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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Stoffwechsel-Biochemie wirklich klinikrelevant?



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][truba][
26.01.2013, 19:39
Es ist ja wahrscheinlich wie überall. Man braucht von jedem Fach ein bisschen. Je nach späterer Fachrichtung brauch man aber in einem Fach mehr, in dem anderen weniger. Und letztlich ist es auch vom Individuum abhängig wie genau er das jetzt wissen will. Ändern tuts nix, wissen musst du es zum P eh.

Kyutrexx
26.01.2013, 19:52
Es dürfte eine Variante geben, in der man zu 100% Biochemie braucht.

Falls man auf die grandiose Idee kommt, die Weiterbildung zum Facharzt für Biochemie zu machen :D.

Shade
26.01.2013, 20:05
Ja, ich weiß, ich bin erst im klinischen Semester und habe noch keine Ahnung von gar nix Klinischem.

Aber ich muss sagen, dass ich das Gefühl habe, das Biochemie durchaus relevant ist, gerade für die Pathophysiologie von vielen Krankheiten, bei denen ja oftmal ein bestimmtes Enzym nicht funktioniert oder ein bestimmter Metabolit/Element/was auch immer erhöht/erniedrigt ist. Beispiel Diabetes: was passiert, wenn wir plötzlich ganz viel Glucose im Blut haben? Wenn man dann vom Glucosestoffwechsel Ahnung hat, kann man das meiste sich selbst erklären oder zumindest nachvollziehen.
Natürlich braucht man dafür keine Strukturformeln, aber ich für meinen Teil muss sagen, dass ich echt froh bin, Biochemie gelernt und verstanden zu haben. Für mich eigentlich das spannendste Fach der Vorklinik!

Außerdem finde ich es ziemlich furchtbar, wenn Ärzte später nur noch Krankheitsname, Symptome und Folgen kennen und die Mechanismen dahinter nicht mehr. Dabei hat man sich doch mal eine solide naturwissenschaftliche Grundlage erarbeitet :-nix

Fentanyl19
26.01.2013, 20:11
Naja hab mit vielen Ärzten in der Klinik schon gesprochen und die meinten alle so das die nichts mehr wissen von Biochemie ausser das es nen Citratzyklus halt gibt aber mehr dann auch nicht.

Kyutrexx
26.01.2013, 20:24
Wundert mich.

Mal abgesehen von dem auf der letzten Seite haben mir so einige Fachrichtungen - trotz ihrer eigenen Unlust sich im Studium damit zu befassen, berichtet, dass sie Biochemie dann einfach brauchten.
Darunter vor allem die Anästhesisten, verschiedene Internisten, insbesondere die Endokrinologen, leicht nachvollziehbar die Labormediziner und dann so mal dies mal das auch noch n paar andere. Je nach Spezialisierung.


Die Frage sollte vielleicht nicht lauten: was davon ist klinikrelevant, sondern in welchem Rahmen kann man sich auch OHNE das Wissen irgendwie durch den Tag kriegen.

Soweit ich das bisher beurteilen kann, kann man sich stellenweise auch als so mancher Facharzt mit SEHR wenig Wissen durch den Tag schleichen.

Muriel
26.01.2013, 20:26
Nichts bezieht sich in solchen Aussagen aber eigentlich immer darauf, dass keine Strukturformeln und einzelne winzige Reaktionsschritte mehr gewusst werden. Aber das große Ganze ist verstanden und wird täglich in verschiedenen Bereichen angewandt, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass man da teils auf Zweitsemesterstoff zurückgreift.

Fentanyl19
26.01.2013, 20:29
Aber den Facharzt bekommt man ja auch nicht geschenkt und wichtig ist doch das man in seinem Fachgebiet gut ist und nicht das man noch ne Glucose aufmalen kann oder so. Aber muss ja jeder selber wissen.

nonametoo
20.02.2013, 17:48
Erstaunlich, dass viele Studenten meinen einschätzen zu können, was später klinikrelevant sein wird.
Ich bin internistisch (v.a. pneumologisch) tätig und bin der Überzeugung, dass Biochemie völlig irrelevant ist.
Das was man benötigt (Knochenstoffwechsel, Eisenstoffwechsel, Ketonkörper) ist sehr begrenzt und lernt man ganz gut in der Klinik im Bereich Innere oder klinische Chemie.
Alles woran ich mich noch aus der Biochmie erinnern kann, ist, das es schrecklich war, die ganzen Strukturformeln und Reaktionswege zu pauken. ;-)

FataMorgana
20.02.2013, 20:23
Selbst für mich als Laborarzt ist Biochemie erstaunlich wenig relevant. Anders sieht es sicher aus, wenn man Facharzt für Biochemie wird ;-)

Kandra
20.02.2013, 20:44
Ich denke, die Biochemie an sich ist schon nicht ganz unwichtig. Natürlich nicht alles für jeden, aber jedes Fachgebiet wird so seine speziellen Gebiete der Biochemie haben, in denen man zumindest ungefähr wissen sollte wies läuft (geht aber ohne mit reiner Symptom-Behandlung sicher auch).
Was allerdings völlig Banane ist, ist das wir tausende Strukturformeln quasi ohne Sinn und Verstand auswendig aufzeichnen bzw erkennen können sollen. Da stell ich mir schon die Frage wozu. Lerne gerade für die Biochemie-Wiederholungsprüfung (@Herzkasperl: JA, jetzt schon ;) ) und hab nach knapp der Hälfte der dualen Reihe schon 200 Strukturformeln am Start. Die lerne ich halt jetzt in Gottes Namen weils ohne anscheinend echt nicht geht, aber eigentlich könnte ich meine Zeit auch sinnvoller nutzen. Ich gehe nicht davon aus, dass ich jemals einem Elternpaar gegenüber sitzen werde und nem per Strukturformel erkläre, wieso ihr Kind jetzt eine Galaktosämie hat. ("Eigentlich ist die OH-Gruppe da, bei ihrem Kind ist sie aber dort, deswegen ist es krank." - Die zeigen mir doch nen Vogel..)

