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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erste Visite allein, Hilfe!!



xOdinx
06.01.2013, 02:03
Hallo zusammen,

ich habe gerade etwas Schwierigkeiten und brauche dringend einen Rat bzw. ein paar Tipps.

Bin jetzt seit einer Woche Assi in einer chirurgischen Abteilung. Wir sind zu zweit auf der Station und nächste Woche werde ich sehr wahrscheinlich allein auf Station sein. Mein Problem ist,dass ich die erste Woche viel im OP war,aber kaum auf Station. Ich habe praktisch keine Visite richtig mitmachen können, bin mehr schlecht als recht über die Abläufe, und eigentlich alles was Stationsarbeit angeht, informiert bzw. angeleitet worden.
Im PJ war ich leider auch fast nur im OP oder der Ambulanz tätig. Ich hab jetzt keine Ahnung wie ich das mit der Visite hinbekommen soll und finde im Internet auch keinen "Leitfaden", der mir da weiterhilft.
Ich bin etwas frustriert, da ich mich überfordert fühle. Ich bin kein Student mehr und weiß,dass ich das auch nun selbstständig hinkriegen muss, nur bin ich gerade sehr unversichert. Ist es normal,dass man so schnell als frischer Arzt alles allein hinkriegen muss?

Was würdet ihr in so einer Situation machen? Gibt es gute Bücher oder Leitfaden, die mir da weiterhelfen könnten? Wäre sehr glücklich über Anregungen und Tipps.

Viele Grüße

antonia123
06.01.2013, 06:11
einfach machen. was für einen ratgeber willst du denn lesen? "wie werde ich ein guter arzt in 10 minuten?"
ich war auch bereits am 2. tag meines arbeitslebens ganz alleine auf einer onkologischen station für 20 patienten zuständig weil meine einarbeitung krank wurde.. ich war sowohl mit dem medizinischen als auch mit der organisation komplett überfordert. ich wusste ja nicht mal wo ich anrufen muss wenn ich irgednwas möchte ;-)
ich hab mich schrecklich gefühlt aber die zeit ging irgendwie rum und es gibt ja noch oberärzte die man dann halt löchern muss. denk nicht dass irgendjemand erwartet dass du da ne top leistung hinlegst :-) viel erfolg

WackenDoc
06.01.2013, 07:13
Die schlechte Nachricht:Du wirst irgendwas nicht so machen,wie der OA das will und es wird sicher aus irgendwas nicht optimal laufen.
Mach dir aber keinen allzu großen Kopp drum. Das sollte dein OA auch wissen und wenn er das nicht weiss, dann ist er kein guter OA.

Tips gegen die größten Katastrophen: Bei jedem Patienten überlegen weswege er da ist und was noc erforderlich ist um das Behandlungsziel zu erreichen. Überlegen ob der Patient durch irgendwas gefährdet ist und wie man das beheben kann. Nicht von der Pflege hetzen lassen-du kannst nicht so schnell wie der erfahrene Kollege sein. Mach dir für den Tag ne To-do-Liste. Und frag nach,wenn dir was komisch vorkommt. Hör auf die Pflege aber vertrau ihr nicht blind.

Du bist kein FA -du kannst nicht alles perfekt.

Kackbratze
06.01.2013, 07:23
Wenn die Schwestern nicht hochmaligne sind, werden die dich auch unterstützen und Hilfestellung geben.

Evil
06.01.2013, 09:12
Eine gute Visite besteht hauptsächlich aus Überblick und Organisation, und beides kann man nicht aus Büchern oder Leitfäden lernen. Das dauert anfangs immer länger, denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Nur Mut!

dreamchaser
06.01.2013, 12:05
Die Visite hat ja weniger etwas Medizinisches, als mehr Entertainmentfunktion - der Patient fühlt sich wohl, wenn er das Gefühl hat, du kümmerst dich.
Nimm am besten einen Stationsliste mit, auf der das Hauptproblem des Patienten steht. Einfach daran orientieren und den Fahrplan überlegen (wann OP, wann welche Nachuntersuchung, wann Entlassung, wann Mobi) und mit dem Patienten kurz besprechen. Ggf. musst du ja die Verbände bei der Visite mitmachen.
Die Visite an sich ist ja nicht so schwer, du musst dir nur die Fragen notieren, die dabei auftauchen und die du mit deinem OA dann noch klären willst.

Fr.Pelz
06.01.2013, 12:24
Hi,
mach dir keinen Kopf wenn die ersten Visiten chaotisch sind.
Wie die anderen schon geschrieben haben. Überleg dir bei jedem Patienten, wie das Weitere Procedere ist. Ist er präoperativ (welche Untersuchungen müssen vor der OP noch laufen? Sind diese schon angeleiert? War die Anästhesie schon da? Ist der Pat schon OP-aufgeklärt etc) oder postoperativ (muss vor Entlassung etwas beachtet werden, Pflege-oder Sozialdienst rangeholt? Muss der Patient über postoperatives Verhalten aufgeklärt werden).
Unabhängig vom Procedere ist die "Daily Routine". Da hab ich mir jetzt so langsam einen Ablauf zurecht gelegt, der der Anordnung unserer Tageskurven entspricht. So kann man von Oben nach unten alles durchgehen. (Hat also keine logische Reihenfolge, sondern entspricht wie gesagt der graphischen Anordnung)
1. Kost - muss der Pat wegen einer Untersuchung nüchtern sein oder kann man postoperativ die Kost aufbauen) (auf nicht-viszCh Stationen vll nicht so wichtig)
2. Fieberkurve, RR+Puls
3. Schmerzskala (erfragen bei uns die Schwestern, aber ich frage den Patienten, vor allem post-op, auch immer selbst
4. Spalte für Drainagen/ZVKs/Flexülen/Wundklammern - was kann man postop schon entfernen?
5. Spalte für Stuhlgang und Erbrechen- besteht hier Handlungsbedarf?
6. Medis- hier nochmal die Schmerzeinstellung überprüfen, ggf post-op i.v-Medis oralisieren
7. Extra Spalte für Antikoagulation- hier auf Thromboseprophylaxe achten
8. Soziadienst/Diätberatung (schon da gewesen, müssen noch)
9. Blutwerte checken, Handlungsbedarf, wann soll die nächste Kontrolle sein?

Alles was ich noch nach der Visite tun muss, (Untersuchungen anmelden, den OA fragen, E-Briefe schreiben etc), schreib ich mir in ein Buch und arbeite es nach der Visite ab.