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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht Anästhesie Campus Charité Mitte Berlin



aton_01
11.05.2013, 06:44
Nach langer Überlegung bin ich zum Schluß gekommen hier meine Erfahrung an der Charité Berlin aufzuschreiben, um Kollegen eine Entscheidungshilfe zu geben, falls sie mit dem Gedanken spielen eine Karriere am größten anästhesiologischen Insitut Deutschlands zu starten. Hierfür teile ich meine Efahrungen auf in OP, Intensivstation, Fortbildung, Kollegen und Arbeitsklima. Da diser Text etwas länger sein wird, werde ich ihn Stück für Stück vervollständigen:

OP:
Arbeitszeiten
Der OP-Bereich in Charité Mitte ist auf drei Etagen aufgegliedert. Die Zahl der OP-Säle ist riesig. Die Arbeitszeiten ohne Dienste gehen von 07:10 bis 16:00Uhr. In der Regel kann man pünktlich in den Feierabend. Arbeitet man dagegen im Virchow Klinikum, so sind Überstunden an der Tagesordnung. Es stehen jedem 30min Mittagspause zu. Das ist eher ein Richtwert, denn es kommt selten vor, dass man zur Pause abgelöst wird. Falls jemand vorbeikommt, besteht die Pause fast nur aus 15min. Die restlichen 15min bekommt man, wenn die Arbeit im OP-Saal beendet wurde. Also um ca. 15:00Uhr. Man muss also davon ausgehen, dass man bis zum Nachmittag Hunger leiden muss. Risikofreudige knappern in der Eile mal im Vorbereitungsraum an einem Brötchen, was offiziel verboten und auch geahndet wird. Wenn man das macht, ißt man sein Brot natürlich über einem Mülleimer. Schwestern haben eher Mitleid mit den anästhiologischen Kollegen und stecken denen dann auch mal ein Stück Schokolade zu. Wenn die Arbeit im Saal erledigt ist (zwischen 15:00 und 16:00Uhr), bekommt man vom OP-Koordinator den Auftrag in die Pause zu gehen und wenn noch Zeit übrig bleibt in der Prämedikationsambulanz Patienten aufzuklären. Selbstverständlich fanden Gespräche mit den Oberärzten und dem stellvertretendem Chef statt, dass die fehlenden Pausen an der Substanz zerren. Es wurde zwar Verständnis gezeigt, aber eine geregelte Pausenablösung sei nicht möglich.
Fort-und Weiterbildung:
Die Begriffe ,,Fort-und Weiterbildung" muss man an dieser Uniklinik sehr bescheiden auffassen. Den Anfängern wird die Allgemeinanästhesie und Beatmung ausführlichst gezeigt, so dass sie sehr rasch auch selbstständig einen OP-Saal betreuen können. Es hängt hier jedoch massiv bei der Lehre in Regionalverfahren. Hier ist die Regel, dass ein Patient, der z.B. ein ISK bekommen soll im Vorbereitungsraum vom Oberarzt versorgt wird, während der Assistenzarzt im OP-Saal die Narkose zu Ende führt. Auf diese Weise ist es eher selten, dass man selbst mal diese Verfahren durchführen darf. Der Oberarzt ist dann zwar sehr bemüht das Wissen weiterzugeben, aber die Wirtschaftlichkeit kurzer Wechselzeiten hat eine sehr hohe Priortät. Selbstverständlich werden hier Kurse angeboten, um sich das Wissen für regionalanästhesiologische Vefahren anzueignen. Diese werden von bekannten Kollegen durchgeführt, kosten aber sehr viel Geld.
Es gibt natürlich auch Vorträge zur Weiterbildung. Sie finden im Hörsaal am Virwochklinik um 16:30Uhr statt. Da die reguläre Arbeitszeit bis 16:00Uhr geht, könnte man versuchen dort rechtzeitig anzukommen. Bedauerlicherweise fährt der Shuttle, der Virchow und Charité Mitte verbindet, nicht um 16:00Uhr-ansonsten alle 30min. Daher fällt diese Option für viele Kollegen aus.
Zeitlich ungünstig ist auch der Termin für die Geräteeinweisung. Sie findet in der Regel jeden Donnerstag um 14:00Uhr statt und wird als blaue Stunde bezeichnet. Da die OP-Säle in der Regel bis 15:00Uhr laufen, kommt man da eher sehr selten hin.

