Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo kriege ich (m,25) eine HPV Impfung?
Hallo liebe Mediziner,
ich, männlich, 25, bin (bzw. war) begeisterter Schwimmbad, Sauna und Dampfbad-Besucher. Kürzlich hat sich aber ein Freund von mir höchstwahrscheinlich in der Sauna Feigwarzen eingefangen. Seitdem ekeln mich solche Orte regelrecht an.
Ich möchte mich daher unbedingt gegen HPV impfen lassen. Mein Hausarzt sagt aber, er kann mir die Impfung nicht geben, da ich nicht weiblich und unter 17 bin. Ob die Impfung aber für mich von der Stiko empfohlen ist oder nicht, ist mir schnuppe. Ich möchte sie trotzdem haben und bin auch bereit, sie selbst zu bezahlen.
Deshalb meine Frage: Gibt es irgendwo die Möglichkeit, mich auf eigene Kosten impfen zu lassen? Ist die Impfung für Männer nur nicht empfohlen, oder ist sie gar nicht zugelassen, sodass mich gar kein Arzt dagegen impfen darf?
Freue mich auf eure Antworten!
AzBzCz
SuperSonic
28.04.2013, 14:14
Kürzlich hat sich aber ein Freund von mir höchstwahrscheinlich in der Sauna Feigwarzen eingefangen.
Eine Infektion mit HPV durch gemeinsame Nutzung von Gegenständen oder öffentlichen Einrichtungen ist eher unwahrscheinlich. Es gibt freilich andere Wege, sich in einer Sauna zu infizieren...
Deshalb meine Frage: Gibt es irgendwo die Möglichkeit, mich auf eigene Kosten impfen zu lassen? Ist die Impfung für Männer nur nicht empfohlen, oder ist sie gar nicht zugelassen, sodass mich gar kein Arzt dagegen impfen darf?
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun (Stichwort Off-Label-Use), deswegen ist die Aussage des Hausarztes, er könne dich nicht impfen, falsch. Richtiger wäre: Er kann dich nicht auf Kosten der GKV impfen.
Gardasil ist für Personen (nicht: Frauen) ab 9 Jahren zugelassen, soll aber gemäß den offiziellen Impfempfehlungen verabreicht werden und diese sehen aktuell keine Impfung von Männern vor.
Trotzdem kannst du dich auf eigene Kosten (rund 500 €) von einem Arzt impfen lassen - du musst halt einen finden, den du davon überzeugen kannst, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen.
Soweit ich weiß (und kurze Recherche ergeben hat) gibt es keine Daten zu Männer und HPV-Impfung, v.a. ist auch nicht erwiesen ob das Zeugs auch bei Männern vor (den durch die HPV-Subtypen verursachten, d.h. nicht allen!) Genitalwarzen schützt.
Man kan als Arzt alles ohne Zulassung machen, ob das schlau ist, ist die andere Frage. Von mir würdest du die Impfung nicht bekommen. Wenn du einen Arzt findest, der's macht dann haste Glück. Aber ich finde es b'däpperte Idee. Wegen einer Erkrankung, die du bei einem Freund gesehen hast läßt du dir eine nicht als wirksam bewiesene mehrfache Impfung für ca. 500 Euro machen? Gewagt.
SuperSonic
28.04.2013, 14:21
Soweit ich weiß (und kurze Recherche ergeben hat) gibt es keine Daten zu Männer und HPV-Impfung, v.a. ist auch nicht erwiesen ob das Zeugs auch bei Männern vor (den durch die HPV-Subtypen verursachten, d.h. nicht allen!) Genitalwarzen schützt.
Siehe Fachinfo:
Reduzierung der Gesamtkrankheitslast durch HPV-Erkrankungen bei Männern von 16 bis 26 Jahren
Der Effekt von GARDASIL hinsichtlich des Gesamtrisikos für Läsionen im äußeren Genitalbereich wurde nach der ersten Impfung bei 2.545 Probanden beurteilt, die in die Phase III-Wirksamkeitsstudie (Studie 020) eingeschlossen waren. Bei Männern, die negativ für 14 häufige HPV-Typen waren, reduzierte die Verabreichung von GARDASIL die Häufigkeit von äußeren Läsionen im Genitalbereich, die durch Impfstoff- oder Nicht-Impfstoff-HPV-Typen verursacht waren, um 81,5% (95%KI: 58,0; 93,0).
In der „Full Analysis Set“ (FAS) Population war der Nutzen des Impfstoffs bezüglich der Gesamthäufigkeit von EGL mit einer Reduzierung um 59,3% (95% KI: 40,0; 72,9) geringer, da GARDASIL den Verlauf von bei Beginn der Impfserie bereits vorhandenen Infektionen oder Erkrankungen nicht beeinflusst.
