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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ambulante Patienten im Dienst - Facharzt-Vorstellung?



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THawk
10.03.2013, 10:04
Hallo. Wie ist das bei euch organisiert?
Im Dienst (oder von mir aus auch tagsüber) stellen sich Patienten in der Notfallambulanz vor, die ihr als Assistenzarzt primär seht. Gesetzlich gefordert wird natürlich der Facharzt-Standard. Müsst ihr Patienten einem Facharzt vorstellen sofern ihr sie nicht stationär aufnehmt? Wenn ja, trifft das auf alle Patienten zu oder auf bestimmte Krankheitsbilder (andere Kriterien, bei uns (Päd) wird z.B. Alter diskutiert)? Oder seid ihr angehalten möglichst viel stationär aufzunehmen? Oder werden alle ambulanten Patienten am nächsten Morgen noch mit einem FA / OA besprochen?


Hintergrund der Frage ist eine Diskussion, ob wir im Dienst als AA jeden ambulanten Patienten dem FA vorstellen müssen; bei uns ist der FA mit Haus (ebenfalls Bereitschaftsdienst), allerdings auch zeitweilig außerhalb unseres Gebäudes oder auf Station beschäftigt während der AA primär für die Ambulanz zuständig ist.

Healix
10.03.2013, 10:10
Innere Notaufnahme bei uns: kein FA anwesend, nur telefonisch. Generell keine Entlassung ambulanter Patienten ohne mindestens telefonische Besprechung, was teilweise nervt (HWI, Hyperventilation etc.). So bis 22 / 23 Uhr rufen wir dann immer den Hintergrund an, wenn sich mehrere Sachen gesammelt haben, danach müssen die Patienten da behalten werden, falls sie nicht gegen ärztlichen Rat gehen. Um die Situation zu entspannen und die Notaufnahme nicht über Nacht mit Minderkranken vollzuhauen, wurde eine Kurzliegerstation eingerichtet, auf der Patienten höchstens 24 h liegen sollen. Da muss keine Akte angelegt werden, Dokumentation auch der Pflege läuft über ZNA-Akte weiter, Entlassungskurzbrief wird von uns (wenn zeitlich möglich) vorgeschrieben. Wenn noch einzelne Untersuchungen sind wie Echo / Sono / nur ÖGD wird das noch am nächsten Tag gemacht, dann gehen die Leute heim. Falls sich doch größere Probleme auftun, wird von der Kurzliegerstation auf Normalstation gelegt. Funktioniert eigentlich sehr gut, bis darauf, dass die Betten in letzter Zeit einfach zu häufig komplett belegt sind.

Maja85
10.03.2013, 10:21
Bei uns (Neuro) muss auch jeder Patient telefonisch mit dem Hintergrund besprochen werden. Wir dürfen aber auch nachts anrufen :)

Muriel
10.03.2013, 10:25
Wir mussten nie Rücksprache halten, konnten dies bei Zweifeln aber jederzeit tun.

