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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : HES in der Intensivmedizin



Reflex
15.06.2013, 09:27
Ich bin heute morgen über einen Artikel im Ärzteblatt gestolpert. Die beiden Studien, auf die sich bezogen wird sind, aber an Sepsispatienten durchgeführt. Ist daher ein generelles Verbot/Verzicht von HES sinnvoll, bzw durch die Datenlage sinnvoll?

HES war für uns auf der Stroke Unit immer eine etablierte Zwischenlösung bei Hypotonie, um nicht gleich Kathecholamine geben zu müssen/wollen ohne arterielle Messung...

Meinungen und Erfahrungen? insbesondere von den Intensivmedizinisch bewanderten Kollegen?

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54799/Hydroxyethylstaerke-EMA-fuer-Verbot-von-Volumenersatzmittel

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15.06.2013, 13:08
In unserer internen Fortbildung bzgl. Schock-Management bezog sich der referierende Kollege auch auf diese Studien/Artikel und auf irgendwelche amerikanische Leitlinien (die ich leider nicht mehr wiedergeben kann)... Fazit war:
- HES möglichst vermeiden
- rasche und großzügige Volumen-Substitution mit NaCl, zu VEL-Lösungen gab es leider kein verwertbares Statement
- dann eskalieren mit Arterenol, Dobutamin, Ardrenalin je nach Situation

Wenn mir ein Patient hypoton geht und er nicht gerade nen kardiogenen Schock hat, finde ich ne wirklich rasche Gabe von 500-1000ml NaCl ganz probat. HAES finde ich im Hinblick auf Niere, Coating-Effekt und so einfach problematischer. Wenn der Patient schlucken kann, sind auch nach Infusion bei Bedarf Effortil-Tropfen vorstellbar oder Akrinor, wenn du es iv. magst - sofern neurologisch (Stroke sagtest du glaube ich...) vertretbar.
Arterie legen und Perfusor b.B. finde ich jetzt auch nicht so dramatisch -allein schon wegen des erweiterten Monitorings bzw. der Option dazu.

Gruß LOGO

Reflex
16.06.2013, 13:26
Arterie legen und Perfusor b.B. finde ich jetzt auch nicht so dramatisch -allein schon wegen des erweiterten Monitorings bzw. der Option dazu.

Das ist aber auf unserer Stroke Unit wegen fehlendem Material und Nicht geschulten Personal nicht mal eben möglich wie auf einer herkömmlichen Intensiv. Also bleibt mir wohl nicht anderes übrig als Fälle, die ich mit Volumensubstitution nicht stabil zu bekomme, auf die Intensiv weiter zu verlegen. (was bei uns aufgrund der hohen Auslastung gerade bei Grenzfällen immer eine große Diskussion nach sich zieht) Akrinor spritz ich ungern aus der hohlen Hand ohne gescheites arterielles Monitoring...

Bille11
16.06.2013, 13:31
grad akrinor lässt sich doch prima "aus der hohlen hand" mit rr-messung riva-rocci-mässig spritzen..

dank der glassplitter- und damit rückruf-aktion aller chargen, derzeitigem engpasses von akrinor nehme ich hier auch NA "aus der hohlen hand" in 0,1 bis 0,01mg/ml verdünnungen bolusweise zur rr-stabilisierung ohne wirkliches monitoring ausser meiner riva-rocci-messung. das lässt sich im krankenhaus genauso umsetzen. für kurze zeiten.
ansonsten verlangt es eine hohe personaldecke wg 1:1 betreuung des patienten, die nicht gewährleistet sein dürfte.

Sebastian1
16.06.2013, 13:36
- rasche und großzügige Volumen-Substitution mit NaCl, zu VEL-Lösungen gab es leider kein verwertbares Statement


NaCl? Macht wunderbare hyperchlorämische Azidosen, wenn man es übertreibt...aber die balancierten VEL hast du ja selbst schon angesprochen.

Zoidberg
16.06.2013, 14:48
endlich auch mal jemand, der den Unsinn von NaCl versteht, es gibt ja nur seltene Indikationen für NaCl statt VEL

Bille11
16.06.2013, 17:09
hier wird nacl aus exakt diesem grund auch verteufelt.. :-)) gsd.
es ist nur in wenigen fällen angebracht, nacl 0,9% in grossen mengen zu infundieren.

Relaxometrie
16.06.2013, 17:18
es ist nur in wenigen fällen angebracht, nacl 0,9% in grossen mengen zu infundieren.
Bei einer hypochlorämischen Alkalose, oder wann?

Bille11
16.06.2013, 17:40
^ z.b.

wenn ich einen hypochlorämischen, hyponatriämen patienten habe, der durch cvvh nicht besser wird, respiratorisch nicht angemessen kompensierbar, bei dem ich aus irgendeinem grund keinen tee en masse über die ernährungssonde kippen möchte, da gebe ich durchaus mal 1-2k ml nacl 0,9% iv.

steinige mich. :-))

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18.06.2013, 17:13
Die "Unphysiologie" von NaCl-Infusionen habe ich im Rahmen unserer Fortbildung als Zuhörer-Kommentar auch thematisiert - das wird/wurde aber ignoriert. Ein Jungassistent darf den Leitenden der Kardio halt nicht "vorführen" ;-) So what... Ich gebe "heimlich" weiter VEL - entgegen unserer neuen "Standards".

Reflex
04.07.2013, 17:40
In der aktuellen Ärzteblattausgabe gab es einen detailierten Artikel zum Thema:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/141430/Volumentherapie-mit-Hydroxyethylstaerke-beim-kritisch-Kranken-Eine-Neubewertung?s=HES