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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erhöhte Triacylglyceride => erhöhtes Cholesterin?



Kyutrexx
02.02.2013, 20:21
Hallo Leute,

bin grad mal am Überlegen:
Ist es möglich, dass erhöhte TAG-Spiegel zu erhöhtem Cholesterin führen?

Wenn ja, wie?

Mein Gedanke:
hoher TAG-Spiegel -> erhöhte Fettsäureproduktion -> beta-Oxidation -> Acetyl-CoA (=Ausgangsstoff für Cholesterin-Synthese) -> erhöhte Cholesterin-Synthese


Gedanken?

par
02.02.2013, 21:27
Zwei biochemische Ansätze, warum dies (zumindest so, wie du es beschrieben hast) nicht der Fall sein dürfte:
1. Der erste Schritt der Cholesterinbiosynthese wäre ja die Synthese von Acetoacetyl-CoA aus zwei Molekülen Acetyl-CoA.
Das zuständige Enzym Acetoacetyl-CoA-Thiolase wird aber durch hohe Konzentrationen von Acetyl-CoA gehemmt (das Gleichgewicht der Reaktion liegt stark auf Seite von 2 Acetyl-CoA)
2. Das zweite Enzym, die HMG-CoA Synthase, welche aus 2 Acetoacetyl-CoA HMG-CoA synthetisiert wird ihrerseits durch erhöhtes Acetoacetyl-CoA gehemmt
1 + 2: lässt sich zusammenfügen, da ja aufgrund des GG im 1. Reaktion unter physiologischen Bedingungen auch die Acetoacetyl-CoA-Konzentration niedrig sein dürfte
3. Indirekt klinisch hergeleitet, sieht man ja nicht bei allen Patienten mit einer Hypertriglyceridämie auch eine Hypercholesterinämie; ich kenne aber auch nicht die Extrembereiche

roxolana
02.02.2013, 22:28
Wir haben im Praktikum gelernt, dass gesättigte Fettsäuren über SREBP zu einer erhöhten Expression der HMG-CoA-Reduktase führen. Wenn falsche Ernährung die Ursache der Hypertriglyceridämie ist, dann könnte diese falsche Ernährung auch für die Cholesterolspiegel verantwortlich sein. Auch sollen erhöhte Triglyceride die LDL-Rezeptoraktivität verringern, so dass mehr LDL im Blut rumschwimmt.

Sticks
03.02.2013, 13:27
Ich glaube du solltest dir deutlich machen, dass du bei deinem angesprochenem TAG Abbau über die betha Oxidation in einem "Hungerzustand" bist. Die TAG werden also nicht abgebaut um Cholesterin zu synthetisieren, sondern eher um die Atmungskette und später vermehrt Ketonkörper fürs ZNS zu Produzieren.

Ich denke nicht das der Cholesterin durch die von dir angesprochene Eigensynthese steigen wird. Wie gerade beschrieben regelt die Cholesterinsynthese sich von allein. Die Zellen ziehen ihre LDL Rezeptoren zurück wenn sie vermehrt Cholesterin eingelagert haben-zb als Cholesterinesther. Der selbe Transkriptionsfaktoren für die LDL Rezeptoren ist auch der selbe für die HMG CoA Reduktase. Beide werden von Präproteinen am ER abgespalten sollte der Cholesterinspiegel an einem Cholesterinsignalprotein sinken.
Statine wirken über die Hemmung der HMG Reduktase, wonach der intrazelluläre Cholesterinspiegel sinkt und die LDL Rezeptoren wieder vermehrt in den Membranen eingebaut wird. So senken sie auch den Cholesterinspiegel im Blut.

Sollten also mehr TAG vorhanden ist es nicht zwingend das die Cholesterinsynthese statt findet, denn sie regelt sich selber ein.

bipolarbär
03.02.2013, 18:15
Zwei biochemische Ansätze, warum dies (zumindest so, wie du es beschrieben hast) nicht der Fall sein dürfte:
1. Der erste Schritt der Cholesterinbiosynthese wäre ja die Synthese von Acetoacetyl-CoA aus zwei Molekülen Acetyl-CoA.
Das zuständige Enzym Acetoacetyl-CoA-Thiolase wird aber durch hohe Konzentrationen von Acetyl-CoA gehemmt (das Gleichgewicht der Reaktion liegt stark auf Seite von 2 Acetyl-CoA)
2. Das zweite Enzym, die HMG-CoA Synthase, welche aus 2 Acetoacetyl-CoA HMG-CoA synthetisiert wird ihrerseits durch erhöhtes Acetoacetyl-CoA gehemmt

Off topic, aber ist die Substratinhibition hier physiologisch relevant? Wie sieht es mit der mitochondrialen Thiolase aus, die bei höherem Substratangebot auch mehr in die Ketonkörpersynthese schleust?

Sticks
03.02.2013, 20:26
Off topic, aber ist die Substratinhibition hier physiologisch relevant? Wie sieht es mit der mitochondrialen Thiolase aus, die bei höherem Substratangebot auch mehr in die Ketonkörpersynthese schleust?

