PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Radiologie



baby.blue
21.04.2013, 18:18
Hallo zusammen!

Ich möchte nach dem Abschluss Radiologie machen. Ich habe leider nie in Radiologie famuliert. PJ ist vorbei, Wahlfach war Uro.
Wie findet ihr den Alltag als Radiologe (keine Station, keine Patienten)? Ist es nicht langweillig? Macht ihr viele Überstunden?
Was war wichtig bei Bewerbung? Ob ich eine Chance habe, wenn ich keine Erfahrung mitbringe.

Lizard King
23.04.2013, 19:39
Ich misch mich mal ein, auch wenn ich selbst noch kein Assi bin und auch kein Radiologe werde. Ich hatte selbst mal mit dem Gedanken gespielt, Radio zu machen (die interventionellen Sachen fand ich sehr cool), und hab da mal 2 Wochen in einem mittelgroßen KH in einer mittelgroßen Stadt in NRW famuliert.

Ich fand den Alltag eher etwas fade, weil man als Assistenzarzt verdammt viel Zeit damit verbringt, alleine in dunklen Kämmerchen zu sitzen und auf Bilder zu schauen. Wer gerne für sich arbeitet und seine Ruhe hat, der wird da vielleicht glücklich werden, ich fands etwas losgelöst von der Realität im KH-Alltag. Außerdem hat mich etwas gestört, dass man von den Patienten so gar nichts mitbekommt, und eigentlich so was wie der Dienstleister für alle anderen ist. Die Internisten und Chirurgen behandeln die Leute, und die Radiologen stehen nur in der Röntgenbesprechung Gewehr bei Fuß und zeigen Bilder, danach kann man die Patienten vergessen (wenn man sich überhaupt was zu ihnen gemerkt hat). Wenn man Facharzt bzw. Oberarzt ist, sieht das anders aus, weil man dann die interventionellen Sachen und so was wie Mamma-Stanzen machen kann.

Überstunden haben die Ärzte in "meinem" KH allerdings kaum gemacht, und die Nachtdienste waren extrem gechillt, weil jeder Radiologe nämlich zu Hause einen PC hatte, der mit dem KH verbunden war. Und wenn der nachts was befunden musste, wurde der einfach aus dem Bett geklingelt, hat sich an den PC gesetzt, das Bild angeschaut, und konnte dann wieder schlafen gehen, ohne ins KH kommen zu müssen. Keine Ahnung, ob das irgendwie verbreitet ist.

Gut ist natürlich, das man keine Stationsarbeit mit dem nervigen Papierkram hat, aber dafür sieht man die Patienten natürlich nur maximal beim Viggo-legen fürs Kontrast-CT. Muss man eben wissen, ob man so arbeiten will.

Zu Bewerbung und so kann ich nichts sagen, ich weiß nur, dass in "meinem" KH eine PJlerin sofort nach dem Examen eine Stelle gekriegt hat, ohne ihr PJ in der Radio gemacht zu haben (kannte das Haus von der Chirurgie und Inneren).

gk#3
23.04.2013, 22:25
Moin!

Ich fang jetzt Mitte Mai in der Radiologie an! Hatte mich erst bei einigen Unis beworben (ohne Erfolg) und dann bei ein paar Maximalversorgern (also Nicht-Uni) und hätte da bei 3 Häusern im Norden anfangen können. Ich selbst hatte kein Radio im PJ, hatte lediglich eine 4wöchige Famulatur in der Neuro-Radio und 2 Wochen in einer Praxis, aber die wenigsten haben danach gefragt.

Einfach munter drauf los bewerben, bei mir waren eigentlich alles Initiativ-Bewerbungen (wobei ich auch auf ein paar Anzeigen im Ärzteblatt geantwortet hab und Einladungen zum Vorstellungsgespräch bekommen habe...)

Einfach versuchen, wird schon klappen :)

Und klar, man hat vor allem am Anfang eher wenig Patientenkontakt, meist beginnt man als Anfänger im Röntgen... aber das ändert sich dann später, wenn man in den Interventionen anfängt (und das machen nicht nur die OÄ oder Chefärzte, sondern auch Assis... gehört nämlich zum Themenkatalog...)

blond
25.04.2013, 20:18
1. Warum möchtest du in die Radiologie?
2. Bewirb dich doch, und nutz dann die Gelegenheit, ein paar Tage zu hospitieren. Dann wirst du sehen, wie das Klima ist, wie gearbeitet wird usw.