Fortsetzung folgt..........

andréw
12.05.2013, 12:22
Und wie schaut´s bei Euch denn stellentechnisch so aus?
LG André

stennadolny
12.05.2013, 19:02
Mir ist eine fertige FÄ bekannt, die da in Berlin best. intensivmed. Spezialkenntnisse lernen wollte - sie hat auch schon für MSF in Krisenherden gearbeitet und hält die Charite nach wie vor für viel gefährlicher, nicht bloß für die Pat. !

McDreamy
12.05.2013, 21:53
Ok, also scheinbar ist die Kombi Berlin und Charité so bombig, dass man sich alles erlauben kann, ohne personelle Probleme zu kriegen. Aber wenn ich sowas lese, kommt mir das Mittagessen hoch (das ich in meinem Haus übrigens regelmäßig (!) einnehmen kann.

Ich frag mich nur, warum dagegen nicht von der ganzen Belegschaft kollektiv vorgegangen wird...?

Weiterbildung ist ein anderes Thema. Das sieht vielleicht auch in vielen anderen Häusern nicht viel besser aus.

Coxy-Baby
12.05.2013, 21:58
Hmmm vielleicht sollte die Charite Willkomens-PEGages einführen für die Assis dann mucken die auch nicht wegen langer Essenspausen und so....

kut66
14.05.2013, 19:45
Dankeschön für deinen Bericht ! Ich bin schon neugierig auf die Fortsetzung

Ich bin momentan am Anfang meines 2. WB-Jahres an einer kleineren Klinik in Berlin und würde nächstes Jahr gerne an ein größeres Haus in Berlin wechseln.
Gibt es denn empfehlenswerte größere Häuser in Berlin ?
Habt ihr Tipps oder besondere Warnungen ? (gerne auch per PN)

aton_01
13.12.2013, 08:11
Fortesetzung (nach langer Zeit):
Wenn man so etwa 6 bis 8 Wochen im OP-Bereich tätig war, wird man auch für den seogenannten dritten Dienst eingeteilt. Das ist der Bereitschaftsdienst. Man beginnt um 10:00Uhr und darf in der Regel gleich einen Saal betreuen. je nach Intensität, kann es sein, dass eben jener Saal bis in die Abendstunden geht. Anschließend ist es eine Glückssache. Die Nach kann sehr ruhig sein oder man muss die Nacht eben durcharbeiten. Da der dritte Dienst den Kreißsaal nicht bereut, sind es eher die Urologen, die einen anrufen könnten. Somit ist der BD eher ein recht angenehmer Dienst.
Eher anstrengend fand ich dagegen den sogenannten Zwischendienst. Man ist von Morgens bis Nachmittags in der Prämädikationsambulanz und muss Patienten eben für die Narkose aufklären. Das ist reinste Routine. Aber danach geht es erst richtig los. Man bekommt eine Liste mit Patientennamen und soll diese nun auf den Stationen aufklären. Das können durchaus mal 24 Namen sein. Wenn man vorhätte alle aufzuklären, müsste man die Nacht durcharbeiten und käme sogar noch zu spät zu Frühdienst. Hier musste man Prioritäten setzen und überließ die Liste dann dem Kreißsaaldienst bzw. für den Prämedambulanz am nächten Morgen.

