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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : theoretische Fächer mit Patientenkontakt?



throni
27.05.2013, 18:24
Hallo zusammen,
Bei mir hat sich durch Pflegepraktika, Famulaturen und Hopitationen mitlerweile mehr als deutlich abgezeichnet, dass ich dem Stationsalltag in meiner späteren beruflichen Laufbahn aus dem Weg gehen will. Ich finde für mich die klinisch-theoretischen Fächer recht attraktiv, würde aber ungern komplett auf Patientenkontakt verzichten. Leider habe ich bisher in keinem der nicht-klinischen Fächer praktische Erfahrungen sammeln können. Daher die Frage: Gibt es unter oben genannten Fächern (Patho, Labor, MiBi, Humangenetik usw.) welche, bei denen man unter bestimmten Umständen nochmal den ein oder anderen Patienten zu Gesicht bekommt (bei Konsilen oder Beratungsgesprächen o.ä.?). Falls ja: bei welchen der Fächer ist der Patientenkontakt noch am "ausgeprägesten"?
Danke für eventuelle Antworten!

SuperSonic
27.05.2013, 19:17
Prüfärzte haben einiges an Patientenkontakt fernab des Stationsalltags.

Mano
27.05.2013, 19:21
Schätze am meisten Patientenkontakt hat man noch in der Radio - und ganz sicher in der interventionellen Radiologie. Ob das dort aber so interessante Gespräche sind, die man mit den Patiten führt kann ich mir kaum vorstellen...
In der Humangenetik und der Pathologie sind Patientenkontakte sicher eher die Ausnahme, dann handelt es sich dafür aber um echte tiefergehende Gespräche. Was hingegen ein Labormediziner überhaupt macht, hat sich mir auch nach einem dreistündigen Seminar zum Berufsbild des Labormediziners nicht erschlossen^^

Coxy-Baby
27.05.2013, 19:45
Was hingegen ein Labormediziner überhaupt macht, hat sich mir auch nach einem dreistündigen Seminar zum Berufsbild des Labormediziners nicht erschlossen^^

Naja neben der Laborarbeit leiten die auch mal gerne die Spezial-Ambulanzen für Sachen wie Fettstoffwechselstörungen und Gerinnungsstörungen ...z.B.

MediJulia
27.05.2013, 20:23
Ich würde dir vorschlagen einfach mal ein paar Tage zu hospitieren, falls du keine Zeit für Famulaturen dort hast, einfach mal um einen Einblick zu bekommen, ob das für dich etwas wäre.

Labor und Mibi fällt mir eher kein Patientenkontakt ein, muss aber nichts heißen.

Patho: viel Mikroskopieren, eher weniger Autopsien, falls doch dann zumindest Kontakt mit Klinikern, wenn sie die Ergebnisse präsentiert bekommen wollen

Radio: je nach Organisation (und Anteil von ambulanten Patienten) Patientenkontakt durch Aufklären der Patienten für CT (mit Kontrastmittel), MRT,... und dann durch die Interventionen: Angios, Durchleuchtung,...

Humangenetik: z.T. Laborarbeit, Patientenkontakt durch Humangenetische Beratungen (diese stell ich mir nicht einfach vor, wenn man jungen Eltern oder Päarchen die Eltern werden wollen bei der Familienplanung helfen soll, ob oder ob nicht, wenn sie Träger eines bestimmten Gens sind - nicht alle der Beratungen werden so sein, aber doch ein großer Teil).

Praktische Erfahrung in Form einer Famulatur hab ich nur in der Radiologie gemacht und da gemerkt, dass man da mehr Kontakt hat, als ich gedacht hatte, aber er ist anders als auf Station. In der Patho und der Humangenetik haben Freunde von mir famuliert und gebe nur das wieder, was ich von ihnen und unseren Dozenten so mitbkeommen hab, sind also keine Infos aus erster Hand, sorry

Mano
27.05.2013, 20:37
Was mir da gerade einfällt: Wenn es dir nur darum geht, möglichst keine Stationsarbeit machen zu müssen - wie wäre es mit Anästhesie? Wobei der Patientenkontakt dort auch meist eher speziell ist...

