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mareike
27.07.2003, 11:32
Bald soll die neue Gesundheitsreform in Kraft treten.

Wird es dadurch eine zwei Klassenbehandlung geben?

In der Zahnmedizin sollen wir deshalb auf den Stand der 50siger zurückfallen, weil sich die meisten nicht mehr die neusten Standards leisten können.

Was haltet ihr davon, seit ihr für oder gegen die Reform?

Welche Auswirkung wird diese Reform auf die Arbeit der Ärzte haben?

Was bedeutet sie für Studenten?
Bekommen wir Emäßigungen, wie Sozialhilfeemfänger und Rentner?

Gaja
27.07.2003, 19:39
Hallo ich denke die Reform ist mal ein Anfang, dass es so nicht weitergehen konnte war ja leider klar. Fast allen unseren EU Nachbarländern geht es in diesem Punkt erheblich schlechter, da sich die Gesundheitssysteme so nicht finanzieren lassen.

Ein bißchen mehr Eigenverantwortung sorgt hoffentlich dafür, dass mehr Leute sich Gedanken über ihr oft gesundheitschädliches Verhalten machen.

Ich denke bei den Ärzten wird es erst mal so bleiben wie es ist, vielleicht kommen ein paar weniger Paitenten?

und als Student muss man bestimmt auch nur 1 Euro zahlen :-)


Gruß Gaja

Neujahrsrakete
28.07.2003, 00:00
Daß jeder Einzelne mehr Geld für seine Gesundheit ausgeben muß, wenn er die gesamte High-Tech-Medizin für sich beanspruchen möchte, incl. sinnloser Lebenserhaltung am Ende des Lebens, ist klar.
Ich bin dafür, daß jeder Bürger so etwas wie eine absolute Grundversorgung in jedem Falle kostenlos erhält. Jeden weiteren Luxus sollte man dann extra und auf eigene Kosten versichern müssen. Ich habe auf jeden Fall keine Lust, mit meinen Krankenkassenbeiträgen solche Dinge zu finanzieren, wie:

-Abnehm-/ Still-/ Kochkurse
-Hormontherapie für Leute, die einen krankhaften Kinderwunsch haben
-Raucherbeine
-Krebs, verursacht durch Rauchen
-Bungeespringerunfälle
-am-Leben-erhalten-auf-Teufel-komm-heraus
-Knieprothese bei Übergewichtigen
-Tropenkrankheiten nach Auslandsreise
-Gebisse für Leute, die zu doof sind, sich die Zähne zu putzen
-Anspruchsdenken á la Einzelzimmer, Luxus-Speiseplan

Weitere sinnlose Kostenpunkte:
-Prachtbauten der Krankenkassen
-riesige Verwaltung der Krankenkassen
-mafiöse Pharmaindustrie

Diese Listen ließen sich bei weiterem Nachdenken bestimmt noch fortsetzen.
Mir ist schon klar, daß die Dinge, die in der oberen Liste stehen, nunmal alle vorkommen und auch zum Teil behandelt werden müssen. Aber für selbst verschuldete Dinge oder Luxusbehandlungen sollten Extrabeiträge fällig werden. Und das ohne großen Verwaltungsaufwand. Warum nicht eine Zucker-/ Fett-/ Alkohol-/ Süßwaren-/ Tabak-/ Flugreisen-Abgabe direkt vom Produzenten an die Krankenkassen? Wer viel fliegt, frißt, säuft u.s.w., bezhlt auch viel, wer sich in Maßen hält, bezahlt weniger. Völlig gerecht und einfach.

Die jetzige Gesundheitsreform halte ich für wenig sinnvoll. Die Pharmalobby hat ihren Willen bekommen. Die kassenärztliche Vereinigung bleibt (oder habe ich da etwas mißverstanden?). Das Arztpraxiseintrittsgeld ist ein sinnloser Verwaltungsaufwand, besonders wenn ich daran denke, was 1 popeliger Euro Gebühr bewirken soll. Der wird doch durch die nötige Verwaltung um ein Vielfaches wieder aufgefressen.
Die Zahnzusatzversicherung geht in die richtige Richtung. Wer viel will, soll daafür zahlen. Eine Zweiklassenmedizin wird sich niemals verhindern lassen. Deswegen: eine Grundabsicherung der absoluten Basics "kostenlos" (aus Steuergeldern), eine etwas bessere Grundabsicherung gegen etwas Geld, und Luxusmedizin gegen Extraversicherungen.

