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milz
20.02.2013, 10:00
Nach dem Abi hat die Studentenberatung dringend vom Studium abgeraten ("Ärzteschwemme"), 4 Jahre später hieß es Ärztemangel. Da wird einem dann auch klar, wie so eine Schweinezyklus (https://de.wikipedia.org/wiki/Schweinezyklus) entsteht und dass man auf kurzfristige Prognosen (Schwemme, Mangel) überhaupt nichts geben kann.

Langfristig würde ich trotzdem sagen, sieht es für Ärzte gut aus, denn Ärzte braucht man immer.

GoogleMed
20.02.2013, 16:20
Eine Frage: Falls man nun nach dem Medizinstudium feststellen sollte, dass der Arztberuf auf Dauer für einen nichts ist, kann man dann zB in das Krankenhausmanagement wechseln? Oder ist das eher was für Betriebswirte?

LG

ycr83
20.02.2013, 17:02
Mit abgeschlossenem Medizinstudium hast du auch abseits des klassischen Weißkittel-Jobs eine Menge möglicher Berufsbilder, an die du eventuell gar nicht denkst. Gerade Krankenhausmanagement dürfte eher eine Domäne der Betriebswirte sein, aber z.B. Unternehmensberatung ist kein Problem - McKinsey sucht offensiv Mediziner.

Matzexc1
20.02.2013, 17:06
Ausgerechnet McKinsey. Aber vielleicht wird's dann besser mit denen.

Mit dem Medizinstudium kannst du unheimlich viel machen.Ein Bekannter hat nach seinem Facharzt zu einer Versicherung gewechselt

WiWi18
20.02.2013, 20:32
Man muss nur die Zahl der in den nächsten Jahren in Rente gehenden Mediziner mit der der Absolventen vergleichen und man wird merken, dass es eine enorme Übernachfrage geben wird.

Ansonsten lernt man mit Medizin etwas greifbares, immer gebrauchtes und vor allem systemunabhängiges. Übertrieben formuliert wird man für Ärzte auch nach Atomkrieg und Sintflut Verwendung haben. Sicherer gehts wohl kaum.

maniac89
20.02.2013, 21:38
z.B. Unternehmensberatung ist kein Problem - McKinsey sucht offensiv Mediziner.

Naja. McKinsey rekrutiert zwar Quereinsteiger (nicht nur und auch nicht unbedingt in besonderem Maße Mediziner), aber die suchen ganz bestimmte Leute - Charakterköpfe, sozusagen, mit exzellente Noten, Auslandserfahrung und Soft Skills. Da kommt es auf Qualifikationen an, die im Medizinstudium keine besondere Rolle spielten.
Also eher keine Option für den 0815-Arzt, dem der Krankenhausalltag zu stressig wird.

ycr83
20.02.2013, 21:51
Klar, stressfreier als in der Klinik ist ein Job als Einsteiger bei McKinsey mit Sicherheit nicht (wenngleich er besser bezahlt wird). Der Großteil von dem, was ich darüber weiß, habe ich von einem Medzinerkongress, wo ein McKinsey-Vertreter, selbst Arzt, die Möglichkeiten erläutert hat. Alleine schon die Tatsache, dass der Laden sich die Mühe macht, Leute auf Mediziner-Veranstaltungen zu schicken, zeugt für mich von generellem Interesse ihrerseits.

GoogleMed
21.02.2013, 08:23
Ich habe mal gegoogled, McKinsey ist bekannt für die Gemeinkostenwertanalyse. Personalkosten sind u.a. Gemeinkosten.

Dann weiß man ja nun, wofür die bekannt sind.

LG

Kandra
21.02.2013, 12:31
Haste das vorher noch nicht gewusst? ^^

PRIND
21.02.2013, 14:15
McKinsey = Unternehmensberatung, das ist ja nun keine riesen Überraschung.