Ich habe kein PJ in de Radiologie gemacht und habe auf meine 1 Bewerbung hin die Stelle bekommen. Zu wenig Patientenkontakt? Wieso? Es gibt doch so viele Durchleuchtungsuntersuchungen mit mehr als genug Patientenkontakt. Wir haben recht viele ambulante Patienten. Irgendwann muss man ja auch sonografieren, dann hat man oft die Nase voll vor lauter Stress mit Patienten. Dann gibt es noch Interventionen im CT oder in der Angio., also wieder Patientekontakt... Für mich echt ausreichend, für meine Kollegen auch. Übrigens- vom dunklen Kämmerchen kann ich nicht berichten. Wir sitzen im Erdgeschoss in schönen Räumen. Klar sind die Fenster abgedunkelt, aber die Welt können wir dennoch sehen. Und wir haben echt viel Spass bei der Arbeit. Ohne fände ich es schrecklich... Jeder muss seine Fachrichtung finden, die ihm Spass macht. Und glücklicherweise kann man ja wechseln, wenn es einem nicht gefällt....

*Eraser*
22.07.2020, 16:37
*push*

Ich hab mal eine Frage an die älteren Assis bzw auch die jüngeren, die vielleicht schon ihre Strategie gefunden haben. Hab jetzt schon sehr viel Rö Thx und Knochen gemacht und das klappt auch ganz gut. Als nächstes würde für die Diensttauglichkeit das cCT auf dem Plan stehen. Hab mir das schonmal ein bisschen angesehen. Neuroanatomie ist ja schon ein bisschen her, weswegen ich mir wieder ein paar Anatomiebücher zur Hand genommen habe. Allerdings ist da ja alles mega ausführlich erklärt, wie man es ja aus der Vorklinik noch kennt mit jedem einzelnen Kern und jeder Faser. Meine Frage... für das Verständnis ist es ja super, das alles bus ins Detail wieder verstanden zu haben, aber braucht man das für die Befundung in derartiger Ausführlichkeit? Wenn ich mir allerdings die Befunde der anderen ansehe und dann nicht mehr vor Augen habe, wie die einzelnen Regionen der Schichten zueinander stehen und ob das zur angegebenen Klinik passt, dann ist es ja auch unmöglich, da durchzublicken. Mir fehlt so ein bisschen die richtige Strategie da ran zu gehen. Wenn ich Anatomie büffel ohne zu wissen wie detailliert, dann verlier ich irgendwie den Fokus und wenn ich von den Befunden ausgehe, merke ich, dass ich schnell an meine Grenzen komme, was die Nachvollziehbarkeit bei fehlendem anatomischem Wissen betrifft. Wisst ihr, was ich meine? Das klingt irgendwie blöd und unbeholfen und vielleicht istbes das auch gerade, aber vielleicht hat ja der ein oder andere, der so ein anfängliches Problem auch hatte, ja einen Tipp für mich!?
Wäre super dankbar!

LG

FirebirdUSA
22.07.2020, 17:11
CCT: such dir ein Schema nach dem du jedes Bild durch gehst:
Knochenfenster: freie Luft intrakraniell? Fraktur? NNH/Mastoidzellen belüftet? Osteolyse? Osteoblastische Läsion? Verkalkungen?
Weichteilfenster:
Äußere Liquorräume: SAB, SDH, EDH, Hygrom, Raumforderung?
Gewebe: Mark Rinden Differenzierung? Abgrenzbarkeit Basalganglien? Hyposense Läsionen (Zyste, Mikroangiopathie, Ödem, Ischämie, RF?), hyperdense Läsion (Blut? RF?)?,
innere Liquorräume: erweitert? Verschmälert? Verlagert?
Orbita? Sella?
Gefäße in Nativtechnik umschrieben zu hell? (Dens Media/Basilaris? Sinusthrombose?