Leelaacoo
10.03.2013, 10:33
Keine schlechte Lösung mit den Kurzliegern...aber natürlich trotzdem schwierig...behält man tatsächlich einen Patienten auf ner Kurzliegerstation, der mit Schnupfen oder sonstigen Mini-Beschwerden nach 23 Uhr aufschlägt, weil er es kognitiv nicht geschafft hat, die Krankenhausnotaufnahme von der Notfallpraxis oder gar dem "Daheimbleiben und Zuwarten" zu differenzieren?
Wir haben schon häufiger mal den Hintergrund-OA angerufen...auch je nach WBJ gestaffelt, auch um 4 Uhr nachts (kriegen ja auch Geld für, ist ja kein Ehrenamt)...aber auch häufiger mal ohne RS entlassen, optimal ist das sicher nicht...und es kommt ja auch immer drauf an, WAS der Assi dem FA/OA telefonsich erzählt (man kann ja alle Erkrankungen quasi von harmlos bis Aortendissektion besprechen...je nach eigenem klinischen Verständis und Wortwahl...demletzt musste ne arme Omi NACH RS mit dem OA durch alle Kopfbildgebungsmühlen, wegen Schwindel und Anisokorie...ersteres war durch die typische Klinik eines Subclabvian-Steal zu erklären...letzteres durchs Glasauge;-) eine Gefäßsono wäre indiziert gewesen, nicht das voll KM-Programm des Schädels bei vorbestehender Niereninsuffizienz...aber es kommt halt darauf an, wie man das schildert). Die sicherste Lösung wäre natürlich ein stets anwesender FA in der Ambulanz, die Realität ist, dass gerade die "Jüngsten" bei uns die Ambulanzdienste machen, weil noch keine ITS-Erfahrung vorliegt und die Dienste in Haus + ITS oder Haus + Ambulanz gespalten sind. Im Zweifel würde ich eher aufnehmen, wenn Platz ist...letztlich meinen die Pat. anscheinend, sie müssten eine stationäre Versorgung bekommen, das nutzt man dann gelegentlich auch als erzieherische Methode ;-) ("Waaas, ich wollte doch nur eine AU und ein Nasenspray und war grad auf dem Weg von der Disko und hab Licht gesehen...HIER bleiben???" He he...)
Oder Leute in die Notfallpraxis weiterschicken, da sitzen ja KV-Ärzte, die sind ja FÄ in der Regel...müsste doch auch reichen, oder?
Was ich schwierig finde, ist, Patienten, welche vom Hausarzt (ergo FA) eingewiesen werden und vom Assi dann nicht aufgenommen werden...da könnte ich mir schon vorstellen, dass das rechtliche Probleme macht, wenn was passiert...(auch wenn der Assi primär richtig handeln sollte).

LG Lee

Lava
10.03.2013, 11:10
Also bei uns (Unfallchirurgie) wird fast nichts dem OA vorgestellt, wir Assistenten entscheiden eigentlich fast alles allein. Tagsüber ist immer ein Oberarzt in der Notaufnahme und Ambulanz da, dem man was zeigen kann, wenn man sich nicht sicher ist. Im Dienst ist es dann etwas schwieriger. Es ist ja immer ein "relativ" erfahrener Assistent (ich z.B. *g*) da, der natürlich als erstes zu Rate gezogen wird. Im Zweifel nehm ich jemanden halt eher mal auf oder bestelle ihn zum nächsten Morgen wieder ein, um ihn einem OA zu zeigen. Wenn ich mir echt nicht sicher bin, ob etwas bis zum nächsten Tag warten kann, rufe ich den OA an. Das kommt aber relativ selten vor. Rein kommt der OA nur, wenns etwas Notfallmäßiges zu operieren gibt und das ist auch eher selten der Fall.

Reflex
10.03.2013, 11:11
Im Tagdienst wird jeder Patient mit dem für die Ambulanz zuständigen OA besprochen. Im Dienst kann auch jeder Zeit angerufen werden, muss aber nicht zwingend (wenn ich mir als Assistent mhunderprozentig sicher bin, klingel ich dafür niemandenaus dem Bett), da in der Frühbesprechung alle Patienten noch einmal dem Chef vorgestellt werden, ist der nicht einverstanden werden Patienten auch noch einbestellt. Kommt aber eigentlich sehr selten vor, weil wir insgesamt eine sehr enge fachärztliche Supervision haben.

Lava
10.03.2013, 11:13
Ach ja, als eine gewisse Qualitätskontrolle kann man unsere Röntgendemos sehen, die zweimal täglich stattfinden. Da wird jedes Röntgenbild bzw. der dazugehörige Fall besprochen. Was nicht geröngt wird, geht allerdings wirklich ohne fachärztliche Kontrolle durch...

