Beruhigungsmittel zur Nacht...

[xOdinx]

Hallo zusammen,

Wer kennt das nicht? Man hat Dienst, wird spät abends bzw. nachts von aufgeregten Pflegern oder Schwestern angerufen, weil Patient/in x unruhig ist, nicht schlafen kann/will oder jemand psychisch dekompensiert. Man solle doch mal bitte was zur Beruhigung anordnen.
Ich bin noch relativ frisch und beschränke mich meistens auf Tavor bei sehr stark agitierten und bei harten Fällen auch mal auf Melperon.
Mir wurde aber auch schon Atosil oder Haldol propagiert, womit ich mich nicht wirklich anfreunden konnte.
Da wollte ich mal fragen, was Ihr so Patienten gebt, wenn sie nachts zu unruhig werden und sich letztlich auch selbst gefährden. Habt ihr gute Erfahrungen mit bestimmten Medis? Von was würdet ihr die Finger lassen?


Viele Grüße

[flotze]

also ich gebe gerne Pipamperon zur Nacht bzw. Lorazepam über den Tag. da ich in der Gerontopsychiatrie arbeite ist das eine bewehrte Kombi.

[ehem-user-02-08-2021-1033]

Von was würdet ihr die Finger lassen?


Von wilden Kombinationen.. a la Medikament A hilft nicht --> Medikament B hilft auch nicht --> Medikament C hilft auch ohh... jetzt atmet der nicht mehr richtig... :-wow

Bei Benzos die mögliche Paradoxe-Reaktion nicht vergessen und dann nicht weiter steigern außer man möchte Narkose machen...
Um das zu vermeiden kanns dann hilfreich sein die Stoffgruppe zu wechseln.

:-top

[flotze]

denke mal wenig falsch macht man mit Benzo`s im Allgemeinen sowie mit atypischen Neuroleptikern. Hier gilt aber zunächst bei einem Medikament zu bleiben und nicht mehrere Neuroleptika zu kombinieren.Die Frage ist ja immer wie Du Selbstgefährdung einschätzt bzw. ob sie wirklich vorliegt oder nur die Schwestern von einem Patienten genervt sind. Also immer differezieren und sich ein eigenes Bild machen. So mach ich es zumindest. Und was häufig vergessen wird ist die Schwetsern vorher zu fragen was der Patient schon bekommen hat... gerade wenn man auf fremde Stationen gerufen wird.

Manchmal langt evtl schon Zopiclon oder Zolpidem ( je nach welcher HWZ Dir gerade beliebt)

Und was man nicht meint aber ein ruhiges Gespräch hilft manchmal auch Wunder.

Uuuuuunnnd bei einem unruhigen Patienten in höherem Alter an die Überlaufblase denken...

[bristol]

Ich würde auch erstmal sicherstellen, dass der Pat. keine Schmerzen hat. Dann, bei jüngeren Pat. als Bedarfsmedikation Zopiclon (wobei ich das in der Regel auch erst dann aufschreibe, wenn der Patient mir morgens gesagt hat, dass er im KH mehrmals nicht gut schlafen konnte), im Akutfall Tavor. Als atypisches Neuroleptikum bei alten Leuten gebe ich gerne Seroquel, da wir viele Parkinson-Patienten haben und die paradoxe Reaktion auf Benzos gefühlt relativ häufig sind. Aber wie schon geschrieben: erstmal gucken, was derjenige sonst schon hatte, welche UAW + WW es gibt.

[gnuff]

Propofol 2-4 mg/kg/h - aber das würde ich jetzt nicht unbedingt für Normalstation empfehlen... ;-)

[Eilika]

Im Delir nach wie vor Haldol, wenn nötig. Sonst Dipiperon, das hilft aber meist nicht so gut "akut". Aber so als "Prophylaxe" für die nächste Nacht. Von Tavor und Co lasse ich wenn möglich die Finger, HWZ und paradoxe Reaktionen gefallen mir da nicht so gut.

[Brutus]

Propofol 2-4 mg/kg/h - aber das würde ich jetzt nicht unbedingt für Normalstation empfehlen... ;-)

Was los Gnuff? Auf die hömöopathische Schiene abgebogen? Dann muss man es aber noch verdünnen und das Wasser muss sich das Propofol merken! :-))
Viel hilft viel! Und außerdem grundsätzlich ganze Ampullen, das hat der Hersteller doch so vorgesehen! :-))

Entschuldigung für Offtopic...

