PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Infusionssystem voller Luft



Seiten : [1] 2 3 4

ralfschmidt84
01.06.2013, 20:16
Hallo liebe Kollegen,

ich bitte euch hier mal ganz kurz um eure Meinung zu folgendem Sachverhalt. Eine ärztliche Kollegin möchte letztens einem Patienten eine Kurzinfusion mit NS anhängen. Spritzt das NS in die Infusion und steckt das System an. Im Anschluss schließt sie das System an die Flexüle an und wundert sich, dass sie auch nach mehrfahren manipulieren die Infusion nicht zum Laufen bekommt, geht zum Pflegepersonal und das erkennt erschrocken, dass das gesamte System nicht entlüftet ist. Die darauf angesprochene Kollegin tut das Problem ab und lässt das Pflegepersonal links liegen, gibt aber zu verstehen dass es doch nicht so kritisch wäre... Akzeptabel oder nicht? Man hier betonen, dass dieser Fehler nicht in Hektik geschehen ist, sondern aus Unwissen.... Klar ist, man muss es ihr beibringen, aber eigentlich sollte man das doch wissen oder. Ich bin mir auch im Klaren, dass ein Einlaufen der gesamten Luft wahrscheinlich nicht passiert wäre und so ein letaler Ausgang unwahrscheinlich. Und trotzdem dachte ich um ganz ehrlich zu sein. Wie kann man nur so d.. sein...
Ich habe das Ganze auch nur aus dem Nachbarraum mitbekommen, der Patient gehörte zu einer anderen Fachrichtung…

Ich finde sowas darf nicht passieren oder???

Leelaacoo
01.06.2013, 20:59
Es sollte vieles nicht passieren, was dennoch passiert...es handelt sich hier quasi um ein critical incident, die meisten KHs haben dafür mittlerweile ien (anonymes) Meldesystem, um eben solche (beinahe)-Fehler zu minimieren...verhindern kann man menschliches Versagen bei menschlichen Mitarbeitern nie ;-)
Ich lese jetzt heraus, dass du von pflegerischer Seite kommst? Dazu muss ich sagen, dass gerade (junge) Ärzte Dinge wie Infusionen richten nicht können...das liegt einfach daran, dass es uns kein Mensch beibringt...das liegt nicht unbedingt daran, dass man es als pflegerische Aufgabe ansieht, sondern einfach daran, dass die praktische Ausbildung in solchen fundeamentalen Sachen einfach nicht stattfindet...i.m.-Spritzen, s.c.-Spritzen, DKs, Magensonden, perfusoren und Infusionen richten und einspannen, Infusomaten programmieren, Dinge wie "Warum läuft die Infusion nicht" oder ähnliche, für dich vielleicht banale, Dinge erklärt einem kein Mensch im Studium, außer, man holt sich das Wissen selbst bei der Pflege...ich denke, die Kollegin hat es einfach nicht gewusst und fühlte sich blossgestellt...ggf. vor dem Patienten. Es wäre gut, es ihr zu zeigen. Das, was jeder Pflegeschüler lernt (und zwar ja recht sturkturiert, mit Anleitung, Berichtsheft, zeigen, abzeichnen etc.) musste ich z.B. zum Teil einfach ausprobieren, wenn es mir keiner zeigen wollte...je nachdem wo die Kollegin famuliert/ PJ gemacht hat war das vielleicht nicht Teil des Systems.
Ich will damit nicht jeden Fehler entschuldigen, aber es ist ja wohl so, dass sie die Infusion selbst gerichtet hat (was ist übrigens NS?)? Ist es normalerweise eine ärztliche Aufgabe bei euch? dann sollte man die Kollegen einweisen. Mit Dummheit hat das nichts zu tun. Passiert wäre eher auch nichts. Aber dennoch...ein wenig Verständis würde von pflegerischer Seite nicht schaden, wird es doch andersrum auch immer eingefordert.

LG Lee (ich hatte z.B. häufiger mal Meldungen an mich von pflegerischer Seite wie "Du, der Herr X hat versehntlich die medis von Herrn Y bekommen...kuckst du mal, gell, jetzt habs ich dir gesagt...." und zack, wars mein Bier...sollte auch nicht passieren, ist aber fast nicht zu verhindern, es arbeiten überall Menschen, die verschiedene Tagesformen und verschiedene Wissensstände haben. Ein CIRS ist zumindest mal ein Ansatz, dass leute über solchen Fehelr sprechen DÜRFEN, ohne sich gleich blosszustellen.)

ralfschmidt84
01.06.2013, 21:07
Ich bin selbst ärtzlicher Kollege...

Coxy-Baby
01.06.2013, 21:22
Lee hast ja schon ganz gut beschrieben, ich schiebe mal hinterher,dass selbst ein komplettes Schlauchsystem mit wenigen ml Inhalt niemanden umbringen wird....