Danach versuchen mit Klinik, Labor und Anamnese abgleichen zur Einordnung möglicher DDx

freak1
22.07.2020, 17:27
Und ganz wichtig: Viel Fälle in der Routine sehen. :-top

*Eraser*
28.07.2020, 09:03
@FireBirdUSA @freak1

Super lieben Dank für die Tipps und das Schema. Das ist wirklich das A und O beim Befunden.
Aber mein Problem beginnt noch ein bisschen früher. Wir haben aktuell keine wirklichen Röntgenbesprechungen. Die komplizierten Fälle geben die OÄ telefonisch an die anderen Fachabteilungen durch. Ist ein kleines Haus und deshalb auch so möglich. Heißt, ich sitze den ganzen Tag allein vir dem PC, schnapp mir Patienten aus der Liste und befunde aufs Blaue hinaus. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mehr versuche, das alles nett zu formulieren, als dass ich wirklich viel sehe. Ich schau mir was an, diktiere das, was ich meine zu sehen oder nicht zu sehen und dann bekomme ich entweder eine Korrektur zurück oder nicht. Bei den Korrekturen sehe ich mir dann an, was ich übersehen oder "zu viel reininterpretiert" habe, aber der Lerneffekt ist irgendwie sehr gering. Mir fehlt so ein bisschen der rote Faden. Bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte niemanden, der mir das vorkaut, aber ich weiß teilweise nicht, ob meine Herangehensweise so richtig ist. Dann lese ich hier was dazu, dann lese ich da was. Wenn ich nach 9 Knie TEPs auf eine Teilprothese stoße, google ich kurz und weiß, dass es eine Schlittenprothese ist, aber mir fehlt da total die Struktur. Ich würde gern ein bisschen systematischer vorgehen, merke dann beim Lesen einzelner Kapitel in verschiedenen Büchern schnell, dass ich mich frage, wie detailliert ich das wirklich brauche. Mir fehlt so ein bisschen die Einschätzung, was wichtig ist und was nicht, welches Buch am besten für welches Teilgebiet, usw. Der Greenspan ist ja super für Gelenke, aber wenn ich den versuche parallel zu lesen, dann hab ich bis zum FA zwar Gelenke, aber nichts anderes drauf. Und alle anderen hier sind halt sehr viel weiter und halten sich mit Tipps zu Herangehensweisen sehr bedeckt.
Mir macht das Fach super Spaß, aber ich hab das Gefühl, dass ich da joch zu wenig für mich raushole oder mehr machen und schneller voran kommen könnte. Ich weiß auch, dass es einfach viel mit Übung zu tun hat und selbst OÄ sich manchmal streiten, ob da jetzt ein Infiltrat zu sehen ist oder nicht, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die ganze Zeit nur hilflos mit den Armen rudere statt wirklich schwimmen zu lernen und hätte gern etwas mehr Theorie im Hintergrund, die ich dann aber auch konkret anwenden kann ohne das Gefühl, mir Kapitel für Kapitel durchzulesen und 80% sowieso nicht zu brauchen.

*Eraser*
28.07.2020, 09:20
Und wenn ich mir so die Befunde der anderen anhöre... die klingen immer so spontan mega sauber formuliert und ich selbst hampel da rum mit meinem Schema und diktiere mehr so Stop and Go und wieder zurück, weil sich was seltsam anhört und es hört sich trotzdem alles wie in eine Vorlage gepresst an. Ich weiß, ich kann nicht erwarten nach 3 Monaten solche Befunde zu diktieren wie andere nach fast einem oder zwei Jahren, aber manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass ich niemals das alles in den Bildern erkennen können und nie solche Befunde diktieren können werde.

schnix25
28.07.2020, 13:42
Hört sich ehrlich gesagt einfach nach einer schlechten Weiterbildung an. Besprechen ist in der Radiologie essentiell. Wenn man nur iwas schreibt und das dann an nen oberarzt schickt hält sich der Lerneffekt sehr in Grenzen (wie du ja auch merkst). Ich würd mich nach ner alternativen Stelle umschauen.

*Eraser*
31.07.2020, 12:29
Hört sich ehrlich gesagt einfach nach einer schlechten Weiterbildung an. Besprechen ist in der Radiologie essentiell. Wenn man nur iwas schreibt und das dann an nen oberarzt schickt hält sich der Lerneffekt sehr in Grenzen (wie du ja auch merkst). Ich würd mich nach ner alternativen Stelle umschauen.

Vielen Dank für Deine Antwort! Ein Wechsel der Stelle ist aus persönlichen Gründen vorerst nicht möglich.
Gibt's vielleicht irgendwelche Tipps, wie ich die Zeit trotzdem einigermaßen nutzen kann. Und wenn es nicht die besten Bilder sind (um die es ja eigentlich geht), vielleicht irgendein Buch, mit dem man sich ein solides Theoriewissen aneignen kann ohne dass man sich im Detail verliert und es unübersichtlich wird?

daCapo
31.07.2020, 23:10
Hört sich ehrlich gesagt einfach nach einer schlechten Weiterbildung an. Besprechen ist in der Radiologie essentiell. Wenn man nur iwas schreibt und das dann an nen oberarzt schickt hält sich der Lerneffekt sehr in Grenzen (wie du ja auch merkst). Ich würd mich nach ner alternativen Stelle umschauen.

Das hatte ich auch an einer Uniklinik, 100 Thoraces, 10 -20 (schwierige Fälle) werden besprochen, der Rest diktiert und weitergeschickt, im besten Fall mit ner Rückmeldung, am schlechtesten vom OA geändert und man soll sich die alten Befunde durchlesen. Ganz nebenbei ist Thorax allein eintönig im Vergleich zur Schnittbildgebung. War auch keine gute Stelle, aber es war schwieriger als gedacht etwas neues zufinden. Radiologie ist relativ beliebt.


Vielen Dank für Deine Antwort! Ein Wechsel der Stelle ist aus persönlichen Gründen vorerst nicht möglich.
Gibt's vielleicht irgendwelche Tipps, wie ich die Zeit trotzdem einigermaßen nutzen kann. Und wenn es nicht die besten Bilder sind (um die es ja eigentlich geht), vielleicht irgendein Buch, mit dem man sich ein solides Theoriewissen aneignen kann ohne dass man sich im Detail verliert und es unübersichtlich wird?

Bei MRT fand ich Bücher sehr hilfreich und bei CT hilfreich, bei Thoraxröntgen ist doch relativ viel reininterpretiert in älteren Büchern, was man in der Realität so nicht immer sieht. Die Weiterbildung ist dafür da, dass man möglichst viel sieht, sprich viel befundet. Immer schwierig zu entscheiden, ob man die Stelle wechselt oder nicht/ob man seine Zeit verschwendet oder nicht.

schnix25
01.08.2020, 00:22
Konventionelle Bildgebung ist in der Tat schwierig mit Lehrbüchern, kann da auch nichts nennen. Für CT und MR Grundlagen ist radiologyassistant ausreichend mMn. Für CT Thorax kann man sich den Webb zulegen, ist aber extrem ausführlich. Bei Abdomen und MSK find ich auch die Bücher der Diagnostic Imaging Reihe sehr gut. Bieten einen guten Überblick und sind wenn man es will auch sehr ausführlich. Ansonsten für MSK istissicher sicher der MR Atlas empfehlenswert. Ist aber momentan nicht lieferbar.
Wie immer ist der Geschmack bei Büchern aber natürlich extrem variabel.
Was ich empfehlen kann, ist einfach alte Untersuchungen anzuschauen und sich dann den von einem Oberarzt freigegebeben Befund anschauen.

tarumo
08.08.2020, 14:04
Und wenn es nicht die besten Bilder sind (um die es ja eigentlich geht), vielleicht irgendein Buch, mit dem man sich ein solides Theoriewissen aneignen kann ohne dass man sich im Detail verliert und es unübersichtlich wird?

Für die, die es mögen, gibt es ein breites Spektrum an online-Tutorials in deutsch und englisch, sowohl bei YT als auch bei den Fachgesellschaften, zu nennen z.B. die FFF-Reihe der DRG. Überwiegend ist der Zugriff sogar kostenlos. Dann einfach ein verregnetes Wochenende hernehmen. Es gibt auch spezielle Kurse, sozusagen die bootcamps der Radiologie, wo anders als auf irgendwelchen Kongressen NUR Befundung trainiert wird. Zu nennen zum Beispiel die Kurse von Roentgenfortbildung.de (sorry- es soll keine Schleichwerbung sein, bin seit > 15 Jahren dort zufriedener Kunde) , wo man zu einem jeweiligen Thema früh Vorlesungen besucht und das ganze nachmittags in Kleingruppen unter Aufsicht nochmal bimst. Nach so einem Wochenende raucht einem zwar der Kopf, dafür fallen die Befunde am Montag schon ganz anders aus als am Freitag vor dem Kurs.

FirebirdUSA
09.08.2020, 16:53
FFF Kurse VSRN, RöKo,... ggf die neue Onlineplatform der DRG...