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Klara84
10.05.2013, 15:42
Hallo ihr!

Ich wollte hier mal etwas loswerden, das mich schon länger beschäftigt, vielleicht mag ja der ein oder andere seine (vielleicht sogar erfahrungsgestützte) Meinung mit mir teilen. Ich bin von meinem Medizinstudium rundum begeistert, allerdings hat es bei mir nach dem Abi etwas länger gedauert, diesen für mich richtigen Weg auch zu finden. Nach dem Abitur habe ich zunächste eine Ausbildung zur Medienkauffrau begonnen und nach einem Jahr abgebrochen, anschließend habe ich meinen Bachelor in Sonderpädagogik erfolgreich abgeschlossen. Den Master habe ich auch noch begonnen, habe aber nach einem halben Jahr so "die Krise" gekriegt, dass ich den Master abgebrochen habe, um Medizin zu studieren. Der Wunsch zum Medizinstudium war eigentlich schon immer da, leider hatte ich mir das zu lange nicht zugetraut. Jetzt bin ich im klinischen Abschnitt angekommen, und es macht mir einen Riesenspaß. Es kristallisieren sich so langsam Gyn oder Pädiatrie als Berufswunsch bei mir heraus und ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass ich mit meinem "verhunzten" Lebenslauf Probleme habe werde, an attraktive Stellen zu kommen . Mache ich mit da zu viele Gedanken? Wie sind da eure Erfahrungen: schauen die Chefs vornehmlich auf die Leistungen im Medizinstudium (die sind bei mir sehr gut), oder bricht einem ein solcher Lebenslauf in vielen Fällen das sprichwörtliche Genick?
Würde mich über ein paar Meinungen freuen!

Liebe Grüße,
Klara

dreamchaser
10.05.2013, 16:17
Ich habe vor dem Medizinstudium 2 Jahre etwas anderes studiert (nur Zwischenprüfung gemacht), wurde in keinem Vorstellungsgespräch darauf angesprochen. Ok, ich habe mich "nur" für Innere beworben, interessiert hat es aber nicht.

par
10.05.2013, 17:13
Hi Klara!
Willkommen :-)
Also, ich bin selbst noch ein Küken in der Arbeitswelt (erste Stelle steht an - im Grunde schlüpfe ich gerade :-))), aber vllt. hilft dir ja meine Ansicht und Beobachtung im Umfeld:
Ich denke nicht, dass deine "Vorgeschichte" eine negative Auswirkung auf Stellen-chancen haben wird.
Das worin du dich bewerben wirst, ist das, was du auch zuletzt erfolgreich studiert hast und deine "Entwicklung" klingt nachvollziehbar.
Das einzige, was bei solchen Lebensläufen mit Umwegen (die im Übrigen auch interessant sein können...) passieren kann, ist dass dabei zuviel Zeit drauf geht; und hier sehe ich (wenn 84 dein Geburtsjahr sein sollte und du in der Klinik bist) auch keine riesigen Schwierigkeiten.

Klara84
10.05.2013, 17:15
Vielen Dank für die Antwort! Ich denke mir halt oft, dass meine Wunschfächer ja nicht gerade unbliebt sind und dass da doch neben meiner Bewerbung immer noch andere liegen werden von Leuten, die direkt nach dem Abi ihr Studium zielstrebig durchgezogen haben... .

Feuerblick
10.05.2013, 17:16
Ein "suboptimaler" Lebenslauf bietet höchstens mal im Bewerbungsgespräch ein Gesprächsthema, das vom üblichen "Warum dieses Fach?"-Gefrage abweicht. Da die meisten Chefs heute nicht mehr in Bewerbungen ertrinken, sind Umwege im Werdegang in der Regel kein Hindernis mehr. Gut, Snobs unter den Chefs oder welche, die sich und ihre Klinik für zu gut für "solche" Bewerber halten, wirds immer geben. Ist aber die Minderheit.

Kandra
10.05.2013, 17:27
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dein Lebenslauf zu einem Problem wird. Zumal Sonderpädagogik ja sogar was mit Pädiatrie zu tun hat ^^

test
10.05.2013, 19:32
Hallo,

das einzige Risiko, das ich bei so einem Lebenslauf sehe, ist der Eindruck, dass man Dinge nicht durchzieht. Das solltest du aber, wenn du, wie von dir geschrieben, dein Studium mit guten Leistungen zügig durchziehst vermeiden können. Ansonsten würde ich auch sagen, dass es wichtiger ist, welche Leistungen du in deinem Studium erbringst. Was davor war, ist dann nicht so im Zentrum. Natürlich kann es bei sehr kompetitiven Stellen mal schwierig werden, auch eine akademische Karriere ist in höherem Alter nicht mehr so einfach, aber da muß man sich dann halt fragen, ob es sowas unbedingt sein soll, da man ja genügend Alternativen hat um trotzdem in seinem Fach zu arbeiten.

Viel Erfolg!

