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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Von Mathe/Physik zu Medizin?



Glorfindel
02.03.2013, 08:57
Liebe Community,

ich weiß momentan nicht weiter und hoffe, von euch weiß einer Rat.

Ich studiere momentan Mathe und Physik an der Uni Freiburg, weil ich dachte, diese beiden Fächer lägen mir.
Nun entpuppt sich dieses Studium seit einiger Zeit als ein unglaublich Frustierendes: das ganze Semester keine Freizeit und am Ende fliegt man trotzdem durch die Prüfungen. Es wäre in Ordnung für mich, kaum Freizeit zu haben, wenn man es dann am Ende doch irgendwie schafft, durchzukommen. Aber so ist es einfach frustierend.
Ich studiere diese Fächer, weil ich mit 17 einen ziemlich schlimmen Schicksalsschlag erlitten hatte, der mir über Jahre nachhing und mich glauben ließ, dass ich für Medizin vollkommen ungeeignet bin (da nicht mehr belastbar). Deshalb suchte ich nach Alternativen zu meinem eigentlichen "Traum" Medizin.
Nun bin ich fast 22 und habe meine "alte Stärke" so einigermaßen zurückerlangt und bin einfach nur noch deprimiert über die momentane Situation.
Deshalb überlege ich mir seit Kurzem, mich vielleicht zum Wintersemester für Zahnmedizin (da ich denke, dass man hier nicht so wahnsinnig belastbar sein muss im späteren Beruf) zu bewerben.
Oder meint ihr, ich sollte es direkt mit Medizin versuchen? Mit meiner Abinote von 1,1 stünden meine Chancen wahrscheinlich nicht so schlecht (wobei ich ganz gerne in Freiburg bleiben würde und da letztes WS alle bis 1,2 reingekommen sind)...
Könnte man nach einem Semester oder zwei Semester Zahnmedizin noch zu Humanmedizin wechseln?

Sticks
02.03.2013, 10:37
Zahnmedizin nur einzuschlagen weil es "weniger belastbar" oder "schlimm" ist finde ich verkehrt. Du kannst als Arzt auch nur Brüste vergrößern, dass hat größten Teils auch mit keinen schlimmen Geschichten zu tun! Nicht jede Fachrichtung behandelt gleich polytraumatisierte halbverbrannte präfinale Körper!
Du musst auch gar nicht mit Patienten arbeiten und zur Industrie wechseln, oder für einen Verlag arbeiten und Bücher schreiben. Da gibt es etliche Möglichkeiten.
Aber wenn du schon so "sensibel" zu sein scheinst mach dir bewusst, dass du im Studium an den meisten Unis an Leichen die Anatomie studieren wirst. Vielleicht ist das ja schon schlimm für dich….

Oder meintest du " belastbar " in eine vollkommen andere Richtung?

roxolana
02.03.2013, 12:55
Ich bin auch von Physik zu Medizin gewechselt und habe es keinen Tag lang bereut. Wenn du es machen willst, dann machs, aber nicht über Zahnmedizin, das macht keinen Sinn. Warum willst du denn nicht gleich Medizin studieren?
Je nach Rechtslage kannst du übrigens auch in Mathe/Physik eingeschrieben bleiben (bei mir gings z.B.). Wenn du dir also unsicher bist, ob das die richtige Entscheidung ist, dann hättest du somit die Möglichkeit, nach kurzer Zeit abzubrechen und deine alten Fächer weiterzustudieren...

