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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unfallchirugie, Gritti-Stokes-Amputation



PushPull
30.05.2013, 14:47
Hi,

ich bin Assi in der Unfallchirugie und erst jetzt nach dem Studium auf dieses Forum gestoßen.

Gestern wurde bei mir im OP vom OA eine Gritti-Stokes-Amputation durchgeführt. Für mich war das dermaßen psychisch belastend, dass ich total geschwitzt habe, mir übel wurde und ich im OP umgefallen bin. Ich habe das noch bei keinem anderen erlebt.

Passiert Euch das auch mal? Mir ist das total peinlich. Ich konnte mich bloß nicht kontrollieren.

Vielen Dank!

Liebe Grüße

Fr.Pelz
30.05.2013, 17:03
Hi,
mir hat man gleich als ich angefangen hab, gesagt, dass es normal ist, wenn einem im OP mal schlecht wird- unabhängig von der OP-Technik kann das an der Hitze unter dem Kittel, am langen Stehen und an der Anspannung liegen...
Man sollte halt nur nicht ins OP-Gebiet kippen. Ansonsten muss man sich deswegen nicht schämen.

Mir ist schon öfter schlecht geworden, gerade wenn viel Eiter oder Stuhl mit entsprechenden Gerüchen im Spiel sind. Wegdrehen und tief durchatmen hat aber bis jetzt immer gereicht. (Für mich weiß ich auch, dass ich NICHTS sage in dem Moment. In dem Moment, in dem man der Übelkeit "Aufmerksamkeit schenkt", wirds zuminest in meinem Fall nämlich erstmal schlimmer. )

Die Frage, ob das jetzt wirklich psychisch belastend war, kannst nur du beantworten. Ich hab so eine Amputation noch nie gesehen (nur "normale" Unterschenkelamputationen). Was war denn so besonders schlimm an dieser Technik?
LG

PushPull
30.05.2013, 17:30
war nichts schlimm; ist ja nicht viel anders.

Ich werde damit schon klarkommen. Das komisch ist, dass ich schon ein paar Jahre in der Chirugie tätig bin und das es erst jetzt geschieht.

LG

glücksdrache
30.05.2013, 18:00
Hi,

bei meiner ersten Amputation hab ich auch das Amputationsmesser in meiner Hand angestarrt. Da dies ja ein großer, sichtbarer Eingriff für den Patienten ist , kann ich verstehen, dass man dabei sehr erschrecken kann. Umgefallen bin ich nicht, aber gut gefühlt wie nach anderen Operationen hab ich mich auch nicht.
Auch bei sowas kommt die Routine, da man sieht, dass sich auch die meisten Patienten damit gut arrangieren.

Bis dann,
Drache

FUMANCHU
30.05.2013, 18:49
Hei, das es jetzt erst passiert ist, kann ja auch daran liegen das du insgesamt nicht so gut drauf warst, verschiedene Faktoren können da mit reinspielen ( Stress und Hektik? Nicht genug gegessen und getrunken? Evtl bisschen krank, bei Frauen Zyklus?)
Nicht zu viel drauf geben, und gut auf ausreichende Hydrierung achten...:)
Ich erinnere mich gerade an mein erstes "Bein" was ich im Pj abgetrennt hab( durfte absägen) und hab dann Zuhause voll geflasht davon erzählt, meiner Freundin ist schlecht geworden, und sie ist einfach nach Hause gegangen....
Aber irgendwie fehlt es mir jetzt in der Kl.-apse auch nicht soooo sehr :)
Alles liebe und immer schön an Applied tension denken

Lava
30.05.2013, 22:18
Hmpf. Ich hab noch nie irgendwas amputiert. Gestern stand ich mal drauf für ne Unterschenkelamputation, aber die ist ausgefallen wegen krankem OP-Personal. Ich war überhaupt erst bei zwei Oberschenkelamputationen dabei in 4 Jahren. Wir machen das total selten. Das ist eher Sache der Gefäßchirurgen :-)) Die eine der beiden Amputationen war aber in der Tat heftig. Der OA hat das Bein so schnell wie nur irgend möglich abgeschnitten, damit wir es in den Sack tun und luftdicht verschließen konnten. Das hat GESTUNKEN, einfach unglaublich. Ein paar Minuten länger und ich hätte sicher auf den Tisch gek****.

PushPull
31.05.2013, 12:17
ok, danke. War wahrscheinlich die Tagesform. Vielen Dank.

Dann wünsche ich Euch noch ein schönes Leben! :)

god0t
01.07.2013, 20:37
Bloß nicht überbewerten. Ganz wichtig: Immer wenn Du merkst, dass es Dir nicht gut geht, tritt ab! Sag, dass Dir unangenehm sei, Du Dich kurz entschuldigen müssest. Dann kann man auch denken, dass Du auf die Toilette müsstest.

Dann trinkst Du ein paar Schlücke, setzt Dich irgendwo hin und atmest tief durch. Dann trinkst Du noch ein bisschen mehr und kommst nach 5-10 Minuten wieder. Dann sagst Du einfach, dass es nötig war abzutreten und gut ist. :)

Das hat bei mir drei Mal gut funktioniert (u.a. 2 Chefärzte) und es gab nie Probleme. Im Gegenteil: Die Leute sind immer froh, wenn Du ehrlich bist. Besser so als umfallen und dann noch Probleme für das Personal machen. Ein neuer Kittel ist schneller aufgemacht als Deinen Kreislauf wieder in die Gänge zu bringen..