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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Partielle Agonisten des Opioidrezeptors



Lisa
11.08.2003, 16:32
Ich schon wieder!

Und heute gehts um Buprenorphin und seine schlechte Antagonisierbarkeit durch Naloxon.

Here we go: Worauf beruht diese schlechte Antagonisierbarkeit? Lösung in Frage Frage 248 08/2001, GK2: "Buprenorphin dissoziiert sehr langsam vom Opioid-Rezeptor."

Buprenorphin ist ein partieller Agonist des Opoidrezeptors. Das heißt, in Anwesenheit eines reinen Agonisten weist es die Merkmale eines kompetetiven Antagonisten auf.

Kann ich hieraus nicht den Umkehrschluss ziehen: in Anwesenheit eines reinen Antagonisten (Naloxon) weist Buprenorphin wieder verstärkt agonistische Merkmale auf? Das wär in meinen Augen nämlich auch eine schöne Begründung für den obigen Sachverhalt. Oder ist dies ein Trugschluss? Kompletter Blödsinn und an den Haaren herbeigezogen?

Naja, sagt mal was dazu!

Gruß,
Lisa (mag Pharma nicht besonders; aber hasst eigentlich Mibi :-)) )

Zoidberg
11.08.2003, 16:40
laut Karow ist die Affinität von Buprenorphin an seinen Rezeptor so stark, dass es weder durch Agonisten noch Antagonisten verdrängt werden kann, d.h. "Buprenorphin ist alles um sich herum egal und zieht sein Ding durch..." darum würde das glaube ich deinen Umkehrschluss widerlegen.

Viele Grüße Zoidberg

airmaria
11.08.2003, 17:04
Naja, nicht ganz Zoid:

Nimmst Du wenig Buprenorphin und antagonisierst dieses mit einer Menge Naloxon... theoretisch mal bis zum völligen Ausgleich... dann kommen nur noch die antagonistischen Wirkungen von Buprenorphin zum Ausdruck.

Eine Frage der Konzentration und Rezeptorbindungswahrscheinlichkeit in Verbindung mit Affinität... oder so ;-)

"Mary" airmaria

Zoidberg
11.08.2003, 17:15
@ Mary:

das verstehe ich nicht, sagen wir mal du hast 100 Rezeptoren, gibst nun Buprenorphin für 20 Rezeptoren, von denen 10 agonistisch und 10 antagonistisch wirken und anschließend Naloxon, das an die anderen 80 Rezeptoren geht.

Dann hast du doch noch immer 10 agonistisch besetzte Rezeptoren und Naloxon ändert nix daran???

Wieso kommen nur noch die antagonistischen Wirkungen von Buprenorphin zum Ausdruck nach Naloxongabe? Was meinst du mit Ausgleich, dachte Buprenorphin läßt sich nicht verdrängen...

Zoidberg mit fragendem Blick

Froschkönig
11.08.2003, 18:37
Original geschrieben von airmaria
Eine Frage der Konzentration und Rezeptorbindungswahrscheinlichkeit in Verbindung mit Affinität... oder so ;-)

Eben. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung von Buprenorphin ist glockenförmig, wenn ich mich recht erinnere. D.h. es gibt nur eine ganz bestimmte Dosierung, bei der das Wirkmaximum (agonistisch!) erreicht wird. Darüber und darunter ist die Wirkung geringer.


Kann ich hieraus nicht den Umkehrschluss ziehen: in Anwesenheit eines reinen Antagonisten (Naloxon) weist Buprenorphin wieder verstärkt agonistische Merkmale auf?

Zum Zeitpunkt der Antagonisierung ist das Buprenorphin ja nach wie vor fest mit den µ-Rezeptoren verbunden. Wenn ich also meine Buprenorphin Dosis so gewählt habe, daß sie dem Wirkungsmaximum entspricht, wird ein besetzen der übrigen Rezeptoren durch Naloxon eher wenig Effekt mit sich bringen.
Bei unerwünscht-langer Buprenorphin-Wirkung kann man allerdings die Atemdepression durch die Gabe von Doxapram aufheben, welches nicht das Opioid antoagonisiert, sondern direkt die Atmung stimuliert !

Der Frosch

airmaria
11.08.2003, 18:46
Original geschrieben von Zoidberg
@ Mary:

das verstehe ich nicht, sagen wir mal du hast 100 Rezeptoren, gibst nun Buprenorphin für 20 Rezeptoren, von denen 10 agonistisch und 10 antagonistisch wirken und anschließend Naloxon, das an die anderen 80 Rezeptoren geht.

Dann hast du doch noch immer 10 agonistisch besetzte Rezeptoren und Naloxon ändert nix daran???


Man darf das nicht so starr sehen, eine um zigmal höhere Affinität heißt noch lange nicht irreversible Bindung!

Es ist alles in Bewegung, man spricht von Bindungswahrscheinlichkeiten... und es bedeutet eben nicht, dass wenn einmal ein Rezeptor besetzt ist, dieser für alle Zeiten besetzt bleibt... das würde der Heroinliga eine Menge Kohle ersparen.

"Mary" airmaria

Lisa
11.08.2003, 18:49
Bei mir ist grad der Groschen gefallen.

Meine Hypothese setzt ja eine rege Dynamik von Rezeptorbindung und Abdissoziation voraus. Aaaaber: Buprenorphin bindet ja so fest!! *stirnklatsch*

Danke euch!!

Zoidberg
11.08.2003, 18:59
Original geschrieben von airmaria


Man darf das nicht so starr sehen, eine um zigmal höhere Affinität heißt noch lange nicht irreversible Bindung!

... und es bedeutet eben nicht, dass wenn einmal ein Rezeptor besetzt ist, dieser für alle Zeiten besetzt bleibt...
"Mary" airmaria

aber hier eben sehr viel länger und fester, da hohe Affinität und darum geht es hier denke ich mal. Natürlich ist das alles auch nur modellhaft und die bindung ist nicht irreversibel, es lösen sich natürlich auch welche und gegen Ende der Wirkdauer kann natürlich auch immer mehr Naloxon binden, da mehr Rezeptoren wieder frei sind

Lisa
11.08.2003, 19:03
Passt schon, passt schon. Die Abdissoziation dauert eben zu lange.
Und es geht ja um die Antagonisierung der Atemdepression, da hat man nicht wirklich ewig Zeit. ;-)

Zoidberg
11.08.2003, 19:06
was macht man denn im Notfall? Intubieren? Atemstimulation?

Lisa
11.08.2003, 19:12
Wie Frosch schon sagte: Atemstimulation mit Doxapram.

LG,
Lisa

Zoidberg
11.08.2003, 19:21
hatte den Beitrag vom Frosch gar nicht gesehen ;-)