mary-09
02.03.2013, 12:57
Ich denke auch, es hängt ein bisschen davon ab, was genau du im Studium bzw. später im Arztberuf als "Belastung" empfindest. Es klingt manchmal abgedroschen, aber letztendlich gewöhnt man sich ja an so ziemlich alles, was man da so sieht und erlebt. Kannst du vielleicht noch ein bisschen konkretisieren, wovor genau du Bedenken/Ängste hast im späteren Beruf? Dann kann man da vllt. noch eher etwas zu sagen
Wenn du letztendlich Humanmedizin machen möchtest, würde ich nicht mit Zahnmedizin anfangen, das Wechseln rüber zu den Humanis ist dann schon sehr sehr schwer und klappt meines Wissens nur bei Wenigen. Dass du mit deinem jetzigen Studium unzufrieden bist, kann ich nachvollziehen. Zum Glück ist es in der Medizin meiner Erfahrung nach so, dass man hier wenigstens für seinen Aufwand belohnt wird. Also auch ich hatte wenig Freizeit, zumindest in der Vorklinik, aber wenn man vernünftig gelernt hat, sind die Prüfungsergebnisse hinterher doch in aller Regel zufriedenstellend ;)

Schubbe
02.03.2013, 12:57
Ich studiere momentan Mathe und Physik an der Uni Freiburg, weil ich dachte, diese beiden Fächer lägen mir.
Nun entpuppt sich dieses Studium seit einiger Zeit als ein unglaublich Frustierendes: das ganze Semester keine Freizeit und am Ende fliegt man trotzdem durch die Prüfungen. Es wäre in Ordnung für mich, kaum Freizeit zu haben, wenn man es dann am Ende doch irgendwie schafft, durchzukommen. Aber so ist es einfach frustierend.

Dass man mal durchfällt ist ganz normal, bei uns lag die Quote immer zwischen 65% und 90%. Und selbst wenn du das Thema voll verstanden hast, konntest du mit einer 4.0 (oder schlimmeren) nach Hause gehen.

Ein Beispiel (Achtung, Mathematik): Prof. verlangt in einer Klausur die Lösung des Integrals int_{0}^{\infty} x^2 ln(1-exp(-1/2 x^2)) dx. Hat natürlich niemand hinbekommen. Problem: die Lösung brauchte man noch in 1b, 1c, 1d, 2a, 2b und 2 c. Zwischenergebnisse gabs nicht. Den Ausfall kann man sich vorstellen.

Was weniger normal ist, dass du im Semester keine Freizeit hast. Wodurch wird dein Stundenplan so gefüllt? Ich hab kaum Phasen gehabt, wo ich mal mehr als 3h/Tag in der Uni war. Die selbst eingeteilte Eigenarbeit liegt gerne schonmal bei 4h/Tag + Wochenende und mit etwas selektiver Übungszettelbearbeitung kann man das auf unter 2h/Tag drücken. Wenn man dann noch die Vorlesungen nicht besucht, liegt der Arbeitsaufwand bei ca. 5h/Tag. Da hat man eigentlich mehr als genug Freizeit.

Also, was macht deinen Stundenplan so voll?

Hast du im Übrigen schon über Mischformen zwischen Medizin/Physik nachgedacht? Beispielsweise ist Medizinphysik auch ein hoch interessantes Thema, d.h. wenn du dich mehr für Experimentalphysik interessiert, dann kannst du hier auch voll auf deine Kosten kommen.

Nessiemoo
02.03.2013, 19:06
Also sooo super belastend finde ich jetzt das Studium auch nicht. Ok, man muss schon manchmal an eigene Ekelgrenze arbeiten (wobei es meistens so spannend ist, dass man vergisst, dass es eigentlich eklig ist). Man hat auch natürlich mit Tod zu tun, aber ich fande bis jetzt wird man eigentlich immer ganz vorsichtig an das Thema herangetastet.

Und Jobmässig kann man auch immer später schauen wo man hin will, muss ja nicht unbedingt dann direkt Chirurgie an Uniklinik sein o.ä, wo man schon vorher weiss, dass da 14-16 h Arbeitstage gibt. Im Studium hat man natürlich wenig Zeit, aber da (find eich) haben meine Freunde, die Informatik/ Mathe/ Physik studieren noch weniger Freizeit.

Mach direkt Humanmedizin! Die ersten 2 Jahre sind sowieso ziemlich ähnlich, und danach ist es immer noch viel einfacher von Humanmedizin zu Zahnmedizin zu wechseln als umgekehrt.