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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Änderung der Zweitstudien-Regelung



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FlameIngo
28.04.2013, 14:36
Hallo allerseits!
Oftmals spielt das Leben etwas komisch und man merkt erst später, das man Arzt o.ä. werden möchte, weil einen die bisherige Tätigkeit nicht befriedigt oder man sich bisher nicht getraut hat. Alle, die schon einmal ein Studium abgeschlossen haben, sei es ein Bachelor, Master usw., werden wissen, wie schwer es einem gemacht wird, dann noch Medizin zu studieren. Man wird über eine kleine Sonderquote zugelassen (oder eben auch nicht) und hat keine Einsicht in die Behandlung der Bewerbung, die oftmals von Bürokraten beurteilt wird und sehr willkürlich zu sein scheint.
Viele sagen, diese Regelung sei legitim, weil man schließlich schon studiert hat und, statt sich nach dem Studium dem Beruf zu widmen, Abiturienten den Studienplatz streitig macht.
Gegen dieses Argument sprechen einige Fakten. Unter anderem wird schon ein Bachelor-Studium so gewertet, dass man als Zweitstudent gilt. Was, wenn man auf Grund seiner Note keinen Master-Platz im gewünschten Fach bekommt ? Und das nur auf Grund ungerechter Bewertungskriterien, Professorenlaunen, dummer Klausuren usw... Direkt nach dem Bachelor zu arbeiten, ist größtenteils utopisch, gerade in den Naturwissenschaften; man steckt also irgendwie fest und doch wird es einem noch schwerer gemacht, weil man keine Möglichkeit hat, seine Note zu verbessern oder so. Die Abiturnote spielt ja ohnehin keine Rolle mehr. Auch der Ansatz, die Abschlussnoten direkt zu vergleichen, ergibt keinen Sinn, sowohl über Landesgrenzen hinweg, als auch zwischen Fachbereichen. Überall sind die Bewertungskriterien unterschiedlich. Und wie soll man einen Biologie-Bachelor mit einem Philosophie-Studium vergleichen ?
Die Möglichkeit, über die Wartezeit-Quote als Abiturient ohne Studium einen Platz zu bekommen, gibt einem zumindest eine gewisse Garantie, die man als Zweitstudent nicht hat. Während man selbst, trot eines Abschlusses, mit den Abiturienten konkurriert, so darf nicht unerwähnt bleiben, dass man auch als Wartender mit einer Berufsausbildung, anderen Schülern (Real-/Hauptschülern) die Ausbildungsplätze streitig macht. Zudem dient diese Ausbildung oft nur der Überbrückung der Wartezeit und man wird nie in dem erlernten Beruf arbeiten, obgleich es ebenso dem Staat und Unternehmen viel Geld gekostet hat.

Wieso also die Unterscheidung zwischen Wartenden und Zweitstudenten ? Hat man nicht als Berufseinsteiger mit abgeschlossener Berufsausbildung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als ein Bachelor ? Für letzteren ist die einzige Option oftmals der Master, für dessen Zulassung ebenso ungerechte Kriterien gelten und die Plätze stark beschränkt sind.

Ich selber will gerne als Zweitstudienbewerber Medizin studieren und kann mir kein anderes Fach mehr vorstellen. Aber die Aussichten sind sehr schlecht, muss man allgemein sagen. Wenn man schon im PhD ist, mag man gute Chancen haben. Entscheidet man sich jedoch schon nach dem Bachelor dafür, fehlt die Motivation, noch einen Master zu machen und jahrelang etwas zu studieren, das einen nicht interessiert, bei immer noch unsicheren Zulassungschancen, gänzlich.

Ich möchte hiermit gerne eine Diskussion starten mit Gleichgesinnten oder ähnlich Denkenden, was man tun könnte, um dieses System der Diskriminierung zu ändern. Welche Möglichkeiten gibt es, die Regelung der Zweitstudienbewerbung zu kippen ? Hilft eine Petition, die man ja recht einfach online machen kann ? Ich nehme an, dass die meisten von euch sie unterschreiben würden. Sollte man gezielt Politiker auf die Situation ansprechen mit allen Faktoren, die eine Rolle spielen ?