Dr.Nemo
10.03.2013, 11:50
Bei Influenza, RR150/80 der auch ambulant behandelt werden kann, da asymptomatisch. Thoraxschmerzen nach 2x neg Trop und wirklich klinisch eher muskuloskelettaler Genese.. Also dafür den OA wirklich ständig anrufen? Der juristische Aspekt ist ja klar. Wenn ich aber bedenke, dass wir mitten in der Stadt sind, ständig angefahren werden, von Hausärzten alle Bettennachfragen telefonisch entgegennehmen .... Dann kann ich mich gleich Telefonistin bezeichnen.
Wir / Ich rufe bei komplexen VE, unklaren Geschichten den Dienst-OA an, die Aufnahmen werden vom Hausdienst ggf nochmal gesehen, an den Wochenenden am Morgen dann auch vom OA.

suz
10.03.2013, 13:19
bei uns läuft es wie bei lava. wir assis dürfen entscheiden. wenn ich mir bei was ernsten unsicher bin ruf ich meinen hintergrund an (nicht im haus) der dann eben kommt oder telefonischen rat gibt. zum operieren kommt der hintergrund auch meist hinzu. (außer bei kleinen sachen wie wunderversorgung, repo).
wenn ich mir unsicher bin, es nicht sooo megaernst ist, nehm ich die patienten auf und am nächsten morgen guckt dann ein facharzt drauf. röntgenbesprechung haben wir jeden morgen.
und bei uns werden auch alle (vom niedergelassenen pädiater) eingewiesenen patienten erstmal in der ambulanz gesehen, wo wir beurteilen ob eine aufnahme wirklich erforderlich ist. nicht jedes sht ist ein sht, manche eingeklemmte hernie stellt sich als hydrocele heraus - da besteht dann ja quasi keine indikation zur aufnahme mehr.

test
10.03.2013, 14:21
Bei uns ist es auch so, dass die Dienstärzte den HIntergrund anrufen können aber nicht müssen. Zur Absicherung kann man im Zweifel stat. aufnehmen oder für den nächsten morgen wieder einbestellen. EIne Rund um die Uhr fachärztliche Dienstabdeckung in jeder Abteilung ist meiner Meinung nach unmöglich und auch nicht wirklich notwendig.

psycho1899
10.03.2013, 14:49
Sehe ich ähnlich wie test... ist, denke ich, finanziell auch nicht bezahlbar. Mal abgesehen davon, dass man ja erst mal die Leute für den Job überhaupt haben muss. Wenn man mir anbieten würde, als FA/OA in eine mässig attraktive Stadt in einem peripheren Haus die Notaufnahme/Ambulanz im Schichtsystem oder in regelmäßigen 24 h Diensten zu schmeißen, müsste das Gehalt aber schon extrem übertariflich sein, als dass ich mich darauf für 1-2 J einlassen würde.

Bei uns waren die OAs 7 d am Stück im Hintergrund. Wenn man dort für jeden Mist den OA angerufen hätte (vereinzelt mögen das ein paar sogar gemacht haben), hätte man die ja spätestens am Mittwoch tagsüber in die Tonne kloppen können ;-) Bei uns wurde trotz restriktiver Aufnahmepolitik auf Grund knapper Bettenkapazität und fehlender Abmeldemöglichkeit der OA kontaktiert, wenn man Zweifel hatte... das war dann je nach WB-Stand/Fähigkeiten und Patientenkollektiv mal häufiger, mal seltener.

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10.03.2013, 16:44
Tagsüber Rücksprache je nach Situation mit jeweiligem Abteilungs-OA.
Nachts: Wer kommt, der bleibt in der Regel. Morgens entscheidet dann ein Facharzt. Das Labor braucht aber z.T. auch gerne mal 3+X Stunden... Da lohnt gehen ab einer bestimmten Zeit auch nicht mehr soooo sehr.
Alternativ auf eigene Verantwortung abhauen lassen, wollen dann doch recht viele... Was wegen Paperwork aber extremst nervt...
Wenn Kleinigkeit (HWI), dann halte ich Rücksprache (möglichst gesammelt) bevor ich den ziehen lasse - auch nachts.