Die findet doch generell nur in den Mitochondrien der Leber statt. Und die ersten freien Fettsäuren die du erstmals findest im Blut stammen aus dem TAG Abbau aus Fettzellen, welche an Albumin gebunden sind. Alle anderen Fettsäuren die du Vll im Blut findest sind an Lipoproteinen gebunden. Zum Beispiel die Chilomikronen. Die freien Fettsäuren gelangen aber nur im Blut wenn die TAG's abgebaut werden, bei Nahrungsmangel. Also auch die Thiolase wird in dem Sinne reguliert, indem sie über das Substratangebot reguliert wird.
Würde ich sagen.

par
04.02.2013, 09:20
Die findet doch generell nur in den Mitochondrien der Leber statt.
Ich glaube bipolarbär bezieht sich darauf, dass das HMG-CoA der Ketonkörpersynthese in den Mitochondrien der Hepatozyten synthetisiert wird (@ das macht dann aber die HMG-CoA Synthase), das HMG-CoA der Cholesterinsynthese hingegen im Zytosol durch das selbe Enzym.
@bipolarbär: Du hast recht, Ketonkörper werden synthetisiert, wenn die Konzentration an Acetyl-CoA im Hepatozyten erhöht ist.
Die Konzentrationen, ab denen Acetyl-CoA inhibitorisch wirkt, sind 20x höher, als die nichtinhibitorischen Konzentrationen. (sooo off-topic war das gar nicht ;-))
Da das stimmt

Ich glaube du solltest dir deutlich machen, dass du bei deinem angesprochenem TAG Abbau über die betha Oxidation in einem "Hungerzustand" bist. Die TAG werden also nicht abgebaut um Cholesterin zu synthetisieren, sondern eher um die Atmungskette und später vermehrt Ketonkörper fürs ZNS zu Produzieren.
sind inhibitorische Acetyl-CoA Konzentrationen vermutlich physiologisch nicht relevant!
Es wird vom Threadsteller nicht angegeben, in welchem Zusammenhang die TAG-Konzentration erhöht ist...

Kyutrexx
04.02.2013, 12:59
Danke Leute für den vielen Input!

bipolarbär
05.02.2013, 09:55
Ich glaube bipolarbär bezieht sich darauf, dass das HMG-CoA der Ketonkörpersynthese in den Mitochondrien der Hepatozyten synthetisiert wird (@ das macht dann aber die HMG-CoA Synthase), das HMG-CoA der Cholesterinsynthese hingegen im Zytosol durch das selbe Enzym.
@bipolarbär: Du hast recht, Ketonkörper werden synthetisiert, wenn die Konzentration an Acetyl-CoA im Hepatozyten erhöht ist.
Die Konzentrationen, ab denen Acetyl-CoA inhibitorisch wirkt, sind 20x höher, als die nichtinhibitorischen Konzentrationen. (sooo off-topic war das gar nicht ;-))

Richtig interpretiert. BC all day, every day :-love

Wobei ein kurzer Blick ins dicke Buch wieder offenbart, dass der eine Typ der Thiolase (I - B-Oxidation) durch AcCoA gehemmt wird, was bei der B-Oxidation ja auch Sinn macht. Da wird ja jedes Enzym durch feedback gehemmt. Die Ketonkörper/Steroid-Thiolase (II) dagegen nicht. Absolutes IMPP-Basiswissen.

par
05.02.2013, 12:44
Wobei ein kurzer Blick ins dicke Buch wieder offenbart, dass der eine Typ der Thiolase (I - B-Oxidation) durch AcCoA gehemmt wird, was bei der B-Oxidation ja auch Sinn macht. Da wird ja jedes Enzym durch feedback gehemmt. Die Ketonkörper/Steroid-Thiolase (II) dagegen nicht. Absolutes IMPP-Basiswissen.
Zunächst: Ich habe auf das hier geantwortet:

Acetyl-CoA (=Ausgangsstoff für Cholesterin-Synthese) -> erhöhte Cholesterin-Synthese

Beide Thiolasen können Ihre Reaktionen in beide Richtungen katalysieren. Je nachdem in welche Richtung die Reaktion abläuft, kann diese durch das Produkt gehemmt werden; beide Enzyme können auch durch Acetyl-CoA gehemmt werden (eben, wie von dir angedeutet bei unphysiologischen Konzentrationen - wahrscheinlich vom Reaktionsgleichgewicht in der Zelle vorgegeben ?!). Wenn du feedback inhibition nennst, dann trifft das bei der Ketogenese für Acetoacetyl-CoA zu.
Für ein gutes Verständnis muss man die Konzentrationen der Substrate kennen, parallel ablaufende Reaktionen in den Mitochondrien/ im Zytosol, welche einen konstanten Einfluss auf die Acetoacetyl-/Acetyl-CoA-Konzentration ausüben, berücksichtigen, die Affinitätsverhältnisse der Enzyme für Ihre Substrate kennen … mich "ärgert" das gerade etwas (mehr Klarheit und Zusammenhang würd mich freuen), aber es ist eine Weile her bei mir, dass ich das Fach aus meinem dicken Buch gelernt habe und ich müsste mich wieder vernünftig einlesen … :heul:


Absolutes IMPP-Basiswissen.

Btw.: ich habe mich aus „strategischen“ Gründen :-)) wenns drauf ankam an das IMPP gehalten (ist ja auch oft sinnvoll), aber meine Herangehensweise und Priorisierung in den Wissenschaften wird nicht vom IMPP diktiert.