Was denkt ihr ?

Beste Grüße aus Basel (trotzdem Deutscher und nicht in der Schweiz legitimiert, Medizin zu studieren ;)

Kandra
28.04.2013, 14:44
Was wäre denn dein Vorschlag wie das System gerechter werden könnte? Das ist doch genau die gleiche Situation, die jedes Jahr bei den Abiturienten hochschwappt, weil es auch dort "unfair" ist, wenn man mit einem 2,5er Abi halt nicht sofort einen Studienplatz bekommt weil es zu wenig Plätze für alle gibt.
Für das Bachelor/Master-System kann HSS nichts bzw bestand die Zweitstudienregel ja auch schon davor. Früher ist man ja auch locker mit einem sehr guten Abschluss und dem Gnadenpunkt als Zweitstudent angenommen worden, das hat sich ja auch erst in der letzten Zeit geändert, vermutlich auch als Reaktion auf das unsichere Bachelor/Master-System und die allgemeine schwierige Jobsituation in manchen Berufsfeldern.
Das man begründen muss, wieso man nach einem abgeschlossenen Studium unbedingt noch ein zulassungsbeschränktes Fach studieren will, finde ich angemessen, anders gehts den Abiturienten ja auch nicht. Die müssen halt per 1,0er Abi oder TMS "begründen" wieso sie Medizin studieren wollen. Wieso sollte es einem Akademiker da anders ergehen?

THawk
28.04.2013, 14:54
... und natürlich sind es immer dumme Klausuren, schlecht gelaunte Professoren und andere extern attribuierbare Unwägbarkeiten, die einem im Weg zum gewünschten Ziel stehen. Die es natürlich im Medizinstudium nie geben wird. Damit machst du es dir zu einfach :-meinung

Medizin ist zulassungsbeschränkt, die Kosten für den Studiengang sind hoch. Wieso sollte der Staat ein zweites Hochschulstudium für dich bezahlen? Da mag es bestimmte Gründe geben, die sich aber m.E. in der Zweitstudienzulassungs-Regelung ausreichend abbilden.

Du wirst es wenn dann politisch angehen müssen, viel Spaß ;-)

WiWi18
28.04.2013, 14:56
Problematisch finde ich das System vor allem vor den Hintergrund der Bologna-Reformen.

Mit kaum einem Bachelor kann man arbeiten - allerdings ist nicht jedem ermöglicht, ein Masterstudium aufzunehmen.
Was anderes studieren darf man mit Bachelor aber auch nicht. Mit Bachelor > 2.5 sitzt man also in einer beruflichen Falle.
Da besteht meines Ermessens nach schon Handlungsbedarf; entweder, dass ein Bachelor nicht als Studienabschluss i.S.d. Zweitstudiumsbeschränkung gilt (war ja früher beim Vordiplom auch nicht so, und ein Bachelor ist ein Vordiplom plus), oder dass eben auf jeden Bachelorabsolventen ein Masterplatz kommt (nicht notgedrungen an derselben Hochschule).

Schubbe
28.04.2013, 15:04
Das ist ein schweres Thema. Die erste Frage ist, die sich mir stellt wäre: wie wäre es fairer - jedem gegenüber?

Ich persönlich würde nur die Vergabe von Punkten für den Abschluss des Erststudiums streichen wollen, da diese ohnehin nicht vergleichbar sind: Wenn jemand mit frühbyzantinischer Geschichte einen Studienplatz erhält und dafür ein Biologe mit Spezialisierung auf Virologie keinen bekommt, dann ist das blanker Hohn.