luckyblue
28.07.2003, 00:54
[...]
-Hormontherapie für Leute, die einen krankhaften Kinderwunsch haben
-[...]
-Krebs, verursacht durch Rauchen
-[...]
-am-Leben-erhalten-auf-Teufel-komm-heraus
-Knieprothese bei Übergewichtigen
-Tropenkrankheiten nach Auslandsreise
-Gebisse für Leute, die zu doof sind, sich die Zähne zu putzen
-[...]
Aus diesem Katalog spricht eine Mentalität, die ich bei vielen Kommilitonen beobachte und für höchst problematisch halte: Dass der Patient für seine Erkrankungen einerseits selbst verantwortlich, gleichzeitig aber dermaßen unmündig sei, dass er der permanenten Bevormundung von ärztlicher Seite bedürfe. Dabei weiß jeder Medizinstudent im ersten Semester, dass die wenigsten Erkrankungen monokausal bedingt sind, zumindest eine adäquate Klärung der Ätiologie in den meisten Fällen noch aussteht. Gerade bei Krebs und Übergewicht kann von monokausaler Ätiologie ja m. W. wohl kaum die Rede sein. Ich finde es daher schon ziemlich skandalös, Krebs-Patienten einen Anspruch auf Behandlung verwehren zu wollen, nur weil sie geraucht haben. Das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit gilt schließlich auch für Raucher, und ein Staat, der obendrein den Tabakkonsum legalisiert hat und kräftig davon profitiert, hat die verdammte öffentlich-rechtliche Pflicht, Krebs-Patienten eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.
Ärzte mögen Halbgötter in Weiß sein, aber ein Krankenbett ist nicht der Schauplatz für den Tag des Jüngsten Gerichts. Bei der Aufnahme eines Patienten in ein KRankenhaus sollte das Klopfen an Petrus Pforten also nicht schon vorweggenommen werden. Wo kämen wir denn da hin, wenn das Ob der Behandlung an dem Lebenswandel des Patienten festgemacht wird. Immerhin ist der Sozialstaat eine Staatszielbestimmung und keine leere Worthülse.

Neujahrsrakete
28.07.2003, 07:28
Original geschrieben von luckyblue
Dabei weiß jeder Medizinstudent im ersten Semester, dass die wenigsten Erkrankungen monokausal bedingt sind, zumindest eine adäquate Klärung der Ätiologie in den meisten Fällen noch aussteht. Gerade bei Krebs und Übergewicht kann von monokausaler Ätiologie ja m. W. wohl kaum die Rede sein.
Erhöhtes Krebsrisiko bei Rauchern ist 100%ig nachgewiesen und ich finde es alles andere als skandalös, wenn nachgewiesenermaßen gesundheitsschädliches Verhalten mit Krankenkassenextrazahlungen versehen wird. Daß Rauchen schädlich ist, ist ja nicht nur das geheime Wissen von einigen Forschern. Inzwischen ist es allgemein bekannt. Also ist jeder selbst schuld, wenn er raucht.
Und Übergewicht ist in den meisten Fällen auch selbstverschuldet. Tragisch ist es, wenn Kinder schon übergewichtig sind, weil sie von ihren Eltern ein falsches Essverhalten beigebracht bekommen haben. Aber daß Übergewicht ein hausgemachtes Problem ist, ist doch wohl klar zu erkennen. Die Ernährung wird fettiger, süßer, man kann sich insgesamt mehr Lebensmittel leisten und fährt gleichzeitig die kleinste Strecke mit dem Auto, um dann oft den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Insofern hast Du Recht, wenn Du sagst, daß die Ätiologie des Übergewichtes nicht monokausal bedingt ist. Fettes Essen, zuviel Essen, zuwenig Bewegung: sind schonmal drei Gründe. Du hast Recht.


Original geschrieben von luckyblue
[B]Ich finde es daher schon ziemlich skandalös, Krebs-Patienten einen Anspruch auf Behandlung verwehren zu wollen, nur weil sie geraucht haben.[ B]
Lies meinen Beitrag bitte vollständig.
Dort habe ich gesagt, daß auch selbst veschuldete Krankheiten behandelt werden müssen, aber nicht nur auf Kosten der Allgemeinheit, die vernünftig lebt. Durch kleine Sonderbeiträge an die Krankenkassen für risikoreiches Verhalten sollte derjenige, der ein bekanntes Risiko einzugehen bereit ist, dazu beitragen, die durch ihn verursachten Kosten wenigstens teilweise zu tragen.

luckyblue
28.07.2003, 12:24
Jede Fluppe einen Euro Extra-Beitrag, oder wie? Und wie soll das Risikoverhalten des Einzelnen ermittelt werden, mit einem LÜgendetektor? Derartige Sonderzahlungen prädestinieren das Gesundheitssystem doch nur zu mehr Ungerechtigkeit.