Kackbratze
27.05.2013, 23:15
Eine Intensivstation hat schon Patienten und Angehörigenkontakt...

dmtec
28.05.2013, 00:57
Humangenetik, Radio, spezialambulanzen wie schon genannt - alles super ideen.

Kackbratze
28.05.2013, 05:13
Genetiker haben 1000 Beratungsgespräche. Das ist nicht "nur" Tests durchführen und auswerten.

Praia-do-Forte
28.05.2013, 11:49
Was hingegen ein Labormediziner überhaupt macht, hat sich mir auch nach einem dreistündigen Seminar zum Berufsbild des Labormediziners nicht erschlossen^^

Also eigentlich sitzen wir den ganzen Tag herum, lesen Zeitung und trinken Kaffee.....


Auch Labormediziner kommen in Kontakt mit Patienten.
Neben den o.g. Spezialambulanzen wird man ja auch allgemein beratend am Telefon oder an der Zentrale tätig. (zumindest bei uns)
An der Zentrale schlagen Menschen auf die irgendwelche Untersuchungen machen sollen oder machen wollen,
die wollen meist noch Erklärungen dazu, oder sie kommen mit einer Fragestellung die sie gerne privat abklären wollen, aber nicht wissen was man dafür bestimmen muss. Typisch z.B. HIV-Test und weitere STDs.
Am Telefon hat man immer mal wieder Patienten die ihren eigenen Befund erklärt haben wollen.

Die Gespräche können je nach Gegenüber da auch mal die Länge eines Anamnese-Gesprächs in der Klinik annehmen....

Fr.Pelz
28.05.2013, 18:41
Also von den genannten fänd ich persönlich Humangenetik am Spannendsten. Unser Dozent im Seminar damals hat uns erzählt, dass er in einer großen Praxis für Pränatales Screening sitzt und dort einerseits Untersuchungen im Labor macht, andererseits aber auch die Paare berät UND an Studien beteiligt ist. Hörte sich sehr schön abwechslungsreich an. Humangenetiker gibt es ja auch z.B an manchen pädiatrischen Zentren, da hat man dann auch Patientenkontakt ohne Stationsalltag. vermutlich wirds nicht allzuviele Stellen geben.

daCosta
29.05.2013, 11:58
Schätze am meisten Patientenkontakt hat man noch in der Radio - und ganz sicher in der interventionellen Radiologie. Ob das dort aber so interessante Gespräche sind, die man mit den Patiten führt kann ich mir kaum vorstellen...
In der Humangenetik und der Pathologie sind Patientenkontakte sicher eher die Ausnahme, dann handelt es sich dafür aber um echte tiefergehende Gespräche. Was hingegen ein Labormediziner überhaupt macht, hat sich mir auch nach einem dreistündigen Seminar zum Berufsbild des Labormediziners nicht erschlossen^^

Wieso sollen in der Humangenetik Patientengespräche die Ausnahme sein?
Es gibt halt viel weniger, aber man kann schon an einem nachmittag mal 2 Patienten haben.
Ja die Gespräche dort sind ausführlich 1,5-2h mind. und sehr persönlich.
Gerade wenn es um Testung von Erbkrankheiten geht: Wer will schon wissen, ob er mit 40 Jahren Chorea Huntington bekommt?!
Der Rest von der Arbeit ist halt Labor/Forschung und Lehre. Soweit mir bekannt ist der erlauchte Kreis der Humangenetiker nur an de Uniklinik tätig.

PMR-Doc
29.05.2013, 19:14
An meiner Uni hatten die Gerichtsmediziner erstaunlich viel lebenden Patienten-/Klientenkontakt.