Ähnliche Diskussionen wie "Jura vs Rest" oder "Naturwissenschaft vs Sonstige", kennen wir aber bereits: Jeder fühlt sich irgendwo benachteiligt und am Ende reduziert sich die Vergabe erneut auf die Willkür der Sachbearbeiter.

Andererseits steht jetzt natürlich der Geschichtstudent schlecht dar, wenn er z.B. ein Studium aus beruflichen Gründen anstrebt (andauernde Arbeitslosigkeit) und keins bekommt, weil er 0 Bezug zur Medizin hat.


Und THawk: Die Umstellung von Diplom aufm Bachelor-Master ist bei 90% meiner Dozenten nicht angekommen. Die knallen immernoch die alten Siebklausuren raus, die früher nicht in die Bewertung eingingen. Wenn du jetzt mit 3.5 zu den besten 10% deines Jahrganges gehörst und damit quasi 0 Chance auf einen Zweitstudiuenplatz hast, dann ist das definitiv nicht dein Versagen, sondern ein Versagen des Systems. In diesem Punkt hat er Recht.

FlameIngo
28.04.2013, 15:12
... und natürlich sind es immer dumme Klausuren, schlecht gelaunte Professoren und andere extern attribuierbare Unwägbarkeiten, die einem im Weg zum gewünschten Ziel stehen. Die es natürlich im Medizinstudium nie geben wird. Damit machst du es dir zu einfach :-meinung

Medizin ist zulassungsbeschränkt, die Kosten für den Studiengang sind hoch. Wieso sollte der Staat ein zweites Hochschulstudium für dich bezahlen? Da mag es bestimmte Gründe geben, die sich aber m.E. in der Zweitstudienzulassungs-Regelung ausreichend abbilden.

Du wirst es wenn dann politisch angehen müssen, viel Spaß ;-)

Es ist definitiv ein faktor, meines Erachtens. Hinzu kommt, dass in allen Fächern außer Medizin und Jura die Prüfungen von den Dozenten/Unis gemacht werden. In den genannten Fächern macht der Staat diese, um einheitliche Standards zu gewährleisten. Ich spreche natürlich auch aus eigener Erfahrung mit unfairen Prüfungen, die einem dann im Weg stehen.

Auf Zeit Online findest gleich einen Artikel darüber, warum Noten unfair sind und keine Vergleich zulassen:

http://www.zeit.de/campus/2013/02/notenvergabe-hochschulen-ungerechtigkeit


Einer Begründung steht nichts im Weg. Aber wer diese beurteilt, weiß man nicht, oder ?

Wie wäre es mit einem Modell a la Schweiz ?

THawk
28.04.2013, 15:16
Und THawk: Die Umstellung von Diplom aufm Bachelor-Master ist bei 90% meiner Dozenten nicht angekommen. Die knallen immernoch die alten Siebklausuren raus, die früher nicht in die Bewertung eingingen. Wenn du jetzt mit 3.5 zu den besten 10% deines Jahrganges gehörst und damit quasi 0 Chance auf einen Zweitstudiuenplatz hast, dann ist das definitiv nicht dein Versagen, sondern ein Versagen des Systems. In diesem Punkt hat er Recht.

D.h. am Ende bekommt dein ganzer Jahrgang mit Bachelor-Abschluss keinen Master-Studienplatz?
Er argumentiert doch: Ungerechte Klausuren etc. -> schlechte Abschlussnote -> keinen Master-Studienplatz. Deshalb muss man z.B. für ein anderes Zweitstudium zugelassen werden. Ich störe mich an dieser Argumentation bzgl. der Prüfungen, die ihr beide angeht - wenn das so zuträfe, wäre euer ganzer Jahrgang betroffen. Und wie gesagt - auch im Medizin-Studium gibt es unfair anmutende oder harte Prüfungen. Das Leben ist kein Ponyhof.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eure besten 10% keine Chance auf einen Master-Studienplatz haben. Okay, für Medizin mag es schlecht aussehen wenn dann alle in einen Topf geworfen werden.