BTT: Tranxillium zur Nacht hat meistens geholfen... Aber ich würde einfach mal nachfragen, was so "Hausstandard" ist.
Denn was in dem einen Haus völlig normal ist, kann ja in dem anderen die Reinkarnation von Satan sein! :-)

[Lava]

Schwierig wird es, wenn die Patienten schon so durch sind, dass sie nichts mehr schlucken wollen. Dann hilft einem Pipamperon und Melperon nämlich nix mehr. Bisher hatte ich eh den Eindruck, das bringt eigentlich gar nichts. :-nix Jedenfalls nicht bei so höchstdeliranten Ommas und Oppas, die tagelang das ganze Krankenhaus zusammenbrüllen... es gibt aber auch genug Patienten, die weder auf Haldol noch auf Atosil reagieren.... ich finds immer wieder sauschwierig, wenn ich nachts zu einem durchgängigen Patienten gerufen werde. Ich hab auch nach 4 Jahren noch kein Patentrezept gefunden. :-?

[Absolute Arrhythmie]

Wie schon in einem anderen Thread geschrieben, würde ich zunächst prüfen ob der Patient Schmerzen hat, oder eine volle Blase oder dehydriert und deshalb delirant ist. Junge Leute die net schlafen können bekommen von mir (Pflege) erst Lavendelöl (zum Riechen) und Baldrian. Älteren Leuten würde ich tendenziell eher Atypika geben als Benzos.

[Hellequin]

Schwierig wird es, wenn die Patienten schon so durch sind, dass sie nichts mehr schlucken wollen. Dann hilft einem Pipamperon und Melperon nämlich nix mehr. Bisher hatte ich eh den Eindruck, das bringt eigentlich gar nichts. :-nix Jedenfalls nicht bei so höchstdeliranten Ommas und Oppas, die tagelang das ganze Krankenhaus zusammenbrüllen... es gibt aber auch genug Patienten, die weder auf Haldol noch auf Atosil reagieren.... ich finds immer wieder sauschwierig, wenn ich nachts zu einem durchgängigen Patienten gerufen werde. Ich hab auch nach 4 Jahren noch kein Patentrezept gefunden. :-?
Das Problem ist ja meistens das viel zu lange gewartet wird bis man mit einer Medikation angefängt. Die wenigsten Leute werden von jetzt auf sofort delirant, meistens zieht sich das ja bereits über Stunden bis Tage hin. Und wenn die Leute erst mal so durchgängig sind, das sie keine orale Medikation mehr abnehmen dann wird es dementsprechend schwierig. BTW, bei wirklich durchgängigen Leuten hilft dann auch keine Einmal-/Bedarfsgabe mehr. Die brauchen dann eine festangesetzte Medikation. Oftmals funktioniert dann die Kombination aus Melperon und Haldol gut (sofern keine Kontraindikationen bestehen). Ansonsten natürlich das beachten was Absolute Arrhythmie geschrieben hat.

[gnuff]

Was los Gnuff? Auf die hömöopathische Schiene abgebogen? Dann muss man es aber noch verdünnen und das Wasser muss sich das Propofol merken! :-))...

es ging doch ums Sedieren... aber ja, Du hast Recht...

[flotze]

Bei einem deliranten Patienten wo nichts geholfen hat haben meine OA und ich uns für Benperidol entschieden. Und tada alles geschmeidig. Bei deliranten Patienten bei denen der Verdacht auf Lewy-Body -demenz besteht hilft Rivastigmin(Pflaster) ware wunder...manchmal...

[xOdinx]

Vielen Dank für eure Antworten. Hilft mir sehr ein paar Erfahrungen zu hören.
Ich habe leider auch schon die dicksten Dinger sehen müssen... Da wurde mal Atosil einem Patienten gegeben, der Parkinson hat... mit allen Konsequenzen.
Ich selbst hatte jetzt mal eine Omi, die paradox auf Tavor reagiert hat und aus Unwissenheit hab ich erstmal mehr Tavor gegeben :D . So bringt man sich auch selbst um den Schlaf:-blush

[flotze]

oh ja oh ja wie war. am besten sind die aus-dem-Schlaf-hoch-schreck-Momente...

[FUMANCHU]

Wenn der Entzug irgendeiner GABA-ergen Substanz dahinterstecken könnte, so was ansetzen, ansonsten Ursachenforschung - komische Medis, Wechselwirkungen, Infekte etc.pp
Wenn alle Stricke reißen mal 5 ml Distra-Mix
Ansonsten bei Demenzpat. konsequent alles anticholinerge vermeiden

[Lava]

Ursachenforschung? Ganz einfach: alt, dement, Schenkelhalsfraktur. :-kotz

[FUMANCHU]

Ja...das dann aber nachdem wir die Beruhigungsmittel-/Sedierungsmittel gegeben haben und die alten Leuts völlig Out of Order ohne Reflexe aus den Betten fallen...;):-dagegen:-dagegen:-dagegen

[FUMANCHU]

Ganz gern gehabt: gerontopsych-dienst mit drei Schenkelhälsen :-Keks

[Sealwolf]

Immer nur Tabletten Tabletten... wie wär`s mit ein bisschen kuscheln u vll. ein Schlaflied? :-D