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ole_cranon
22.12.2012, 23:07
was meint ihr zu folgendem Studiengang:
http://www.dhbw-karlsruhe.de/allgemein/studiengang-arztassistent/

"Einsatzgebiete und Berufsaussichten der Absolventen:
Der Physician Assistant übernimmt im Rahmen einer Delegation durch einen Arzt und -soweit notwendig- nach Rückkoppelung mit diesem - die folgenden Tätigkeiten:
Er kann eine Anamnese mit körperlicher Untersuchung durchführen, eine Diagnose vorschlagen, eine Konsiliardiagnostik berücksichtigen, einen Behandlungsplan aufstellen und durchführen, bei Operationen assistieren und kleine Eingriffe auf Anordnung des Arztes durchführen. Ebenso kann er medizinische Informationen adressatengerecht weitergeben, Verlegungen bzw. Überweisungen organisieren und fachliche Protokolle und Dokumentationen der Behandlung erstellen."

Hat jemand einen Arztassistent in seiner Klinik? Bin da etwas zwiegespalten. körperliche Untersuchung, Diagnose, Eingriffe ... weiß nicht ob das so gut ist.

Ich habe das in Südafrika erlebt. Metzger beim Legen einer Thoraxdrainage - wie in einem schlechten Horrorfilm

WackenDoc
23.12.2012, 08:50
Ich halte davon gar nichts. Das ist so nen Zwischending- kein Fisch kein Fleisch. Ich geh mal davon aus, dass es auch noch keine wirklichen rechtlichen Regelungen über dieses Tätigkeitsbild gibt.Wo sind da die genauen Grenzen der Tätigkeit, wie sieht das mit der Haftung aus? Wie sieht das mit der Haftung des zuständigen Arztes aus?

In anderen Ländern mag das ja durchaus Sinn machen- da hat die Pflege aber auch schon von Hause aus ein anderes Tätigkeitsbild als bei uns.

Aber schon klasse, wie nahe der Begriff am Assistenzarzt liegt (rein vom Wort her)- soll da dem Patienten, der das vielleicht alles nicht so ganz versteht, vorgegaugelt werden, dass er von einem Assistenzarzt behandelt wird? Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

ole_cranon
23.12.2012, 10:36
ups, habe das Thema in das falsche Forum gestellt. Sollte eigentlich in das Assi-Forum.

Finde es eigentlich auch Schwachsinn, dass wir bei der körperlichen Untersuchung, Diagnostik usw. entlastet werden sollen. Das ist doch eigentlich genau das, wofür ich 6 Jahre studiert habe. So würde ich ja noch weniger Patientenkontakt haben und die noch mehr im Arztzimmer sitzen. Die Doku und den Verwaltungskram bin ich bereit zu teilen. Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung. Entfremdung von der wirklichen Arbeit hinzu einem Bürojob.

Der Marburger Bund schreibt sich das noch ganz groß auf die Brust.

ole_cranon
23.12.2012, 10:40
das es ähnlich klingt wir Assistenzarzt ist mir auch erst jetzt aufgefallen. Die Patienten sind schon genug verwirrt und wissen dann wirklich nicht mehr, wer jetzt der Arzt ist.

Strodti
23.12.2012, 11:17
Hab das mal verschoben.

Ich finde das auch problematisch. Wenn die Anamnese und die körperliche Untersuchung delegiert werden, fehlt einfach wichtige Information zur Diagnosestellung. Diese ist meiner Meinung nach nicht delegierbar und ist Ureigenste Aufgabe des Arztes. Natürlich werden sie in der der Ausbildung auch den Studenten und jungen Assistenten weitergereicht, aber nur so haben wir doch die Chance einen "klinische Blick" und ein Gespür für die Patienten zu bekommen.
Die Entlastungen bei Kodierung, Veranlassung von Konsilen und Untersuchungen können auch von Arzthelferinnen oder Krankenschwestern übernommen werden. Dafür braucht man keinen weiteren Akademiker.

Kandra
23.12.2012, 11:35
Das ist doch eigentlich auch nur wieder ein Versuch Kosten zu drücken. Arztassistenten mit Bachelorabschluss kriegen natürlich nicht so viel Gehalt wie ein Assistenzarzt nach dem Examen. Im Idealfall für die kostenbewusste Klinik stellt sie statt 3-4 Assis, dann einen Assistenzarzt und 2-3 Arztassistenten ein. Die Arztassistenten übernehmen Anamnese, Untersuchungen, OP-Assistenz etc pp und der eine Assistenzarzt muss dann alles nur noch einmal durchlesen und unterschreiben.
Das das sicher nicht zu einer Verbesserung der Patientenversorgung führt ist klar, aber das interessiert eine Klinik, die schwarze Zahlen schreiben muss, doch eh schon lange nicht mehr.

McDreamy
23.12.2012, 12:53
Anamnese, körperliche Untersuchung? Diagnose Vorschlag? Therapieplan?!
Geht's noch??!!!