Wenn man sich Leute wie Ex-Kanzler SChmidt anschaut - der zündet sich ja nun wirklich eine nach der anderen an und hat dennoch zumindest altermäßig einiges auf dem Kasten. Andere konsumieren eine Schachtel die Woche oder überhaupt nicht und werden mit 30 vom Krebs hinweggerafft. So ungerecht ist das Leben, und wo gibt es denn bitte schön diese "Allgemeinheit, die vernünftig lebt"? Die Frequentierung von Krankenhäusern legt mir zumindest nahe, dass der Ballungsraum dieser Population doch wohl irgendwo weit, weit weg von Deutschland lokalisiert sein muss; insbesondere auch betrachtet vor dem Hintergrund der von dir postulierten Verantwortlichkeit des Patienten für seine Gesundheit. Leben ist Risiko, doch wer soll hier entscheiden, was noch erlaubt ist oder schon verboten; wer entscheiden, wo ein höherer Beitrag fällig wird und wo noch nicht? Mal ganz davon abgesehen, dass individuelles Risiko auch gesellschaftlichen Nutzen bedeuten kann. Nicht jeder, der sich einer größeren Selbstgefährdung aussetzt, folgt schließlich nur seinen egoistischen Motiven: Auslandsreisen können einen Beitrag zur Völkerverständigung auf kultureller Ebene leisten und den wissenschaftlichen Fortschritt fördern. Wer wie Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer in Afrika Entwicklungshilfe betreibt, setzt sich ohne Zweifel dem erhöhten Risiko einer Malaria-Erkrankung aus. Doch wäre die Ahndung dieses Risikoverhalten mit höheren Beiträgen vertretbar? Für micht nicht. Ungeachtet der schicksalhaften Relevanz der Krankheit selbst, bleibt das Solidarprinzip bloß toter Gedanke, wenn Kranke tiefer als Gesunde in die Tasche greifen müssen.

Was soll eigentlich die übergewichtige Putzfrau mit dem kaputten Knie sagen? Jahrelang hat sie mit ihren Steuern dein Studium (Stichwort: "Anspruchsdenken, Luxus") ermöglicht, aber du bist nicht bereit, mit deinen Beiträgen ihre Knieprothese mit zu finanzieren. Denn wenn sie schon übergewichtig sei, brauche sie ihre Gelenke ja nicht außerdem noch dem Risiko arbeitsmäßig bedingter Zusatzbelastung aussetzen. Brauchte sie tatsächlich nicht - sie hätte ja studieren können.

milz
28.07.2003, 14:18
Die Diskussion gab's schon mal.
Probleme:
1)Wer soll sowas bitte kontrollieren und wie???
Der Hausarzt vielleicht?Wie soll er das machen?
2)Wo will man da die Grenzen setzten?
Übergewicht kostet? Ja! Aber Sportverletzungen sind für die KK auch nicht billig! Nur als Beispiel!
3) Die Kostenfrage ist nicht immer leicht zu beantworten.
(Bin zwar kein Gesundheitsökonom, aber ich versuchs mal...)
Bsp.:Rauchen.
Die Behandlung Rauchertypische Erkrankungen kostet viel Geld.
Aber: Nichtraucher verursachen nicht keine Kosten (!), sondern erkranken im Schnitt ein paar Jahre später (,wenn die Raucher statistisch schon tot sind) gehäuft an anderen typischen geriatrischen Erkrankungen (CVI, Parkinson, Alzheimer, Demenz,...) deren Behandlung (und eventuell jahrelange Pflege!) wiederum teurer sein kann, als wenn die betroffenen Personen geraucht hätten und schnell nach Rentenantritt gestorben wären. (Krankenkasse, Pflegekasse und Rentenkasse werden belastet!!!)Stichwort/Unwort: "Sozialverträgliches Frühableben"
4)Schon genannt: Multifaktorielle Genesen.

mfg

Neujahrsrakete
28.07.2003, 22:13
Original geschrieben von luckyblue
Jede Fluppe einen Euro Extra-Beitrag, oder wie? Und wie soll das Risikoverhalten des Einzelnen ermittelt werden, mit einem LÜgendetektor?
Wenn Du mich mißverstehen willst, dann bitteschön...weiter so. Ich habe mich jedenfalls klar ausgedrückt: das Geld soll vom Produzenten direkt zur Krankenkasse fließen. Jedes Paar Ski, jedes Pfund Zucker, jedes Flugticket in die Tropen (um nur einige Beispiele zu nennen) sollte mit kleinen Krankenkassenzahlungen belegt werden. Einfach, oder? Nix Lügendetektor, nix Risikoermittlung einer Einzelperson. Das wäre ja mit vernünftigen Methoden gar nicht ausführbar.


