Spezialisierung auf Notaufnahme mit Innere/Neurologie?

[Manubrium]

Die Notaufnahme eines Krankenhauses wird ja interdisziplinär besetzt und in vielen Fachrichtungen sind Einsätze in der Notaufnahme vorgesehen, so z. B. bei Internisten und Neurologen.

Wenn ich mich besonders für internistische und neurologische Notfälle interessiere, gibt es dann in der Klinik die Möglichkeit, vor allem in der Notaufnahme eingesetzt zu werden und zwar auch über die Assistenzarztzeit hinaus (Oberarzt)? Bzw. wie werden solche Aufteilungen der Ärzte einer bestimmten Fachrichtung gemacht?

[Reflex]

Naja selbst in kleineren Kliniken mag die Ambulanz interdisziplinär sein, aber jede Fachabteilung stellt selber ihr Personal um ihre Patienten aufnehmen. Beides zusammen wird schwer gehen, zumal zum Internisten als auch zum Neurologen mehr gehört als nur Ambulanzarbeit und Notfälle. Aber in beiden Fächern kann man sich ein Fremdjahr anerkennen lassen. Darüber hinaus gibt es internistische Stroke Units... aber das sind meist One Man Shows, wovon ich nur begrenzt was halte...

[Lava]

Bei uns wird die Notaufnahme von einem Internisten geleitet und es gibt noch zwei Oberärzte. Der eine ist Anästhesist, die andere Chirurgin. Die Assistenten wiederum gehören jeweils zu ihrer Stammfachabteilung und rotieren in die Notaufnahme, aber die beiden Oberärzte und der Leiter sind ausschließlich dort. Solche Leute werden auch händeringend gesucht, weil es eigentlich kein sooo attraktiver Job ist. Keine Nachtdienste, aber dafür auch kein OP, keine Intensivstation, keine Interventionen oder was man sonst so mag als Neurologe oder Internist. Für mich wärs auf Dauer nichts.

Ich frage mich auch oft, was die Oberärzte in der Notaufnahme überhaupt machen! Meistens sitzen die nur blöd rum und nerven die Pflege. OK, der Anästhesist macht hier und da mal ne Kurznarkose, der Internist das ein oder andere Herzecho... aber die meiste Zeit hängen die bloß rum *find*

[Strodti]

aber die meiste Zeit hängen die bloß rum *find*

Vielleicht ist das für den einen oder anderen Arzt auch ein Ziel ;-)

Wir haben einen Funktionsoberarzt der Chirurgie, der die Aufnahmen alle macht und kein Interesse an OP, Intensiv und Co hat. Der will Mo.-Fr. seine Regelarbeitszeit und gut.

[Lava]

Dann ist das kein echter Chirurg. ;-)

[Mondschein]

Es gibt ja mehr und mehr echte interdiszipliäre Notaufnahmen oder zum Beispiel große internistische Notaufnahmen, zum Teil in großen Kliniken als eigenständige Abteilungen mit sogar eigenem Chef. Man kann sich da schon seine Ecke suchen. Sowas wär dann vielleicht was für dich?
Tendentiell würd ich eher zum Internisten denn zum Neurologen als Grundlage raten (gehen tut bestimmt beides) mit vielleicht sogar wirklich Fremdjahr im jeweils anderen Fach? Schaden tut das bestimmt nichts.
Die wenigsten großen Kliniken werden nein sagen, wenn man länger als allgemein vorgesehen in der Notaufnahme bleiben will (bei uns will da zum Beispiel keiner hin) und man kann sich so sicher seine Nische schaffen und dananch eine reine Notaufnahme-OA suchen.
Aber direkt planen kann man das vermutlich nicht, sondern man organisiert und spezialisiert sich halt vielleicht einfach in die Richtung und sucht sich dann was passendes?
Den Notfallmediziner wie in anderen Ländern gibts ja hier nicht.

[pottmed]

Ich frage mich auch oft, was die Oberärzte in der Notaufnahme überhaupt machen! Meistens sitzen die nur blöd rum und nerven die Pflege. OK, der Anästhesist macht hier und da mal ne Kurznarkose, der Internist das ein oder andere Herzecho... aber die meiste Zeit hängen die bloß rum *find*

In den ZNAs die ich kenne, sitzen die OAs nicht nur blöd rum :-meinung

Ich interessiere mich auch für die Tätigkeit in einer großen ZNA, würde dafür allerdings den FA für Anästhesie empfehlen, oft ist es ja auch so, dass eine ZNA noch einmal in Rettungsstelle und normale NA geteilt ist. Die NA machen die Assis der Inneren und Chirurgie, die Rettungsstelle leiten die Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten etc. werden dort nur zum Konsil hinzugezogen.