Und sowas wird von einer Ärztevertretung unterstützt? Die glücklichen Ärzte werden von praktisch allen ärztlichen Tätigkeiten entlastet - wie genial!. Ma, da könnt ich ko... bei sowas.

Das einzige, was da dahintersteht ist Kohle. Die Unis verdienen am Studiengang, Krankenhäuser sparen sich welche, weil man dann ja nur noch 1 Arzt braucht für 5 solche Assistenten.

Stephie84
23.12.2012, 16:49
Ich denk auch nicht, dass das in Deutschland funktioniert. Verwaltungs- und Papierkram an Arzthelferinnen abzugeben ist super und die sind günstiger als "Bacherlor-Ärzte". Ein massives Problem sehe ich bei der Haftung. Ich würde äußerst ungern meine Unterschrift unter Untersuchungsbefunde und Therapievorschläge sowie Konsile und Diagnostikanforderungen zu setzen, wenn ich selbst den Patienten nicht kenne. Die Minuten, die man als Arzt für Anamnese und Untersuchung hat, sind zu wertvoll u nd wichtig für den Rest der Therapie um sie zu delegieren. Als günstige OP-Assistenz oder Blutabnahme. bzw. Braunülen-Leger sind sie aber u.u. gern gesehen.

Muriel
23.12.2012, 17:00
OP-Assistenz? Und wie sollen chirurgische Assis das Operieren lernen? Man stellt sich ja nicht, nur weil man Arzt ist, mal eben dahin und schnibbelt munter drauf los. Auch da gilt, erst mal die zweite Reihe kennenzulernen, um fit für die erste zu werden.

PsychoFan
23.12.2012, 22:01
Auch ich halte die Entwicklung für gefährlich.

Anamneseerhebung und klinische Untersuchung sind mehr, als nur Sammeln von Informationen. Es ist schon traurig, wie sehr Leute, die von Medizin keine Ahnung haben, versuchen, die medizinische Kunst auf ein Handwerk zu reduzieren. Die ebenfalls heilende Arzt-Patient-Beziehung wird dabei komplett vernachlässigt.

Jutti
23.12.2012, 23:35
Klingt v.a. vom gesamten Arbeitsspektrum nicht wirklich viel anders als das eines Assistenzarztes. Ich mein, was macht der denn in den ersten Jahren anderes als Anamnese, Untersuchung, Behandlungsverschlag/plan und in der Chiru im OP assistieren und mal was selbst machen? Und da ist es dann der Oberarzt, der mehr oder weniger regelmäßig vorbeikommt und es abnickt. Irgendwie lächerlich. Aber vllt auch der erste Schritt das Medizinstudium doch auf ein Bachelor-Master-System umzustellen.

morgoth
24.12.2012, 09:12
Ist auf jeden Fall nichts neues, ich hab 2008 im Raum Freiburg famuliert, da gabs in der Unfallchirurgie eine physician Assistant. Ist wohl im Wesentlichen das gleiche.

Peter_1
24.12.2012, 10:44
Vor dem Hintergrund des Arztassistenten sollten wir alle endlich beherzigen, dass es nicht mehr "Assistenzarzt" heisst, sondern "Arzt in Weiterbildung" (laut Beschluss des Ärztetages http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.2.23.8260.8265.8458.8463 !). Leider haben sich "Assi" und "Assistenzarzt" so tief eingebürgert (auch bei mir), dass sie kaum auszurotten sind. Also lasst uns diesen Beschluss des Ärztetages doch endlich mal umsetzen (@Medilearn: man könte ja mit leuchtendem Beispiel vorangehen und das "Assistenzarztforum" in "Arzt in Weiterbildung Forum" umbenennen).

Zum Thema studierter Arztassistent: großer Quatsch, statt Ärzte da zu etlasten wo es notwendig wäre (Blutentnahmen, Bürokratie, Codieren usw.) wird angeblich ein neuer Beruf aus der Taufe gehoben von dem von vornherein völlig unklar ist wo hier Verantwortlichkeiten anfangen und enden. Letztlich ist das ganze aber auch einfach nur ein Marketingstudiumsabgebot (klingt toll, ist ein Studium, was die Leute dann mit einem solchen "speziellem" Abschluss wirklich anfangen können kann der "Uni" ja vollkommen egal sein), von denen es durch die Bachelor/Masterumstellung mittlerweile ja leider sehr viele gibt.

