentlich überall gut. Sowohl in Unis als auch in städtischen Häusern. Zumindest wenn du örtlich flexibel bist. Zu NRW kann ich dir nichts sagen, aber es gibt dort zumindest viele Kliniken ;-)

Kaffee_Caro
30.12.2012, 14:12
Also ihr macht mir echt Mut, super :-) Denn Augenheilkunde fasziniert mich schon seit längerem und meine größten Bedenken scheinen nach Euren Berichten nicht so schlimm zu sein. Dann werde ich mich mal umhören, wo es Weiterbildungsstellen gibt. Örtlich flexibel bin ich schon, aber am schönsten finde ich es am Rhein, der aber bekanntlich sehr lang ist ;-)

Thomas24
30.12.2012, 18:57
Ja, am Rhein ist es schön:-D, bewirb dich ruhig hierhin.
Falls dir okuläre Tumorerkrankungen nicht so recht liegen, dann musst du nur die Klinik von Prof. Bornfeld (UK Essen, Lehrstuhl Retinologie) meiden. Ansonsten bietet jede universitäre Augenklinik in NRW zwar alles an, hat aber oft einen eigenen Versorgungs- und Leistungsschwerpunkt.

UK Köln hatte durch Kriegelstein einen grossen Glaukomschwerpunkt, jetzt unter der Leitung von Cursiefen eher Cornealastig.
UK Bonn ist eher Retinologisch ausgerichtet, UK Düsseldorf eher Cornealastig/ Okuloplastik, UK Essen hat zwei separate Lehrstühle (Vorder- und Hinterabschnitt), die sich untereinander auch eher "mässig" verstehen. Beide leisten aber gute Arbeit auf ihrem Feld. UK Münster ist retinologisch orientiert, hatte früher einen Schwerpunkt auf TW Chirurgie, Uni Bochum (Bergmannsheil) sehr versiert auf dem Feld der Linsenchirurgie, derzeit (noch) der einzige Standort mit Femtosekundenlaser Cat. Chirurgie in NRW, Uni Witten - Herdecke hat keine Uniklinik, die Augenklinik liegt derzeit in Hagen (von Größe, Ausrichtung und Spektrum eher ein städtisches Haus mit universitärem Status, als "echte Uniklinik" mit Prof. Meyer - Rüsenberg einen ausgewiesenen Spezialisten für okuloplastische Chirurgie und TW Chirurgie, nach seinem Ausscheiden wird der Status der "universitären Augenklinik" an das Heliosklinikum Wuppertal wechseln), über die Augenklinik der UK Aachen weiss ich nichts drüber zu berichten.

Jenseits der Unikliniken gibt es aber auch grosse städtische Häuser und Maximalversorger, die sehr gute Arbeit leisten.
Z.B. Städtische Kliniken Dortmund, Abt. PD. Böker (machen alles, sind eher retinologisch ausgerichtet), St. Franziskus/ Münster: überregional bekanntes Uveitiszentrum. Usw, usw.

Viel Erfolg bei der Suche!

Kaffee_Caro
30.12.2012, 22:00
Wow, danke für die ausführlichen Beschreibungen, das ist super nett!

Am liebsten würde ich Richtung Bonn/Köln, da gefällt es mir persönlich am besten :-)

Thomas24
31.12.2012, 10:36
Gute Wahl, viel Erfolg bei den Bewerbungen!