IlkaT
21.02.2013, 13:11
Ich bin nun auch nicht so weit, dass ich die Relevanz wirklich im Alltag beurteilen könnte, allerdings habe ich die klinischen Fächer hinter mir.
Ich war nie gut in Biochemie (zweiten Anlauf gebraucht) und würde auch nicht von mir behaupten, dass ich da noch viel von wüsste. In Pharma hätte es mir vermutlich geholfen (habe ich aber auch so gut hinter mich gebracht), aber für den Rest der Klinik war es eher unwichtig für mich. Pharmakologen und Anästhesisten brauchen es später bestimmt mehr und auch etwas Intermisten.

milz
21.02.2013, 15:33
ES geht doch einfach nur darum, das große Ganze etwas zu verstehen. ;-) Die Details vergisst man natürlich, egal ob Anatomie, Physiologie, Zellbiologie oder sonstwas. Das betrifft dann auch die klinischen Fächer, mit denen man nach dem Studium nicht mehr viel zu tun hat.

konstantin
21.02.2013, 18:23
Ich habe mir vorhin mal das Kapitelchen zum Asthma bronchiale in der Dualen Reihe Innere durchgelesen. Bei den Therapien werden dann unter anderem Beta-2-Adrenergika und Corticosteroide angesprochen, jeweils Wirkstoffe mit entsprechenden Dosierungen. Ob das nun Pharmakologie-Wissen ist, sei mal dahin gestellt, aber da stand auf weiter Flur nichts dazu, warum diese Medikamente hier eingesetzt werden, geschweige denn zum Wirkmechanismus. Das ist sicherlich auch nicht die Aufgabe eines Inneren-Buches, aber ich kann damit fuer mich persoenlich einfach tausend mal mehr anfangen, wenn ich die Hintergruende verstanden habe. Einfach nur "Aha! Asthma bronchiale! Geben wir ihm dieses oder jedes Beta-2-Sympathomimetikum als Spray!" ist mir einfach zu wenig. Genauso, wie ich den Pathomechanismus verstehen moechte, will ich auch wissen, wie die Medikamente wirken. Ein gesundes Biochemie/Physiologie-Wissen (letztlich Pharma-Wissen) kann hier sicherlich nicht schaden.

Muss letztlich aber auch jeder fuer sich selbst entscheiden. Dafuer kann ich zum Beispiel nicht viel mit Sachen wie Embryo anfangen. Auch hier ist es sicher interessant, wenn man weiss, warum hier wann wo wie was schief gehen kann und welche Defekte da letztlich raus resultieren, aber da ist mein persoenliches Interesse auch einfach nicht so gross.

epeline
21.02.2013, 22:43
meine persönliche theorie ist ja, dass man so viel detailkrams lernen muss, damit wenigstens das relevante dann noch hängen bleibt

Nessiemoo
27.02.2013, 19:03
meine persönliche theorie ist ja, dass man so viel detailkrams lernen muss, damit wenigstens das relevante dann noch hängen bleibt

:-meinung habe auf jedem Fall auch das Gefühl. Wobei jetzt in 5. semester denke ich schon dass so manche Details könnten uns ruhig erspart bleiben. Aber es ist auch cooles Gefühl teilweise die Details zu kennen/ verstehen. Das ist eben wie konstantin gesagt hat - man braucht die jetzt nicht unbedingt, aber es ist eben ein Studium und keine Ausbildung, und es ist halt schon cool statt "Asthma dieses Spray geben" etwas mehr verstehen zu können. :)

Wobei Physiologie ist ja sowieso immer relevant, die biochemische Details bis jetzt immer noch etwas weniger.

Avicennaa
27.02.2013, 21:09
Wir als Medizinstudenten sollten uns, insbesondere in der Vorklinik, erst gar nicht mit der Frage um die Relevanz einiger Fächer beschäftigen. Augen zu und durch heißt die Devise; sich immer wieder motivieren, versuchen die Wissenschaft über den menschlichen Körper mit viel Neugier anzugehen. Ich lerne lieber Biochemie, als dass ich wieder in der Oberstufe bin und mich mit Agrarwirtschaft, oder mathematischen Formeln auseinandersetzen muss. Das gute an dem Medizinstudium ist, dass alles aufeinander aufbaut - irgendetwas bleibt immer irgendwo hängen. Und dann ist die Frage um die Relevanz doch schon geklärt.

Leelaacoo
28.02.2013, 07:43
...und zumindest weiß man hinterher, wo man nachlesen KÖNNTE...(und dies auch verstehen würde).

LG Lee (was ich schon alles wieder nachlesen wollte in der FA-Ausbildung....geht auf keine Kuhhaut....;-) )