Thomas24
10.03.2013, 18:17
WAS der Assi dem FA/OA telefonsich erzählt (man kann ja alle Erkrankungen quasi von harmlos bis Aortendissektion besprechen...je nach eigenem klinischen Verständis und Wortwahl...demletzt musste ne arme Omi NACH RS mit dem OA durch alle Kopfbildgebungsmühlen, wegen Schwindel und Anisokorie...ersteres war durch die typische Klinik eines Subclabvian-Steal zu erklären...letzteres durchs Glasauge;-) eine Gefäßsono wäre indiziert gewesen, nicht das voll KM-Programm des Schädels bei vorbestehender Niereninsuffizienz...aber es kommt halt darauf an, wie man das schildert).

Made my day! :D

psycho1899
10.03.2013, 18:34
Ich hätte das Glasauge zur den Augenärzten geturft... klarer klinischer Verdacht auf Glaukomanfall... steinharter Bulbus, was soll das sonst sein? ;-)

Feuerblick
10.03.2013, 18:44
Da wäre es ja zumindest gut aufgehoben gewesen :-))

tomten
10.03.2013, 20:19
Pädiatrie: Es gibt ein Kinder-KV-Praxis am anderen Ende der Stadt, die aber nicht wirklich was wegschafft. Bei uns gibt es im Dienst 1 Assi auf ITS (1. Dienst), 1 erfahrener Assi od FA für die Stationen (2. Dienst) und ein Assi (min. 4 Monate Erfahrung) für die Ambulanz (3. Dienst). Zusätzlich gibt es an Abend einen weiteren Dienst für 3 Stunden auf dem Notfall.
Ich arbeite als AA im 3. Jahr als 3. Dienst aktuell. es gibt Regeln, dass der 2. Dienst alle Kinder unter ca. 1 Jahr sowie mit Bauchschmerzen sehen soll sowie alle die mit NAW/RTW kommen. Klappt so mäßig. Oft hängt der 2. Dienst im Haus fest, so dass ich viele Kinder alleine sehe und auch wieder heimschicke bzw. die Übergabe und Versorgung der NA-Kinder mache. Die nach hause gehen bekommen einen Kurzbrief, der am nächsten Morgen vom Dienst-OA gelesen und unterschrieben wird. Wenn etwas unplausibel ist, gibt es Rückfragen. Jeden Pat vorstellen geht volumenmässigt nicht (min 20-30 Kinder pro Nacht in der Ambulanz). Wenn mir etwas komisch erscheint, funke ich aber immer den 2. Dienst an und frage nach. Aufnehmen eher restriktiv (da kronisch Bettenmangel), mache vieles mit Kurzüberwachung in der Amb (Trinkprobe etc). OA rufe ich sehr selten an.

Slippengringo
11.03.2013, 14:29
Urologie: wir regeln das als Assistenzärzte selbst ob die Patienten aufnahmebedürftig sind. Wenn man sich nicht sicher ist, erfolgt natürlich immer die Rücksprache mit dem OA. Angesichts der Fülle an HWI, Harnverhalte etc. wärs auch übertrieben jedesmal den FA od. OA zu behelligen, nur weil der Pat. statt zum Hausarzt auf die Rettungsstelle gekommen ist.

Moonchen
11.03.2013, 21:29
Ich bin in der Päd und bei uns gehen fast alle Patienten ohne einen Facharzt gesehen zu haben. Wäre auch rein vom Organisatorischen nicht machbar, wir haben zur Zeit pro Wochenendtag 70 - 100 Kinder (sind das bei euch eigentlich auch so viele!?) ; da sind wir froh wenn wir die irgendwie abarbeiten können. Hintergrund (Oberarzt) ist immer erreichbar, der wird bei Unsicherheiten angerufen oder falls es eine Zweitvorstellung bei uns ist (wobei das in der Nacht gegen 3h auch nicht unbedingt immer gemacht wird). Wir schreiben jedem Kind einen Kurzarztbrief, die sollten theoretisch vom Oberarzt am nächsten Tag durchgelesen werden (wie gründlich die das dann machen weiß ich aber auch nicht ;) )

Anne1970
12.03.2013, 00:38
Ich hätte das Glasauge zur den Augenärzten geturft... klarer klinischer Verdacht auf Glaukomanfall... steinharter Bulbus, was soll das sonst sein? ;-)

:grins: