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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen Psychiatrie



Hepar
22.04.2013, 17:45
Hallo,

ich möchte den FA für Allgemeinmedizin machen und überlege, einen Teil der Weiterbildung in der Psychiatrie zu verbringen. Ich habe mich heute in einer Klinik vorgestellt, die mir recht nett vorkam. Während des Vorstellungsgesprächs sind einige Begriffe gefallen, die ich nicht so ganz einordnen kann - kann mir jemand sagen, was Balint-Gruppen, Selbsterfahrungsgruppen und Supervision ist?

Vielen Dank!

morgoth
22.04.2013, 18:08
Supervision ist ein Teil der Psychotherapieausbildung, ich glaube nicht, dass du das für den Facharzt Allgemeinmedizin brauchst. Vereinacht gesagt: Du arbeitest mit deinen Patienten im Einzelgespräch, wenn Fragen/Probleme... auftreten, werden die mit einem dafür ausgebildeteten Supervisor besprochen, Psychiater müssen eine bestimmte Anzal supervidierte Therapiestunden nachweisen.
Selbsterfahrung ist auch ein obligater Bestandteil der Psychotherapieausbildung, in 150 Stunden sollte man versuchen, die eigene Lebensgeschichte, Erfahrungen, "blinden Flecken" ... zu erfahren, da diese auch den therapeutischen Prozess entscheidend mibeeinflussen.
Balinarbeit müssen mehrere angehende Fachärzte leisten, darunter auch die Allgemeinmediziner. Hier gehts um das Dreieck Arzt-Patient-Krankheit und die damit verbundenen Fragestellungen.
Wenn dein Haus Supervison- und Balintgruppen würde ich daran teilnehmen, mit dem Chef als Leiter macht es natürlich wenig Sinn.
Selbsterfahrung mit Kollegen würde ich vermeiden.

WackenDoc
22.04.2013, 18:14
Balintgruppe brauchste eh für die Allgemeinmedizin:
Eine Gruppe Ärzte trifft sich alle 2 Wochen oder so unter der Leitung eines Balintgruppenleiters (meist ein Tiefenpsychologe oder Analytiker). Dort stellt man eigene Fälle vor, wo es Probleme in der Kommunikation mit dem Patienten kam oder wo man kommunikationsmäßig mit einem Patienten nicht weiter kommt.
Nachdem ein Kollege seinen Fall vorgestellt hat, sagen die anderen ,was ihnen dazu einfällt und bei uns war es so, dass dan der Leiter an der ganzen Sache rumanalysiert hat.
Üblich sind 90min pro Gruppenstunde und in der Zeit können 2-3 Kollegen einen Fall vorstellen.

Hepar
22.04.2013, 19:05
Mal eine blöde Frage: steht das in der WBO, dass man für die Allgemeinmedizin auch eine Balintgruppe braucht?!?

Und noch zwei Fragen:
Mir wurde gesagt, dass ein Assistenzarzt in der Regel 10 Patienten betreut. Könnt ihr mir sagen, ob das viel oder wenig ist? Für mich als Noch-Internistin hört sich das für internistische Verhältnisse sehr wenig an, aber da ich keinerlei praktische Erfahrung habe, was die Psychiatrie angeht, kann ich nicht beurteilen, ob das für die Psychiatrie viel oder wenig ist.

Was macht für euch eine gute WB-Stelle in der Psychiatrie für einen Allgemeinmediziner aus? Worauf würdet ihr bei der Stellenwahl achten?

psycho1899
22.04.2013, 19:43
Naja, frag Dich selbst, was Du als angehender Allgemeinmediziner aus der Psychiatrie am ehesten mitnehmen möchtest. Ich persönlich würde mich whs. für einige andere Fächer entscheiden, in die ich reinschnuppern würde, aber gut...

Die häufigsten psychiatrischen Diagnosen, die Dir im Alltag als Allgemeinmediziner begegnen werden, werden whs. affektive Störungen und Suchterkrankungen sein. Vielleicht sollte Du schauen, dass die Klinik Dir ermöglicht, auf entsprechende Stationen eingesetzt zu werden. Der Ärztemangel in der Psychiatrie sollte Dir erlauben, bei der Stellensuche aus dem Vollen zu schöpfen... sprich, um auf Deinen anderen Thread einzugehen, ich würde an Deiner Stelle sicherlich keinen Job annehmen, in denen ich 36 h im Narrenturm festsitze in den Diensten ;-)

WackenDoc
22.04.2013, 19:56
Ja, das mit der Balintgruppe steht irgendwo im Kleingedruckten der WBO. Genauso brauchste den psychosomatische Grundversorgung-Kurs in dem auch die 10 Stunden verbale Interventionstechniken mit drin sind.

Was aus dem Fachgebiet für die Allgemeinmedizin am interessantesten ist: Psychosomatik, Sucht, Depressionen

Hepar
22.04.2013, 20:20
Welche Fächer würdet ihr denn für die Allgemeinmedizin empfehlen?

Und sind 10 Patienten für die Psychiatrie viel oder wenig?!?

hiddl
22.04.2013, 21:18
In meinem Psychiatrie-Jahr als Neuro-Assi waren wir zu zweit auf einer Station mit maximal 22 Betten. Meine Kollegin war erfahrener als ich, hat aber nur TZ gearbeitet (30 h), so dass ich immer so ca. 12 Pt. hatte. Das war völlig ok. Auf einer geschützten Station ist der Durchlauf sicher höher, aber die gibt es in dem Haus wahrscheinlich gar nicht, oder?

Ich finde übrigens, Psychiatrie-Erfahrung sollte jeder Arzt haben, Ich habe zumindest von meinem Psychiatrie-Jahr für meine tägliche Arbeit enorm profitiert. Als Allgemeinmediziner ist Psychiatrie in meinen Augen auf jeden Fall sinnvoll.

Harvey
23.04.2013, 19:08
Welche Fächer für Allgemeinmedizin besonders gut zu gebrauchen sind ist auch ein wenig davon abhängig, welchen Schwerpunkt die Praxis hat, in der man sich ausbilden lässt, bzw. worin man sich später einen Schwerpunkt setzen möchte. Würde mir auch gerne mehr Psychiatriewissen wünschen - muss aber sagen im Alltagsgeschäft finde ich Neurologiewissen recht wertvoll, weil doch viele Symptome aus diesem Bereich auftreten und man dank neurologischer Untersuchung und Erfahrung darin nicht gleich jeden Pat. zum Neurologen oder MRT schicken muss. Alle anderen Fächer fallen da natürlich auch rein. Dermatologie ist auch häufig brauchbar. Pädiatrie, wenn man eher in einer Landarztpraxis sitzen möchte... Chirurgie für Wunden und Infektion... Aber das ist ja alles nicht neu.