EKT
10.05.2013, 20:01
So ein nicht stromlinienförmiger Lebenslauf ist doch sehr interessant. Jemand hat schon mal in andere Bereiche hineingeschnuppert, hat unter Mühen (und Tränen?) seinen Weg gefunden, sich innerlich erkämpft. Von daher würde mir ein solcher Bewerber von vornherein besonders positiv auffallen.

Ersa
10.05.2013, 20:21
Ich habe in den letzten Jahren eher die Erfahrung gemacht, dass Leute mit solchem Lebenslauf gut ankommen. Weil sie eben mal was anderes gesehen und gemacht haben und somit andere Perspektiven mitbringen und manche Dinge anders anpacken. Auch an der Uni ;-)

John Silver
10.05.2013, 22:09
Wenn man es im Beruf, egal in welchem, weit bringen will, sollte man aufhören, in Problemen zu denken, und stattdessen in Lösungen denken. Lebensläufe und Bewerbungsgespräche sind eine Sache der (Selbst)Darstellung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die allermeisten Chefs den Lebenslauf eines Bewerbers nur überfliegen, und sich nicht lange damit aufhalten, es sei denn, es gibt Ungereimtheiten. Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass die Chefs im Gespräch kaum eine Ahnung hatten, was in menen Bewerbungsunterlagen stand. Du kannst Deinen Lebenslauf nicht ändern, also hör auf, darüber nachzudenken. Überleg Dir besser, was du sagst, wenn Du auf diese Aktivitäten vor dem Mediinstudium angesproche wirst, und wie Du diesen Lebensabschnitt positiv darstellen kannst. Wenn Du sagst, es sei ein Fehler gewesen, oder dass Du nicht gewußt hättetst, was Du im Leben machen willst, schießt Du selbstredend ein klares Eigentor. Also sag lieber etwas wie "Ich bewerbe mich in der Pädiatrie. Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten, aber der Wunsch, Arzt zu werden, war anfangs noch nicht ganz reif in mir; deshalb habe ich Pädagogik studiert. Als ich jedoch merkte, dass mein eigentlicher Wunsch Medizin und nicht Pädagogik ist, habe ich eine Wende vollzogen und mich der Medizin, meinem absoluten Traumberuf, zugewandt. Durch die Erfahrungen, die ich im Pädagogikstudium gemacht habe, fühle ich mich breit aufgestellt, um mit kleinen Patienten besser umgehen zu können; ferner habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich mit Kindern gut umgehen kann. Das hat mich in der Wahl der Pädiatrie als Weiterbildungsfach sehr bestärkt".
Solches Gelaber ist zwar auch nur Gelaber, aber so verkaufst Du Dich als guter Bewerber, der positiv aus der Masse heraussticht. Es gibt keine Schwächen, man muss alles halt nur richtig darstellen ;)

davo
10.05.2013, 22:14
Wenn man es im Beruf, egal in welchem, weit bringen will, sollte man aufhören, in Problemen zu denken, und stattdessen in Lösungen denken. Lebensläufe und Bewerbungsgespräche sind eine Sache der (Selbst)Darstellung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die allermeisten Chefs den Lebenslauf eines Bewerbers nur überfliegen, und sich nicht lange damit aufhalten, es sei denn, es gibt Ungereimtheiten. Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass die Chefs im Gespräch kaum eine Ahnung hatten, was in menen Bewerbungsunterlagen stand. Du kannst Deinen Lebenslauf nicht ändern, also hör auf, darüber nachzudenken. Überleg Dir besser, was du sagst, wenn Du auf diese Aktivitäten vor dem Mediinstudium angesproche wirst, und wie Du diesen Lebensabschnitt positiv darstellen kannst. Wenn Du sagst, es sei ein Fehler gewesen, oder dass Du nicht gewußt hättetst, was Du im Leben machen willst, schießt Du selbstredend ein klares Eigentor. Also sag lieber etwas wie "Ich bewerbe mich in der Pädiatrie. Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten, aber der Wunsch, Arzt zu werden, war anfangs noch nicht ganz reif in mir; deshalb habe ich Pädagogik studiert. Als ich jedoch merkte, dass mein eigentlicher Wunsch Medizin und nicht Pädagogik ist, habe ich eine Wende vollzogen und mich der Medizin, meinem absoluten Traumberuf, zugewandt. Durch die Erfahrungen, die ich im Pädagogikstudium gemacht habe, fühle ich mich breit aufgestellt, um mit kleinen Patienten besser umgehen zu können; ferner habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich mit Kindern gut umgehen kann. Das hat mich in der Wahl der Pädiatrie als Weiterbildungsfach sehr bestärkt".
Solches Gelaber ist zwar auch nur Gelaber, aber so verkaufst Du Dich als guter Bewerber, der positiv aus der Masse heraussticht. Es gibt keine Schwächen, man muss alles halt nur richtig darstellen ;)

+1! Perfekt geschrieben!

