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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage an die zukünftigen Pädiater



karowlang
16.06.2013, 09:50
Erstmal Hallo zusammen!

Ich befinde mich gerade in den letzten Zügen des Studiums und stehe vor der Entscheidung in welche Richtung es danach weiter geht.
Im PJ konnte ich mich nun nicht entscheiden zwischen Pädiatrie und Allgemeinmedizin als Wahlfach. Nach einiger Überlegung habe ich mich letztlich für Allgemeinmedizin entschieden.
(Eine 2-wöchige Famulatur habe ich mal in der Pädiatrie absolviert, leider durfte ich eigentlich nur als "Schatten" dem Oberarzt folgen und habe selbstständig gar nichts machen dürfen.)
Während des laufenden PJ´s hat sich aber für mich persönlich herausgestellt, dass ich das Fach der Pädiatrie mit Abstand am Spannendsten finde und am liebsten in diesem Fach unterkommen würde.

Nun zu meinem "Problem": So interessant ich das Fach auch finde und so gerne ich Kinder auch habe, so habe ich doch eine große Befürchtung und Angst: Ich habe etwas Berührungsängste!
Ich habe bisher einfach wenig Erfahrung mit Kindern, weiß oft nicht, wie ich altersgemäß auf sie eingehen kann und Umgang in Extremsituationen hatte ich noch gar keinen mit Kindern.
Jetzt die Frage: sind diese anfänglichen Berührungsängste normal? Vergehen diese Ängste schnell oder sollte man mit anfänglichen Bedenken was den Umgang mit Kindern angeht gar nicht erst das Fach machen?

Ich versuche mich selbst zu beruhigen indem ich mich daran erinnere, dass ich als Stoffel in der ersten Famulatur auch Berührungsängste mit den älteren Omis hatte und dennoch heute keinen Gedanken mehr daran verschwende.

Wäre toll, wenn jemand mal kurz seine Erfahrung einbringen könnte und seine ehrliche Meinung, ob man trotz (hoffentlich nur anfänglicher) Berührungsängste in der Pädiatrie sein Traumfach finden könnte.

WalterSobchak
16.06.2013, 11:51
Hmm, schwer zu sagen, da ich schon immer Pädiatrie machen wollte. Trotzdem. Deine 'Berührungsängste' sind glaub ich völlig normal - und ähnlich denen, die du bei den erwachsenen Patienten anfänglich auch hattest.
Ich denke, als Pädiater sollte man schon nen Draht zu Kindern haben und ne Menge Verständnis für ihre Ängste, Verständnis dafür, dass sie sich mitunter auch NICHT untersuchen lassen wollen, oftmals schreien und einen total blöd finden und man bei nem zweijährigen eben nicht immer wie bei Erwachsenen "mal schnell" ne Sono macht oder ne Kontroll-BE, sondern manche Dinge einfach mehr Zeit brauchen als in der Erwachsenenmedizin. Wichtig finde ich die Bereitschaft, sich auf die Kinder einzulassen und gelegentlich in Ihre Welt einzutauchen.
Und jetzt das große ABER:
Wir sind ja keine Erzieher (oder wie man früher sagte-Kindergärtner), was heißen soll, dass man die Kinder zwar kindgerecht behandeln soll, sie aber primär Patienten sind - und wir nicht als oberstes Ziel haben (können), uns bei Ihnen beliebt zu machen oder sie nur zu bespaßen.
Deshalb denke ich, dass man auch ohne ein begnadeter Kindernarr zu sein ein guter Pädiater werden kann (obwohl es natürlich hilfreich ist ;-) )

Und zu den Extremsituationen: da gibt es sooo viele, vom sterbenden Frühgeborenen über das Medulloblastom bis hin zur ungewollt schwangeren 14 jährigen - jede sogenannte "Extrem"situation ist individuell (und jeder definiert den Begriff anders) und die Angst davor ist völlig normal - sollte einen aber nicht dran hindern den Beruf zu ergreifen :-)

Wenn du selbst in bisschen Kind geblieben bist, den nötigen Ernst bei der Sache nicht außen vor lässt und auf die großartigsten aller Patientenäußerungen ("Ich hab gar keinen Husten mehr, soll ich mal zeigen?" - dick aufgeblasene Backen und Stille :-)) ) Lust hast, geh in die Pädiatrie :-)

Five Stories Falling
16.06.2013, 14:31
also für mich war ja Pädiatrie lange Jahre das Fach, welches ich mir während des Studiums am wenigsten vorstellen konnte... eben auch weil ich, außer mit meinen eigenen Geschwistern oder Cousins und Cousinen, eher wenig Kontakt zu Kindern hatte und auch solche "Berührungsängste".
Dann hatte ich kurz vor dem PJ noch eine Famulatur übrig und habe es einfach aus Interesse mal in der Pädiatrie versucht.
Und siehe da, mir hat's so gefallen, dass ich in dem Haus auch noch Pädiatrie-PJ gemacht habe und nach dem HEX ziemlich schnell eine Pädiatrie-Stelle gefunden habe. Und dort arbeite ich schon über 3 Jahre :-blush
Ich hab mir anfangs ne Menge von Kollegen abgeguckt, immer versucht ganz unvoreingenommen auf die Kinder zuzugehen, und meiner Meinung nach ist es bis zu einem gewissen Grad einfach "Übung".
Ansonsten schließe ich mich meinem Vorredner an :-)

Versuch's doch einfach mal. Falls du merkst dass Pädiatrie doch nichts für dich ist kannst du immer noch in die Allgemeinmedizin wechseln...

karowlang
17.06.2013, 21:07
Vielen Dank für Eure Antworten!!

Ich bin jetzt sehr beruhigt. Eigentlich ist es ja schon so, dass ich Kinder toll finde und mir gut vorstellen könnte mit Ihnen zu arbeiten, auch wenn es naturgemäß desöfteren viel Geduld erfordert (die ich aber eigentlich habe) :-)

Meine "Berührungsängste" haben sich in erster Linie darauf bezogen, dass ich eben noch keine Techniken habe, Kindern die Untersuchung so angenehm, spielerisch und stressfrei wie möglich zu gestalten.
Aber da hoffe ich auf einen gewissen Übungseffekt und auch darauf (wie ihr geschrieben habt), sich anfangs viel bei Kollegen abzuschauen.

Haweee
18.06.2013, 15:52
Im Grunde benötigst du in meinen Augen nicht mehr Techniken, um etwas "spielerisch" zu erklären, als in jedem anderen Fach auch. Natürlich gibt es Leute, die z.B. mit einer Handpuppe oder roten Clownsnase durch die Visite laufen... Ich brauche sowas nicht.
Empathie und Einfühlungsvermögen, gerade auch für die Situation der Etern, ist da doch ne Ecke wichtiger.

Gutes Gelingen!