In deinem Post klingt allerdings ein leicht negativer Unterton mit, GoogleMed. Woran liegt das?

stellinchen
21.02.2013, 14:32
Eine Frage: Falls man nun nach dem Medizinstudium feststellen sollte, dass der Arztberuf auf Dauer für einen nichts ist, kann man dann zB in das Krankenhausmanagement wechseln? Oder ist das eher was für Betriebswirte?

LG

Du kannst an einer Berufsschule unterrichten. Azubis für Medizinische Fachangestellte zum Beispiel.

WiWi18
21.02.2013, 18:28
"Unternehmensberatung kein Problem" - manchmal kann man nur den Kopf schütteln.

Der Bewerbungsprozess, gerade bei den Meccies, ist kompetitiv wie kaum ein anderer. Nur weil die aktiv Werbung machen heißt das nicht, dass sie jeden nehmen. "Leichter" ist es nur insofern, als dass bei den Cases im Interview niedrigere Maßstäbe als bei den Wirtschaftswissenschaftlern angelegt werden - natürlich, denn im ökonomischen Denken hätten "wir" einen ansonsten unfairen Vorsprung. Das wissen die aber auch.

Mal kurz die Anforderungen:

- Spitzennoten, außercurriculare Aktivitäten (mit "Leadership-Charakter"), fließende Englischkenntnisse und längeren Auslandsaufenthalt (min. 4 - 5 Monate) als Hygienefaktoren
- analytisches Denken im Sinne von "schnell unter Druck bei komplexen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen"
- Soft Skills, d.h. die Fähigkeit, eine Präsentation spontan mit Dauergrinsen und ohne Stottern halten zu können
- Personal fit, konkret: Die Interviewer müssen euch mögen. Der Punkt ist am Allerwenigsten steuerbar.

Die Interviews sind hart. Ich hab da Leute scheitern sehen, die Wiwi und eine Naturwissenschaft gleichzeitig in Regelstudienzeit und mit Prädikat bestanden haben. Das ist ein ganz bestimmter Schlag Leute, der da arbeitet, und das sind nicht diejenigen, die meinen, da reinzukommen sei "kein Problem"...

Relaxometrie
21.02.2013, 18:57
"Unternehmensberatung kein Problem" - manchmal kann man nur den Kopf schütteln.

Tja......diese blöde Behauptung stirbt leider nie aus :-nix
Die Frage nach außerklinischer Arbeit als Arzt wird hier im Forum ja oft gestellt. Da wird von überwiegend Ahnungslosen immer wieder behauptet, daß man "mit Medizin sooooo viel jenseits der klassischen Tätigkeit am Patient" machen könne. Wenn man dann aber konkret nachfragt, wird es meist sehr still :-))
Denn es ist ja klar, daß man in jeglichen patientenfernen Branchen mit Kandidaten konkurriert, die durch ihre Ausbildung auch nicht dümmer geworden sind. Es ist natürlich möglich, mit einem Medizinstudium patientenfern zu arbeiten, aber die Möglichkeiten sind bei weitem nicht so vielfältig und vorallem nicht so problemlos umzusetzen, wie es einen der Ausspruch "alles machbar" denken lassen könnte.

ycr83
21.02.2013, 19:02
Offenbar habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mit "kein Problem" meinte ich, dass es von den formalen Voraussetzungen her (abgeschlossenes Medizinstudium) kein Problem darstellt. Natürlich heißt das nicht, dass man beim lokalen McKinsey-Büro des Vertrauens anruft und morgen früh für 10k€ im Monat anfangen kann. Weiterhin verstehe ich nicht ganz, wie der Ausspruch "alles machbar" (alles ist mit Medizin sicher nicht machbar, aber doch vieles) einen dazu bringt zu glauben, dass es auch einfach sei.

Ein konkretes Beispiel für eine Tätigkeit abseits der Patientenbetreuung habe ich auch genannt, sodass ich auch diesen Einwand nicht verstehe.