Trotzdem kannst du dich auf eigene Kosten (rund 500 €) von einem Arzt impfen lassen - du musst halt einen finden, den du davon überzeugen kannst, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen.
Danke, das beantwortet schonmal einen Teil meiner Frage :)
Nun bräuchte ich nur noch einen Arzt, der das auch macht. Falls jemand einen kennt, wäre ich für einen Hinweis dankbar, gerne auch per PN!
Siehe Fachinfo:
Reduzierung der Gesamtkrankheitslast durch HPV-Erkrankungen bei Männern von 16 bis 26 Jahren
Der Effekt von GARDASIL hinsichtlich des Gesamtrisikos für Läsionen im äußeren Genitalbereich wurde nach der ersten Impfung bei 2.545 Probanden beurteilt, die in die Phase III-Wirksamkeitsstudie (Studie 020) eingeschlossen waren. Bei Männern, die negativ für 14 häufige HPV-Typen waren, reduzierte die Verabreichung von GARDASIL die Häufigkeit von äußeren Läsionen im Genitalbereich, die durch Impfstoff- oder Nicht-Impfstoff-HPV-Typen verursacht waren, um 81,5% (95%KI: 58,0; 93,0).
In der „Full Analysis Set“ (FAS) Population war der Nutzen des Impfstoffs bezüglich der Gesamthäufigkeit von EGL mit einer Reduzierung um 59,3% (95% KI: 40,0; 72,9) geringer, da GARDASIL den Verlauf von bei Beginn der Impfserie bereits vorhandenen Infektionen oder Erkrankungen nicht beeinflusst.
Oh, danke. Die hatte ich mir nicht rausgesucht.
Hallo,
also der positive Effekt der HPV Impfung bei Männern, insbesondere MSM, konnte in einer großen Studie für das Analkarzinom bereits relativ schnell gezeigt werden. In den USA ist die Impfung für Männer und Frauen empfohlen. Insofern ist die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einen Mann zu impfen gegeben. Allerdings ist die Frage, ob man mit 26 nicht sowieso schon Kontakt mit den meisten HPVs hatte (was sehr häufig der Fall ist). Daher ist meiner Meinung nach nur das Alter problematisch. Ich bin gespannt, ob und wann die Stiko auch auf die aktuelle Datenlage zur HPV Impfung bei Männern reagiert.
Hoppla-Daisy
28.04.2013, 15:00
In Anbetracht des Patienten mit einem metastasierten Peniskarzinom auf Station wäre es mir - als nicht "gelehrtem" Impfinteressierten - ehrlich gesagt wurscht, wie sich die Studienlage darstellt. Tatsache ist, dass dieser Patient in jungen Jahren ja ach so harmlose Feigwarzen (die meisten kennen doch nicht den Begriff Condylome und wissen auch nicht, was dahinter steckt) am Penis hatte. Das Bild, das sich einem jetzt bietet, ist er- und abschreckend genug. Vor allem, wenn das Risiko einer karzinomatösen Entwicklung nur irgendwie bis zu einem gewissen Grad vermindert werden würde.
Scheint also doch nicht ganz doof zu sein, sich als Mann dagegen impfen zu lassen...
Auch wenn sicher die Chance besteht, dass ich schon HPV-Infiziert bin, wäre es mir die 500 Euro wert. Einfach weil ich dann ein ruhigeres gewissen hätte und in "Risikosituationen" den Gedanken im Hinterkopf hätte: "Entweder du bist eh schon infiziert, oder du bist durch die Impfung relativ gut geschützt".
Will mich nicht vielleicht jemand von den bereits approbierten Ärzten unter euch impfen? :D
Ich würde das auch für Männer befürworten. Ich hatte nun schon mehrfach, teils als Zufallsbefund (Hämorrhoidenresektat, Vorhautresektat zur Beschneidung) höhergradige Plattenepitheldysplasien bei jungen Männern gesehen, dann in situ Hybrisierung gegen HPV bestellt und et voila: positiv. Die Leutchen bekommen dann evtl. irgendwann ihr invasives Karzinom... nur weil die Kasse das für Jungs/Männer nicht bezahlt.
Kann man sich den Impfstoff irgendwie selbst besorgen? I.M. Injektion in den Deltoideus krieg ich dann zur Not auch selbst hin...
Leelaacoo
28.04.2013, 20:49
Nö, muss verschrieben werden, auf Privatrezept kann das aber JEDER approbierte Arzt (also nicht nur die Niedergelassenen). Frag doch mal bei nem Urologen an, ob der dich dann impft (die haben vielleicht besseren Zugang zur Thematik und Problematik)...oder einen anderen Niedergelassenen, und sag, du unterschreibst alle Aufklärungen (off-label, Komplikationen bis zum Tod etc.)...da wird sich sicher einer finden, ist ja nicht unethisch, ist nur noch nicht durch Datenlage gesichert. Es wird aber gerade in vielen Ländern diskutiert, Jungen bis 17 Jahren in die Empfehlung mit aufzunehmen, in den USA wird sogar geimpft, wenn ich mich nicht täusche. Selbst bezahlen müsstest du allerdings trotzdem, die Kasse übernimmt das sicher nicht.