Original geschrieben von luckyblue
Mal ganz davon abgesehen, dass individuelles Risiko auch gesellschaftlichen Nutzen bedeuten kann. Nicht jeder, der sich einer größeren Selbstgefährdung aussetzt, folgt schließlich nur seinen egoistischen Motiven: Auslandsreisen können einen Beitrag zur Völkerverständigung auf kultureller Ebene leisten und den wissenschaftlichen Fortschritt fördern. Wer wie Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer in Afrika Entwicklungshilfe betreibt, setzt sich ohne Zweifel dem erhöhten Risiko einer Malaria-Erkrankung aus. Doch wäre die Ahndung dieses Risikoverhalten mit höheren Beiträgen vertretbar?
Freizeitreisen und berufliche Reisen lassen sich in den meisten Fällen klar voneinander abgrenzen. Das Risiko, welches z.B. Entwicklungshelfer eingehen, sollte selbstverständlich gesamtgesellschaftlich getragen werden. Aber die Tropenkrankheit eines leichtsinnigen, vergnügungssüchtigen last-minute-Reisenden? Warum soll das die Allgemeinheit tragen?


Original geschrieben von luckyblue
Ungeachtet der schicksalhaften Relevanz der Krankheit selbst, bleibt das Solidarprinzip bloß toter Gedanke, wenn Kranke tiefer als Gesunde in die Tasche greifen müssen.
Ich habe nie gesagt, daß Kranke mehr bezahlen sollen als Gesunde. Ich bin dafür, daß risikoreiches Verhalten von vornherein bezahlt werden soll. Dazu sind gar keine Riesenbeiträge nötig und trotzdem würde sich ein zusätzlicher Topf füllen, aus dem wieder so manche Behandlung bezahlt werden könnte. Da eben schon VOR Eintreten des Schadenfalles bezahlt wird, ist es völlig gerecht. Es zahlt also nicht der Kranke mehr, sondern es zahlen alle diejenigen mehr, die ein "kostenpflichtiges Risiko" einzugehen bereit sind.


Original geschrieben von luckyblue
Was soll eigentlich die übergewichtige Putzfrau mit dem kaputten Knie sagen? Jahrelang hat sie mit ihren Steuern dein Studium (Stichwort: "Anspruchsdenken, Luxus") ermöglicht, aber du bist nicht bereit, mit deinen Beiträgen ihre Knieprothese mit zu finanzieren. Denn wenn sie schon übergewichtig sei, brauche sie ihre Gelenke ja nicht außerdem noch dem Risiko arbeitsmäßig bedingter Zusatzbelastung aussetzen. Brauchte sie tatsächlich nicht - sie hätte ja studieren können.
Medizinisch relevantes Übergewicht muß meist nicht sein. Ob bei einer Putzfrau, oder bei wem auch immer. Ich verstehe nicht, warum Du meinst, daß die übergewichtige und kniekranke Putzfrau gerade mein Studium finanziert. Der dürre Fabrikarbeiter und der durchtrainierte Profisportler tun es doch genauso.

luckyblue
29.07.2003, 15:51
Okay, dein Abgaben-System hatte ich überlesen. Sorry!
Aber unbedingt gerechter wird die Sache dadurch ja auch nicht. Denn höhere Produktions- bzw. Vertriebskosten werden ja eh auf den Verbraucher abgewälzt. Es wird also alles noch teurer. Dadurch sinkt letztendlich nur der Lebensstandard, und der Kontrast zwischen Arm und Reich wächst sich weiter aus.

Ich verstehe nicht, warum Du meinst, daß die übergewichtige und kniekranke Putzfrau gerade mein Studium finanziert. Der dürre Fabrikarbeiter und der durchtrainierte Profisportler tun es doch genauso.
Eben das ist ja der Sinn hinter dem Solidargedanken: Alle zahlen ein, alle profitieren davon. Selbst jeder Sozialhilfebeiträger unterstützt letztendlich dein Studium, weil er dem Staat z. B. über die Mehrwertsteuer bares Geld zuspielt. Fraglich ist aber, wie weit man dieses System ausreizen kann, ohne die Grenzen der Solidarität zu sprengen. Wer einen goldenen Löffel im Mund hat, wird sich um einen Preisanstieg bei Verbrauchsgütern keine großen Gedanken machen. Anders derjenige, der sowieso schon jeden Euro dreimal umdrehen muss. Daher ist eine einkommensabhängige Finanzierung von Krankenversicherung etc. irgendwo doch sozialverträglicher.