Es ist, wie auch schon gesagt wurde, das gleiche Problem wie bei den Erstudienbewerbern. Wenig Plätze, viele Bewerber. Und dass da ein Zweitstudienbewerber höhere Hürden zu nehmen hat, halte ich für angemessen.

Das Problem wird ja auch eher noch zunehmen, da mit der Unterfinanzierung der Universitätsklinika durch die Länder die Ausbildungskapazitäten definitiv nicht steigen werden (vgl. die Schließungs-Gespräche damals Lübeck oder heute Halle/Saale).

THawk
28.04.2013, 15:20
Es ist definitiv ein faktor, meines Erachtens. Hinzu kommt, dass in allen Fächern außer Medizin und Jura die Prüfungen von den Dozenten/Unis gemacht werden. In den genannten Fächern macht der Staat diese, um einheitliche Standards zu gewährleisten. Ich spreche natürlich auch aus eigener Erfahrung mit unfairen Prüfungen, die einem dann im Weg stehen.

Es werden in der Medizin die Staatsexamina einheitlich durchgeführt. Du hast aber im Verlauf des Studiums geschätzt 30 Scheine, die klinischen Scheine davon benotet (wenn auch nicht in die Abschlussnote eingehend, aber auf dem Abschlusszeugnis aufgeführt); und die Prüfungen hierzu werden von den Professoren gemacht. Mit allem Sinn und Unsinn, der dabei entstehen kann. Ohne diese Scheine kommst du nicht ins Staatsexamen. Und daher ist es auch eine altbekannte Diskussion der unfairen Prüfungen, die von Medizinstudenten geführt wird wenn sie v.a. in der Vorklinik durch Klausuren fallen.

maniac89
28.04.2013, 16:09
Ich finde ja gerade, dass die Umstellung auf Bachelor und Master im Zusammenhang mit der Zweitsudiumsquote eine positive Geschichte ist, weil die Absolventen nach dem Bachelor noch viel jünger sind und ohne große Bedenken des Alters wegen ein zweites Studium wagen könne. Wenn man da mal an die zu früheren Zeiten üblichen 12+ Semester durchschnittliche Studienzeit denkt (NICHT Regelstudienzeit, die wurde nämlich zu Diplom-und Magisterzeiten viel seltener eingehalten als heute)... da war ein Zweitstudium ein viel größeres und risikoreicheres Unterfangen.
Natürlich gibt es dadurch auch mehr Konkurrenz um die Zweitstudienplätze, aber nunja, da stimm ich mit meinen Vorrednern überein: Das Leben ist kein Ponyhof. ;)

Was man sich auch ins Gedächtnis rufen muss: Diese Quote gibt es nur für zulassungsbeschränkte Studiengänge, es gibt auch unter den zulassungsfreien etliche mit hervorragenden Berufsaussichten, die man, sollte man nach dem Bachelor keinen Job finden, ohne Probleme machen kann (und bei denen die Berufschancen teilweise auch mit nur Bachelor gut sind, ich denke da an einige technische Fächer.) Dass der Bachelor eine Sackgasse ist, stimmt insofern schonmal nicht.

Mal ganz davon abgesehen: Ich habe es noch nie miterlebt, dass ein Bachelorabsolvent keinen Master gekriegt hat und ich kenne wirklich genug davon, auch viele ehemalige Kommilitonen, da ich selbst vorher auf BSc studiert habe. Das ist meiner Meinung nach ein von vielen zu Beginn gefürchtetes Szenario, das nicht eingetroffen ist.

PRIND
28.04.2013, 17:18
Die Argumente "Unfaire Kriterien", "launige Professoren" und "dumme Klausuren" sprechen jetzt nicht gerade dafür, dass man differenziert über das Thema diskutieren möchte, sondern eher das man sich hier mal eben auskotzen will.