[Thunderstorm]

Uii - das ist auch genau mein Thema!
Ich würde ebenfalls später gerne in einer interdisziplinären Notaufnahme (internistisch/anästhesiologisch) arbeiten und mache mir Gedanken, was für ein Facharzt am geeignetsten wäre. Auch in Hinblick darauf, dass ich gerne noch Notarzt fahren möchte und evtl. Weiterbildungen in Höhen-, maritimer sowie Luft-u. Raumfahrt-Medizin machen möchte.

Daher würde ich mich über mehr Infos diesbezüglich sehr freuen.

[LolaBlau]

Also ich kann berichteten, dass es bei uns im Haus eine interdisziplinäre Notaufnahme gibt mit eigenem Chef und eigenen Oberärzten. Eine Oberärztin ist Fachärztin für Innere Medizin und Fachärztin für Neurologie, die Neurologen haben dazu nen eigenen Oberarzt für die Notaufnahme abgestellt, dann gibts noch einen Internisten als Oberarzt und einen Allgemeinmediziner. Also es gibt diese Variante schon, einer der Oberärzte dreht gerne etwas Däumchen, die anderen Oberärzte arbeiten schon ordentlich mit dort. Insgesamt aber sehr geregelte Arbeitszeiten dort (nur der Neurologe macht auch Hintergründe in der Neurologie, die anderen haben die Wochenenden immer frei). Alle chirurgischen (AC, UC, GC), neurologischen, internistischen und mit Abstrichen (es kommt immer ein Assistent aus der Klinik dann dazu) neurochirurgischen Patienten (elektive Patienten ausgenommen) laufen über diese Notaufnahme. Es gibt also schon Möglichkeiten auch als Oberarzt so zu arbeiten. Ob das was für einen ist, muss man selbst entscheiden, hat sicherlich Vor- und Nachteile.

[Feuerengelchen]

Ich kenne einen Studienkollegen, der genau so etwas wie du wollte - der ist nach Regensburg gegangen und lt. seinen Aussagen sehr zufrieden. Meines Wissens geht das dort über die Innere.

Ich persönlich tendiere eher zur Intensivmedizin - werde in der Inneren anfangen und dann über den FA Anästhesie gehen, danach die Spezielle Intensiv mitnehmen.

[Harvey]

Nicht in jedem Bundesland wird ein Fremdjahr in der Inneren Facharztausbildung angerechnet - so dass sich die Ausbildung dadurch unfreiwillig verlängert. Kann aber nur sehr raten 6-12 Monate Neurologie zu machen. Profitiere davon noch immer und bin erstaunt wie häufig doch neurologische Symptomatiken/Fragestellungen im Klinik- und Praxisalltag auftauchen.

Für große Notaufnahmen ist es wahrscheinlich sinnvoller eine Fachrichtung auszuwählen wie Innere oder Chirurgie. Natürlich macht auch Anästhesie respektive deren Notarztwesen, jedoch glaube ich im Tagesgeschäft eines Notaufnahmearztes, welches nicht immer nur Lebensretten und Intubation beinhaltet, ist Innere oder Chirurgie die brauchbarere Grundlage. Wobei allgemeine Innere den Kern am besten trifft.

Bin selbst den Weg der Allgemeinmedizin gegangen, per se glaube ich kommt dies dem Notaufnahmearzt sehr nahe, da man sowohl krankenhaus als auch die Möglichkeiten des niedergelassenen Bereichs besser einschätzen kann. So kann man auch in fünf Jahren den Facharzt machen und dabei wirklich alle der hier genannten Fächer einbauen, je nach Bundesland eben mindestens 18 Monate Innere, 18 Monate Allgemeinmedizin und dann eben aufteilen.

Oftmals suchen auch viele Notaufnahmen gerade den Allgemeinmediziner... jedoch große Häuser wählen vielleicht eher den Spezialisten. Daher sollte man auch überlegen, was für ein Haus du am Ende bevorzugst.

Hatte auch mal im Sinn nur Notaufnahme zu machen - nur sollte man wissen, wenn es keine OA-Stelle ist, kann es eben eher ins Schichtsystem gehen und erholsam ist Notaufnahme auch nicht gerade. Würde daher auch bei der Facharztrichtung überlegen, wenn irgendwann Notaufnahme nicht mehr das Ziel ist.