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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharzt für Herz- und Thoraxchirurgie



Vesalius12
26.04.2013, 16:44
Hallo an alle,

ich hätte eine Frage bezüglich der Facharztausbildung diverser Chirurgiebereiche, und zwar geht es um folgendes:
Sagen wir mal, jemand macht seinen Facharzt zum Herzchirurgen, möchte aber zusätzlich noch Facharzt für Thoraxchirurgie werden. Dann müsste er laut der neuen Weiterbildungsordnung sowieso zuerst den 2-jährigen "common trunk"(grundlegende Chirurgenausbildung; außer für Neurochirurgen) absolvieren und anschließend 4 Jahre auf der Herzchirurgie verbringen. Nachdem er nun(nach 6-jähriger Facharztausbildung) Facharzt für Herzchirurgie geworden ist, müsste er noch drei Jahre lang auf der Thoraxchirurgie(als Assistentarzt???) verbringen, um Facharzt für Herz-und Thoraxchirurgie zu werden.
Wenn ich das richtig sehe, dann bräuchte man 9 Jahre(so stehts auch in der Weiterbildungsordnung), um Facharzt für Herz- und Thoraxchirurgie sein zu können(man würde dann Herz- und Lungenoperationen durchführen können).

Hier die Weiterbildungsordnung für chirurgische Fächer:
http://www.aerztekammer-bw.de/10aerzte/30weiterbildung/09/gebiete/wbo07.pdf

Ich frage, weil manche Profs erstaunlich viele Facharzttitel besitzen und würde gerne wissen, welcher Zeitaufwand konkret nötig wäre und ob das überhaupt im Rahmen des möglichen liegt...z.B. kenne ich jemanden, der Facharzt für Allgemein-, Gefäß-, und Thoraxchirurgie(also 3 Fachtitel besitzt ist).

Hat jemand von euch vielleicht Erfahrung bezüglich dieser Sachlage?
Ich freue mich über jede gute Antwort! ;)

Kackbratze
26.04.2013, 17:22
Die Leute haben so viel Zeit investiert.

Nic129
27.04.2013, 14:04
Da geht schon einige Zeit drauf.

Wenn Du zwei Fachkompetenzen in der Chirurgie machen willst, dann gehen dafür mind. 9 Jahre drauf. Das ist die Mindestdauer! Meistens geht doch noch ein wenig mehr Zeit drauf.

Bei drei Fachkompetenzen sind es glaube ich sogar 12 Jahre, die man mindestens investieren muss. Aber da bin ich mir nicht so ganz sicher. Damit habe ich mich auch nie beschäftigt, da für mich drei Kompetenzen nicht in Frage kommen.


Zwei Fachkompetenzen:

z.B. Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Drei Fachkompetenzen:

z.B. Facharzt für Allgemein-, Gefäß- u. Thoraxchirurgie


Aber:

Der Allgemeinchirurg ist mittlerweile schon eher überflüssig. Zum einen wird er fast nirgends mehr richtig anerkannt und zum anderen nimmt die Viszeralchirurgie schon einen sehr großen Teil der Allgemeinchirurgie ab. Deshalb ist es eigentlich eher unnötig, neben dem Viszeralchirurgen auch den Allgemeinchirurgen zu machen. Das macht eigentlich fast keiner mehr.

Vesalius12
27.04.2013, 15:46
Vielen Dank für deine Antwort :D

ich würde nur noch gerne wissen, ob es denn später die Mühe wert war mehrere Fachtitel in der Chirurgie zu sammeln; sprich, ob man nachher auch in allen abgeleisteten chirurgischen Bereichen auch wirklich einsetzbar ist(z.B. als Herz-, Thorax- und Gefäßchirurg dann auch in allen drei Bereichen was zu tun hat...sind ja ohnehin stark verwandte Gebiete).
Dass der Allgemeinchirurg heutzutage nicht mehr angestrebt wird(da vom Viszeralchirurgen überwiegend ersetzt) war mir neu...ergibt sich aber auch wahrscheinlich durch die zwei Jahre common trunk...