Versteh mich nicht falsch, dass kann ich gut nachvollziehen. Ich erlebe es bei meiner Freundin hautnah mit wie angespannt die Situation in den Bachelor Studiengängen ist.

Der Punkt ist aber, dass solche Argumente einfach nicht zählen! Sowohl die Master Plätze, als auch Plätze für Medizin haben eine miese Angebots/Nachfrage Relation... Wenn man als Bachelor nun entweder einen Master Platz oder einen Platz für Medizin haben möchte, dann muss man eben bestimmte Qualifikationen erfüllen. Das diese möglicherweise recht hart sind, mag ja sein. Aber sind sie unfair? Ich weiß nicht... Fakt ist doch, dass man das vorher weiß und sich entsprechend darauf einstellen kann. Und offensichtlich gibt es ja dann auch Leute, die diese Qualifikationen erfüllen.

Warum man nun die Unterscheidung zwischen der Wartezeitquote und der Zweitstudienbewerbung in Frage stellt, ist mir auch eher schleierhaft. Leute die eine Ausbildung machen - im Regelfall im medizinischen Bereich - und die Wartezeit von 6-7 Jahren in Kauf nehmen, sollen dann in Relation benachteiligt werden - warum genau? Weil sie bessere Berufschancen haben? Was hat das damit zu tun? Fakt ist und darum gibt es diese Regelung, dass ein Studium teurer für die Gesellschaft ist, als eine Ausbildung (und zwar deutlich - gab bei Spiegel Online mal eine Aufstellung). Daher ist eine Unterscheidung in volkswirtschaftlicher Hinsicht nur nachvollziehbar und ja auch irgendwie fair.

Wann wusstest du denn, dass dein jetziges Studium nichts für dich ist und du lieber Medizin studieren willst? Doch nciht einen Tag nachdem du die Bachelor Arbeit abgegeben hast? Welches andere System schwebt dir denn vor? Wie sieht es denn in der Schweiz aus, wenn du das als Alternative vorschlägst?

Wie gesagt, so ganz kann ich deine Argumentation nicht nachvollziehen und teile daher die Meinung von THawk.

Schubbe
28.04.2013, 18:12
D.h. am Ende bekommt dein ganzer Jahrgang mit Bachelor-Abschluss keinen Master-Studienplatz?
Er argumentiert doch: Ungerechte Klausuren etc. -> schlechte Abschlussnote -> keinen Master-Studienplatz. Deshalb muss man z.B. für ein anderes Zweitstudium zugelassen werden.

Die Argumentation ist hier, dass du Studiengänge nicht miteinander vergleichen kannst. Du kannst nicht mal das gleiche Fach universtiätsübergreifend vergleichen. Deshalb würde ich ja am liebsten die Punkteregelung für die Abschlussnote rauswerfen und die Vergabe der Studienplätze nur noch nach der Begründung richten. Dies würde auch beantworten, warum der Staat dir ein weiteres Studium ermöglichen sollte: Sieht er keinen Grund, dann eben nicht.

Das ganze ist mit der Bachelor/Master-Umstellung zusätzlich verzerrt, die immernoch stattfindet und viele Dozenten diese gar nicht wahrnehmen, außer wenn sie sich darüber beschweren, wie sie denn jetzt den Stoff aus 2 Semestern in 2 Tertialen bringen sollen. Über die Tatsache, dass viele Siebnoten (Durchschnitt einer Klausur lag bei uns bei 4.2 bis 4.3) jetzt voll in die Endnote eingehen, während sie im Diplom nur zur Kenntnis genommen worden ist, habe ich mich aber auch schon ausreichend in anderen Threads ausgekotzt.


Ich kann mir nicht vorstellen, dass eure besten 10% keine Chance auf einen Master-Studienplatz haben. Okay, für Medizin mag es schlecht aussehen wenn dann alle in einen Topf geworfen werden.

