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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Stoffwechsel-Biochemie wirklich klinikrelevant?



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Freund der Medizin
20.01.2013, 01:55
Wofür brauche ich Stoffwechsel-Biochemie in der Klinik? In der Humangenetik bei angeborenen Defekten bestimmter Enzyme ist das die Grundlage, klar, aber in der Inneren oder Chirurgie?
Sollten sich Medizinstudenten überhaupt so intensiv damit auseinandersetzen?

netfinder
20.01.2013, 06:14
Nein, aber das wird dir auch nichts bringen^^

Kackbratze
20.01.2013, 07:51
Ja, für einen guten Chirurgen ist das auch relevant.
Aber das siehst Du, wenn überhaupt, erst dann, wenn Du fertig bist und es bei Medikamentenverordnungen, Anamnesegesprächen oder beim Komplikationsmanagement angewendet hast, ein.

Miyu
20.01.2013, 10:03
Und fuers Physikum wirst du es sowieso koennen muessen, Relevanz hin oder her.

konstantin
20.01.2013, 10:30
Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass die Biochemie für nahezu jeden Nicht-Chirurgen deutlich interessanter sein dürfte als die Muskulatur der Hand, die Verschaltung der Basalganglien oder die gefühlt tausend Zellschichten des Auges.

Sprich: Jedes Fach der Vorklinik nervt mit unheimlich großen Mengen unnötigen Detailwissens. Was davon für dich später relevant ist, hängt vor allem davon ab, was du machen willst und wie gut. Meine persönliche Meinung dazu (und bei mir ist das Physikum gerade mal ein Semester her, also liege ich vielleicht auch komplett daneben) ist die, dass die "Stoffwechsel-Biochemie" unter den Dingen, die man später mal gut gebrauchen kann, relativ weit oben rangiert.

Stephan0815
20.01.2013, 11:14
Sagen wir mal so - die Relevanz von Biochemie geht nach der Vorklinik relativ fix Richtung bodenlos.
Bei uns war das dann in Patho so, daß die Leute, die sich bei ihren Patho-Präsentationen als Biochemie-Fan geoutet hatten, eher negativ bewertet wurden. Denn, wie jeder dann spätestens in der Klinik weiß, stehen die Pathologen auf hübsche Bilderchen und reagieren bei langatmigen Stoffwechselvorgängen mit fixen Ermüdungserscheinungen oder eben mit Punktabzug. (glaub einer kam sogar mit Strukturformeln an und bekam allein dafür ne Note schlechter)
In Pharma brauchte man nochmal etwas Biochemiewissen, aber danach... war´s eher nicht mehr so wichtig.
Physio dagegen wäre eher relevant.

milz
20.01.2013, 11:52
Irgendwo ist doch alles wichtig, um ein grundlegendes Verständnis für das zukünftige "Arbeitsmaterial" aufzubringen. Sonst kann man auch gleich Heilpraktiker werden.

Zünder
20.01.2013, 12:23
Was ich im nachhinein Schade finde ist der grottenschlechte anatomische Unterricht. Ich finde die Anatomie ist eigentlich das relevanteste Fach der Vorklinik für den späteren, interessanten Anteil des Studiums, aber da hieß es dann "untere Extremität und Rumpfwand in 9 Tagen, Friss oder stirb...". Wenn der leitende Oberarzt einen dann fragt, welche Struktur er da grad sichert, und man wie ich nicht eine Frage richtig beantwortet, wird es schnell relativ peinlich.

BC ist finde ich persönlich nicht so relevant, trotzdem finde ich es wichtig die Inhalte zu können. Es erleichtert einem doch eine Menge.

Nessiemoo
20.01.2013, 13:59
Ja, gefühlt ist in Biochemie vor allem der breite Überblick/ verständnis wichtig, und genau das kommt zu kurz, weil man zu beschäftigt ist irgendwelche Molekülnamen und Strukturformeln auswendig zu lernen. Es ist eventuell wichtig zu wissen, in welche Richtung die Stoffwechselwege beeinflusst werden durch irgendwelche Mängel/ Ausfälle.

Die genaue Syntheseweg von Cholesterin inkl. Anzahl von C-Atomen von jedem Schritt ist ich glaube in der Klinik doch komplett egal. ^^

Miss_H
20.01.2013, 14:17
Die genaue Syntheseweg von Cholesterin inkl. Anzahl von C-Atomen von jedem Schritt ist ich glaube in der Klinik doch komplett egal. ^^

Musstet ihr das? Bei uns sollen wir es grob wissen, ohne Strukturformel. Bei sehr vielen Reaktionen wird vor allem Wert auf die Schlüsselenzyme und Einflussmöglichkeinten gelegt.