Nic129
27.04.2013, 21:28
Nabend,


klar, natürlich wird man auch entsprechend eingesetzt. Mit dieser Kombination ist man natürlich in einer Klinik für Herzchirurgie bestens aufgehoben. Denn die Abteilung für Herzchirurgie hat in der Regel auch gleich die Thoraxchirurgie dabei. Das in einem solchen Bereich ein Gefäßchirurg von Vorteil sein kann, das versteht sich von selbst. Unter Umständen kannst Du auch in einer anderen Klinik sein und mit viel Glück kann der Leistungskatalog dadurch evtl. erweitert werden ;-)

Es kommt aber eben immer darauf an, wo man später arbeiten will. Denn als Herz-,Thorax- und Gefäßchirurg niederlassen, das ist dann doch schon eher schwieriger - finde ich! Da müsste man sich also schon eher für eine rein klinische Karriere entscheiden.

Naja, machen kann man den Allgemeinchirurgen ja noch. Aber er ist - um es mal hart zu sagen - einfach in der heutigen Zeit nicht mehr sonderlich viel Wert. Im Krankenhaus wird ein reiner Allgemeinchirurg (ohne weiteren FA) eher weniger eine Anstellung als Facharzt bekommen. Das hat sich eben im Laufe der Zeit sehr geändert. Da hat man mit dem Viszeralchirurgen schon viel bessere Karten. Es ist einfach ein Auslaufmodell. Daher ist die Frage: Lohnt es sich denn wirklich, den reinen Allgemeinchirurgen zu machen? - Ich finde nicht.

Richtig, Du hast es erfasst! Common Trunk.. ;-)

Fr.Pelz
28.04.2013, 15:17
@ Nic,
Ich würde eher sagen es ist ratsam, sich vorher zu überlegen, wo man später mal arbeiten möchte. Dass man sich z.B als Herzchirug schecht niederlassen kann, sagst du ja selbst. Für die Niederlassung, vor allem auf dem Land ist denk ich der Allgemeinchirurg immer noch das beste. Und wenn man in eine kleine Klinik will, wahrscheinlich auch. Klar könnte man dort EVENTUELL das Angebot erweitern (beim aktuellen Kliniksterben und dem Trend zur Zentrumsmedizin eher unwahrscheinlich) - aber man wird dort sicher zumindest in den Diensten alles Allgemeinchirurgische abdecken müssen. Dann ist es sicher von Vorteil, wenn man schon mal etwas Unfallchirurgie gesehen hat, die beim Allgemeinchirurgen ja ein Jahr der Ausbildung ausmacht.
Könnt ich mir so vorstellen. Mir hat man zumindest noch nicht vor allzu langer Zeit, mit dem reinen Viszeralchirurgen könnte man nicht so viel anfangen, beide Facharzttitel sind auf jeden Fall ratsam.

Nic129
28.04.2013, 16:59
Hm, gut. Wie gesagt, ich kann mich da nur auf das, was ich gesagt bekommen habe und das was ich auch durch andere Kollegen weiß, beschränken. Ich habe mich aber auch nie so besonders damit beschäftigt. Ich weiß nur, das hier eigentlich alle Fachärzte, die in den Klinikum hier im Umkreis arbeiten, nur den Viszeralchirurgen haben. Weil er einfach, wie schon geschildert, nicht mehr sonderlich viel Wert ist. Die Operationen, die hier regelmäßig anstehen und eigentlich in das Gebiet der Allgemeinchirurgie fallen, werden alle von Viszeralchirurgen abgedeckt. Gut, ist ja auch keine große Kunst. Letztendlich bleibt Chirurgie auch Chirurgie. Die Basis muss man ja immer durchlaufen, egal für welche Spezialisierung man sich entscheidet.

Richtig, da hast Du recht. Wenn man sich als Chirurg niederlassen will, dann ist natürlich ein Allgemeinchirurg oder sogar eine Kombination aus Allgemein- und Unfallchirurgie von Vorteil! Denn das ist das, was man in einer Praxis eigentlich immer abdecken muss/soll.

Achso, um es noch einmal klar zu stellen - nicht das es falsch verstanden wurde:

Mit der Aussage, das der Allgemeinchirurg keinen Wert mehr hat, meine ich nur den reinen Allgemeinchirurgen - ohne weitere Spezialisierung (z.B. Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie, und und und...)! Eine Kombination aus mehreren Bereichen ist hingegen natürlich nach wie vor sinnvoll!

SuperSonic
28.04.2013, 17:36
Nachdem er nun(nach 6-jähriger Facharztausbildung) Facharzt für Herzchirurgie geworden ist, müsste er noch drei Jahre lang auf der Thoraxchirurgie(als Assistentarzt???) verbringen, um Facharzt für Herz-und Thoraxchirurgie zu werden.
Mich würde auch mal interessieren, ob man bei einer zweiten FA-Weiterbildung in der Entgeltgruppe II bleibt oder in EG I zurückgestuft werden kann. Das macht ja schon einiges aus. Ist das vielleicht auch davon abhängig, ob der zweite FA im selben Gebiet liegt (hier Chirurgie, aber auch Innere hat ja so einige Spezialisierungen) oder völlig fachfremd ist?