In der Physik hast du glücklicherweise Dozenten, die sich darüber im Klaren sind, dass die Endnote des Studiums total egal ist und nichts über deine Qualifkation aussagt. Die Sachbearbeiter in der ZVS sehen das natürlich vollkommend anders.

FlameIngo
28.04.2013, 18:51
Nun, ich weiß natürlich nicht genau, wie es mit einem Berufsabschluss aussieht. Aber ich halte es ungeachtet der Probleme mit der Zweitstudienquote auch nicht für angemessen, dass man eine Ausbildung macht, wohlwissend, dass man nie im erlernten Beruf arbeiten will oder wird.

Ich habe erst ungefähr ein Jahr nach meinem Bachelor gemerkt und entschieden, dass ich Medizin studieren will. Hatte schon vor langem mal den Wunsch, dann wieder verworfen und nun ist es wieder soweit.

Was ich mich frage: wieso muss man es besonders gut begründen, wenn man nach einem Bachelor einen HSS-Studiengang machen will, aber gar nicht, wenn man eine andere Ausbildung gemacht hat ? Wenn es allein wegen der Kosten ist, finde ich das nicht okay. Sicher möchte der Staat auch irgendwann Steuern zurück. Aber theoretisch könnte ich noch einen Bachelor und Master draufsetzen, einzig mit dem Ziel, danach noch Medizin zu studieren. Habe auch selbst schon ein paar Leute getroffen, die einen zweiten Bachelor gemacht haben.

Das System in der Schweiz ist recht einfach: die meisten Studiengänge sind zulassungsfrei. In besonders begehrten Fächern wie Medizin, Zahnmedizin oder Tiermedizin, muss mann den EMS machen, bei uns TMS. Andere Kriterien gibt es nicht. Du kannst also auch mit 40 genauso wie ein 18-jähriger teilnehmen und deine Vorgeschichte spielt keine Rolle.

In dem Punkt halte ich die Einmischung in die persönliche Freiheit in Deutschland etwas übertrieben. Der Vorschlag von Herrn Rösler, dass das Studium an bestimmte Bedingungen geknüpft wird, ist unangemessen. Vielleicht sind es unterschiedliche Mentalitäten. In D ist es wesentlich selektiver allgemein, hier hat man diesbzgl. ein anderes Selbstverständnis.

Sicher kriegen auch einige oder die Mehrheit einen Master-Platz. Ich persönlich bekäme in meinem Medizin-Ersatz-Wunsch-Master keinen.

Coxy-Baby
28.04.2013, 19:24
Was ich mich frage: wieso muss man es besonders gut begründen, wenn man nach einem Bachelor einen HSS-Studiengang machen will, aber gar nicht, wenn man eine andere Ausbildung gemacht hat ?

Ganz einfach weil du mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium den tertiären Bildungssektor hinter dir gelassen hast und quasi horizontal versuchst einen zweiten Abschluss zu bekommen.(Keine Verbesserung)
Jemand der nach einer Berufsausbildung ein Hochschulstudium möchte steigt quasi auf (Verbesserung), es ist also nicht das Gleiche.

FlameIngo
28.04.2013, 19:32
Ganz einfach weil du mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium den tertiären Bildungssektor hinter dir gelassen hast und quasi horizontal versuchst einen zweiten Abschluss zu bekommen.(Keine Verbesserung)
Jemand der nach einer Berufsausbildung ein Hochschulstudium möchte steigt quasi auf (Verbesserung), es ist also nicht das Gleiche.

Ich fühle mich bisher noch nicht wie ein "Aufsteiger", sondern eher wie ein Naivling... :/

PRIND
28.04.2013, 21:48
Nun, ich weiß natürlich nicht genau, wie es mit einem Berufsabschluss aussieht. Aber ich halte es ungeachtet der Probleme mit der Zweitstudienquote auch nicht für angemessen, dass man eine Ausbildung macht, wohlwissend, dass man nie im erlernten Beruf arbeiten will oder wird.

