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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Indikation und Aussagekraft von Abdomen-MRT



DocEmmetBrown
05.06.2013, 16:16
Leider war unser QF Radiologie nicht so wirklich praxisbezogen, sodass ich mich besonders bei Bildgebungen nicht so richtig auskenne. Meine Frage bezieht sich auf die Abdomendiagnostik mittels MRT.

1. Was genau kann man im Abdomen-MRT (nicht MRCP oder MR-Sellink) beurteilen? In der Literatur findet man oft sehr allgemein, dass eigentlich alle parenchymatösen Organe hervorragend beurteilt werden können.

2. Was kann man im MRT besser sehen, als im Abdomensono oder Endosono, was schlechter? (sprich: Wann ordnet man ein Abdomen-MRT an und kein Endosono z.B.?)

3. Welche Aussagekraft hat das Abdomen-MRT über die Wände der Hohlorgane? (Magenwand etc.)

Bitte entschuldigt, falls die Fragen völlig uninformiert klingen, aber gerade bei der Schnittbildgebung fehlt es mir irgendwie an praktischem Grundwissen.

Mondschein
05.06.2013, 20:14
Du machst ja in der Regel kein "Abdomen-MR", sondern das Ganze organbezogen. Z.B. Pankreas oder Leber oder Nieren oder eben MR-Sellink oder MRCP.
Oft kannst du halt das Parenchym noch etwas besser beurteilen und z.B. bei Raumforderungen (die z.B. im Sono oder CT schon aufgefallen sind) kann das MRT hinsichtlich des Kontrastverhaltens bei der Einschätzung des "was ist das??" helfen, z.B. bei Leber-RF oder bei NNR-Raumforderungen (Inzidentalom vs. Adenom vs. Metastase). Nur als Beispiele.

Meist ist das MRT dann die zweite oder sogar erst dritte Bildgebung bei Unklarheiten. Sprich, man sieht was im Sono oder ggf. auch im CT, ist sich aber bzgl. Entität und Dignität nicht sicher.
Dann kommts drauf an, was sich als zweite Bildgebung anbietet. Endosono kann beim Pankreas gut funktionieren, hilft aber auch nicht immer weiter, dann wär z.B. ne Sequenz Sono - Endosono - MRT denkbar, v.a., wenn man nicht unbedingt ne Histo haben kann/ will. Oder in der Leber z.B. Sono-Raumforderung, dann KM-Sono und ggf. noch eine weitere Bildgebung (die kann dann entweder CT oder MR sein, die US-guidelines fürs HCC erkennen z.B. KM-Sono zur Zeit nicht als eigenständige Diagnostik an und fordern zum Teil zwei Bildgebungen, dann braucht man CT und MRT, wenns in beidem typisch ist, darf mans HCC nennen, ohne zu punktieren, in Deutschland hat das KM-Sono aber nen höheren Stellenwert und kann das MR z.T. ersetzen, aber auch nicht immer).
Ein Abdomen-MRT einfach so zum Suchen (Tumorsuche oder Fokussuche oder so) wäre aber unüblich, meist erst Sono u/o CT zum Suchen und dann gezielt MRT vom Organ, in dem was komisch war.
Bin allerdings kein Radiologe, das kann bestimmt noch jemand genauer beantworten.

FirebirdUSA
07.06.2013, 12:31
Ergänzend zu Mondscheins-Post:

MR-Abdomen zur Tumorsuche wird bei jungen Patienten gerne gemacht und bei Patienten die kein jodhalt. KM bekommen können, z.B. bei schwerer Allergie. Nachteil hier sind Bewegungsartefakte durch Darmmotilität, Atmung, etc. die in der CT keine Rolle spielen i.d.R.
Insbesondere die parenchymatösen Organe sind meist noch besser beurteilbar wie in der Sono oder dem CT, auch Lymphknoten sieht man sehr gut.
Die Wände von Hohlorganen sind im MRT meist schlecht beurteilbar wegen Bewegung (Buscopan hilft hier), große Läsionen sieht man natürlich. Diagnostik der Wahl für Magen-Darm-Trakt ist aber die Endoskopie.

Nessiemoo
07.06.2013, 16:14
Also was wir jetzt gelernt haben, ist das MRT eher länger dauert und ist auch teuer, und die aussagekraft ist nicht viel besser als CT.

deshalb macht man immer erstmal Sono, weil es schnell geht, ist billig und ohne strahlenbelastung - je nachdem was man da schon sicher sieht, würde es schon die weitere Handlung beeinflussen. (Da waren unsere Radiologen und Chirurgen sich auch nicht einig ob man zB bei freier Flüssigkeit noch ein CT macht oder nicht)

Wenn es schnell gehen muss und ein Notfall ist, macht man dann beim Bedarf ein CT, um OP-Indikation genauer zu stellen.

Wenn es aber eher jemand kommt, der seit Wochen/ Monaten Bauchschmerzen hat und man eher richtung chronischer Erkrankungen denkt (Crohn, Colitis) würde man dann MRT machen, um unnötiger Strahlenbelastung zu vermeiden und etwas bessere kontrast zu erzeugen.

DocEmmetBrown
08.06.2013, 16:33
@Healer
Wäre denn ein MRT (evtl. Sellink) geeignet, um eine CED erstzudiagnostizieren? Dachte bisher, dass wäre die Domäne der Koloskopie und MR-Sellink nur zur Verlaufskontrolle des Morbus Crohn geeignet?

par
08.06.2013, 19:14
@DocEmmetBrown:
Bei V.a. CED machst du bei Erstdiagnose nach Labor/Sono eine Endoskopie+ Biopsie zur Histologiegewinnung.
Bei Strikturen alternativ ein MRT-Sellink. Zur Verlaufskontrolle eignet sich neben Kontrollkoloskopien wieder die Sonographie.

THawk
08.06.2013, 23:59
Du brauchst zwingend eine Histologie zur Diagnose einer CED. Allein schon zur sichereren Differenzierung von Crohn u. Colitis ulcerosa.
Die Crohn-Patienten erhalten bei uns alle ein MR-Sellinck in der Primärdiagnostik zur Beurteilung des endoskopisch nicht zugänglichen Dünndarms. Parallel dazu eine Darm-Sonographie, diese eignet sich sehr gut zur Verlaufsbeurteilung. M.E. ist die Sonographie mit Mannitol-Passage auch bei der Beurteilung von Passagehindernissen (Strikturen bei Crohn zum Beispiel) dem MRT eher überlegen weil man den Vorteil der dynamischen Untersuchung hat (bestes und klassischstes Beispiel aus der Pädiatrie wäre die hypertrophe Pylorusstenose - reine sonographische Indikationsstellung, allerdings meist mit Teepassage statt Mannitol, MRT absolut obsolet).