Nic129
28.04.2013, 18:22
Ah, das hatte ich ja ganz vergessen:

Wenn man nun schon Facharzt für Chirurgie ist (eben mit der Spezialisierung Herzchirurgie), dann ist man nach wie vor Facharzt. Das wird einem nicht mehr genommen. Die Frage ist nur: Ist man im Krankenhaus denn auch schon als Facharzt angestellt. Denn eine rein bestandene Facharztprüfung bedeutet nicht gleich, das man dann automatisch in der Klinik als Facharzt angestellt ist! Man kann also durchaus auch nach bestandenem Facharzt weiterhin als Assistenzarzt angestellt sein!

Kackbratze
28.04.2013, 19:25
Wer unterschreibt denn freiwillig so einen Vertrag?

Nic129
28.04.2013, 20:57
Keine Ahnung. Aber sowas soll es geben.

Ich hab mich jedenfalls am nächsten Tag gleich zu dem Daumendreher im Büro Sesselhaus - bei dem Personaler eben - verfrachtet und bei ihm morgens um Punkt 8 Uhr an die Tür gekloppt! Dem hab ich dann mal die Hiobsbotschaft übermittelt und gleich klar gestellt:

Entweder einen neuen Arbeitsvertrag (das wäre Option 1), oder ich leg die Kündigung auf den Tisch, nehme mir meinen Resturlaub und dreh dem Haus den Rücken zu (Option 2). Basta. Da fackel ich nicht lange mit rum.

John Silver
23.05.2013, 08:46
Auch wenn ich mit der Antwort etwas spät dran bin: Ich halte es für ein Gerücht, dass der Allgemeinchirurg wertlos sein soll. Klar, wenn man Oberarzt an einer großen Klinik sein will, muss man Viszeralchirurg sein, oder zumindest den Titel anstreben. Aber es ist überhaupt kein Verlust, vor dem Viszeralchirurgen noch den Allgmeinchirurgen zu machen. Der ACh ist nämlich in der Regelzeit locker machbar, der VCh jedoch im Leben nicht. Wenn man auch nur ansatzweise den geforderten OP-Katalog erfüllen möchte, und nicht einfach alles vom Chef unterschrieben bekommt, ohne jemals selbst eine große Pankreas- oder Leber-OP gemacht zu haben, dann braucht man zum Facharzt mindestens 8-9 Jahre. Da kann man auch gleich den ACh und dann den VCh machen - in der gleichen Zeit 2 Facharzttitel statt einem. Das eröffnet einem ein viel breiteres Spektrum an möglichen Arbeitsstellen, und man weiß nie, was im Leben als Nächstes kommt.

Kackbratze
23.05.2013, 11:51
Die aktuelle Weiterbildung trennt in VCH und spez.VCH. Da sieht das wieder Anders aus.

anignu
13.06.2013, 20:20
.....

][truba][
13.06.2013, 20:39
Nur weil es die nicht an "normalen" Krankenhäusern gibt haben die Leute nicht viel Zeit investiert oder was?

Was du schreibst, ist ja nun totaler Müll!

LG Thomas

Kackbratze
13.06.2013, 23:02
An den Unis werden FA-Titel verlost, da kommen schnell mal 2-3 Titel zusammen in ca. 10 Jahren.
An peripheren Häusern braucht man für insgesamt 3 Titel so ca. 3,3 Jahre pro Facharzt.
Das ist schon ein Unterschied!

Heerestorte
17.06.2013, 15:19
An den Unis werden FA-Titel verlost, da kommen schnell mal 2-3 Titel zusammen in ca. 10 Jahren.
An peripheren Häusern braucht man für insgesamt 3 Titel so ca. 3,3 Jahre pro Facharzt.
Das ist schon ein Unterschied!

? 3 Titel in 10 Jahren und 3 Titel mit jeweils 3,3 Jahren pro Facharzt?
Also für mich ist das kein Unterschied :-))

Muriel
17.06.2013, 19:11
Echt?

Feuerblick
17.06.2013, 19:21
*schmeißt sich vor Lachen unter den Tisch*