Relaxometrie
21.02.2013, 19:08
sodass ich auch diesen Einwand nicht verstehe.
Mein Posting bezog sich weniger auf Dein Posting, als vielmehr auf die hier im Forum öfter mal anzutreffende Meinung, daß man "mit einem Medizinstudium sooo viel machen kann, wenn man patientenfern arbeiten möchte".


Im Übrigen finde ich den im allerersten Posting dieses Threads verlinkten Artikel interessant. Er ist zwar aus dem Jahr 2006, darin wird aber behauptet:
"Fünf Milliarden. Mehr wird nicht mehr herauszuholen sein aus den Kliniken. Etwa 2012, glaubt Salfeld, sind wir an diesem Punkt. Wenn sich keine Behandlungspfade mehr optimieren lassen."
Es wäre interessant zu wissen, ob Salfeld jetzt, wo wir das Jahr 2012 ja überschritten haben, das noch so stehen lässt, oder ob seiner Meinung nach weitere Optimierung möglich ist (letzteres möchte ich nicht hoffen).

GoogleMed
21.02.2013, 20:23
Du arbeitest also bei McKinsey & Company.

ycr83
21.02.2013, 20:24
Ich? nö. Bin Student.

Koomann
24.02.2013, 08:51
Ein paar Fakten aus „Zukunft deutsches Krankenhaus“ von Prof. Dr. Volker Penter / Dr. Christoph Arnold
(1) Reduzierung stationärer Kapazitäten bei gleichzeitiger Veränderung der Trägerstruktur (1992 waren es noch 2381, 2007 gab es noch 2087 Krankenhäuser in Deutschland); im gleichen Zeitraum haben die privaten Kliniken von 358 auf 620 Stück zugenommen. Das Geschäftsmodell der privaten Klinikketten ist mehrheitlich auf Expansion ausgerichtet. Wie erfolgreich diese Expansionsziele im Einzelfall erreicht werden können, ist nicht prognostizierbar. Ins- gesamt kann aber davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Krankenhäuser in privater Trägerschaft weiter zunimmt.
(2) Der Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern wird in der Zukunft durch nachstehende Faktoren nochmals intensiviert werden: weiterer Abbau stationärer Kapazitäten, sich fortsetzende strukturelle Veränderungen auf Trägerebene, zunehmende Vermischung von ambulantem und stationärem Sektor, steigendes Qualitätsbewusstsein der Patienten und in der stationären Versorgung kurz- bis mittelfristig knapper werdende Produktionsfaktoren Arbeit (insbesondere qualifiziertes Personal) und Kapital
(3) Die Einführung von gedeckelten Erlösbudgets und der Diagnosis Related Groups (DRG) haben das wirtschaftliche Risiko von Krankenhäusern deutlich erhöht, da eine Finanzierung der Betriebskosten durch die Krankenkassen nicht zwangsläufig ausreichend erfolgt, sondern wesentlich vom wirtschaftlichen Betrieb des Krankenhauses abhängt. Besondere Brisanz liegt in der nach dem neuen Krankenhausfinanzierungsreformgesetz andauernden Konvergenz bis 2010, die um ein Jahr verlängert wurde. Diese teilt die deutschen Krankenhäuser in sogenannte Gewinner- und Verliererhäuser ein. Im Jahre 2008 war der durchschnittliche Fallpreis in Schleswig-Holstein bei unter 2.700 EUR, in Rheinland-Pfalz über 2.900 EUR. Nach Ende der Konvergenzphase auf Bundesebene gelten grundsätzlich für alle Krankenhäuser in Deutschland einheitliche Preise zur Leistungsabrechnung.
(4) Durch einen höheren Lebensstandard und die gestiegene Qualität der medizinischen Versorgung erhöht sich die Lebenserwartung der Bevölkerung. Im höheren Alter der Menschen treten tendenziell schwerere und längere Krankheiten auf. Dadurch steigt die Nachfrage nach stationären Krankenhausleistungen. Die Betrachtung der behandelten Fälle von 1991 bis 2007 je 100.000 Einwohner zeigt einen Anstieg um 14,6 Prozent.