Und als Arbeitsmediziner, ok ist nicht ganz so theoretisch;-), musst du dich auch nur vorübergehend dem klassischen Stationsalltag aussetzen. Danach gibt es viele Möglichkeiten in Richtung Prävention, Unfallverhütung, etc. wo man weit außerhalb eines Krankenhauses arbeitet und es überwiegend mit Gesunden zu tun hat.

throni
01.06.2013, 12:35
Danke für die vielen Antworten! Speziell hätte ich nochmal eine Frage zur Mikrobiologie: Habe gehört, dass Mikrobiologen durchaus auch die Stationsvisiten mitmachen und z.B. auch die reisemedizinischen Bertungsstellen o.Ä. leiten. Meint ihr das ist eher die Ausnahme? Das wäre nämlich, falls es solche Stellen gibt, ungefähr das Idealmaß an Patientenkontakt für mich :)

CYP21B
01.06.2013, 13:46
Bei mir an der Uni gibt es wohl so eine Art Antibiotika-Visite über die Intensivstationen bei denen insbesondere Patienten mit Porblemkeimen etc. visitiert werden. Wird dann von den Mikrobiologen geleitet.

THawk
01.06.2013, 14:36
Danke für die vielen Antworten! Speziell hätte ich nochmal eine Frage zur Mikrobiologie: Habe gehört, dass Mikrobiologen durchaus auch die Stationsvisiten mitmachen und z.B. auch die reisemedizinischen Bertungsstellen o.Ä. leiten. Meint ihr das ist eher die Ausnahme? Das wäre nämlich, falls es solche Stellen gibt, ungefähr das Idealmaß an Patientenkontakt für mich :)

Das gibt es, ist aber heute noch selten. Aber mit der zunehmenden Bedeutung, die Problemkeimen zugemessen wird, werden sich auch solche Visiten mehren. Das können dann evtl. die Mikrobiologen machen wobei wir eher in die andere Richtung gehen und Infektiologen (d.h. weitergebildete Pädiater) hinzuziehen. Liegt aber sicherlich auch an meinem Chef.

John Silver
02.06.2013, 19:52
Ein Facharzt für Infektiologie existiert meines Wissens nicht, nur als Zusatzbezeichnung für z.B. Internisten. Heißt im Klartext, dass man auf dem Weg dahin seeehr viel Stationskram machen muss.
Ein Mikrobiologieexperte als Laborarzt ist immer gefragter, aber Laborarzt ist schon sehr speziell, da sollte man sich wirklich intensiv mit der Fachrichtung beschäftigen und genau wissen, ob man das machen will.
Ein klinisches Fach mit viel Patientenkontakt, schöner work-life-Balance und während der Weiterbildung nur einem Jahr Stationsarbeit ist die Strahlentherapie. Ist ggf. einen Blick wert.
Humangenetiker haben recht viel Patientenkontakt im Rahmen der genetischen Beratung. Die Fachrichtung ist allerdings recht begrenzt, man verbringt relativ viel Zeit im Labor (und das ist größtenteils recht unspannend und nur für sehr entsprechend interessierte Zeitgenossen auf Dauer zu ertragen), es gibt nur relativ wenige Kliniken, in denen man überhaupt eine Weiterbildungsstelle bekommt (was bei örtlicher Gebundenheit ein Problem sein kann), und die Haftpflichtversicherung ist sehr teuer (für den Niederlassungswilligen).

throni
02.06.2013, 23:42
Vielen Dank für den ganzen Input! Strahlentherapie stelle ich mir tatsächlich auch sehr schön vor. Habe das noch nie so richtig in Erwägung gezogen will ich trotz grundsätzlichem Interesse eine ziemliche Niete in Physik bin. Und Laborarbeit macht mir schon Spaß, aber mein gesamtes Leben würde ich da eben auch nicht verbringen wollen.

throni
03.06.2013, 08:00
Strahlentherapie scheint tatsächlich ein schönes Fach zu sein, leider bin ich trotz grundsatzlichem Interesse eine ziemliche Niete in Physik. Weiss nicht ob das dem ganzen nicht etwas im Weg stehen würde. :)

simi
06.06.2013, 12:22
habe auch lange zeit mit der strahlentherapie geliebäuglt und weiß daher, dass es überhaupt kein problem ist, wenn man meint, eine physik-niete zu sein, wie auch in der radiologie stellt natürlich ein gewisses physik-verständnis kein hindernis dar..

als theoretisches fach fällt mir noch der facharzt für hygiene und umweltmedizin ein - man hat fachdisziplinübergreifende einblicke und ist sozusagen der "anwalt der patienten", allerdings ist der direkte patientenkontakt nicht soo häufig, man hat eher mit den patientenakten/-kurven und kollegen zu tun..