Ich habe erst ungefähr ein Jahr nach meinem Bachelor gemerkt und entschieden, dass ich Medizin studieren will. Hatte schon vor langem mal den Wunsch, dann wieder verworfen und nun ist es wieder soweit.

Was genau ist in deinen Augen so unangemessen daran eine Ausbildung zu machen, mit dem Ziel danach Medizin zu studieren? Aus deinen Posts klingt irgendwie eine Missgunst heraus, die ich nicht nachvollziehen kann... Ist es nicht jedem selbst überlassen im Rahmen der Möglichkeiten seinen beruflichen Werdegang zu gestalten?

Du hast ja auch studiert, willst in dem Beruf nicht (mehr?) arbeiten und was anderes machen. Die Modalitäten und Kriterien waren schon vorher klar, nur hat es dich da nicht interessiert. Sicherlich ist es nun eine ungünstige Situation für dich nicht in deinem Wunschstudiengang zugelassen zu werden, aber sich jetzt wo das "Kind in den Brunnen gefallen" ist zu beschweren ist doch etwas fragwürdig...

Als "Naivling" hast du dich selbst bezeichnet... Denke eher das deine jetzige Situation dich sehr enttäuscht und du nun einen Sündenbock suchst. Aber nichts für ungut - jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!

Darüber hinaus, wenn es doch wirklich dein Wunsch ist Medizin zu studieren, gibt es immer noch genug Möglichkeiten diesen Wunsch zu erfüllen. Auslandsstudium (bis zum Physikum, danach kann man wieder nach D wechseln), Losverfahren (daran kann man auch mit abgeschlossenem Studium teilnehmen (?)), Bewerbung an privaten Unis (Witten u.a.) usw.

Wenn man etwas verpennt hat, sollte man sich nicht darüber beschweren, sondern lieber Wege finden, um sein Ziel trotzdem zu erfüllen. Wenn es einem wichtig ist, schafft man es auch, ansonsten was´s einem wohl doch nicht so wichtig...

Ist aber nur meine bescheidene Meinung.

THawk
28.04.2013, 22:12
Wenn ich es mal platt sage:
Du hast das falsche studiert. Hat dich die Gesellschaft dazu gezwungen? Nein, oder?

Und jetzt findest du es ungerecht, dass du nicht "einfach so" deinem nächsten Studienwunsch nachgehen kannst? Und dafür gezahlt wird? Kann ich nicht nachvollziehen. Medizinstudium kostet irgendwas im 6-stelligen Bereich, wenn du das aus der eigenen Tasche zahlen würdest kannst du gerne sofort damit anfangen ;-)

Das ist eine Mentalität, die ich nicht nachvollziehen kann. Im Leben fällt man Entscheidungen und spätestens mit Beginn des Studiums sollte man auch dafür einstehen. Und mit manchen Entscheidungen verbaut man sich einfach andere.

ehem-user-21-08-2023-1542
29.04.2013, 17:32
Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass ein Zweitstudienbewerber ab einer bestimmten Abschlussnote, für das Medizinstudium im Prinzip auf Lebenszeit gesperrt ist. Wir alle treffen mal Fehlentscheidungen.

Nicht jeder hat die finanziellen Mittel, im Ausland zu studieren. Wer sich sein Leben komplett selbst finanzieren muss, kann nicht unbedingt noch einen zusätzlichen Kredit für diese hohen Studiengebühren aufnehmen..

Man hat nach dem Grundstudium im Ausland nicht die Garantie, nach Deutschland wechseln zu können. Ich kenne jemanden, der sich das Studium im Ausland nicht mehr leisten kann und nun schon seit einem Jahr nicht weiterstudieren kann..

Hätte ich nach dem Abitur gewusst, dass ich Humanmed studieren will, hätte ich eine Ausbildung im medizinischen Bereich gemacht, falls ich keinen Platz bekommen hätte. Ich finde so etwas für den Einzelnen super. Allerdings ist es -im Ganzen betrachtet- wohl nicht so wünschenswert für die Ausbilder, dass viele nur zur Überbrückung diese Ausbildungen machen..