Skalpella
01.06.2013, 22:35
Ein weiteres Mal frage ich mich auch hier: Was zu Teufel bringt ein verpflichtendes Pflegepraktikum, wenn junge Ärzte noch nicht einmal ein Infusionssystem entlüften können? Verpflichtende Nachweise einfacher, auch behandlungspflegerischer Tätigkeiten sollten schon längst selbstverständlich sein.
Für den Arzt ist es entwürdigend und peinlich, einfachste Handgriffe nie richtig erlernt zu haben.
*aufreg*

Laelya
01.06.2013, 23:36
Ein weiteres Mal frage ich mich auch hier: Was zu Teufel bringt ein verpflichtendes Pflegepraktikum, wenn junge Ärzte noch nicht einmal ein Infusionssystem entlüften können? Verpflichtende Nachweise einfacher, auch behandlungspflegerischer Tätigkeiten sollten schon längst selbstverständlich sein.
Für den Arzt ist es entwürdigend und peinlich, einfachste Handgriffe nie richtig erlernt zu haben.
*aufreg*

Ich bin in meinen Pflegepraktikas noch nicht mal in die entfernte Nähe von Infusionen gekommen, geschweige denn das mir jemand erklärt hätte wie das funktioniert. Nicht auf der Neurologie, der Kardiologie und der Orthopädie. Dafür kann ich wunderbar Patienten füttern, waschen und Brötchen schmieren....

Ich finde sowieso, dass wir im Studium viel zu wenig praktische Dinge lernen, die auf Station von Nöten wären.

epeline
01.06.2013, 23:42
ich durfte im pflegepraktikum leere infusionen abstöpseln... aber auch da wurde großes bohei drum gemacht
und man durfte es nur bei bestimmten schwestern und so, dass andere bestimmte schwestern es nicht sehen ^^

ich muss auch sagen, ich bin immer ganz nervös, wenn ich bei nem patienten bin u der infusiomat/perfusor fängt plötzlich an zu piepen. ich kann nämlich nur "alarm aus", was ja nicht ewig hält ^^
ist auch irgendwie doof, da immer die pflege rufen zu müssen

THawk
02.06.2013, 00:44
Ein weiteres Mal frage ich mich auch hier: Was zu Teufel bringt ein verpflichtendes Pflegepraktikum, wenn junge Ärzte noch nicht einmal ein Infusionssystem entlüften können? Verpflichtende Nachweise einfacher, auch behandlungspflegerischer Tätigkeiten sollten schon längst selbstverständlich sein.
Für den Arzt ist es entwürdigend und peinlich, einfachste Handgriffe nie richtig erlernt zu haben.
*aufreg*

Bringt nichts, weil man i.d.R. beim KPP nicht an die Infusionen darf und sie erst recht nicht vorbereiten darf. Ist ein Problem der fehlenden Lernziele fürs Pflegepraktikum / des fehlenden Interesses es zu erklären (wenn man den Med.student eben als klassischen Praktikanten / Unterkursschüler betrachtet führt das eben zu solchen Ergebnissen). Das ganze zeigt aber auch die Schwächen in der praktischen Ausbildung der Ärzte (was ja zum Glück durch Skillslabs etc. etwas verbessert zu werden scheint).

Kandra
02.06.2013, 06:03
Ein weiteres Mal frage ich mich auch hier: Was zu Teufel bringt ein verpflichtendes Pflegepraktikum, wenn junge Ärzte noch nicht einmal ein Infusionssystem entlüften können? Verpflichtende Nachweise einfacher, auch behandlungspflegerischer Tätigkeiten sollten schon längst selbstverständlich sein.
Für den Arzt ist es entwürdigend und peinlich, einfachste Handgriffe nie richtig erlernt zu haben.
*aufreg*

Wie auch bei den anderen war das höchste aller Gefühle, dass ich bei ner leeren Infusion oben das Ding zudrehen durfte. Danach musste ich die Schwestern holen, abstöpseln war nicht. Seltenst bei ganz bestimmten Leuten durfte ich mal unter Aufsicht eine anstöpseln, das wars dann auch schon.
Lustig war nur, das ich das dann von einem Tag auf den anderen durfte als ich von einer Woche zur anderen von der Praktikantin zur studentischen Hilfskraft aufstieg. Da hieß es sofort selbstverständlich "Wenn du eh schon in dem Raum bist, kannst du bei XY noch eben die Infusion abstöpseln wenn sie schon durch ist?" oder "Hängst du die Infusion dann gleich an wenn du die Nadel gelegt hast"?