Falls man sich einigermaßen gut angestellt hatte, konnte es sein, dass man schon für den zweiten Dienst eingeteilt wird. das ist der Kreißsaaldienst. Hierfür wird verlangt, dass der Assistenzarzt einen Monat eingearbeitet wird. Ein Kollege, der ebenfalls hierfür vorgesehen wurde, sollte seinen 2. Dienst bereits ohne Einarbeitung übernehmen. Dabei hätte er von PDK´s oder SPA keine Ahnung. Sein Einarbeitungsmonat verbrachte er im OP, da eben kein Personal da war, um ihm das Ganze beizubringen. Er habe sämtliche Oberärzte darüber informiert, aber der Tag X rückte näher. Eine Woche vor seinem ersten Kreißsaaldienst, schrieb er an den stellvertretenden Chef in Charité Mitte, dass er den Dienst ablehnt, da er die Verantwortung hierfür aufgrund fehlender Einarbeitung nicht übernehmen könne. Er wurde ermahnt die Oberärzte nicht infomriert zu haben und unkollegial zu sein, da nun ein Anderer diese Dienstausfälle nun übernehmen müsse. Von Anderen dagegen wurde er für seine Haltung gelobt, da er dadurch werdende Mütter keiner Gefahr aussetzen wollte. Vom Chef wurde er gerügt er solle solche Infos nicht per Mail senden, denn wenn die Presse das mitbekommen hätte, wäre das schlechte Puplicity. Also wurde er in die HNO versetzt und durfte weiter Intubieren üben.

Fortsetzung folgt.....

andréw
13.12.2013, 08:27
Oh man, schön ist sicherlich etwas anderes, aber an anderen Häusern ist es leider auch nicht wirklich anders.
Kannst Dich gerne mal per PN bei mir melden, denn irgendwie würde ich schon ganz gerne nach B.
Danke,

LG André

karibe
14.12.2013, 10:04
Danke für den Bericht, sehr interessant und zeigt mir mal wieder, dass es woanders auch nicht anders ist;)
Nur, dass man bei mir doch etwas besser fürn Dienst im Kreissaal vorbereitet wird (im Sinne von ein paar SpA stechen davor im Tagdienst und vielleicht mal n PDK sehen/mal selber stechen). Wenn man dann was nicht kann, dann muss halt der OA kommen.

Das Ganze hört sich an, als ob das Arbeitsklima richtig schlecht wäre bei euch. Habe ich da den richtigen Eindruck? Wie siehts mit dem Assistenzärztezusammenhalt aus? Und stehen die OÄ hinter einem, falls was ist (jetzt mal abgesehen von dem einen Kollegen, der nicht im KS war)? Wie sieht es denn aus mit Pflege vs Ärzte? Ist die Zusammenarbeit gut? Oder herscht kriegt? Könnt ihr nicht von der Pflege zur Pause (in der OP Küche) ausgelöst werden?

aton_01
20.12.2013, 05:36
Hallo André. Was Berlin angeht, kannst mir eine PM schicken.

andréw
20.12.2013, 15:38
@aton, kannst/darfst oder willst keine PM´s empfangen...

aton_01
22.12.2013, 10:01
Jetzt sollte es klappen :-)

SevoFlow
03.10.2022, 12:26
Gibt es hier zu noch weitere Fortsetzungen oder sind andere User gewillt von Ihren (mehr oder weniger) aktuellen Erfahrungen an der Charité (gerne alle 3 Campi CCM,CVK,CBF) zu berichten? Anästhesie und Anästhesiologisch geführte Intensivstationen, DHZB natürlich auch, da die Charité sich ja dieses am einverleiben ist...

PropofolBarista
05.10.2023, 19:20
Ich hätte auch Interesse bzw. überlege da den Rest vom Facharzt zu machen.

gans100
04.02.2024, 23:22
würd mich auch über aktuelle Virchow Berichte freuen

SevoFlow
09.02.2024, 16:38
würd mich auch über aktuelle Virchow Berichte freuen


Kaum zu glauben, dass hier anscheinend echt keiner an der Großen Charite in der Anästhesiologie ist.
Oder die trauen sich alle nicht zu schreiben wie es dort läuft oder werden halt nie nach Hause gelassen und kommen nie dazu Foren zu lesen geschweige denn hier zu antworten xD :-oopss