Es gibt Leute, die ihr Studium kurz vor Ende abbrechen, weil sie sich den Weg in die Medizin nicht verbauen wollen! Tolles System!

ehem-user-21-08-2023-1542
29.04.2013, 17:39
1)
"Wenn ich es mal platt sage:
Du hast das falsche studiert. Hat dich die Gesellschaft dazu gezwungen? Nein, oder?"

Was soll denn die Frage??

2)
"Und jetzt findest du es ungerecht, dass du nicht "einfach so" deinem nächsten Studienwunsch nachgehen kannst? Und dafür gezahlt wird?"

Hat er/sie gesagt, dass er/sie "einfach so" einen Studienplatz bekommen möchte?
Ich glaube, es geht hier auch darum, dass es für Zweitstudienbewerber vielleicht ebenfalls eine Wartezeitquote geben sollte..

3)
"Das ist eine Mentalität, die ich nicht nachvollziehen kann. Im Leben fällt man Entscheidungen und spätestens mit Beginn des Studiums sollte man auch dafür einstehen. Und mit manchen Entscheidungen verbaut man sich einfach andere."

Vielleicht machst Du ja auch mal einen Fehler, den Du nie wieder rückgängig machen kannst auf Grund eines Systems, das Du für ungerecht hältst. Möglicherweise kannst Du die Mentalität dann besser nachvollziehen..

EVT
29.04.2013, 17:52
österreich kostet nichts und hat keine zweitstudiumsquote. andere europäische länder sind auch kostenlos oder sehr günstig.
natürlich ist es eine blöde situation für flameingo, aber er hat hier auch mehrfach geschrieben, dass er sich nicht an jeder uni in deutschland für das 2. semester beworben hat, obwohl er den anrechnungsbescheid hat, wegen seiner beziehung. das ist ja auch völlig legitim, nur dann muss man nicht immer am lautesten rumjammern, dass das system so blöd ist. er hat noch nicht alle seine möglichkeiten ausgeschöpft. außerdem muss es ja auch einen grund geben, warum er nicht direkt nach dem abi medizin studiert hat, obwohl er einen platz hätte bekommen können (oder sogar hatte, weiß ich nicht mehr).

ehem-user-21-08-2023-1542
29.04.2013, 18:09
Dass er wegen einer Beziehung nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, habe ich gar nicht mitbekommen (Wer lesen kann, ist klar im Vorteil ;) )

Mein Quereinstieg ins zweite Semester hat allerdings 4 Jahre nicht funktioniert..habe meinen Platz für das 3. FS bekommen.

Ich hätte damals auch direkt einen Platz bekommen, mir war aber nicht klar, dass Medizin das einzig Richtige für mich ist. Ich fand es halt schon immer toll, dachte aber, dass mein Interesse nur von den ganzen Serien und so kommt (und die sind schon ziemlich realitätsfern). Später (3 Jahre Studium, 2 Praktika im Krankenhaus später mit einem Nebenjob in einer Intensivstation) habe ich dann gemerkt, dass ich mir nichts anderes als Medizin für mich vorstellen kann..

Ich wüsste wirklich nicht, wie ich völlig ohne Unterstützung in einem anderen Land hätte studieren sollen. Die privaten Kredite sind schon eine ziemlich heikle Angelegenheit, v.a. dann, wenn man niemanden hat, der einem im Fall der Fälle doch mal unter die Arme greifen könnte..

Ich weiß bloß, dass ich tierische Angst vor meinem Diplom hatte - eben wegen dieser Regelung, die für mich nicht wirklich nachvollziehbar ist.

Ich bin dafür, dass jeder Wartesemester sammeln kann - und zwar in dem er sich jedes Semester um einen Studienplatz im entsprechenden Studiengang bewirbt.