Infusionen vorbereiten kann ich aber heute noch nicht ^^

Espressa
02.06.2013, 06:47
Ach jo, sowas passiert denk ich öfter als allgemein zugegeben wird. Bei uns richten die Schwestern die Infusionen, und ich hab auch mal angehängt, und mich gewundert dass nix geht, um dann zu merken, dass es nicht entlüftet war. Mein Fehler war es, nicht kontrolliert zu haben, weil ich mit meiner lieblingsschwester Dienst hatte die sonst sehr verlässlich war und Dinge oft schon bereit hatte bevor man sie ausgesprochen hatte.
Hab es ihr dann in aller Freundschaft auch gesagt, und nun passen wir beide etwas mehr auf :-)

glücksdrache
02.06.2013, 06:47
Hallo,

ich persönlich finde es viel schlimmer, dass man den Fehler dann nicht eingesteht, sonderm das Pflegepersonal links liegen lässt.

Wer sowas auch in anderen Situationen tut, kann auch mal jemanden gefährden und die Ausrede " Ich wußte ja nicht, wie das geht !" interessiert später auch keinen.

Mich regen die Kollegen auf, die Patienten schaden und immer das als Ausrede haben.

Bis dann,
Drache

kut66
02.06.2013, 07:43
Ja ja... bis man Arzt ist, darf man nix machen und wenn mans dann ist, soll man alles können

Paradebeispiel Zugänge legen
Wie oft wurde ich in Famulaturen etc weggescheucht mit den Argumenten "Privatpatient", "schleche Venen", "es muss schnell gehen"

Jetzt klingelt man mich ohne mit der Wimper zu zucken nachts für ne Braunüle raus
oder auch beliebt: "Ich hab jetzt schon 3x gepiekt und finde nix, jetzt musst du mal ran"
Klar, weil ich das ja so viel besser kann

Dasselbe Spiel mit DKs...
NIE durfte ich einen in Praktika/PJ legen. Das sei ganz klar pflegerische Tätigkeit.
Jetzt heißt es gerne mal.. "ne, also da komm ich nicht durch. Das muss jetzt ein Arzt machen"

Miss_H
02.06.2013, 08:21
Im Pflegepraktikum wurde es mir von der PDL verboten invasive Sachen zu machen. Und vom zuschauen lernt man es halt nicht.

Skalpella
02.06.2013, 08:47
Schade! Was spricht dagegen, jemandem unter Aufsicht (keiner spricht davon, dass der Praktikant etwas alleine machen soll) einfachste Tätigkeiten beizubringen? Ich habs früher gemacht und kenne es auch so von meinen Stationen. Man hat ja auch später etwas davon. In netten Abteilungen soll es vorkommen, dass ehemalige Pflegepraktikanten als Famulant, PJ, usw. wiederkommen.
Ich glaube aber, dass die Anleitung von Pflegepraktikanten nur dann flächendeckend besser werden würde, wenn es einen verbindlichen Tätigkeitskatalog gäbe.
Dann werden peinliche Situationen seltener. Ein Komilitone von mir hat im Notfallmedizinpraktikum ein Infusionssytem falsch herum (also mit der Spitze an die Braunüle) angeschlossen. Von Entlüftung ganz zu schweigen.

WackenDoc
02.06.2013, 09:14
DIE Diskussion hatten wir ja schon.
Bei mir im KPP wurde auch um jede einfachste Tätigkeit ein Riesenbohei gemacht. Als KPP an Medikamente- und sei es nur unter Aufsicht- um Gottes Willen. Infusionen zudrehen wenn leer, aber niemals abstöpseln, anstöpseln, vorbereiten.

Dafür kann ich Bettpfannen in die Spülmaschine stellen, Tabletts austeilen, Post auf andere Stationen bringen und gewaschene Verbände wickeln (damals haben die Verbände nach Gebrauch gewaschen und an irgendwelche Dritte-Welt-Länder geschickt. Ich weiss aber nicht mehr ob das nur welche waren, die mit Wunden keinen Kontakt hatten)

Meiner persönlichen Meinung nach, kann man Praktikanten sehr viele Dinge unter Aufsicht bzw. Kontrolle machen lassen. Nur das kostet eben Zeit. Wenn der Prakti das aber gut kann, spart er wieder Zeit ein und auf lange Sicht hat man das Problem nicht, dass man als Famulant, PJ oder Jungassistent es immer noch nicht kann und dann auch immer wieder Hilfe braucht.
Geräteeinweisung für übliche Geräte wie Infusomaten sollte eigentlich auch Bestandteil von KPP und spätestens noch einmal PJ sein.

antonia123
02.06.2013, 09:36
Dasselbe Spiel mit DKs...
NIE durfte ich einen in Praktika/PJ legen. Das sei ganz klar pflegerische Tätigkeit.
Jetzt heißt es gerne mal.. "ne, also da komm ich nicht durch. Das muss jetzt ein Arzt machen"

das liebe ich auch!!