Mano
10.05.2013, 22:19
Denke nicht, dass du dadurch Nachteile hast. Beim einen Chef fällst du dadurch positiv auf, beim anderen eben negativ - hat halt jeder seinen Geschmack.
Das einzige worauf du dich einstellen solltest ist, dass du danach gefragt wirst. Irgendwas muss man als Chef ja auch fragen...

LMD
11.05.2013, 10:32
Kann die Ansichten von den Kollegen nur teilen. Sehr geradlinige Lebensläufe werden gern mal hinterfragt im Sinne von: "Haben Sie noch was anderes im leben gemacht?"
Habe auch in meinem Lebenslauf einen ziemlich geradlinigen Weg gezeichnet und im Bewerbungsgespräch wurde ich darauf angesprochen. Habe dann von meinen Nebenjobs erzählt, wofür ich mich nebenbei noch engagiert habe. Das hat das alles wieder relativiert. Die jüngeren Chefs finden heute sowas eher schön, weil sie wissen das auch Soft skills vorhanden sind, weil Menschen mit Erfahrung in anderen Bereichen vor Ihnen sitzen.

patricia2013
11.05.2013, 12:50
ich würde mir darum nicht so große Sorgen machen. Man muss es bloß verkaufen können - sprich Gründe für Ausbildung, Studium erläutern können. Mehr nicht.
LG

Klara84
11.05.2013, 13:23
Wow, danke für die vielen Antworten! Jetzt bin ich tatsächlich beruhigt!

stennadolny
11.05.2013, 16:56
Tja, Deutsch als Muttersprache ist heute in den meisten deutschen Kliniken bereits Quali genug, alles andere bloß Beilage, aber nicht sättigend.

SO TIEF ist das Niveau hierzulande.....

Solara
11.05.2013, 21:30
Tja, Deutsch als Muttersprache ist heute in den meisten deutschen Kliniken bereits Quali genug, alles andere bloß Beilage, aber nicht sättigend.

SO TIEF ist das Niveau hierzulande.....

Aber doch nicht in Päd & Gyn in attraktiven Häusern!

Trotzdem, Klara, mach dir keine Sorgen wegen des Lebenslaufes, versuche schon frühzeitig durch Famulatur/PJ Kontakt zu den dich interessierenden Kliniken herzustellen, schadet nie.

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12.05.2013, 12:29
Wird eher positiv bewertet.

Andi01
14.05.2013, 02:03
Hallo!

Erstaunlich und medizinertypisch zugleich, was Du als "suboptimalen Lebenslauf" ansiehst! Dies zeigt doch einmal mehr, wie sehr dieses Elitedenken immer noch in vielen (Jung)medizinern drinsteckt, Elitedenken in dem Sinn, dass Leute glauben, man müsse mit dem 1,0er Abi direkt einen Studienplatz in Heidelberg bekommen, dies in der Mindeststudienzeit erfolgreich mit 1 oder maximal 2 abschließen und sich dann an zig Orten bewerben, um irgendwo auf die Gunst eines Chefs zu hoffen, der einen dann doch mehr aus Gnade einstellt. Dies hat mit der Realität ungefähr soviel zu tun, wie Kim-Jong Un mit Demokratie...
Um es mal auf den Punkt zu bringen. Einen "holperigen" Lebenslauf hat vielleicht jemand, der mit 45 anfängt zu studieren, vorher 6 andere Studiengänge abgebrochen hat und 10 Jahre fürs Examen braucht. Und selbst der bekommt Stellen nachgeschmissen. Ich habe da ein sehr konkretes Beispiel aus meinem Semester im Kopf....
Im Ernst: Deine Vita ist weder holperig, noch wird dies jemals einen Chefarzt stören (Ausnahmen gibt es immer, aber den stört auch die 1,1 im Abi und dort willst Du sicher nicht arbeiten). Deutschland leidet unter einem eklatanten Ärztemangel. Wenn Du das nicht glaubst, schau in den Stellenteil des Ärzteblattes, der macht 2/3 der Zeitung aus. Auch beliebte Fächer wie Päd oder Gyn sind davon nicht mehr ausgenommen, selbst in Städten wie Hamburg oder Köln werden Stellen heute ausgeschrieben. Du musst Dich also nicht fragen, ob Du eine Stelle findest, sondern höchstens, ob genau an dem Monatsanfang in der Stadt, die Du Dir wünschst, gerade eine Stelle vakant ist. Selbst wenn nicht, klappts ein halbes Jahr später garantiert und so lange machst Du dann halt Innere oder Chirurige, das würde ich sowieso für alle in "kleinen" Fächern für 1 Jahr verpflichtend festlegen, wenn ich was zu sagen hätte... :D
Lieber Gruß,
Andi

Nessiemoo
14.05.2013, 19:51
Also ich habe jetzt keine persönliche Erfahrungen, ich kann mir aber vorstellen dass besonders ein Studium in Sozialpädagogik eher ein Vorteil ist für alle Weiterbildungen, aber v.a für Pädiatrie, weil dann hast du ja auch mehr Erfahrung mit Kommunikation mit Kindern und Eltern als der normale Student! ;)