Jutti
24.12.2012, 10:51
Selbst auf den Namensschildern vieler Kliniken steht "Assistenzarzt der Klinik für...". Das wird schon schwer genug das aus den Köpfen der Mediziner rauszukriegen, aber die Patienten wirst du damit nur noch umso mehr verwirren. Was sollen die denn dann plötzlich mit dem Begriff "Arzt in Weiterbildung" anfangen. Da verlassen sie sich lieber auf das bekannte und da es fast so klingt nehmen sie dann den "Arztassistenten" ernster als den "Arzt in Weiterbildung". Und das wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die Patienten das verstanden haben... Aber ich musste ja auch jedem Patienten erklären, was denn das "PJ" auf meinem Schild zu bedeuten hat. ^^

Peter_1
24.12.2012, 10:57
Selbst auf den Namensschildern vieler Kliniken steht "Assistenzarzt der Klinik für...". Das wird schon schwer genug das aus den Köpfen der Mediziner rauszukriegen, aber die Patienten wirst du damit nur noch umso mehr verwirren. ^^

Das wiederum glaube ich gar nicht, viel verwirrender ist doch der Begriff "Assistenzarzt", ist das überhaupt ein richtiger Arzt?
Wenn dann auch noch ein "Arztassistent" dazu kommt, dann ist die Verwirrung komplett. Ich finde den Begriff "Arzt in Weiterbildung" deutlich klarer, da daraus hervorgeht, dass man es mit einem Arzt zu tun hat. Mir persönlich kann es eigentlich egal sein, meine "Assizeit" ist vorbei, ich finde die sprachliche Emanzipation aber trotzdem nicht unwichtig.

ole_cranon
24.12.2012, 11:18
@ morgoth: und was hat der "PA" dann für Aufgaben gehabt?

Ein Studium ist ja schon lange nicht mehr das, was es eigentlich sein soll. Anstatt frei und eigenständig denken zu lernen bekommt man ein Zertifikat für 3 Jahre stupides sinnloses Reproduzieren.

Mich würde mal die genaue Position des MB zu dem Arztassistent interessieren. Kann ja wohl nicht angehen, dass die Ärztevertretung soetwas unterstützt. Zum Schluss ist die Approbation nur gut, um mit einer Unterschrift rechtlich die Arbeit anderer abzusegnen und natürlich den Kopf hinzuhalten.

Jutti
24.12.2012, 12:08
@Peter_1: Naja, ich denke halt daran, wie viele der (v.a. älteren Patienten) auch nicht wissen, dass Arzt nicht gleich Doktor ist. Ich denke eher, dass man diese neuen Berufsfelder anders betiteln sollte um dort weniger Verwirrung aufkommen zu lassen. So etwas wie medizinisch praktischer Assisten oder so. :D Wobei mir auch schon Leute begegnet sind, die mit "Assistenzarzt" nix anfangen konnten und nur "Stationsarzt" kannten.
Mir gefällt diese Entwicklung aber auch absolut nicht, wenn ich tatsächlich irgendwann nur noch am Schreibtisch sitze und abnicke, was so ein Arztassistent herausgefunden hat als er beim Patienten war. Dafür habe ich nicht Medizin studiert. Ich möchte doch gerade den Umgang mit den Patienten.

Fliperacillin
24.12.2012, 13:51
Ne. vollkommen überflüssig, meiner Meinung nach. Das sind Tätigkeiten eines Assistenzarztes, und die muss er auch erstmal lernen. Mit einer guten Anamnese lassen sich viele Dinge in Erfahrung bringen, genauso die Planung weiterer Diagnostik und Therapie. Damit würden wir Ärzte unsere eigene Ausbildung begraben.
Wir haben in unserem Hause eine Arzthelferin, zur Vorbereitung von Briefen, Blutentnahme, Akten suchen etc... das ist schon in Ordnung, aber mehr nicht. Damit würde ich mich glaube ich auch nicht mehr wohlfühlen.

CD95
24.12.2012, 16:06
Ich halte es auch für eine gefährliche Entwicklung.

In Zeiten des Ärztemangels werden dann als Ausgleichskraft Arztassistenten eingestellt, die vermutlich nicht in der Lage sind die Komplexität eines Krankheitsbildes, die Therapie und die eventuellen DD`s vollumfänglich zu überblicken.

Werden dann Kassenpatienten von Arztassistenten und Privatpatienten von richtigen Ärzten betreut!? Welcher Patient wünscht sich keinen richtigen Arzt und fühlt sich bei einem Laie gut aufgehoben?

Wir können dann ja weiter schön und ganzheitlich unseren bürokratischen Pflichten nachkommen..:-kotz

EKT
24.12.2012, 16:48
In der Psychiatrie gibt es diese Entwicklung schon lange: Es werden immer mehr Ärzte in Weiterbildung durch Psychologen (häufig "Psych. Psychotherapeuten in Ausbildung") substituiert - angeblich, weil es zu wenige ärztliche Bewerber gebe. Glaube aber eher, daß das ganz klare Berechnung ist, die Psychologen sind eben wesentlich billiger (etwa 3 PiA entsprechen 1 Assistenzarzt).
So kommt es durchaus vor, daß ganze Stationen ärztlich unbesetzt sind. Psychologen können und dürfen jedoch nicht umfassend diagnostizieren und behandeln. Andererseits werden sie verbleibenden Mediziner (Assis und auch Oberärzte) derartig mit Aufgaben überschwemmt, daß Weiterbildung und Qualität enorm leiden.