Meine Schwester hat übrigens nach Konisation wegen CiS und Nachweis von 3 HPV-Subtypen die Impfung mit 27 Jahren empfohlen und auch von der Kasse gezahlt bekommen...hab aber leider keine Daten zum Effekt des Schutzen nach bereits vorhandener Infektion...
LG Lee
WackenDoc
28.04.2013, 20:52
Bei uns isses so, dass sich die Frauen beim Gynäkologen testen lassen und dann die Impfung unabhängig vom Alter bekommen können, der Test negativ ist.
Selber impfen ist keine gute Idee: Es kann immer zu Impfreaktionen kommen. Deswegen muss beim Impfen sowohl eine Notfallausstattung als auch ein Arzt in der Nähe sein.
Nö, muss verschrieben werden, auf Privatrezept kann das aber JEDER approbierte Arzt (also nicht nur die Niedergelassenen). Frag doch mal bei nem Urologen an, ob der dich dann impft (die haben vielleicht besseren Zugang zur Thematik und Problematik)...oder einen anderen Niedergelassenen, und sag, du unterschreibst alle Aufklärungen (off-label, Komplikationen bis zum Tod etc.)...da wird sich sicher einer finden, ist ja nicht unethisch, ist nur noch nicht durch Datenlage gesichert. Es wird aber gerade in vielen Ländern diskutiert, Jungen bis 17 Jahren in die Empfehlung mit aufzunehmen, in den USA wird sogar geimpft, wenn ich mich nicht täusche. Selbst bezahlen müsstest du allerdings trotzdem, die Kasse übernimmt das sicher nicht.
Meine Schwester hat übrigens nach Konisation wegen CiS und Nachweis von 3 HPV-Subtypen die Impfung mit 27 Jahren empfohlen und auch von der Kasse gezahlt bekommen...hab aber leider keine Daten zum Effekt des Schutzen nach bereits vorhandener Infektion...
LG Lee
Wie oben schon geschrieben ist das nicht ganz richtig. Die Datenlage zeigt einen Nutzen für die Impfung bei Männern in Bezug auf die Inzidenz analer intraepithelialer Neoplasien. In den USA ist es bereits seit 2011 von der CDC empfohlen alle Jungen zu impfen. Der Impfstoff ist in Deutschland für Männer und Frauen ab dem 9.LJ zur Prävention von HPV bedingten Genitalwarzen zugelassen. Insofern ist es nicht mal eine off label Behandlung. Es ist nur eine Frage der KOstenübernahme, da 1. die Stiko bisher die Impfung nicht in die Empfehlungen augenommen hat, 2. Der Threadersteller auch hart an der Altersgrenze der ausländischen Empfehlungen ist. Bei eigener KOstenübernahme sollte sich eigentlich jemand finden, der das macht. Ich würde auch raten mal bei ein paar Urologen anzufragen.
Habe gerade noch etwas interessantes gelesen:
In Sachsen ist anscheinend bereits die Impfung für Männer bis 26 empfohlen. Die Webseite lässt die Frage der Kostenübernahme aber auch offen.
http://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv-impfung2.php#inhalt15
Spannend, da war ich ja echt nicht auf dem laufenden.
Die SIKO (also sächs. Impfkomission) schreibt in der aktuellsten Variante vom 01.01.2013: "Die Impfung von Jungen und Männern mit dem tetravalenten Impfstoff ist entsprechend der europäischen Zulassung möglich."
Mit einer SIKO-Aussage ist aber auch nicht zwangsläufig eine Kostenübernahme verbunden.
SuperSonic
11.06.2013, 07:37
Und, mittlerweile geimpft, AzBzCz?
Ich wollte den thread mal hochholen- gibt es mittlerweile neue Empfehlungen oder Daten bzgl der HPV-Impfung bei Männern? Beziehungsweise wie ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis?
Ich wollte den thread mal hochholen- gibt es mittlerweile neue Empfehlungen oder Daten bzgl der HPV-Impfung bei Männern? Beziehungsweise wie ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis?
In Österreich (St Gallen) wird mittlerweile bis 27 Mann und Frau geimpft. Soweit ich das überblicken kann schützt die Impfung auch beim Mann gegen einige Krebsarten.
In Deutschland hat man halt keine Lust wieder Geld fürs Impfen zu zahlen wie bei der Grippe diesen Winter.
ProximaCentauri
01.05.2018, 12:27
St. Gallen =/= Österreich.
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