Neujahrsrakete
29.07.2003, 16:51
Original geschrieben von luckyblue
Okay, dein Abgaben-System hatte ich überlesen. Sorry!
Aber unbedingt gerechter wird die Sache dadurch ja auch nicht. Denn höhere Produktions- bzw. Vertriebskosten werden ja eh auf den Verbraucher abgewälzt. Es wird also alles noch teurer.
Ja, es wird zwar teurer, aber doch nur die Dinge, die irgendwie eigentlich überflüssig und schädlich sind. Was juckt es einen Fernreisenden, der schnell mal 10.000 Euro für eine Reise ausgibt, wenn er noch 10 Euro in die Krankenkasse zahlt? Er wird zwar motzen, aber gerechtfertigt und ernstzunehmen ist die Motzerei nicht. Was juckt es mich, wenn ich ab und zu Fettkram-Fastfood esse, wenn ich da ein paar Cent an die Krankenkasse abdrücke? Und wer Bungee-Springen oder Skifahren möchte, gibt eh viel Geld aus. Was stören da ein paar Euro, die automatisch vom Produzenten an die Krankenkasse fließen? Selbst wenn die Produzenten einen gewissen Prozentsatz ihrer Waren "an der Krankenkasse vorbei" verkaufen würden, bliebe genug offizielle Ware übrig, die Geld für die Krankenkassen bringen würden.


Selbst jeder Sozialhilfebeiträger unterstützt letztendlich dein Studium, weil er dem Staat z. B. über die Mehrwertsteuer bares Geld zuspielt.
Das tut jeder Student selbst auch.

luckyblue
29.07.2003, 19:28
Der Preisanstieg "schädlicher und überflüssiger" Verbrauchsgüter steht doch aber in unmittelbarem Sachzusammenhang mit einer Verschärfung des Kontrastes zwischen Arm und Reich und kann daher nur als Teil des Ganzen betrachtet werden: Wenn ein finanziell Benachteiligter sich z. B. jede Woche ein McDoof-Menu genehmigt und kraft dieses Risikoverhaltens etwa fünf Euro pro Chesseburger an Sonderbeiträgen abdrücken müsste, dann hätte er pro Monat schon *schwernachdenk* 20 Euro weniger im Portemonnaie. 20 Euro, die ein Student aus weniger rosigen Verhältnissen vielleicht lieber in Bücher investieren wollte. Dagegen sind dem finanzkräftigen Safarifahrer die Mehraufwendungen wahrscheinlich schlichtweg egal. Unabhängig von der Notwendigkeit oder Überflüssigkeit des Verbrauchs im Einzelfall, führt das ganze Procedere m. E. also zu einer weiteren Beschneidung der ohnehin meist nur theoretischen Chancengleichheit.

Das tut jeder Student selbst auch.
Richtig. Nur ist das kein Argument gegen das Solidarprinzip, oder?
Ich halte eine einkommensabhängige Bürgerversicherung für effektiv und solidarisch.

Neujahrsrakete
02.08.2003, 00:13
fünf Euro pro Chesseburger an Sonderbeiträgen abdrücken müsste, dann hätte er pro Monat schon *schwernachdenk* 20 Euro weniger im Portemonnaie. 20 Euro, die ein Student aus weniger rosigen Verhältnissen vielleicht lieber in Bücher investieren wollte.
Die "Sonderbeiträge" müssen natürlich angemessen bleiben, deswegen habe ich bei dem McDoof-Beispiel auch von wenigen Cent gesprochen und nicht von mehreren Euro je Burger.


Dagegen sind dem finanzkräftigen Safarifahrer die Mehraufwendungen wahrscheinlich schlichtweg egal.
Genau, dem sind die Sonderbeiträge egal. Freuen tut sich aber die Solidargemeinschaft der Krankenversicherten, die nicht mit ihren Beiträgen auch noch die Ergebnisse (Tropenkrankheiten z.B.) ausgeflippter Reisen einiger schwerreicher Bürger bezahlen müssen. Wer so reich ist, daß er sich Luxus, z.B. eine Reise, leisten kann, sollte nicht die Kosten der möglicherweise entstehenden Schäden auf die Allgemeinheit abladen dürfen.