ich habe noch NIE! einen dk gelegt (obwohl ich schon mehrfach zur pflege gesagt habe sie sollen es mir bitte mal zeigen) aber ständig kommen dann so sprüche wie "ne, der blutet ja. dem leg ich keinen dk, das musst du machen" ..da könnt ich ausflippen

UweWoellner
02.06.2013, 09:37
Die Problematik beim KPP ist, dass die Pflege leider oft kein Interesse daran hat, die Medizinstudenten in solchen praktischen Dingen anzuleiten. Ausnahmen gibt es natürlich, aber bei mir persönlich war es eher so, dass ich den Eindruck hatte, man wolle mich lieber für lästige Arbeiten (waschen, Hol-/Bringdienste, füttern, etc) ausnutzen.
Als ich im PJ war stand ich am Anfang auch vor den Infusiomaten, Infusionen etc und war total überfordert. Habe dann aber die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute von der Pflege schon fast geehrt gefühlt haben, wenn man (freundlich) gefragt hat, ob einem die ein oder andere Sache gezeigt werden kann. Ich denke als Arzt bricht einem auch kein Zacken aus der Krone, wenn man mal die Pflege um Hilfe bittet.

altalena
02.06.2013, 10:03
Also, zum Thema DK: Ich (in dem Falle in der Rolle der Krankenschwester) würde niemals auf die Idee kommen, 'nen Arzt/'ne Ärztin zu bitten, diesen zu legen, wenn ich es nicht hinbekomme. Ich hab mich dann mal an ne andere Schwester auf der Nachbarstation gewandt, wenn ich nicht mehr weiter wusste :-))
Ich weiß aber von den Gynäkologinnen in meinem ehem. Haus, dass die (zwar sehr selten) mal von ärztl. Kollegen anderer Fachrichtungen zwecks DK-Legen zur Hilfe geholt wurden.

Was die Tätigkeiten im eines Praktikanten angeht, so halte ich es meistens recht individuell: Wenn ich merke, dass er/sie die absolute Flachpfeife ist, die eh keinen Bock auf das "elende Praktikum" hat (denn davon gibt es einfach immer noch viel zu viele. Die schreien immer am lautesten, wenn es darum geht, die Dauer des KPP zu verkürzen), dann ist mein Ansporn, demjenigen viel zu zeigen und beizubringen auch eher gering. Anders sieht es aber aus, wenn betreffende Person viel Interesse zeigt.
Ich denke, das ist genau die gleiche Kiste wie PJler/Stationsarzt..... da kommt es ja auch auf einen selbst und das Interesse an, das man an den Tag legt :-meinung

kut66
02.06.2013, 10:29
Ich habe im KPP mal sämtliche Schränke im Lager ausgeräumt und ausgewischt
Argument war, das gehört auch zu unseren Aufgaben (der Pflegenden) und entsprechend auch zu deinen



Um zum Thema Infusionen zurückzukommen
Ich stand mal im Pflegearbeitsraum vor ein paar vorbereiteten Infusionen und las die Aufschriften, nichts Böses im Sinn.
Kam eine Pflegekraft und herrschte mich an "Fass da bloß nichts an !"

Ich war damals so schnell einzuschüchtern, dass ich mir das zu Herzen genommen habe und mich dann überhaupt nicht mehr getraut habe, zu fragen ob ich dieses oder jenes mal machen darf.



Als ich es am Ende der drei Monate dann mal wagte, zu fragen, ob ich EINMAL einen Patienten in den OP begleiten dürfte (war für Krankenpflegeschüler auf dieser chirurgischen Station überhaupt kein Thema) wurde mir vorgeworfen, ich "führe mich auf wie ein Halbgott in weiß" (o-ton)
Ich konnte es erst gar nicht fassen, als ich das hörte.
Wie gesagt, ich war schüchtern ohne Ende, hab versucht, es allen recht zu machen und nie irgendjemandem widersprochen

Dieser Vorwurf hat mich noch ne ganze Weile beschäftigt
Genau das wollte ich nämlich nie sein, "Halbgott in Weiß"
War für mich ein schlimmer Vorwurf und ich hab mich lange gefragt, wessen Wahrnehmung die falsche ist.

Logo
02.06.2013, 10:50
Zum Teil traurig was man hier so liest...



Ich versuche idR Praktikanten (auch Schülerpraktikanten) rglm. aus dem pflegerischen Kram mal "auszuklinken" und nehme die mit ins Sono, auf Visite oder so... Da grummelt manchmal zwar ne Schwester, weil sie dann "füttern" muss etc., aber dafür kriegt sie auch Geld.