Da man bei ganz vielen Medikamenten nicht genau weiß wie sie wirken, kann ich mir gut vorstellen, dass Biochemie nicht so viel bringt. Aber ich finde es trotzdem gut zu wissen, was da in der Zelle so abläuft.

Pupskopf
20.01.2013, 15:01
Ich finde auch, Medizin ist Kombination aus einem akademischen Studium und klinischer Erfahrung und es gehört einfach auch etwas Grundlagenwissen dazu, ein Grund warum ich nicht so für diese Modellstudiengänge bin.

Ich muss ganz ehrlich sagen dass ich bei den Effekten die Pharmaka an der NIere haben immer nur kurz überlegen muss wie denn der Regelkreis ist und schon weiß man es, ohne den Beipackzettel auswendig zu können.

netfinder
20.01.2013, 17:29
Die Frage ist, ob du das auch noch bringst, wenn du mal 2 Jahre gearbeitet hast, und das nicht in der Biochemie oder Pharmazie.

Ansonsten stimmt das mit dem breiten Überblick/Verständnis natuerlich. Ein bisschen was bleibt immer hängen. Mich interessiert die Verschaltung in den Stammganglien trotzdem mehr als die biochemischen Abläufe.

EVT
21.01.2013, 17:15
in pädiatrie soll bc wichtig sein, hat mein bc prof gesagt. kann ich mir gut vorstellen.

hafenbrille
22.01.2013, 16:44
in pädiatrie soll bc wichtig sein, hat mein bc prof gesagt. kann ich mir gut vorstellen.

naja, auch nur minimalst.

klinikrelevant is das alles eigentlich alles net, aber sind halt grundlagen um dinge (z.b. symptome) in gesamtzusammenhänge einordnen zu können;
und das studium soll ja auch die studenten ein wenig vorbereiten die später mal nicht-ärztlich, sondern forschend tätig sein wollen.

epeline
22.01.2013, 16:45
wieso nur minimalst? (komisches wort ;-) )

gerade hier hat man doch viele stoffwechselkrankheiten, deren pathomechanismen es zu verstehen gilt...
bei der PKU angefangen.

Jule-Aline
26.01.2013, 10:45
In der Pädiatrie braucht man die Biochemie,in der Inneren auch, aber in der Chirurgie nicht vordergründig.Hier benötigt man viel Anatomie:)

Kackbratze
26.01.2013, 12:32
In der Chirurgie braucht man vordergründig Anatomie und sonst fast nix?
Hammerthese. Also operierst Du auch jede Schilddrüsenvergrösserung, jeden Nierentumor und an der Lunge wird auch alles rausgeschnitzt ohne Rückfrage? Wundheilung funktioniert durch zunähen und der Pankreasoperierte kommt schon so irgendwie klar?
:-dagegen

Zünder
26.01.2013, 17:59
Nu lass aber mal die Kirche im Dorf...:D

FataMorgana
26.01.2013, 18:06
Ich wundere mich vor allem, welche "Experten" in teilweise niedrigen klinischen Semestern hier meinen beurteilen zu können, was klinikrelevant ist und was nicht. Ob Biochemie für eine (eigene!) klinische Tätigkeit relevant ist oder nicht, hängt doch vor allem davon ab, was man später für eine Tätigkeit ausübt. Das kann von kaum relevant bis sehr relevant reichen. Wie bei vielen anderen vorklinischen Gebieten auch.

Kyutrexx
26.01.2013, 18:30
Dazu vielleicht eine Anmerkung, die womöglich gewisse Aussagekraft hat:

Mir hat einer unserer Biochemiker gesagt, dass er immer mal wieder mit Studenten von früher (die inzwischen fast oder längst fertig sind) spricht und der fast einhellige Tenor ist, um ihn zu zitieren (der die Leute zitiert): "hätten ich früher in Biochemie besser aufgepasst, würde mir jetzt einiges deutlich leichter fallen".

Hab ihn gefragt, wieviele Leute, in absoluten Zahlen, ihm das tatsächlich schon so gesagt haben. Er meinte, er macht den Job jetzt gut 10 Jahre und es dürften schon über 100 Leute gewesen sein.


Den Inhalt kann ich natürlich nicht überprüfen, aber ich könnts mir tatsächlich vorstellen.

Immerhin wird in der Biochemie (jedenfalls bei uns) sehr viel klinisches durchgekaut (in der Vorklinik).
Wir sollen hier oft auch schon klinische Untersuchungs- und Laborverfahren kennen und erläutern können.


Die eingehende Frage lässt sich damit also weder mit ja oder nein beantworten, sicher aber mit: es ist nicht nicht klinikrelevant.