(5) So lange die Finanzierung des Gesundheitswesens hauptsächlich an den Lohn gekoppelt ist, führen über der Lohnsteigerungsrate liegende Erhöhungen der Gesundheitsausgaben zwangsläufig zu höheren Kassenbeiträgen oder zum Erfordernis, entstehende Defizite durch Steueraufkommen auszugleichen. Beides ist volkswirtschaftlich problematisch und auch politisch schwer durchsetzbar.
(6) Reduzierung der Verweildauern setzt Kapazitäten frei Durch die flächendeckende Einführung von Fallpauschalen im Rahmen des DRG-Systems in Deutschland wurde ein Anreiz zur Reduzierung der Verweildauer in stationären Einrichtungen geschaffen. Vergleichsweise geringe Zuschläge für das Überschreiten der oberen Grenzverweildauer machen lange Liegezeiten von Patienten aus wirtschaftlicher Sicht unattraktiv. Stattdessen wird ein Krankenhaus tendenziell bestrebt sein, die untere Grenzverweildauer der jeweiligen Fallpauschale zu erreichen. Beispielsweise hat Dänemark eine gegenüber Deutschland um über 58 Prozent niedrigere Verweildauer (Stand: 2008). Statistische Erhebungen zeigen, dass trotz einer starken Bettenreduzierung die durchschnittliche Bettenauslastung von rund 84 Prozent in 1992 auf etwa 77 Prozent in 2007 gefallen ist.
(7) Von 1996 bis 2007 stieg die Zahl der Ärzte in den Krankenhäusern um rund 21 Prozent. In den vergangenen Jahren wurde also die Personalausstattung im ärztlichen Dienst deutlich verbessert. Dennoch ist die Ausstattung der Krankenhäuser mit ärztlichem Personal im Vergleich mit Ländern, die ein vergleichbares Versorgungsniveau haben, unter- durchschnittlich.
(8) Die Stellenbesetzung im ärztlichen Dienst war und ist problematisch, da die Anzahl der qualifizierten Bewerber auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht ausreichend ist. Nach einer Veröffentlichung des Deutschen Krankenhausinstitut e.V. haben etwa zwei Drittel aller Häuser Schwierigkeiten, offene Stellen im ärztlichen Dienst zu besetzen.
(9) Die Kostenstruktur im Krankenhaus besteht überwiegend aus Personal- und Sachkosten. Die Personalkosten haben etwa einen Anteil an den Gesamtkosten von 61 Prozent, die Sachkosten von 37 Prozent. Ein Blick auf die Personalkosten der beiden wichtigsten Dienstarten, den ärztlichen Dienst und den Pflegedienst zeigt, dass die Kosten für den Pflegedienst von 2002 bis 2007 um 3 Prozent rückläufig waren, während die Kosten für den ärztlichen Dienst um rund 25 Prozent, also etwa 4 Prozent p.a., angestiegen sind. Der Grund für diese Entwicklung liegt einerseits im Abbau von Pflegekapazitäten durch die geminderte Verweildauer und andererseits in der gestiegenen Fallzahl und dem damit erhöhten Bedarf an ärztlichem Personal. Zusätzlich wirken Tarifsteigerungen auf die Personalkosten bei- der Dienstarten. Insbesondere bei Klinikärzten ist ein Fachkräftemangel zu verzeichnen, der sich durch Abwanderung von Medizinern in das Ausland verstärkt. Nach einer Veröffentlichung der OECD verdient ein Allgemeinarzt in Deutschland durchschnittlich TEuro 112 p.a. In England sind dies TEuro 121 und in den USA TEuro 146 p.a..