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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeitsalltag Arbeitsmedizin



eisenbeisser
03.03.2013, 20:00
Hallo Leute,

da ich ein interessantes Angebot bezüglich einer WB-Stelle Arbeitsmedizin hätte, würde ich gerne -am besten von arbeitsmedizinisch tätigen Kollegen- wissen, wie sich der tatsächliche Arbeitsalltag gestaltet. Vor Allem in Zusammenhang mit Stellensituation bzw. möglicher Festanstellung.
Beim Durchforsten entsprechender Ratgeber/Foren/Stellenanzeigen erweckt sich mir immer mehr der Eindruck eines "Vetreterpostens" - sprich immer auf der Suche nach möglichen zu betreuenden Unternehmen oder entspr. Einrichtungen! Werden tatsächlich noch fest angestellte "Werksärzte" gesucht?
In der Hoffnung auf die ein oder andere hilfreiche Antwort bedanke ich mich schon im Voraus und wünsche euch noch einen Abend!

LG,
Eisi

Picknicker
05.03.2013, 10:09
Wenn man in der WB Wert auf ne breit gefächerte Ausbildung legt, viel mit dem eigenen KFZ rumfahren und möglichst wenig Kohle verdienen will, geht man zum BAD (oder TÜV etc). Wenn man damit leben kann, gutes Geld zu verdienen, (meist) sehr gute Arbeitsbedingungen zu haben und arbeitsmedizinisch eher limitiert ausgebildet zu werden, geht man zu einem Unternehmen. Und ja, es werden noch Werksärzte gesucht, die WB-Stellen sind allerdings meist befristet, als Facharzt sind die Aussichten aber mehr als rosig, will sagen, pink!
Initiativbewerbungen an die interessanten Unternehmen zu schicken ist die beste Methode.

Hepar
09.03.2013, 19:15
@picknicker:

Magst du vielleicht noch beschreiben, wie der Arbeitsalltag eines Arbeitsmediziners aussieht? In den Stellenbeschreibungen heißt es ja oft, dass man "Sprechstunden" abhält oder für die Notfallversorgung verantwortlich ist. Was für Notfälle kommen am häufigsten vor? Und was für Sprechstunden hält man ab? Wird man auch in irgendeiner Weise kurativ tätig, also dass man z.B. die Medikamente eines Patienten in einer Sprechstunde ändert?

Danke!

stukkadentchen
10.03.2013, 17:03
meine Erfahrungen (aber nur aus Famu, aber vielleicht hilft es dir doch weiter):

im Betrieb:
Sprechstunde ist so etwas ähnliches wie beim Hausarzt, nur dass eben Leute aus dem Betrieb kommen:
- für eine Kopfschmerztablette^^
- kleine Unfälle (Verband, Pflaster, Unfallmeldung, bei was Schlimmeren lässt du halt den Rettungsdienst kommen)
- Mitarbeiter, die während der Arbeit krank werden (nach Hause/ zum Hausarzt schicken, Krankmeldung abgeben, ggf. Taxischein)
- kleinere und größere Wehwehchen (für die, die z.B. keine Zeit/ Lust haben, zu ihrem eigenen Hausarzt zu gehen, auch viel psychische Sachen - immer erster Ansprechpartner, du "schickst" die Leute dann ggf. weiter. Es kommen Rückenschmerzen, allgemeines Unwohlsein, akute Infekte, )
- Arbeitsfähigkeit (Mitarbeiter kommen zu dir, z.B. nach OP/ langer Krankheit und du entscheidest, ob und ggf. unter welchen Bedingungen sie ab wann weiterarbeiten dürfen - also z.B. erstmal keine Schicht, BEM, Teilzeit, anderer Arbeitsplatz, etc.pp.)
- natürlich außerdem die "einbestellten" Mitarbeiter für die ganz normalen arbeitsmedizinischen Untersuchungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind bei bestimmten Tätigkeiten
- je nach Größe und Großzügigkeit des Betriebs "darfst" du mehr Prävention machen und z.B. Labor-Check, EKGs, u.a. Vorsorgeuntersuchungen durchführen

Dann kommen noch ASA (Arbeitssicherheitsausschuss-Sitzung) und Arbeitsplatzbegehungen hinzu.

Insgesamt sehr entspannt, und kaum kurativ.

Picknicker
11.03.2013, 10:30
Ja, das kommt so ungefähr hin. Wir fahren auch noch Notarzteinsätze zusätzlich. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nehmen natürlich viel Platz ein. Rezepte ausstellen dürfen wir nicht, da wir keine Kassenzulassung haben. Aber man weist den Patienten natürlich dezent darauf hin, wenn sein Hausarzt ihm inkompatibles Zeug verschrieben hat, so dass dieser evtl. dann die Medikation ändert. Sehr entspannt alles, das stimmt meist schon.

Relaxometrie
11.03.2013, 10:52
@ Picknicker, aber auch alle anderen:
Kannst Du abschätzen, wie viel Dir die vorherige Ausbildung zum Allgemeinmediziner jetzt nutzt? Einerseits hilft einem als Arbeitsmediziner bestimmt jedes Mehr an Berufserfahrung. Aber in der Weiterbildungsordnung (habe mal für Nordrhein nachgesehen) sind nur 2 Jahre Innere gefordert. Käme man mit dieser von Anfang an auf Arbeitsmedizin ausgerichteten Ausbildung auch gut im Beruf klar, oder plädierst Du für eine umfassendere somatische Ausbildung, als sie in der Weiterbildungsordnung vorgeschrieben ist?